Hi,
grundsätzlich macht es schon einen klanglichen Unterschied, ob Du die Tonpotis anschließt oder nicht - auch wenn Du sie immer voll aufdrehst. Es trifft auch zu, dass das kein Voodoo ist, sondern eine elektrotechnisch begründete Tatsache.
Beim StegPU ist das auch die ursprüngliche Beschaltung einer Strat, wie sie Leo Fender konzipiert hat und auch heute noch oft zu finden ist. Seine Vorstellungen und Anforderungen waren etwas anders als die heutigen. Der HalsPU brauchte schon deshalb einen Tonregler, weil man ja auch Jazzgitarristen ansprechen wollte (was bekanntlich nicht so ganz geklappt hat). Der MittelPU alleine gespielt war Leos erklärter Lieblingssound, wahrscheinlich weil er sich als clean gespielter (was anderes konnte man sich in den 50ern kaum vorstellen) Rhythmuston schön in den Bandsound einfügt. Hier sollte das Tonpoti die Anpassung während des Spielens erleichtern, denn die Amp-Klangegelungen waren eher spartanisch - und der Gitarrist sollte gefälligst still sitzen oder stehen, und nicht während des Auftritts am Amp rumfummeln. Den StegPU wollte Leo genau so haben, er sollte durch das Weglassen des Tonpotis maximal laut und bissig sein, weil er speziell für Soli gedacht war. Ich könnte mir vorstellen, dass Fender als erklärter Country-Fan da auch an rasantes Picking dachte, das Höhen gut brauchen kann, wenn man mit den Fingern statt mit Plektrum oder Fingerpicks spielt. Ach ja: Zwischenpositionen musste man am damaligen 3-Weg-Schalter noch mit spitzen Fingern hinfummeln, und Leo hat sie zeitlebens verabscheut.
Heute bevorzugen die meisten Gitarristen einen Tonregler für den StegPU, weil der halt gerne verzerrt gespielt wird und dabei ein bisschen Abmilderung in den Höhen oft gut tut. Da die meisten den MittelPU kaum mal alleine spielen, wird ein Tonregler dort meist nicht vermisst, sodass viele ihn einfach an die Bridge-Position anschließen. Damit ist in beiden Zwischenpositionen eine Tonregelung möglich.
Die No Load-Potis sind eine super Möglichkeit, sich alle Möglichkeiten offen zu halten. Voll aufgedreht würde alles wie bisher klingen. Wenn Du minimal hinter die Einrastposition zurückdrehst, hast Du den Sound eines voll aufgedrehten Standard-Tonpotis. Ich persönlich war bei Tonpotis auch lange eher skeptisch, ähnlich wie Du. Ich benutze sie wesentlich öfter, seit ich die Kondensatoren verkleinert habe, von den klassischen .022uF zB auf .01 oder sogar .005uF. Damit kappt man nur die obersten Höhen und verschiebt die Resonanzfrequenz nicht zu weit nach unten. So kann man gerade verzerrt schön singende Sounds erzielen, die an einen HB erinnern, und selbst ganz zugedreht bekommt man keinen Matsch, sondern es geht eher in die Richtung "Fixed WahWah".
Gruß, bagotrix