Ein Wohnzimmeramp hat immer mit mehreren Problemen zu kämpfen.
1.
Wenn es voll klingen soll, sollte der Speaker eine gewisse Mindestgröße haben.
Ich spiele im Wohnzimmer im Moment über einen Vox DA 5. Der klingt nicht übel, aber man merkt eben, dass der kleine 6,5" Lautsprecher einfach nicht so voll klingt, zumal das Gehäusevolumen auch nicht besonders groß ist.
Mit 10" kommt man da schon recht gut hin, 12" ist eben der Standard, an den man sich meist gewöhnt hat und alles Andere als nicht so optimal empfindet.
Die größe des Lautsprechers hat zwar nur bedingt etwas mit seinem Übertragungsverhalten zu tun, aber gerade bei den fast immer auf hohen Wirkungsgrad gezüchteten Gitarrenlautsprechern bedeutet geringe Größe und kleines Gehäusevolumen wenig Bass.
2.
Das eigene Gehör, bzw die Auswertung im Hirn, macht einem bei geringen Lautstärken einen Strich durch die Rechnung.
Auch wenn sich das Verhältnis von Bässen, Mitten und Höhen über die Lautstärke nicht ändert, empfindet man den Klang bei geringen Lautstärken als Höhen- und bassärmer. Je höher die Lautstärke, desto mehr rücken Höhen und Bässe in den Vordergrund.
Das liegt daran, dass die Empfindlichkeit des Gehörs für Bässe und Höhen bei geringen Lautstärken nachlässt.
Dazu ist dieser Wiki-Artikel lesenswert
https://de.wikipedia.org/wiki/Gehörrichtige_Lautstärke
Dazu kommt, dass man bei höheren Lautstärken die Schallwellen nicht nur hört, sondern auch spürt. Bei geringeren Lautstärken ist das leider nicht möglich.
3.
Ein wichtiges Kriterium für einen Wohnzimmerverstärker ist nicht so sehr die Leistung, sondern viel mehr die Möglichkeit, im unteren Regelberich des Master Potis ohne viel Fingerspitzengefühl die Lautstärke präzise einstellen zu können.
Schon ein einziges Watt reicht oft, um sich bei den Nachbarn unbeliebt zu machen.
Das wundert nicht wenn man bedenkt, dass selbst kleine Gitarrenlautsprecher bei einem watt oft schon deutlioch mehr als 90dB ausspucken, die größeren Exemplare oft noch weit mehr.
Es gibt genug leistungsschwache Verstärker bei denen man das Poti nur ein oder zwei Millimeter verstellen muss, um von "nichts" auch "schon viel zu laut" zu kommen. Dagegen gibt es auch Verstärker mit ordentlich Dampf, bei denen man einen großen Bereich hat, um Zimmerlautstärke einzustellen.
Um meinen kleinen Orange Micro Terror auf Zimmerlautstärke zu betreiben, brauche ich schon ordenlich Fingerspitzengefühl. Bei meinem Vox Nighttrain 50 habe ich fast eine drittel Umdrehung, um Zimmerlautstärke einzustellen.
Die Leistung ist aso nicht so sehr das ausschlaggebende Kriterium wie das verhalten im unteren Regelbereich.
Nach meiner Meinung braucht man fürs Wohnzimmer ein gut regelbares Topteil und eine speziell abgestimmte Box, die Bässe und Höhen ziemlich stark hervor hebt. Das klingt dann bei kleinen Lautstärken gut und voll, bei höheren Lautstärken würde es dröhnen und zischen, aber im Wohnzimmer muss es ja nicht laut sein. So eine Box kann man bauen, zu kaufen gibt es sie meines Wissens nicht.