Suche Anleitung in die westlich klassische Musik

Makish
Makish
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Hallo Musiker
Ich würde mich gerne in die westliche Harmonielehre einarbeiten. Ich habe nur die indisch klassische Musik gelernt und merke immer wieder, dass ich Schwierigkeiten mit Polyphonie habe. Die Zusammenhänge der Töne welche dann letztendlich den Akkord ergeben. Ich habe schon ein paar kleine Bücher gekauft aber leider geben die nicht so viel her. Grundtöne, große und kleine Terz ist schon recht klar aber nur wenn ich nen so nen Dreiklang machen will. Aber bei anderen Sachen hörts schon wieder auf.
Habt ihr vielleicht ne Idee mit was ich da Systematisch anfangen kann um auf nen grünen Zweig zu kommen.
Ich bevorzuge natürlich die autodidaktische Weise. Also vielleicht Übungen oder bestimmte Bücher, die ihr mit empfehlen würdet.
Danke.
Gruß Makish
 
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Lieber Makish,
während wir mitteleuropäer staunend vor der musikalischen wunderwelt Indiens stehen und versuchen, davon etwas mitzubekommen und uns damit zu bereichern, gehst du den umgekehrten weg. Freilich gibt es eine menge bücher, aus denen du dich autodidaktisch informieren und weiterbilden kannst, aber grau ist alle theorie. Ich würde dir raten, ein europäisches instrument zu lernen (oder/und singen in einem chor?) und mit der spielweise schritt für schritt in die theorie einzudringen. Die theorie ist eben nur von der spielpraxis und deren entwicklung abgeleitet und nicht von ihr zu trennen, ist in Indien und anderswo wohl auch so. Ich kann stundenlang über Ragas lesen, wenn ich nicht höre oder besser, mache, verstehe ich gar nichts.
Aber mit allen fragen bist du hier gut aufgehoben, und ich bin sicher, du wirst weitere, helfende zuschriften erhalten.
 
Hallo
Ich spiele auch westliche Instrumente. Dudelsack (kann man auch keine Akkorde spielen), griechische Bouzouki und Gitarre. Auf den Bundinstrumenten spiele ich aber auch nur Melodie oder im Stil der Sitar, auf einer Saite. Zu nem Bordunklang kann ich gut Singen und auch die Töne treffen aber sobald ne zweite Stimme dazukommt krieg ich voll Schwierigkeiten. Ich dachte es gäbe da so tolle Standardwerke über autodidaktisches Theorie lernen oder so. Gibts welche?
Gruß Makish
 
Mit dudelsack und gitarre (notfalls) kommt man auch eine weile ohne theorie aus, aber auch die ist spezifisch, es kommt darauf an, was du willst, und wie du es anwenden willst: allgemeine musiklehre, harmonielehre, jazz-harmonik, kontrapunkt, stilistik, es gibt alles, aber auf bestimmte bedürfnisse zugeschnitten. Du findest empfehlungen hier im MB, in jedem fachgeschäft, sieh dich doch mal um und fange von unten an. Ich sehe immer soviel herumliegen, dass ich denke, so gut hatten es die jungs noch nie, um was zu lernen, warum nur tun sie es nicht?

"Dass glück ihm günstig sei, was hilfts dem stöffel
denn regnets brei, fehlt ihm der löffel ---"
:) Nicht ernst gemeint und nicht von mir, sondern von Goethe
 
Im prinzip muss ein westeuropäer die musikalische Sozialisation ja auch bewusst durchlaufen, es sei denn er wird wirklich von klein auf mit westlicher Musik in Kontakt gebracht.
Ich gehörte leider nicht zu dieser Gruppe, ich muss mir mein Musikverständnis auch erarbeiten.
Aber hier in diesem Fall ist es vielleicht ganz gut, dass ich es machen muss, schließlich kann ich so aus meiner Erfahrung berichten.

An sich kann man die Grundlagen der europäischen Harmonik ja erst einmal auf die Dominantischen Beziehungen festlegen.
Ich habe angefangen mich für die westliche Kunstmusik zu interessieren, als ich merkte, dass Mozart und Bach (die kompositorisch leichteren Stücke) mir gefallen.
Diese Musik basiert auch erst mal hauptsächlich auf diesen dominantischen Beziehungen.
Ich weiß allerdings nicht wie du darauf reagierst, da du schließlich auch nicht mit westlicher Unterhaltungsmusik sozialisiert wurdest, aber nichts desto trotz denke ich dass diese Musik trotzdem der leichteste Einstieg ist.
Dieses interesse hab ich dann über die ganze klassik (als epoche) ausgeweitet, und hab so Beethoven entdeckt. Der war harmonisch schon kühner. Und so hat sich mein harmonisches Verständnis immer weiter entwickelt. Im Moment bin ich in der Moderne angekommen.
Andersrum lief es genauso. Irgendwann merkte ich, dass es ja gut klingt, wenn Bach 2 Stimmen gleichzeitig spielen lässt, und so ging ich immer weiter in die Vergangenheit, bis ich auf die wundervolle Musik der Niederländer Schule stieß.

Also zusammengefasst würde ich sagen:
Man lernt am besten, indem man immer mehr Musik hört und zu begreifen versucht.
Fang in der Wiener Klassik an und arbeite dich von da an gleichsam in Zukunft und Vergangenheit.

Natürlich nur ein Vorschlag wie man die Sache angehen kann.
 
Letztlich ist die Polyphonie und die dichte Harmonik, die die westliche Musik auszeichnet, auch über Jahrhunderte entstanden, viele Theoretiker und ausübende Musiker haben sie weiterentwickelt, und die Möglichkeit, Kompositionen in einer einheitlichen Schrift aufzuzeichnen, hat Gebilde von solcher Komplexität hervorgebracht, dass auch ein westlicher Musiker, der damit aufgewachsen ist, wohl kaum alles in einem Durchlauf mitbekommt. Vielleicht so nebenbei, aber letztlich sind auch westliche Musiker nur in der Lage, sich auf eine Stimme zur Zeit zu konzentrieren - alles andere kriegen sie nur nebenbei mit und ordnen das vor dem Hintergrund ihrer Hörgewohnheiten in einen bestimmten Stil ein. Was man machen kann, ist, die Aufmerksamkeit blitzschnell von der einen Stimme zur anderen zu wechseln.

Was ich Dir raten kann, ist die Beschäftigung mit Solmisation und Stufentheorie, am besten an einen gleichschwebend gestimmten Klavier. Allerdings ist das über's Internet schwierig...
 
Es gibt eine Möglichkeit richtig polyphon zu denken.
Es ist zwar arschschwer, aber manchmal, wenn ich mich richtig konzentriere, und das stück nicht zu schwer ist, gelingt es mir.
Dabei darf man nicht die stimmen einzeln denken, sondern muss das harmonische intevall denken, was beim zusammentreffen der stimmen entsteht.
 

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