Kann man denn generell alle solche Fußschalter, die über Klinke angeschlossen werden, auch als Sustainpedal verwenden? Ich frage, weil es ja solche Schalter gibt, die nicht wie ein klassisches Pianopedal aussehen und die explizit als Sustainpedal verkauft werden (wie z.B. das M-Audio SP-1 oder das Yamaha FC-5) und solche, bei denen das nicht extra erwähnt wird (wie das von dir erwähnte Boss Pedal). Sind solche Taster/Schalter denn prinzipiell gleich und universell verwendbar?
Prinzipiell sind die meisten Pedale (egal in welcher Bauform sie nun präsentiert werden) simple Schaltkontakte, d.h. es wird nur der Stromkreis geschlossen oder geöffnet. Insofern funktionieren Pedale in Klavierpedaloptik erstmal genauso wie die anderen. Es ist allerdings zu beachten, dass es zwei mögliche Funktionsweisen für solche Taster gibt (häufig als Polarität bezeichnet): Entweder, sie schließen den Kreis wenn sie betätigt werden (dann sind sie "normally open", NO), oder sie öffnen ihn wenn sie betätigt werden ("normally closed", NC). Man muss also die passende "Polarität" für sein Instrument haben, sonst arbeitet das Pedal genau falsch herum. Allerdings gibt es heutzutage auch immer mehr Keyboards, die dies automatisch beim Einschalten erkennen. Die anderen Möglichkeiten, auf Nummer sicher zu gehen sind, entweder ein Pedal des Keyboard-Herstellers zu kaufen oder ein umschaltbares (wie z.B. die von Boss).
Im Prinzip gilt das auch für Schalterpedale, nur dass man sich dabei keine Gedanken über die "Polarität" machen muss - das Pedal bleibt ja ohnehin nach jedem Antippen im neuen Zustand.
Außer diesen einfachen Tasterpedalen gibt es dann für die Geräte der oberen Klassen auch noch (mehr oder weniger) kontinuierliche Pedale, um das Verhalten eines echten Klaviers/Flügels zu imitieren. Das wird häufig als "Halbpedal"-Funktion bezeichnet, obwohl es mittlerweile auch häufig mehr als drei Positionen (nicht, "halb" und "voll" getreten) gibt. Jedenfalls kann man diese Funktion natürlich nur nutzen, wenn sowohl das Pedal als auch das Keyboard es unterstützen und die beiden Komponenten kompatibel sind.
Warum wird dann von Shops oder in der Produktbeschreibung überhaupt unterschieden?
Wahrscheinlich ein ganz banaler Grund: Die Beschreibungen werden von unterschiedlichen Leuten (z.B. Gitarren- und Keyboardabteilung) geschrieben, zum Teil aus den Beschreibungen des Herstellers übernommen, zum Teil aber auch nicht... Irgendwie sowas wirds sein.
Und um vielleicht nochmal auf meine andere Frage zurückzukommen, für was sonst könnte man so einen Schalter benutzen? Ich habe schon gesehen, dass man sich damit z.B. an Gitarreneffekten durch "Bänke" u.ä. klicken kann. Mein Axiom 61 Keyboard hingegen hat was Klinken angeht, nur je einen Sustain- und Expressioneingang. Da habe ich nicht viele weitere Möglichkeiten oder?
Doch, denn das Axiom ist ja nur ein Masterkeyboard. Alles, was es tut ist ja, aus dem Tastendruck ein Midi-Signal (CC64 wenn ich mich nicht irre) zu erzeugen. Was du dann in deinem Klangerzeuger damit anstellst ist dir ja freigestellt, bzw. hängt eben davon ab, was dein Klangerzeuger kann. Vermutlich kannst du auch am Axiom selber schon umstellen, welcher Midi-CC beim Pedaldruck gesendet werden soll - das ist aber nur geraten, ich kenne das Teil nicht weiter.
Ein Expressionpedal sendet glaube ich Werte in einem Spektrum von 0-127, oder?
Nur, um da keine Unklarheiten zu erzeugen: Das Pedal selber gibt erstmal nur einen Spannungspegel zurück, der vom Keyboard dann in einen digitalen Wert von 0-127 umgerechnet wird. Auch dieser Wert landet wieder auf einem Midi-CC (7 für Volume, 11 für Expression iirc) und kann dementsprechend im Klangerzeuger verarbeitet werden. Und wahrscheinlich kann man auch hier am Axiom einstellen, welcher CC gesendet werden soll.
Wie sieht das bei einem Sustainpedal aus..
CC64 ist auch ein normaler CC, d.h. theoretisch kann man da auch 0-127 senden. Das Keyboard erzeugt allerdings aus den beiden Schaltzuständen des Pedals (an oder aus) eben nur zwei Werte (üblicherweise wohl 0 und 127) - woher sollten die weiteren Werte auch kommen?
Neben meinem Keyboardspiel nutze ich z.B. auch AmpliTube 3, als virtuelle Gitarrensoftware. Da gibt es "Bodeneffekte", die bekannten Tretminen. Könnte ich die mit so einem Taster auch ansprechen oder bräuchte ich dafür ein MIDI-Pedal?
Ein Midi-Pedal ist ja im Prinzip nichts anderes als ein Tasterpedal mit nachgeschalteter Elektronik, die eben aus dem Schaltzustand ein Midi-Signal erzeugt. In deinem Fall ist die Elektronik im Axiom verbaut, aber ansonsten funktioniert es genau gleich. Allerdings hast du natürlich nur ein Pedal und kannst dementsprechend auch nur ein Effektgerät schalten.
Die Frage ist da eher, wie die Software mit den Signalen umgeht, bzw. was für eine Pedalcharakteristik sie erwartet. Möglicherweise kann man das auch einstellen, aber es wird immer nur entweder ein Taster ODER ein Schalter funktionieren. Soll heißen: Wenn die Software ein Schalterpedal erwartet und du schließt einen Taster an, wird der Effekt beim Drauftreten aktiviert, aber beim Loslassen direkt wieder deaktiviert. Umgekehrt würde, wenn die Software einen Taster erwartet und du schließt einen Schalter an, nur bei jeder zweiten Pedalbetätigung der Effekt umgeschaltet.
@Verwendungszweck: Ich weiß, was du meinst, wenn du von einer "normalen" Spielweise sprichst und stimme dir da auch zu. Manchmal "erforsche" ich aber bestimmte Klänge, spiele mit wabernden Sounds usw. Da ich auch sonst beim Spielen vor dem Keyboard oft auf dem Stuhl im Schneidersitz sitze, wäre eine Dauer-Hold-Funktion dann natürlich sehr praktisch.
Naja, genau für solche Zwecke würde ich aber eher die Sounds anpassen. Du hast ja das Problem, dass bei dauerhaft betätigtem Pedal die Töne nicht gestoppt werden können, d.h. du kannst z.B. keine Akkordwechsel spielen, ohne dass ein ziemlicher Klangmatsch entsteht. Dann lieber eine etwas längere Release-Phase für den Sound und das Pedal so lange festhalten. Das mit dem Schneidersitz geht dann natürlich nicht mehr, aber ich glaube auch nicht, dass man dabei eine besonders tolle Haltung hat - insofern würde ich da dann eh drauf verzichten