zwiefldraader
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Input
Das Pedal, über das ich nun - wie vor vielen Monden versprochen - ein kleines Review schreiben will, ist schon eine ganze Weile in meinem Besitz. Die Honeymoonphase ist vorüber und es hat seinen Platz auf meinem Board noch immer.
Angefangen hat alles mit meiner Suche nach einem Treter, mit dem ich meinen Sound anschmutzen kann und der dabei dann immer noch amplike reagiert und die Spieldynamik überträgt. Hierzu hab ich, um mich schlau zu machen, einen Beratungsthread (mit genauen Vorgaben) eingerichtet, welcher nicht nur den Effekt hatte, dass ich eine Menge interessanter Vorschläge bekam, sondern dass auch das ein oder andere kleine Paket bei mir zu Hause gelandet ist.
Anbei eine PM oder Mail mit dem Tenor „probier´s mal aus, dann verkauf ich es Dir (vielleicht!)“. In einem dieser Päckchen befand sich ein Pedal, von dem ich zuvor nie, nie, nie etwas gehört hatte – und das sich auch in den Youtubefilmen zwar ganz gut angehört hatte, aber auch nicht so, dass ich dachte, DAS wäre der Heilige Gral.
Dieses kleine Pedal ist also das überaus schick gestaltete SviSound OverZoid Oz1.
Demnach kann ich leider nichts Hilfreiches zum Thema Unpacking beitragen, da ich es gebraucht erworben habe und keine Ahnung, wie gut verpackt die kleine Kiste ist, wenn sie aus Bulgarien in die Post geht. Na ja – einen kleinen Hinweis habe ich trotzdem. Immerhin kam das Pedal im Originalkarton. Und der ist ziemlich genau der Standard, den man so kennt. Meine Analog.Man Treter waren genauso verpackt. Allerdings war beim Svi keines der hübschen Säckchen dabei, die Mike immer mitschickt. Was nun um diesen Karton war, entzieht sich meiner Kenntnis – lässt sich aber wohl bald nachvollziehen, da ich mittlerweile mein zweites Pedal von Mark/SviSound erwarte. Sobald die Post also bei mir klingelt, werde ich dazu Verlässlicheres sagen können.
Über SviSound lässt sich sagen, dass es eine kleine Boutiqueschmiede ist, die in Bulgarien beheimatet ist. Mark Svirkov, ursprünglich aus Russland, baut bereits seit 1978 Pedale, hat also schon ein bissl Erfahrung und zudem hervorragenden Zugang zu alten Sowjet-Transistoren. Man kann ihn englisch anschreiben und bekommt sehr verlässlich binnen kürzester Zeit eine Antwort. Die ist auch in einer Art Englisch verfasst und bezieht sich fachkundig auf die Fragen. Wer des Russischen mächtig ist, kann sicherlich noch ausführlicheren Einblick in sein Schaffen bekommen. Jedenfalls war mein Kontakt mit ihm immer aufschlussreich und sehr nett.
Übrigens bekommen die Pedale in USA und besonders in Australien deutlich mehr Presse als hierzulande – was verwundert, da Bulgarien-Australien nicht unbedingt der nächste Weg ist. Jedenfalls gibt es einen eigenen Vertrieb für die schön gestalteten Pedale in USA, Japan, Singapur China, Australien und sogar Italien. In Deutschland scheinen die üblichen Verdächtigen nicht so richtig anzubeißen… es könnte also nicht schaden vielleicht ab und an mal eine Erkundigungsmail an verschiedene Boutiquehändler zu schreiben. Zu gönnen wäre es Mark, denn er macht Overdrives, Fuzzes, Phaser, Compressor, Autowah, Echopedale und wahrscheinlich sonst einiges Mehr, wenn man ihn nett fragt.
Ein etwas älteres Interview mit Mark findet sich übrigens HIER.
Spannend dabei finde ich, dass es versucht, Vieles technisch mit Germaniumtransistoren zu lösen oder optisch. So gibt’s bei ihm nen Phaser auf Germaniumbasis und einen Optischen. FET-Phaser gibt es ja auch schon zu Genüge auf dem Markt.
Die neuere Techno-Line besteht aus boardfreundlichen Minipedalen. Es finden sich darin ein GE-OD, Fuzzes, ein Distortion, ein Phaser (optisch) und ich schätze bald ne Menge mehr. Wer also auf der Suche nach was-weiss-ich-was ist, sollte sich die Homepage von SviSound mal reinziehen. Ich krieg da immer lange Zähne… aka GearGier aka GAS.
Technisches
Wenn man auf das schöne Pedal kuckt, stellt man fest, dass es ein übersichtliches Bedienpanel gibt auf dem sich neben Volume, Tone und Gain noch ein kleiner Switch versteckt. Letzterer sollte zur Bassanhebung dienen und greift je nach Potistellung stärker oder subtiler ins Geschehen ein. De facto meine ich aber, dass keine Bässe angehoben werden, sondern dass es die subtile Beschneidung der unteren Register – welche sich bei höherer Lautstärke oder Humbuckern und fetteren P90 als sehr zweckmäßig erweist, auch umgangen werden kann. Ich vermute, dass damit eine Input-Cap by“ge“passed (dieses schöne Wort war dringend nötig) wird, weiß es aber nicht verlässlich.
Aufgebaut ist das Pedal, wenn man es denn doch öffnet, übrigens auf einer eigenen Platine von SviSound mit – sofern man es erkennen kann – platzsparender SMD Technologie. So genau ergattert der Blick es denn nicht, da der Schaltkreis unter einer dicken Suppe vor unangemeldeten Besuchern geschützt ist. Verständlich, in Zeiten den Cloneism…
Die Potis auf dem Panel verhalten sich interaktiv. Dabei ist hilfreich ein bisschen herum zu probieren, wo man seinen persönlichen Sweetspot zwischen Volume und Gain findet. Ich hatte den Eindruck, dass das Volumen zumindest mal gegen 9 Uhr stehen sollte oder nur wenig darunter. Es macht auch nichts aus, das Gain weiter aufzudrehen, wenn man mit seinen Gitarrenpotis umgehen kann. Das Pedal ist derart dynamisch, dass ich sehr vergleichbare Sounds rauskriege, wenn ich entweder mit Vollstoff auf Mediumgain kloppe, oder die Zerre auf 16 Uhr stelle und an der Gitarre zurückgehe. Das klappt derart gut, dass ich selbst, wenn ich Vollgas gebe und der Gainregler sich gegen 17 Uhr neigt, mit Fingern ein fast komplett cleaner Sound erzeugen lässt. Dafür drehe ich nicht mal die Gitarre leiser (die ich ohnehin nur selten auf 10 habe). Aber dann sind wir ja schon fast beim Klang. Mit sehr niedrigen Volumen mischen sich in die Zerre leider ein paar bröselige Artefakte. Das legt sich allerdings, wenn ich beim Pedal mehr aufdrehe und auch, wenn die Grundlautstärke des Amps zunimmt.
Ach ja – bevor ich es vergesse – die kleine Kiste liegt QUER vor den Füßen. Ein- und Ausgang sind kopfseitig angebracht, was ich sehr begrüße. Und die LED hat dasselbe Blau, wie die meines Amps
Output
Meine erneute Testreihe mit dem Pedal war immer Gitte-Pedal-Amp. Nichts Anderes dazwischen, nix moduliert oder geboostet. Wer Fragen dazu hat, ich kann dann noch mal konkret Rumspielen. In meiner Effektkette kommt der Oz1 eigentlich recht spät (SunFace, Wah, UniVibe, AstroTone, OZ1, Delay) und hat damit gar keine Probleme.
Zum Einsatz kam mein Havelstar 5881SDC im Zusammenspiel mit einer 112er mit einem amerikanisch klingenden Speaker, genau genommen dem WGS G12A. Als britisches Pendant hielt mein 18w TMB Clone her, bei dem ein WGS ET-65 für die bewegte Luft sorgt. Ich habe also sowohl eher amerikanische als auch eher britische Vintageampfarben bemüht (wobei mein Havelstar zwar recht offen klingt, aber erheblich mildere Höhen absondert als beispielsweise ein Blackfaceamp).
Vor dem Pedal hing zum Einen meine gepimpte Epiphone Dot, die ein paar Bluesbucker als Pickups bekommen hat sowie noch ein paar mehr Upgrades und meine RBC Tele, mit P90 Häussel 1956 Soapbar am Hals (tap-bar oder däbbebl, wie der Franke sagt) und einem BigMag am Steg.
Die Strat blieb an der Wand, hab ich aber in Erinnerung.
Zum Sound lässt sich sagen, dass das Pedal enorm transparent ist. In jeder Einstellung ist es möglich, die Gitarre und die Pickupstellung durchzuhören. Da ist keine Gleichmacherei am Werke, wie ich dies oft mit Zerrpedalen erlebe, sondern selbst in dicker Sättigung reagiert das OverZoid noch dynamisch auf den Input und bildet Unterschiede der Klangcharakteristika ab. Das Gainpoti reagiert ähnlich wie bei einem FuzzFace, bietet aber einen weiteren Spielraum, in dem es gut klingt.
Mit ähnlich einem FF meine ich, dass der untere Bereich, bis etwa 10 Uhr tendenziell eher bröselige Zerre entlockt, wenn man denn so viel reinhaut, dass es überhaupt zerrt. Hier mischen sich auch mitunter oben genannte fizzelige Artefakte mit ins Klangbild, die bisweilen etwas unnatürlich scheinen können. Dank der Dynamik der Kiste macht das aber nix. Einfach Gain weiter auf und an der Gitarre einen Tacken runter mit dem Volumen und schon kriegt man das in den Griff.
Am anderen Ende des Regelwegs merkt man, dass das Pedal, auch vergleichbar dem FF ab etwa 15.30 Uhr beginnt zusätzlich Obertöne und Presence zu spendieren. Das ganze Signal wird dann merklich heller. Bei einem FF kann man eigentlich erst ab hier anfangen zu arbeiten. Das OverZoid klingt aber meiner Meinung nach bereits ab gegen 11Uhr richtig gut und ausgewogen. Ich würde sogar eher sagen, dass der Bereich zwischen 11 und 14 Uhr der Neutralste ist, was den transparenten Frequenzgang angeht.
Im oberen Zerrbereich wird es dann eben eher fuzzig im besten Sinne. Dicker mit extra Presence. Aber das verändert den Gitarrenklang. Um die Mittagsstellung ist das Pedal eigentlich vollkommen treu gegenüber dem Signal, das reinkommt. Wenn ich so anschlage oder runterregle, dass das Pedal noch clean bleibt, entspricht es dem Ton, den ich im Bypass direkt in den Amp habe. Chapeau!
Auch wirkt der Zerrsound dann sehr organisch und natürlich. Der Klang lässt sich formen, wie bei einem guten Amp, der in die Sättigung geht, reagiert auf Spieldynamik und auch Nuancen werden abgebildet. Selbst subtile Veränderungen am Tonepoti der Gitarre wirken sich aus.
Das ist auch sinnvoll, denn das Tonepoti des Pedals agiert ein wenig ungewohnt und anders als man erwartet. Es greift weiter oben im Frequenzband ein und wirkt eher, wie wir es vom Presence Poti am alten Amp her kennen. Der Klang wird offener, obertöniger und luftiger, wenn man weiter aufreißt.
Am „Nachmittag“ spendiert es Durchsetzungsfähigkeit und ein wenig Gezissel, welches im Band- und Spielkontext vollkommen unerheblich ist, aber die Hörbarkeit des Gitarrensignals im Mix merklich erhöht.
Am Linksanschlag kommen immer noch genügend Höhen durch. Vielleicht so, als ob man sein Tonepoti an der Gitarre ein klein wenig zurückgenommen hätte. Mumpfig wird hier der Klang nie. Ein wenig mittiger und dicker ganz links. Dafür weniger luftig, was ein Kriterium sein kann, wenn man mit weniger Gain spielt (so wie ich).
Ich würde das Poti eigentlich griffiger mit „Attack“ bezeichnen, denn genau dieser kommt entsprechend der Potistellung anders zur Geltung. Links mildert den initialen Knack im Ton etwas ab, um die Mittagszeit verhält sich das Pedal recht neutral zum Eingangsattack und gegen rechts wird der Knack hörbarer, betont. Man braucht also das Gitarrenpoti auf alle Fälle noch, wenn man den Wunsch hat, den Sound abzudunkeln oder weiter zu verdicken. Ich finde das genau perfekt. Aber das Pedal arbeitet eben mit dem Eingangssignal dynamisch und liefert nicht einen ganz bestimmten Sound auf Abruf. Der Spieler ist gefragt, den Klang zu formen. Das ist sehr amplike und macht mordsmäßig Spaß. Und Arbeit… Eines der Pedale, die einem helfen können, zu lernen, besser zu spielen.
Dies bedeutet auch, dass sich das OverZoid an unterschiedlichen Amps auch unterschiedlich verhält. Im Zusammenspiel mit meinem Havelstar, der ja schon genügend warme Mitten liefert, macht es sich eigentlich immer besser, den Bass aufgeräumt zu lassen, also den kleinen Eingriff in die unteren Frequenzen, der der sog. BassBoost per Toggle zulässt zu nutzen, indem man den „Boost“ (der eigentlich das Gesamtfrequenzband wiederherstellt für meine Ohren) getrost aus lässt. Humbucker profitieren meiner Meinung nach sehr von dem Eingriff, denn auch wenn man nur mit sehr wenig Zerre spielt oder das Pedal als Cleanboost nutzt, gewinnt der Ton an Frische und irgendwie auch an Eleganz, Glanz. Dieser Eingriff ist, wie bereits beschrieben, nicht besonders vordergründig (ganz anders als der „Bassklau“ bei einem Tubescreamer!) und gefällt sogar mir. Und ich scheue eigentlich Pedale, die den unteren Bereich ausdünnen wie… Also ich kann das normalerweise nicht leiden.
Selbst an meine Tele, die ja mit P90 daherkommt, kann ich den Toggle getrost auf der dünneren Variante lassen. Überhaupt würde ich sagen, dass P90 zum OverZoid passen wie kein Pickup, den ich sonst gehört oder gespielt habe. Da treffen sich einfach die Dynamikkünstler unter den Spulen wie unter den ODs – genial.
Auch Humbucker. Mir sind die Doppelspuler für meine Ästhetik ja oft ein wenig zu muffig, mir fehlt oft der Schimmer, die Offenheit, die ein Singlecoil anders überträgt. Mit dem OverZoid, habe ich den Eindruck, dynamisiert sich auch hier mein ganzes Spiel. Neben dem Gesamtklag, überzeugt mich vor allem die „Haptik“ des Pedals. Es reagiert immer organisch, lebendig. Ich kann das nicht so gut beschreiben, aber es „fühlt sich einfach richtig an“. Zumindest für mich.
Die Strat klingt auch klasse über das Pedal. Sonst wäre es nicht mehr auf dem Board. Aber es ist nicht dasselbe Spektakel für mich, wie ich es mit Buggies oder P90 erlebe. Vielleicht auch, weil Singlecoils am Ehesten von einer Betonung der Frequenzen profitieren, die das OverZoid subtil filtert. Klar – einfach den Toggle hoch und alles ist wieder da. Aber es ist eben KEIN Tubescreamerpedal, das die Mitten betont unterstützt. Das mögen ja Strats manchmal. Hier wird nix gebogen.
Am britischen Amp ändert sich das Bild ein wenig. Gerade bei geringeren Lautstärken, gibt der Basstoggle in „on“ Stellung ein Mehr an Fundament, Autorität. Das klingt dann aber nicht nach Metal, sondern nach der schönen, alten Rockkante. Ich habe mich, ganz wie von selbst, Hendrix Licks zu spielen hören. Dieser durchhörbare Balladenton, den heutig sozialisierte Rock´n´Roller schon mal mit clean verwechseln, weil er nicht mit der Bratpfanne kommt. Und das auf Zimmerlautstärke und dynamisch formbar? Genau. Geht. Und zwar mit meiner P90-Tele.
Das Zisseln, das man über amerikanische Speaker und nen amerikanisch ausgelegtem Amp eher noch hört, tritt dann ganz in den Hintergrund. Ich muss zugeben – die Kombination mit altem Marshall Grundsound ist ziemlich beeindruckend. Bei den Humbuckern würde ich dennoch den Sound wieder ausdünnen.
Für mich ist der OverZoid, obwohl er das bei Einführung glaube ich gar nicht sein wollte, klar ein Overdrive, das die Vintagefraktion anspricht. Für Metal gibt es weder ausreichend Aufräumarbeiten im Bass, noch genügend Kompression, geschweige denn Behilflichkeit für Punch. Das geht schon, aber das machen andere besser, denke ich.
Wenn es aber drum geht den Ton mit Hilfe seiner Finger zu formen, die Nuancen nicht in der Kompression untergehen zu lassen, das Spiel zwischen Clean und Crunch farbig zu wechseln, ohne ständig Treter an, Treter aus zu tanzen – dann hatte ich bislang noch nichts Besseres unter den Füßen. Ich empfehle das Pedal auch eher für Gitarren mit gemäßigtem Output, die all diese Spielereien zulassen. Wenn Deine Finger die Spendierhosen anhaben und so richtig elegant einen raushauen, dann hat es das Oz1 auch. Wenn Du aber Unterstützung dabei suchst, etwas abzumildern, was die Finger noch nicht so machen, wie sie sollten, ist das OverZoid vielleicht nicht der passende Partner.
Wenn man so von vorne draufkuckt, dann hat man sofort den „Funny Man“ im Blick, das Logo von SviSound. Und auch, wenn er keine Sprechblase dort stehen hat, weiß ich genau, was er zu Dir sagt:
„Zeig´ was Du drauf hast!“
Danke für´s Lesen.
S´Zwieberl
Das Pedal, über das ich nun - wie vor vielen Monden versprochen - ein kleines Review schreiben will, ist schon eine ganze Weile in meinem Besitz. Die Honeymoonphase ist vorüber und es hat seinen Platz auf meinem Board noch immer.
Angefangen hat alles mit meiner Suche nach einem Treter, mit dem ich meinen Sound anschmutzen kann und der dabei dann immer noch amplike reagiert und die Spieldynamik überträgt. Hierzu hab ich, um mich schlau zu machen, einen Beratungsthread (mit genauen Vorgaben) eingerichtet, welcher nicht nur den Effekt hatte, dass ich eine Menge interessanter Vorschläge bekam, sondern dass auch das ein oder andere kleine Paket bei mir zu Hause gelandet ist.
Anbei eine PM oder Mail mit dem Tenor „probier´s mal aus, dann verkauf ich es Dir (vielleicht!)“. In einem dieser Päckchen befand sich ein Pedal, von dem ich zuvor nie, nie, nie etwas gehört hatte – und das sich auch in den Youtubefilmen zwar ganz gut angehört hatte, aber auch nicht so, dass ich dachte, DAS wäre der Heilige Gral.
Dieses kleine Pedal ist also das überaus schick gestaltete SviSound OverZoid Oz1.
Demnach kann ich leider nichts Hilfreiches zum Thema Unpacking beitragen, da ich es gebraucht erworben habe und keine Ahnung, wie gut verpackt die kleine Kiste ist, wenn sie aus Bulgarien in die Post geht. Na ja – einen kleinen Hinweis habe ich trotzdem. Immerhin kam das Pedal im Originalkarton. Und der ist ziemlich genau der Standard, den man so kennt. Meine Analog.Man Treter waren genauso verpackt. Allerdings war beim Svi keines der hübschen Säckchen dabei, die Mike immer mitschickt. Was nun um diesen Karton war, entzieht sich meiner Kenntnis – lässt sich aber wohl bald nachvollziehen, da ich mittlerweile mein zweites Pedal von Mark/SviSound erwarte. Sobald die Post also bei mir klingelt, werde ich dazu Verlässlicheres sagen können.
Über SviSound lässt sich sagen, dass es eine kleine Boutiqueschmiede ist, die in Bulgarien beheimatet ist. Mark Svirkov, ursprünglich aus Russland, baut bereits seit 1978 Pedale, hat also schon ein bissl Erfahrung und zudem hervorragenden Zugang zu alten Sowjet-Transistoren. Man kann ihn englisch anschreiben und bekommt sehr verlässlich binnen kürzester Zeit eine Antwort. Die ist auch in einer Art Englisch verfasst und bezieht sich fachkundig auf die Fragen. Wer des Russischen mächtig ist, kann sicherlich noch ausführlicheren Einblick in sein Schaffen bekommen. Jedenfalls war mein Kontakt mit ihm immer aufschlussreich und sehr nett.
Übrigens bekommen die Pedale in USA und besonders in Australien deutlich mehr Presse als hierzulande – was verwundert, da Bulgarien-Australien nicht unbedingt der nächste Weg ist. Jedenfalls gibt es einen eigenen Vertrieb für die schön gestalteten Pedale in USA, Japan, Singapur China, Australien und sogar Italien. In Deutschland scheinen die üblichen Verdächtigen nicht so richtig anzubeißen… es könnte also nicht schaden vielleicht ab und an mal eine Erkundigungsmail an verschiedene Boutiquehändler zu schreiben. Zu gönnen wäre es Mark, denn er macht Overdrives, Fuzzes, Phaser, Compressor, Autowah, Echopedale und wahrscheinlich sonst einiges Mehr, wenn man ihn nett fragt.
Ein etwas älteres Interview mit Mark findet sich übrigens HIER.
Spannend dabei finde ich, dass es versucht, Vieles technisch mit Germaniumtransistoren zu lösen oder optisch. So gibt’s bei ihm nen Phaser auf Germaniumbasis und einen Optischen. FET-Phaser gibt es ja auch schon zu Genüge auf dem Markt.
Die neuere Techno-Line besteht aus boardfreundlichen Minipedalen. Es finden sich darin ein GE-OD, Fuzzes, ein Distortion, ein Phaser (optisch) und ich schätze bald ne Menge mehr. Wer also auf der Suche nach was-weiss-ich-was ist, sollte sich die Homepage von SviSound mal reinziehen. Ich krieg da immer lange Zähne… aka GearGier aka GAS.
Technisches
Wenn man auf das schöne Pedal kuckt, stellt man fest, dass es ein übersichtliches Bedienpanel gibt auf dem sich neben Volume, Tone und Gain noch ein kleiner Switch versteckt. Letzterer sollte zur Bassanhebung dienen und greift je nach Potistellung stärker oder subtiler ins Geschehen ein. De facto meine ich aber, dass keine Bässe angehoben werden, sondern dass es die subtile Beschneidung der unteren Register – welche sich bei höherer Lautstärke oder Humbuckern und fetteren P90 als sehr zweckmäßig erweist, auch umgangen werden kann. Ich vermute, dass damit eine Input-Cap by“ge“passed (dieses schöne Wort war dringend nötig) wird, weiß es aber nicht verlässlich.
Aufgebaut ist das Pedal, wenn man es denn doch öffnet, übrigens auf einer eigenen Platine von SviSound mit – sofern man es erkennen kann – platzsparender SMD Technologie. So genau ergattert der Blick es denn nicht, da der Schaltkreis unter einer dicken Suppe vor unangemeldeten Besuchern geschützt ist. Verständlich, in Zeiten den Cloneism…
Die Potis auf dem Panel verhalten sich interaktiv. Dabei ist hilfreich ein bisschen herum zu probieren, wo man seinen persönlichen Sweetspot zwischen Volume und Gain findet. Ich hatte den Eindruck, dass das Volumen zumindest mal gegen 9 Uhr stehen sollte oder nur wenig darunter. Es macht auch nichts aus, das Gain weiter aufzudrehen, wenn man mit seinen Gitarrenpotis umgehen kann. Das Pedal ist derart dynamisch, dass ich sehr vergleichbare Sounds rauskriege, wenn ich entweder mit Vollstoff auf Mediumgain kloppe, oder die Zerre auf 16 Uhr stelle und an der Gitarre zurückgehe. Das klappt derart gut, dass ich selbst, wenn ich Vollgas gebe und der Gainregler sich gegen 17 Uhr neigt, mit Fingern ein fast komplett cleaner Sound erzeugen lässt. Dafür drehe ich nicht mal die Gitarre leiser (die ich ohnehin nur selten auf 10 habe). Aber dann sind wir ja schon fast beim Klang. Mit sehr niedrigen Volumen mischen sich in die Zerre leider ein paar bröselige Artefakte. Das legt sich allerdings, wenn ich beim Pedal mehr aufdrehe und auch, wenn die Grundlautstärke des Amps zunimmt.
Ach ja – bevor ich es vergesse – die kleine Kiste liegt QUER vor den Füßen. Ein- und Ausgang sind kopfseitig angebracht, was ich sehr begrüße. Und die LED hat dasselbe Blau, wie die meines Amps
Output
Meine erneute Testreihe mit dem Pedal war immer Gitte-Pedal-Amp. Nichts Anderes dazwischen, nix moduliert oder geboostet. Wer Fragen dazu hat, ich kann dann noch mal konkret Rumspielen. In meiner Effektkette kommt der Oz1 eigentlich recht spät (SunFace, Wah, UniVibe, AstroTone, OZ1, Delay) und hat damit gar keine Probleme.
Zum Einsatz kam mein Havelstar 5881SDC im Zusammenspiel mit einer 112er mit einem amerikanisch klingenden Speaker, genau genommen dem WGS G12A. Als britisches Pendant hielt mein 18w TMB Clone her, bei dem ein WGS ET-65 für die bewegte Luft sorgt. Ich habe also sowohl eher amerikanische als auch eher britische Vintageampfarben bemüht (wobei mein Havelstar zwar recht offen klingt, aber erheblich mildere Höhen absondert als beispielsweise ein Blackfaceamp).
Vor dem Pedal hing zum Einen meine gepimpte Epiphone Dot, die ein paar Bluesbucker als Pickups bekommen hat sowie noch ein paar mehr Upgrades und meine RBC Tele, mit P90 Häussel 1956 Soapbar am Hals (tap-bar oder däbbebl, wie der Franke sagt) und einem BigMag am Steg.
Die Strat blieb an der Wand, hab ich aber in Erinnerung.
Zum Sound lässt sich sagen, dass das Pedal enorm transparent ist. In jeder Einstellung ist es möglich, die Gitarre und die Pickupstellung durchzuhören. Da ist keine Gleichmacherei am Werke, wie ich dies oft mit Zerrpedalen erlebe, sondern selbst in dicker Sättigung reagiert das OverZoid noch dynamisch auf den Input und bildet Unterschiede der Klangcharakteristika ab. Das Gainpoti reagiert ähnlich wie bei einem FuzzFace, bietet aber einen weiteren Spielraum, in dem es gut klingt.
Mit ähnlich einem FF meine ich, dass der untere Bereich, bis etwa 10 Uhr tendenziell eher bröselige Zerre entlockt, wenn man denn so viel reinhaut, dass es überhaupt zerrt. Hier mischen sich auch mitunter oben genannte fizzelige Artefakte mit ins Klangbild, die bisweilen etwas unnatürlich scheinen können. Dank der Dynamik der Kiste macht das aber nix. Einfach Gain weiter auf und an der Gitarre einen Tacken runter mit dem Volumen und schon kriegt man das in den Griff.
Am anderen Ende des Regelwegs merkt man, dass das Pedal, auch vergleichbar dem FF ab etwa 15.30 Uhr beginnt zusätzlich Obertöne und Presence zu spendieren. Das ganze Signal wird dann merklich heller. Bei einem FF kann man eigentlich erst ab hier anfangen zu arbeiten. Das OverZoid klingt aber meiner Meinung nach bereits ab gegen 11Uhr richtig gut und ausgewogen. Ich würde sogar eher sagen, dass der Bereich zwischen 11 und 14 Uhr der Neutralste ist, was den transparenten Frequenzgang angeht.
Im oberen Zerrbereich wird es dann eben eher fuzzig im besten Sinne. Dicker mit extra Presence. Aber das verändert den Gitarrenklang. Um die Mittagsstellung ist das Pedal eigentlich vollkommen treu gegenüber dem Signal, das reinkommt. Wenn ich so anschlage oder runterregle, dass das Pedal noch clean bleibt, entspricht es dem Ton, den ich im Bypass direkt in den Amp habe. Chapeau!
Auch wirkt der Zerrsound dann sehr organisch und natürlich. Der Klang lässt sich formen, wie bei einem guten Amp, der in die Sättigung geht, reagiert auf Spieldynamik und auch Nuancen werden abgebildet. Selbst subtile Veränderungen am Tonepoti der Gitarre wirken sich aus.
Das ist auch sinnvoll, denn das Tonepoti des Pedals agiert ein wenig ungewohnt und anders als man erwartet. Es greift weiter oben im Frequenzband ein und wirkt eher, wie wir es vom Presence Poti am alten Amp her kennen. Der Klang wird offener, obertöniger und luftiger, wenn man weiter aufreißt.
Am „Nachmittag“ spendiert es Durchsetzungsfähigkeit und ein wenig Gezissel, welches im Band- und Spielkontext vollkommen unerheblich ist, aber die Hörbarkeit des Gitarrensignals im Mix merklich erhöht.
Am Linksanschlag kommen immer noch genügend Höhen durch. Vielleicht so, als ob man sein Tonepoti an der Gitarre ein klein wenig zurückgenommen hätte. Mumpfig wird hier der Klang nie. Ein wenig mittiger und dicker ganz links. Dafür weniger luftig, was ein Kriterium sein kann, wenn man mit weniger Gain spielt (so wie ich).
Ich würde das Poti eigentlich griffiger mit „Attack“ bezeichnen, denn genau dieser kommt entsprechend der Potistellung anders zur Geltung. Links mildert den initialen Knack im Ton etwas ab, um die Mittagszeit verhält sich das Pedal recht neutral zum Eingangsattack und gegen rechts wird der Knack hörbarer, betont. Man braucht also das Gitarrenpoti auf alle Fälle noch, wenn man den Wunsch hat, den Sound abzudunkeln oder weiter zu verdicken. Ich finde das genau perfekt. Aber das Pedal arbeitet eben mit dem Eingangssignal dynamisch und liefert nicht einen ganz bestimmten Sound auf Abruf. Der Spieler ist gefragt, den Klang zu formen. Das ist sehr amplike und macht mordsmäßig Spaß. Und Arbeit… Eines der Pedale, die einem helfen können, zu lernen, besser zu spielen.
Dies bedeutet auch, dass sich das OverZoid an unterschiedlichen Amps auch unterschiedlich verhält. Im Zusammenspiel mit meinem Havelstar, der ja schon genügend warme Mitten liefert, macht es sich eigentlich immer besser, den Bass aufgeräumt zu lassen, also den kleinen Eingriff in die unteren Frequenzen, der der sog. BassBoost per Toggle zulässt zu nutzen, indem man den „Boost“ (der eigentlich das Gesamtfrequenzband wiederherstellt für meine Ohren) getrost aus lässt. Humbucker profitieren meiner Meinung nach sehr von dem Eingriff, denn auch wenn man nur mit sehr wenig Zerre spielt oder das Pedal als Cleanboost nutzt, gewinnt der Ton an Frische und irgendwie auch an Eleganz, Glanz. Dieser Eingriff ist, wie bereits beschrieben, nicht besonders vordergründig (ganz anders als der „Bassklau“ bei einem Tubescreamer!) und gefällt sogar mir. Und ich scheue eigentlich Pedale, die den unteren Bereich ausdünnen wie… Also ich kann das normalerweise nicht leiden.
Selbst an meine Tele, die ja mit P90 daherkommt, kann ich den Toggle getrost auf der dünneren Variante lassen. Überhaupt würde ich sagen, dass P90 zum OverZoid passen wie kein Pickup, den ich sonst gehört oder gespielt habe. Da treffen sich einfach die Dynamikkünstler unter den Spulen wie unter den ODs – genial.
Auch Humbucker. Mir sind die Doppelspuler für meine Ästhetik ja oft ein wenig zu muffig, mir fehlt oft der Schimmer, die Offenheit, die ein Singlecoil anders überträgt. Mit dem OverZoid, habe ich den Eindruck, dynamisiert sich auch hier mein ganzes Spiel. Neben dem Gesamtklag, überzeugt mich vor allem die „Haptik“ des Pedals. Es reagiert immer organisch, lebendig. Ich kann das nicht so gut beschreiben, aber es „fühlt sich einfach richtig an“. Zumindest für mich.
Die Strat klingt auch klasse über das Pedal. Sonst wäre es nicht mehr auf dem Board. Aber es ist nicht dasselbe Spektakel für mich, wie ich es mit Buggies oder P90 erlebe. Vielleicht auch, weil Singlecoils am Ehesten von einer Betonung der Frequenzen profitieren, die das OverZoid subtil filtert. Klar – einfach den Toggle hoch und alles ist wieder da. Aber es ist eben KEIN Tubescreamerpedal, das die Mitten betont unterstützt. Das mögen ja Strats manchmal. Hier wird nix gebogen.
Am britischen Amp ändert sich das Bild ein wenig. Gerade bei geringeren Lautstärken, gibt der Basstoggle in „on“ Stellung ein Mehr an Fundament, Autorität. Das klingt dann aber nicht nach Metal, sondern nach der schönen, alten Rockkante. Ich habe mich, ganz wie von selbst, Hendrix Licks zu spielen hören. Dieser durchhörbare Balladenton, den heutig sozialisierte Rock´n´Roller schon mal mit clean verwechseln, weil er nicht mit der Bratpfanne kommt. Und das auf Zimmerlautstärke und dynamisch formbar? Genau. Geht. Und zwar mit meiner P90-Tele.
Das Zisseln, das man über amerikanische Speaker und nen amerikanisch ausgelegtem Amp eher noch hört, tritt dann ganz in den Hintergrund. Ich muss zugeben – die Kombination mit altem Marshall Grundsound ist ziemlich beeindruckend. Bei den Humbuckern würde ich dennoch den Sound wieder ausdünnen.
Für mich ist der OverZoid, obwohl er das bei Einführung glaube ich gar nicht sein wollte, klar ein Overdrive, das die Vintagefraktion anspricht. Für Metal gibt es weder ausreichend Aufräumarbeiten im Bass, noch genügend Kompression, geschweige denn Behilflichkeit für Punch. Das geht schon, aber das machen andere besser, denke ich.
Wenn es aber drum geht den Ton mit Hilfe seiner Finger zu formen, die Nuancen nicht in der Kompression untergehen zu lassen, das Spiel zwischen Clean und Crunch farbig zu wechseln, ohne ständig Treter an, Treter aus zu tanzen – dann hatte ich bislang noch nichts Besseres unter den Füßen. Ich empfehle das Pedal auch eher für Gitarren mit gemäßigtem Output, die all diese Spielereien zulassen. Wenn Deine Finger die Spendierhosen anhaben und so richtig elegant einen raushauen, dann hat es das Oz1 auch. Wenn Du aber Unterstützung dabei suchst, etwas abzumildern, was die Finger noch nicht so machen, wie sie sollten, ist das OverZoid vielleicht nicht der passende Partner.
Wenn man so von vorne draufkuckt, dann hat man sofort den „Funny Man“ im Blick, das Logo von SviSound. Und auch, wenn er keine Sprechblase dort stehen hat, weiß ich genau, was er zu Dir sagt:
„Zeig´ was Du drauf hast!“
Danke für´s Lesen.
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