Das Thema ist komplex, daher etwas geschwafel: die eine Seite davon ist Personal, das notwendigerweise seit Jahrzehnten den Job tut, weil dieses Studio-Getue tatsächlich eine Grad an Fähigkeiten benötigt, der vergleichbar ist mit dem gründlichem Erlernen eines Instruments. Das sieht halt von außen keiner, der sich mit dem Kauf eines 2-ch-USB-Interfaces und eines schnuckeligen Mikrofons wundert, daß das alles doch nicht so schwer sein könne. Erfahrene Profis sind rar (wie sagt es das bayrische Sprichwort so fein: "Nicht schön, aber selten") und weil Profi notwendigerweise eher in Richtung ausgebucht unterwegs in einem bereits engmaschig gesponnenem Netz von Beziehungen. Als Profi gerät man wiederholt an Leute, die sich dieses Berufsfeld rosafarben schönträumen und dran teilhaben wollen. (Ich hätte da sehr unterhaltsame Geschichten, aber ein andernmal) und daher ist das Profi-Tier da erstmal vorsichtig und bestenfalls professionell freundlich. Die Arschlochbremse, weniger charmant ausgedrückt.
Jetzt haben wir also eine geringe Anzahl von Leuten, die zur Verfügung stehen. Dann kommt es noch kniffliger - als Musikant/Kunde/Wissbegieriger muß man jemanden finden, der die eigene Klangästhetik von "klingt gut/klingt nach Durchfall" teilt. Also im künstlerischen Bereich ähnlich fühlt. Weil der technische Teil des ganzen, das kann man mit Geduld und Spucke in 1-2 Jahrzehnten schon bewältigen. Den künstlerischen Teil, nee. Das paßt entweder oder nicht. Kein Profi ist soo vielseitig und ausgebufft, alles an Stilen zu begleiten und das wissen die auch - wer sollte so doof sein, eine Sache zu begleiten, bei der nicht 100% Herz und Empfinden mit eingebracht werden, das garantiert nur schlechteres Ergebnis, schlechteren Leumund und schlechte Eigen-PR. Die Geschmacksbremse.
Wirft man selber die Netze aus, findet man nur einen Teil, den der öffentlich sichtbar ist. Das sind - absichtlich - nicht alle. Einige wollen nicht von allen gefunden werden, siehe Arschlochbremse. Ich für meinen Teil möchte auch nicht, daß hier wer anruft, der etwas aufnehmen will was sowas von nicht weder mein Fall noch meine Kompetenz ist. Daher brauchst du viele Musikanten, die bereits aufgenommen haben um aus diesem Pool zu schöpfen. Wenn du jetzt also selber in der Suche nicht soweit kommst, muß deine Suche erstmal den Umweg machen, Musikanten und Bands näher kennenzulernen, die solche Infos haben. Du kannst natürlich in ein anderes Land gehen, es gibt ein paar Studios die überregional für gewisse Dinge bekannt sind. Du kannst auch z.B. mit Jack Endino essen gehen - er sagt, wer ihm ein Mittagessen zahlt, kann ihn in der guten Stunde ausfragen. Die Preise sind ja stark gefallen, die Budgets ebenso. Nötig ist es nicht unbedingt woanders hinzugehen, da man dort auch nur mit Wasser kocht, bzw. auch hier gibt es gute Leute. Überleg dir, wo die Leute, die du suchst, zu treffen sind. Spezial-Gitarrenläden, Messen, Studiobedarf-Geschäfte, etc.etc., meinetwegen auch mit Hilfe einiger dieser halbseidenen hier-sind-Tonstudios-gelistet-Webseiten.
Ginge es nur um den Mix, so kannst du dank Internet Leute auf allen Kontinenten deine Spuren kneten lassen - Kumpels von mir haben neulich die Hälfte einer Doppel-LP bei einem bekannten Typ in den USA mixen lassen, das hat jetzt nicht sooo wahnsinnig viel Geld gekostet. Laut eigenem Bekunden machen sie das aber kein zweites Mal ;-) Auch wenn das Ergebnis wirklich prima war.
Ich für meinen Teil denke, daß das Ergebnis nen deutlichen Sprung macht, wenn die Spuren ordentlich aufgenommen sind, egal wer mixt. Oder daß sich externes Mischen erst lohnt, wenn die Spuren nicht so-so aufgenommen sind.
Aber das Problem ist ja eben, daß Leute mit weniger Erfahrung sich schwerer tun, die Aufnahmen so hinzubekommen, daß was gutes rausgeholt wird. NICHT wegen mangelnder Technik, sondern wegen (siehe Absatz eins) mangelnder Erfahrung, was eine Spur braucht, die im Mix für den Stil funktionieren soll. Um das zu beurteilen benötigt man ja schon ein paar Jahre Mixpraxis :-(
Fällt mir das Beispiel eines Gitarristen ein, der mit mehr als 20 Jahren Erfahrung meinte, daß er für die 2-3 Spuren die wir für ein Nebenprojekt noch brauchten wo der Rest hier aufgenommen wurde nicht mehr wiederkommen müsse und er das zuhause aufnimmt. Weil wenn er eins kann, dann Gitarren aufnehmen. Die Spuren kamen, er fand sie super. Ich fand sie nahe an unbrauchbar. Sie haben dann auch den Song stark runtergezogen. Was er nicht hörte war: verstimmt, zu viel Gain, falscher Speaker, Totalschaden. Und nein, das hat er nicht absichtlich gemacht. Für sich allein waren die Spuren nicht auffallend schlecht, außer halt tendenziell eine Wurst an Sound ohne viel Ausdruck. Aber in einem Mix, der kraftvoll und auf lärmige art "klar" klingen sollte war es wie wenn dir wer ins Bier pisst. Ja, da war einiges off-topic dabei, aber wie ich eingeleitet habe: das Thema ist komplex.
Soll der Thread hier so sein, daß Musikanten ihre guten/schlechten Erfahrungen über Studios hier posten, meinetwegen nach PLZ? Ich möchte meinen, daß es auf Dauer von einigen Studios auch Auftrags-Lob anziehen wird, wie auf den hier-sind-Tonstudios-gelistet-Webseiten. Das muß nachher immer noch wer aussortieren können.