Pablo und LeGato haben schon sehr recht mit dem was sie da sagen. Der Bass ist in den wenigstens Fällen Leadinstrument (Ausnahmen gibt es). Dafür ist seine Supportfunktion und Funktion als Rhythmusinstrument oft von großer Wichtigkeit. Und das ist der springende Punkt. Man kann ein A spielen und man kann ein A spielen. Man kann einem Ton vielfältige rythmische Färbungen geben, je nachdem wie lange man ihn stehen lässt, wie man ihn anschlägt, ob man ihn versetzt zum Rhythmus, dagegen oder auch gar nicht spielt. Das ist der springende Punkt: Die Dynamik. Schon durch minimale Änderungen der Dynamik kann man große Ergebnisse was das rhyhtmische Feeling eines Songs betrifft erreichen. Das ist generell so ein Steckenpferd von mir. Ich nehme mir Läufe und Riffs raus, spiele sie erst auf einem simplen Rhythmus, variiere sie dann auf diesem Rhythmus oder Drumpattern und wechsele es dann auch noch. Ich verändere nichts am Notenmaterial, ich stimme es nur anders (auf andere Rhythmen) ab. Was dabei rauskommt, kann bisweilen sehr witzig sein, aber es ist vor allem immer wieder wichtig zu sehen, dass es nicht darauf ankommt möglichst viel und möglichst melodiös oder virtuos zu spielen, sondern einfach darauf wie man das spielt, was man da überhaupt spielt. Wie gesagt, man kann ein A spielen und man kann ein A spielen. Man muss sich sehr genau überprüfen, ob man denn nun wirklich auch alles so spielt in einem nachgespielten Song, wie es der Bassist tut, der die Basslinie eingespielt hat oder wenn man es nicht tut sich ganz bewusst dagegen zu entscheiden und auch zu wissen warum, um dem Song ein eigenes, anderes Feeling zu geben. Künstlerische Freiheit, aber es muss bewusst geschehen und nicht unfreiwillig indem dass man die eine Pause, den Schlag gegen den Takt oder die eine kleine Sechszehnteldeadnote schlicht weg verschludert, unter den Tisch fallen lässt um sich anschließend zu wundern, wieso der Song bei einem selbst nicht so groovt wie im Original. So ging's mir am Anfang auch. Ich hab Songs verschlungen, kannte das Notenmaterial, spielte das auch soweit ganz passabel jedoch ließ ich mich nie auf das Feeling ein und deshalb resignierte ich oft, weil es einfach keinen Spaß machte die Songs zu spielen weil sie nicht annähernd so klangen wie die Originale. Eben bis ich lernte, dass man auf rhythmische Feinheiten und Nuancen achten muss. Dass das leider nicht ganz so oft Beachtung beim Zuhörer findet (der sich aber wundert, wenn eben diese Feinheiten nicht passen, weil sie verschludert sind) wie bspw. Melodie- und Solospiel, ist nun mal so, aber wie gesagt, wenn da was nicht stimmt, weil der Bassist aus der Reihe tanzt, etwas verschludert oder meint sich in den Vordergrund spielen zu müssen, wird dies (gerade beim Covern von Songs) nicht selten als störend empfunden. Was nicht heißen soll, dass man sich als Bassist hinter seinen Fähigkeiten verstecken soll! Man kann sie ja durchaus zeigen, nur muss das zum richtigen Zeitpunkt geschehen und nicht mitten in der Strophe, wenn der Sänger mit ruhiger Stimme singt und man als Bassist plötzlich den Cliff Burton-Gedächtnissound auspackt und die geilsten Sechzehntel- und Zweiundreißigstelfiguren reinhaut.
Lange Rede, kurzer Sinn. Beim Bass kommt's meist darauf an, wie Du das spielst, was Du spielst und nicht dass Du möglichst viel und Anspruchsvolles spielst. Es gibt genügend Bassisten, deren Basslinien rein vom Notenmaterial sehr einfach gestrickt sind, der Rythmus und generell die Art wie sie es spielen ist allerdings das Salz in der Suppe und nicht selten das Schwierige am Nachspielen von Songs, aber für viele Songs von enormer Wichtigkeit.
Gruß,
Carsten.