Dass eine evtl. blaue Beschichtung weg ist, lässt sich durch das Fräsen des Stimmprofiles doch gar nicht vermeiden?
@MichaHH :
Klasse Filmbeitrag den du da eingestellt hast - solche Videos aus der Fertigung find ich (als Techniker) immer sehr spannend - Vielleicht sollte ich wirklich auch als Akkordeonspieler mal der Fa. Seydel einen Besuch abstatten. Scheint sich sehr zu lohnen!
Im Prinzip kann man die Fertigung von MuHa Stimmplatten schon auf Akkordeonstimmplatten übertragen. Vom Grundsätzlichen her gilt das alles genauso.
Allerdings kommen durch den speziellen Betrieb des Akkordeons schon noch ein paar "Feinheiten" hinzu, die dann im Detail doch andere Schwerpunkte setzen. Messing ist als Stimmzungen-Material von dessen Materialeigenschaften eigentlich gar nicht schlecht, aber durch die höheren Betriebsdrücke im Akkordeon reicht die Festigkeit nicht aus, weswegen es früher häufig Stimmzungenbrüche gab und deshalb dann zwangsläufig auf Federstahl gewechselt wurde.
Federstahl ist nun aber auch bei der Bearbeitung her wesentlich widerspenstiger, weshalb hier Fertigungsdetails in den Fokus gelangen, die bei der Muha und den Messingstimmzungen noch ohne Belang sind. So setzt Stahl ja dem Stanzen einen deutlich höheren Widerstand entgegen, der sich dann auch teilweise in der gestanzten Stahlzunge als innere Spannung "verewigt" ... und unerwünschte Effekte nach sich zieht.
Für einfache Qualitäten der Stimmzungen war das kein Problem, da konnte man mit diesen Eigenspannungen leben und damit wurden , so wie im Film der Fa. Seydel (am Beispiel des Federmessingstreifens) zu sehen breite Federstahlbandabschnitte auf Profil gefräst, bzw. geschliffen und dann über die Bandbreite entsprechend Stimmzungen ausgestanzt.
Bei hochwertigen Stimmplatten , die eine höhere Konstanz über die Lebenszeit haben sollen hat das aber früher häufig Probleme bereitet. Deshalb hat man nach Wegen gesucht um die eingebrachten Spannung durch die Schnittkräfte zu minimieren. Und das hat man so gelöst, dass man ein schmales Federstahlband genommen hat, das die Breite des Zungenfußes hatte und dann musste man nur links und rechts die Ecken" abknapsen" und erhielt so eine Stimmzunge, die weniger innere Spannungen durch den Stanzprozess hatte... Mit dem Ergebniss, dass sich diese bei den engen Toleranzen für die hochwertigen Stimmplatten deutlich stabiler verhielt.
Schneller und damit günstiger geht s natürlich aus dem breiten Bandstreifen rausgestanzt, und deshalb hat man diese Methode mit dem schmalen Band nur für die höchsten Klassen verwendet (weil man da auch den höheren Herstellungspreis besser weitergeben konnte). Von daher kommt das Erkennungsmerkmal dass man die höchste Qualitätsstufe an der blauen Färbung des Originalzustandes des Federstahlbandes an den Seitenkanten des Zungenfußes noch sieht. Da die Stimmzungenhersteller aufgrund des sinkenden Marktes große Investitionen möglichst vermeiden wollen, werden die auch heute noch von fast allen Herstellern (Ausnahme : Fa. Harmonikas - die haben ein anderes Fertigungsverfahren) so unverändert gefertigt.
Der hübsche "gedengelte" pyramidenförmige Nietkopf wird ebenfalls als Erkennungsmerkmal gehandelt - wird aber mitunter auch schon maschinell so genietet und ist kein sicheres Erkennungsmerkmal.
-> Das einzige wirklich sichere Erkennungsmerkmal für sehr gute Stimmplatten ist, wenn sich die Stimmplatten im Instrument sehr gut verhalten!
Und da kommt ein weitere Punkt ins Spiel, der in der heute sehr materiallastigen Qualitätsbeurteillung oft vernachlässigt wird: Der Mensch, der die Stimmplatte im Instrument intoniert!
Eine sehr gute Stimmplatte ist wichtig als Ausgangsbasis für höchste Qualität. Aber genausowichtig ist der Fahcmann, der die Stimmplatte dann einrichtet, abgleicht und stimmt:
-> Ein sehr guter Stimmer kann aus einer weniger guten Stimmplatte eine sehr gute Qualität erzeugen.
-> Ein weniger guter Stimmer kann aus einer sehr guten Stimmplatte eine gute Qualität erzeugen.
-> Ein sehr guter Stimmer kann mit einer sehr guten Stimmplatte eine hervorragende Qualität erzeugen!
Und erst das in Summe miteinander bringt eine hervorragende Qualität hervor. - Das wird über die ganzen Materialdiskussionen aber sehr häufig vergessen und übersehen!
Die sehr guten Stimmplattenqualitäten werden deshalb auch häufig mit einem Stempel gekennzeichnet wie " Voci Armoniche, " oder " C" für Cagnoni, dem "S"-Logo für Salpa, "Binci Professional" etc...
...nur bei den Stimmern steht halt leider nirgends drauf: "A mano Qualität Stimmer" - das muss man leider so raus bekommen, wer denn wie gut ist. bzw. eigentlich andersrum: welchen Fachmann brauch ich , um meine Anprüche erfüllt zu bekommen.
Es stand aber AMOR in Großbuchstaben drauf.
Um aber auf die Eingangsfrage zurückzukommen: wer sich hinter dem Kürzel "Amor" verbirgt, das weiß ich nicht! Aber zum einen gibts bzw. gabs viele Hersteller von Stimmplatten und ich kenne den Markt auch nicht so durch und durch, dass ich über alle und alles Bescheid wüsste!
Aber aufgrund der Tatsache dass da überhaupt ein Namenslogo eingeprägt wurde kann man schon mal eine sehr gute Stimmplatte vermuten. Die gebläuten Seitenkanten sprechen auch dafür.
@play_bach :
In welchem Instrument hast du die denn vorgefunden?