Stirn in Falten legen

[Citrus]

Ihr Lieben

Heute eine Frage, die wohl nur eine Frau stellen kann ;-). Ich versuche ja wenn möglich, meine Stirn nicht ständig zu krausen. Man sagt ja, das bleibt, und die Falten kommen wohl auch so früh genug, dann irgendwann.

Beim Singen gelingt mir das allerdings nicht. Bin da erstens so voller Emotionen, ich krieg die Stirn eigentlich kaum glatt, ich hab ständig diesen emotional-geladenen-wehleidigen-Stirnkrause-Blick drauf. Mit einigen Ausnahmen wohl, wenn ich in der Gruppe singe mag das auch anders sein, da ziehe ich die Brauen eher mal hoch, da sind die Parts ja aber auch nicht ständig anstrengend / resp die Lieder nicht immer so emotional.

Mache ich was falsch, technisch, oder ist es normal, dass man die Haut über dem Nasenansatz sehr oft in Falten legt? Ich bin jemand mit lebendiger Gesichtsmimik, glaub ich. Mag da aber auch nicht unbedingt dann Anfang 30 schon richtige Gräben von Falten haben, ausser ich machs eh richtig.

LG
citrus

 

[Foxx]

Sing einfach und kümmer dich nicht um irgendwelche Stirnfalten. Singen ist Ausdruck und dazu gehört auch die Mimik. Ich halte nichts davon, bestimmte Mimiken zu "verbieten", weil das angeblich gesangstechnisch besser sein soll.

 

[TheK]

oh, genau diese frage hab ich mir auch schon gestellt. es sieht furchtbar angestrengt und weinerlich aus wenn ich singe. aber ich glaube dagegen werden wir nix tun können....das ist das gleiche ding wie bei schauspielern, da wirste auch mit falten zählen meist nicht fertig....

 

[Tonja]

Wie das bei anderen Stilen ist weiss ich nicht (gut möglich, dass das da ganz locker gehandhabt wird), im klassischen Gesang sind Falten in der Stirn aber tatsächlilch unerwünscht, weil klangmindernd. Die obere Gesichtshälfte muss "hell und offen" sein. Das heisst helle offene extrovertierte Augen und eine glatte, "in die Breite gezogene" Stirn (wie mit dem Bügeleisen geglättet ). Es darf nichts kritisches, mürrisches, böses im Gesichtsausdruck sein.

So zumindest muss man es in der Ausbildungsphase lernen. Was später ein fertig ausgebildeter Sänger mit dem Gesicht macht - in der Oper je nachdem auch passend zur Rolle - ist wieder ein bisschen eine andere Sache. Aber zu diesem Zeitpunkt können sie halt bereits singen und da kann man dann auch ein paar Abstriche in Kauf nehmen. Paradebeispiel: Cecilia Bartoli, sie macht bezüglich Gesichtsmimik so ziemlich alles, was man nicht tun sollte und trotzdem tönts schön . Aber solche Ausnahmetalente können sich halt auch so einiges erlauben, was der Durchschnittssänger tunlichst lassen sollte!

Ich hatte das Problem mit den Falten in der Stirn/böse gucken übrigens auch, und auch jetzt immer mal wieder einen Rückfall , v.a. dann wenn ich sehr konzentriert bin beim singen oder es inhaltlich gerade passen würde. Da hilft dann nur eines: singen unter Spiegelkontrolle

 

[Bell]

Wenn ich ein "böses" Lied singe, sehe ich bestimmt entsprechend aus - und im Contemporary darf und soll der Klang ja stellenweise scharf und schrill werden - das Gesicht legt sich dann in entsprechende Falten
Schauspielerinnen haben ja auch verschiedene Rollen, die sie auch mimisch verkörpern müssen - haben die mehr Falten als andere? Ich glaube kaum.

 

[antipasti]

Schauspielerinnen haben ja auch verschiedene Rollen, die sie auch mimisch verkörpern müssen - haben die mehr Falten als andere? Ich glaube kaum.

Naja - die haben Botox und die Schönheitschirurgie

 

[Brigitte]

Hallo,

bei mir ist es genau anders - ich kann zum Beispiel willentlich die Nase nicht so richtig rümpfen und manchmal denke ich, man könnte das brauchen. Aber was soll das Ganze - man darf halt nicht versuchen, beim Singen auch noch gut auszusehen

 

[TheK]

ich glaube schon das schauspieler mehr falten haben/bekommen, zumindest ist mir bei einigen sowas schon aufgefallen (theater) . aber ich weis nicht, soll man wirklich singen vor dem spiegel üben? auweia, ich merk schon ich hab noch einiges zu tun

 

[Gast137547]

Dani Klein (Vaya Con Dios) macht das auch und bei ihr wirkt das sogar äußerst passend zur Gesamtperformance.

Etwas Pathos in der Mimik schadet garantiert nicht - insbesondere wenn sich dies themabezogen gestaltet. So hört man das Gefühl nicht nur, sondern sieht es eben auch.

Best Wishes!

 

[Tonja]

aber ich weis nicht, soll man wirklich singen vor dem spiegel üben?

Ev. ist das für Contemporary ja gar nicht so nötig(?), da ihr oft viel freier seid in dem was ihr tut als wir Klassiker. Bei uns ist der Spiegel aber schon ein recht übliches Hilfsmittel, allerdings von den wenigsten geliebt! Ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, sich selbst beim singen zu zusehen . Ich für mich habe gemerkt: es dürfen bei mir immer nur kurze Kontrollblicke zwischendurch sein. Würde ich über längere Zeit in den Spiegel starren, verkrampfe ich recht schnell.

 

[Vali]

Das hat mit Stilen und Genres nichts zu tun. Egal was für körperliche Vorgänge man übt, sei es Singen, Tanzen, Geigespielen, Gymnastik oder Kampfsport, visuelle Kontrolle kann beim Üben hilfreich sein. Aber nur wegen kosmetischer Gründe an seiner sonst natürlichen Mimik rumdoktorn... ich weiß nicht... Wenn man Angst vor Falten hat, soll man sich einfach gesund ernähren, die Haut vernünftig pflegen, nicht zu viel in die Sonne gehen, keine Drogen nehmen und genug Schlaf und Entspannungsphasen haben (also kurz: gesund leben), dann bleibt die Haut jung und elastisch und man sieht mit 30 noch nicht so aus wie mit 60. Aber alt werden wir trotzdem alle und da kann man nichts gegen machen. Wenn man aber wirklich alt ist, ist es auch ok alt auszusehen. Manche Falten können Gesichter auch interessant machen und eine Lebensgeschichte erzählen.

 

[TheK]

ich denke auch, dass ich nicht vor habe vor dem spiegel singen zu üben....geht auch gar nicht, wenn man sich auch noch neben singen UND gitarre auf das aussehen konzentrieren soll....ochnee, da nehm ich die falten in kauf

 

[Tonja]

Zitier mich grad mal selber:

im klassischen Gesang sind Falten in der Stirn aber tatsächlilch unerwünscht, weil klangmindernd.

Also, die Falten beim singen sind nicht primär unerwünscht aus kosmetischen Gründen (dieses ist wohl den meisten in einem solchen Moment völlig egal), sondern weil ein kritisches, mürrisches oder böses Gesicht ganz negative Wirkungen auf den Klang haben kann.

Wenn ich mir die Aufnahmen aus meinem GU anhöre und die GL sagt, jetzt sing die gleiche Stelle nochmal aber schau dabei bitte freundlicher, dann sind die Klang-Unterschiede zT. enorm!

Der Gesichtsausdruck ist aber trotzdem nicht nur wichtig wegen des Klanges, weil: das Auge hört immer mit! Für den Zuschauer macht es viel aus, was für einen Gesichtsausdruck der Sänger hat. Gibt irgendeine Untersuchung (allerdings alles aus dem Bereich Klassik/Konzert), die besagt, dass das Optische für den Zuhörer (Zuschauer!) mit 50-70% zu Buche schlägt und nur 30-50% gehen aufs Konto des effektiven Klanges!

Ich konnte das fast nicht glauben, bis ich es am Liederabend einer Mezzosopranistin selber erlebt habe. Die Frau sang recht schön, hatte aber die ganze Zeit einen ziemlich mürrisch-kritischen Ausdruck (inkl Falten in der Stirn ), manchmal wirkte sie sogar richtig abgelöscht. Die hellen strahlenden Augen fehlten völlig. Sie war ein Vollprofi und brachte das Ganze rein klanglich trotzdem recht anständig über die Runden. Ich konnte mir ihre Darbietung aber nur noch anhören, indem ich die ganze Zeit stur nach unten in mein Programmheft starrte. Hätte ich ihr weiter beim singen zusehen müssen, ich denke, ich wäre allerspätestens in der Pause abgehauen. War sehr schade, denn wie viel besser wäre ihr Gesang beim Publikum angekommen, wenn sie ihn mit strahlenden Augen und offenem Gesicht vorgetragen hätte.

Für mich aber, die ich auch immer mal wieder diese konzentriert-kritische Tendenz habe, war dieses Konzert ein sehr aufschlussreiches und heilsames Erlebnis

 

[Citrus]

Ich hatte das Problem mit den Falten in der Stirn/böse gucken übrigens auch, und auch jetzt immer mal wieder einen Rückfall , v.a. dann wenn ich sehr konzentriert bin beim singen oder es inhaltlich gerade passen würde. Da hilft dann nur eines: singen unter Spiegelkontrolle

Ja genau. Ich werde mir einen über'm Klavier montieren zum Üben

Also, die Falten beim singen sind nicht primär unerwünscht aus kosmetischen Gründen (dieses ist wohl den meisten in einem solchen Moment völlig egal), sondern weil ein kritisches, mürrisches oder böses Gesicht ganz negative Wirkungen auf den Klang haben kann.

Wenn ich mir die Aufnahmen aus meinem GU anhöre und die GL sagt, jetzt sing die gleiche Stelle nochmal aber schau dabei bitte freundlicher, dann sind die Klang-Unterschiede zT. enorm!

Der Gesichtsausdruck ist aber trotzdem nicht nur wichtig wegen des Klanges, weil: das Auge hört immer mit! Für den Zuschauer macht es viel aus, was für einen Gesichtsausdruck der Sänger hat. Gibt irgendeine Untersuchung (allerdings alles aus dem Bereich Klassik/Konzert), die besagt, dass das Optische für den Zuhörer (Zuschauer!) mit 50-70% zu Buche schlägt und nur 30-50% gehen aufs Konto des effektiven Klanges!

Ich konnte das fast nicht glauben, bis ich es am Liederabend einer Mezzosopranistin selber erlebt habe. Die Frau sang recht schön, hatte aber die ganze Zeit einen ziemlich mürrisch-kritischen Ausdruck (inkl Falten in der Stirn ), manchmal wirkte sie sogar richtig abgelöscht. Die hellen strahlenden Augen fehlten völlig. Sie war ein Vollprofi und brachte das Ganze rein klanglich trotzdem recht anständig über die Runden. Ich konnte mir ihre Darbietung aber nur noch anhören, indem ich die ganze Zeit stur nach unten in mein Programmheft starrte. Hätte ich ihr weiter beim singen zusehen müssen, ich denke, ich wäre allerspätestens in der Pause abgehauen. War sehr schade, denn wie viel besser wäre ihr Gesang beim Publikum angekommen, wenn sie ihn mit strahlenden Augen und offenem Gesicht vorgetragen hätte.

Für mich aber, die ich auch immer mal wieder diese konzentriert-kritische Tendenz habe, war dieses Konzert ein sehr aufschlussreiches und heilsames Erlebnis

Sehr wahr, danke Tonja!

@all: Danke für eure tollen Beiträge! War sehr amüsant zu lesen. Hatte ja schon befürchtet, dass ihr mein Posting ev. nicht ernst nehmt . war aber absolut ernst gemeint und wie ich sehe, gibt es einige unter euch mit dem selben Problem, aber auch solche mit konträren Problemen.

Ich denke, es ist schon wichtig, in der Mimik das Thema mitzutransportieren. Aber ich hab gemerkt, dass ich teilweise dermassen in Emotionen bin, ich seh aus, als würde ich demnächst heulen. Spiegelkontrolle ist wohl das Zauberwort. Stellenweise singe ich auch mit wachen Augen, mal sehen, vielleicht kann ich diese Parts ausbauen.

Weitere Kommentare/Tipps sind natürlich gerne willkommen!

LG
Citrus