Sustainverhalten E-Gitarre vs. Flattop

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spacegrass
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Hallo,

ich habe eine generelle Frage zum Schwingverhalten von Semiakustik und Hollobody Gitarren. Ich habe mir 2 Gitarren zum Antesten besorgt und wegen Klappergeräuschen schon einen Post aufgemacht: https://www.musiker-board.de/threads/semi-hollobody-gitarre-ohne-kabelklabbern.756102/

Da meine Frage jetzt in eine andere Richtung geht, dachte ich mir, dass ein neuer Post sinnvoll ist:

Von meinen Akustikgitarren (Westerngitarren Martin D18, OM 28, Klassikgitarren, etc.) kenne ich das (vereinfacht) so:
  • ich spiele einen Ton an - je nach Holzart der Gitarrendecke (Fichte, Adirondack, Zeder) ist der Ton warm, spitz - wie auch immer
  • je nach Holzart der Zargen, Boden (Mahagoni, Palisander) ist der Ton besonders Obertonreich und das Sustain - nach nachklingen - wird beeinflusst
  • in jedem Fall ist der Ton aber sofort da - auf einem gewissen Plateau und fällt dann (eben je nach Holz und Bauart) flach oder langsam ab
Das ergibt ja auch Sinn - die Akustikgitarre sind für Akustikeinsatz gedacht.

Die Semihollow (Guild Starfire) und Hollowbody-Gitarre (Epiphone Casino) machen das aber anders. Wenn ich einen Ton spiele, ist der Ton da, aber nach ca. einer Sekunde kommen erst die ganzen Obertöne dazu - das klingt wie so eine Sinuswelle, wo sich der Ton erst aufbaut - also die Resonanz erst durch die ganze Gitarre gehen muss und dann zurückkommt. Ist das Voodoo, sollte ich zum HNO-Arzt?
Ich höre das bei den beiden unverstärkt und auch über den Verstärker.

Resonanz ist ja schön und gut, aber der Ton soll gleich komplett da sein - wie bei den akustischen ;-)

Ich habe noch eine Yamaha Pacific - massive Bauweise - die zeigt so ein Verhalten nicht.

Was meint Ihr?
 
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Wenn ich einen Ton spiele, ist der Ton da, aber nach ca. einer Sekunde kommen erst die ganzen Obertöne dazu - das klingt wie so eine Sinuswelle, wo sich der Ton erst aufbaut - also die Resonanz erst durch die ganze Gitarre gehen muss und dann zurückkommt. Ist das Voodoo, sollte ich zum HNO-Arzt?
Deine Frage ist aus meiner Sicht rhetorisch:
Wenn Du die Saite anschlägst, bringst du eine bestimmte Energie auf.
Bei akustischen Gitarren wird die Energie vorzugsweise in die Luft abgegeben.
Bei E-Gitarren geht die Energie in den Korpus und wird vom Steg auf die Saite reflektiert.
Diesen Effekt gibt es bei akustischen Gitarren auch, ist aber längst nicht so groß.

Der Klang einer E-Gitarre ergibt sich durch den Energieverlust des verwendeten Holzes.
Bestimmte Frequenzen werden besonders gut gespeichert, andere weniger gut.
Der Energieverlust durch den Korpus ist konstruktionsbedingt nur gering, der des Halses deutlich größer.
D. h. der Hals hat einen deutlich größeren Klangeinfluss als der Korpus.
Das kannst du auch reproduzieren, in dem du die Hälse von versch. Gitarren untereinander austauscht.
Die Gitarre wird immer den Klang des Halses einnehmen...
Das gilt aber nur für E-Gitarren. Bei akustischen Gitarren hat die Konstruktion des Korpus gegenüber dem Hals einen größeren Klangeinfluss.

Nach meiner Erfahrung hat bei einer E-Gitarre die Stegkonstruktion sogar noch einen wichtigeren Klangeinfluss als die verwendeten Hölzer.
Das ist der Grund, warum auch günstige Gitarren gut klingen können.
Es gibt Profis, die absichtlich billiges Pappelholz als Korpusmaterial bevorzugen.
Solange der Hals hochwertig ist, ist alles i. O.
Was den Steg betrifft: Die Vorliebe für die Stegkonstruktion ist total unterschiedlich, geschmacksabhängig, aber nicht abhängig von der Qualität.
 
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Hier meine Erfahrung:
Gretsch (DuoJet): Ebenholzgriffbrett, Mahagonihals, Halbresonanz, Mahagonikorpus, Ahorndecke, Bigsby = schnelle Ansprache, schnelle Tonentfaltung, Sustain ausreichend. Geeignet für alles außer Metal.

Gretsch (Black Falcon): Ebenholzgriffbrett, Ahornhals, Ahornkorpus, Vollresonanz, Bigsby = schnelle Ansprache, schnelle Tonentfaltung, gutes Sustain
Geeignet für alles außer Metal!

Gibson (ES 335): Palisandergriffbrett, Mahagonihals, Ahorn/Pappel-Decke+Boden, Ahornzargen, Halbresonanz, Bigsby = schnelle Ansprache, Ton entfaltet sich erst nach dem Anschlagen (Bloom), dennoch mit genügend Attack für knackige Funk- und Jazzlicks. Bluesiges geht sowieso. Auch Pop und Rock geht prima.

Gibson (ES 137): Palisandergriffbrett, Mahagonihals, Ahornkorpus, Halbresonanz, Stoptail = schnelle Ansprache, Ton blüht nach dem Anschlagen auf, weniger Attack als 335, dafür noch mehr Vokalität im Ton, auch unverstärkt schon hörbar. Perfekt für jazzige und bluesige Sachen, aber auch Pop geht gut. Mit Gain lebt sie unerwartet auf und singt und brüllt wie eine Les Paul.
 
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Ich hatte auch schon drei Halbresonanzgitarren von Duesenberg, sowie auch eine Gretsch Vollresonanzgitarre aus der koreanischen Serie. Auch diese entfalten bereits unverstärkt einen gewissen akustischen Sound, stehen aber hinter den USA Gibsons oder den Gretschen aus Japan klanglich zurück.

Daher meine Empfehlung, mal eine der genannten aus USA oder Japan zu testen. Die Epiphone ES 335 die ich im Laden mal anspielte, klang eher bedeckt.
 
Um etwas Voodoisierung hier vorzubeugen:

Irgendwelche Holz- und Materialaussagen und deren Auswirkungen auf den Klang kann man nicht pauschalisieren. Für jedes Beispiel gibt es ebensoviele Gegenbeispiele. Oder immer wieder gern: Wer hat schonmal bei einem gehörten Sound gedacht "ahh da hört man jetzt ganz klar das Ebenholz-Fingerboard" oder "mann das klingt aber echt nach mittelschwerer Sumpfesche im Body". Entweder stimmt der Sound ... oder eben nicht.

Hinsichtlich Klangentfaltung vergesst die Auswirkung eurer Spieltechnik nicht! Es ist ein riesiger Unterschied, ob man mit einem dicken Pick kräftig reindrischt oder nur mit der Fingerkuppe sanft streichelt. Man sieht ja auch mit einem guten Stimmgerät (ich liebe die Peterson Strobe Teile), sieht man ja auch, wie sich ggf. die Tonhöhe nach Anschlag erstmal "einschwingen" muss, und das beeinflusst natürlich auch den Klang.

Und auch: vergesst nicht den Einfluss eurer Signalkette bzw. eures Amps. Im Zweifel halt mal unverstärkt hören und dicht mit dem Ohr ran, oder wirklich mal ganz furztrocken mit dem Kabel in den cleanen Amp. Auch hier gilt ... es gibt viel Querbeeinflussung - eine Saite gespielt, mit den anderen 100% abgedämpft, ist ggf. was Anderes als ein fetter offener Tom-Petty-E-Dur mit nettem Crunch.

Und auch: Traut euren Ohren nicht zu viel. Psychoakustik ist ein weites Feld, aber einfach gesagt: wir hören auch zum Teil das, was wir hören wollen (oder meinen, hören zu sollen). Eine teure Hifi-Anlage klingt auch besser, weil sie besser klingen "muss", gleiches gilt für unser Musik-Equipment. Gibt ja auch ein gutes Gefühl, aber lässt sich halt nur in den wenigsten Fällen auch messtechnisch belegen.

Will sagen: ich kenne auch solche Effekte in der Klangentfaltung (auch bei akustischen Gitarren by the way), und JA, unterschiedliche Gitarren klingen anders, aber es liegt eben nicht nur an Einzelfaktoren wie Bauweise/Materialen, sondern auch an Spieltechnik, Signalkette, Amp, und unserem Hirn.
 
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Hinsichtlich Klangentfaltung vergesst die Auswirkung eurer Spieltechnik nicht! Es ist ein riesiger Unterschied, ob man mit einem dicken Pick kräftig reindrischt oder nur mit der Fingerkuppe sanft streichelt.
Das, was du schreibst, mag ja alles richtig sein, ist aber OT. Trotzdem möchte ich eine Erfahrung posten, die natürlich auch OT ist:
Ein Gitarrenschüler von mir ist unzufrieden mit seiner Gitarre. Sie hätte zu wenig Obertöne, dumpf usw.

Wir haben die Gitarren getauscht.

Es stellte sich heraus, dass die Saiten total abgenüdelt waren. Ich kann zum Klang einer Gitarre nur etwas sagen, wenn frische Saiten aufgezogen sind (->Welche Saitenstärke???).

Er war hingegen total begeistert von meiner Gitarre.
Leider sind seine Finger so konstruiert, dass neue Saiten innerhalb weniger Stunden Spielzeit dumpf klingen.
Von Al DiMeola habe ich gehört, dass er jeden Tag neue Saiten aufzieht. Ob das stimmt?

Naja. Zu Hause angekommen, habe ich auf meine Gitarre erstmal neue Saiten aufgezogen... :rolleyes:
 
Das, was du schreibst, mag ja alles richtig sein, ist aber OT.
Will keinen Streit anfangen, aber es ist sehr on-topic - weil es eben mehr gibt als das, was da im Startpost geschrieben wurde, und weil die Pauschalisierungen im Startpost nicht unkommentiert stehen bleiben dürfen.

Und zu deinem Thema - es gibt in der Tat Menschen mit sehr aggressivem Handschweiß.
 
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