Hallo Janina,
in Südamerika hat jedes Land seine eigene Folklore und damit auch seine eigenen rhythmischen Wendungen. Z.B. allein in Venezuela, wo ich mehrere Jahre als Pianist arbeitete, gibt es eine beachtliche Vielzahl von Rhythmen die man in den angrenzenden Ländern wiederum nicht kennt.
Länder übergreifend sind alleine Rhythmen die irgendwann einmal den internationalen Durchbruch schafften, so wie z.B. Salsa, Calypso, Samba, Bossa Nova, Reggae, Guaguanco, Mambo, Son Montuno, Cha Cha, Bolero und einige mehr. Diese bildeten sich übrigens überwiegend in den Schmelztiegeln nordamerikanischer Großstädte.
All diesen Rhythmen ist jedoch Eines gemein - sie sind auf einem rhythmischen Pattern aufgebaut das man Clave (= span., der Schlüssel, im Sinne von Code) nennt. Auch wenn viele brasilianische Musiker behaupten bei Samba und Bossa wäre die Clave nicht so entscheidend wie z.B. bei Salsa, ist sie es doch.
Da in allen lateinamerikanischen Ländern die eigentlich Alla Breve gedachte Musik in Vierteln und Achteln notiert wird, kann man sagen die Clave ist eine 2-taktige Figur. Cuba fällt da, wie so mit manch anderem, aus der Reihe. Dort wird in Sechzehnteln notiert und die Clave wäre demzufolge eine eintaktige Figur.
Jede südamerikanische Rhymthmus Wendung, wie Du es bezeichnest, basiert somit auf der Clave.
Von den verschiedenen Clave-Typen gibt es jeweils immer 2 Formen. Die 2 Formen entstehen dadurch, dass man Takt 1 mit Takt 2 einfach vertauscht.
Z.B. der Basic Clave für Salsa, Son Montuno, Cha Cha und Bolero wäre:
Siehe Figur 1.
Die Bezeichnung 3-2 rührt daher, da im ersten Takt 3 Schläge und im zweiten Takt 2 Schläge gespielt werden.
Vertauscht man nun Takt 1 mit Takt 2 wäre das Resultat:
Siehe Figur 2.
Die Clave auf der die einzelnen Rhythmen aufgebaut sind muss als Grundprinzip verstanden werden.
Beispiel:
Auf welcher Clave ist folgende bekannte Figur aufgebaut:
Siehe Figur 3.
Erstaunlich wie schnell auch Nicht-Fachmann/frau die richtige Wahl trifft. Natürlich ist es die 3-2 Clave.
Nun denn, in diesem Sinne sind alle lateinamerikanischen rhythmischen Wendungen zu verstehen.
Beispiel einer typischen rhythmischen Figur, gespielt auf der Seite der Metallkesseln der Timbales (Cascaras genannt):
Siehe Figur 4.
Hier zu erkennen in welcher Clave die Figur steht ist nicht mehr ganz so einfach wie oben.
Entscheidend bei der Clave Bestimmung ist die Tatsache ob ein Beat auf die 2 bzw. 2+ kommt.
Im obigen Beispiel ist im ersten Takt ein Beat auf 2 und 2+. Im zweiten Takt jedoch nur auf die 2. Die Figur steht somit im 3-2 Clave.
Eine andere Standard Clave Figur ist z.B. der Guaguanco Clave. Er unterscheidet sich vom Montuno Clave nur in einem Beat, ist aber trotzdem ein eigenständiger Rhythmus.
Siehe Figur 5.
Auch der Guaguanco Clave kann 3-2 oder 2-3 gespielt werden.
Die zu diesem 3-2 Guaguanco Clave gespielte Quinto/Conga/Tumbadora Figur widerspricht eigentlich dem oben gesagten, ist aber ein absoluter Sonderfall. Ausnahmen bestätigen die Regel. Vereinfach wäre die zum 3-2 Guaguanco Clave gespielte Quinto/Conga/Tumbadora Figur folgendermaßen zu notieren:
Siehe Figur 6.
Als Tipp kann ich Dir empfehlen beim Anhören von lateinamerikanischer Musik immer zuerst versuchen herauszufinden in welcher Clave das Stück steht. Danach konzentriere Dich auf die Perkussion, und dabei hauptsächlich auf die Instrumente die keine eintaktige Figur spielen.
So kommst Du an die typischen Patterns.
Falls Du noch mehr Patterns/Hilfe brauchst, lass' es mich wissen.
CIAO
CUDO