mich würde mal interessieren ob jemand von euch weiß wie die oben genannten Gitarrengrößen ihr Strat-Tremolo eingestellt haben - Schwebend, Aufliegend oder geblockt?
Hi,
wenn man die im Titel genannten Spieler über die Jahre verfolgt hat, haben sich manche eher festgelegt, andere sind nicht unbedingt immer bei der gleichen Einstellung geblieben.
John Mayer hat es aufliegend, so ist es dann auch bei seiner Signature PRS ab Werk eingestellt.
SRV hatte es bei seiner bekanntesten Gitarre (die mit dem Linkshänder-Tremolo) wohl aufliegend eingestellt, bei der "Lenny" mit Maple Neck aber schwebend, wie man bei Live-Aufnahmen des gleichnamigen Songs gut hören kann.
Gilmour hat früher (zu klassischen PF-Zeiten) sein Tremolo immer aufliegend eingestellt, vielleicht weil er noch nicht so viele Gitarren und Roadies dabei hatte
. Auf neueren Videos, insbesondere von "Comfortably Numb" und
"Shine On You Crazy Diamond", sieht es mir nach einem schwebendem Tremolo aus, da er öfter mal den Arm benutzt und damit "um den Ton herum" moduliert.
Für Asato würde ich das gleiche behaupten.
Philip Sayce hat sein Trem aufliegend eingestellt, bei John Frusciante sieht es zumindest auf den Bildern ähnlich aus.
Hilft Dir das weiter? Mir eher nicht... Ich habe für mich festgestellt, dass das einer der besseren Gründe ist, mehr als eine Gitarre zu besitzen
. So klingt eine Strat je nach Einstellung etwas anders, und mMn harmoniert mal die ein, mal die andere Einstellung besser mit der Gitarre.
Eine negative Wirkung der schwebenden Einstellung auf die
Stimmstabilität konnte ich nicht feststellen, tatsächlich ist die Geometrie des Vintage-Tremolos eigentlich sogar auf eine leicht schwebende Einstellung ausgelegt. Dann liegt nämlich die Grundplatte nur auf der Kante zur vorderen Abschrägung auf - das verringert die Reibung. Umgekehrt gilt: wenn die hintere Kante aufliegt, neigt die Grundplatte dazu, an den Schrauben nach oben zu "wandern", einfach aufgrund der Hebelwirkung des Federzugs auf den Masseblock. Außerdem hat das System Saitenzug/Federzug die Tendenz, sich selbst zu stabilisieren - die Evertune-Brücke macht sich das Prinzip ja auch zunutze.
Soviel zur Theorie, aber jedes System reagiert etwas anders, und selbst konstruktive Details wie zB die Lage der Kante ist bei vielen Modellen leicht anders als beim Vintage-Original. Also: Ausprobieren!
Der
Sound ist auf jeden Fall ein etwas anderer. In dem Punkt bin ich wirklich zu dem Schluss gekommen, dass das schwebende Vibrato für meine Vorstellung eines "typischen" Strat-Sounds unverzichtbar ist. Aufliegend klingts für mich immer ein bisschen zu brav und langweilig, da fehlt mir was, insbesondere Clean und crunchy. Bei Floyd Rose-Gitarren und allgemein Strats mit mindestens teilweiser HB-Bestückung ist es bei mir wiederum sehr individuell, manche gefallen mir schwebend, andere aufliegend. Tendenz: Je mehr "Metal" im Sound, desto eher aufliegend. Scharfe Palmmute-Rhythmen klingen aufliegend präziser, wildes Solieren macht mit schwebendem System mehr Spaß, und eher crunchiges kommt auch transparenter.
Mit dem
Problem beim Bending bist Du nicht alleine. Ein schwebendes System gibt dabei etwas nach, was zwei Probleme zur Folge hat: Zunächst mal muss man die Saite schlicht weiter ziehen, weil ihr Aufhängungspunkt sich leicht mitverschiebt. Der Kraftaufwand ist etwas größer, weil man die Fender ja mitziehen muss, und er unterscheidet sich je nach Saite auch etwas - denn der Gegenzug der Federn ist bei allen Saiten gleich, die Zugkraft der einzelnen Saite jedoch unterschiedlich. Man kann sich also nicht so gut auf das Fingergefühl verlassen und muss dafür genauer hinhören.
Das zweite Problem hängt damit auch zusammen, es betrifft Double Bends. Die klingen ohne Gegenmaßnahme natürlich immer etwas schräger, denn wenn man den gebendeten Ton auf die korrekte Höhe zieht, wird der stehen gelassene zwangsläufig etwas absinken und "flat" klingen, also etwas zu tief. Da kann man dann natürlich sagen: "Das gehört dazu, Rock'n'Roll soll gar nicht so brav und immer perfekt gestimmt klingen!" - oder man versucht es zu kompensieren. Das kann man auch, nämlich indem man mit dem Handballen einen Gegendruck auf das Trem erzeugt. Das ist aber schon ein bisschen "Hohe Schule" und setzt verschärftes Hinhören und entprechendes Training voraus. Ich persönlich bin jetzt nicht mit einem Super-Gehör gesegnet und gehe irgendwo einen Mittelweg: Ich versuche gegenzuhalten, aber ich mach mir auch keinen Kopf, wenn es jetzt ein bisschen weniger sauber klingt - wie gesagt, ist halt Rock'n'Roll...
Gruß, bagotrix