Was will man erreichen für welche Zwecke?
Könnte die Bohrung noch eine andere Aufgabe haben?
Diese Querbohrung ist auf jeden Fall ein gutes Detail mit dem die Marketinggruppe werben kann. Denn man hat was besonderes, was die anderen nicht haben und ob das funktioniert oder eher negative Auswirkungen hat ist der Marketingabteilung egal, weil die allerwenigsten vermutlich durchschauen können was das genau bedeutet.
Was will man erreichen für welche Zwecke?
Zunächst muss man sich von der Vorstellung lösen dass beim Akkordeonbau alles wissenschaftlich durchleuchtet und genau untersucht wird bevor es als "Verbesserung" ins Instrument übernommen wird.
Viele Firmen die bei der Herstellung von Akkordeons und Teile hierfür beteiligt sind sind kleinere Firmen, die haben keine Versuchsabteilung und auch keine "Entwicklungsabteilung". Da werden Teile und Instrumente gebaut, für die man vorliegende Aufträge hat und die nun ein Problem zeigen das man lösen muss - egal wie! Das warum ist dann erstmal nicht wichtig, Hauptsache im vorliegenden Fall ist der Effekt weg!
Selbst bei Hohner in seiner Blütezeit wurde da öfter mal "irgendwas gebastelt" da hat man ein Problem auf dem Tisch das stört und das muss
jetzt behoben werden (weil z.B. der Künstler der auf das Instrument wartet nächste Woche damit eine Auftritt machen soll). Also probiert man rum, woran man drehen kann, um den Effekt wegzubringen. Meist erreicht man durch viel probieren irgendwas, das in dem Moment den Effekt verschwinden lässt - das wird dann so umgesetzt. Meist hat man erstmal keine Ahnung warum der Effekt jetzt weg ist, aber das ist im Moment egal - Hauptsache der Künstler hat sein Instrument und ist damit glücklich!
Zum tiefer darüber nachdenken hat man keine Zeit, weil schon die nächste Problemstelle auf dem Tisch liegt und behoben werden soll.
Irgendwann mal kommt dann wieder so ein Problem und man erinnert sich:" da war doch schon mal was... da haben wir, glaube ich, folgendes gemacht..." Und weil man wieder keine Zeit hat wird das halt wieder so gemacht - Hauptsache der Fehler ist nicht mehr sichtbar und man kann sich der nächsten Aufgabe widmen.
Ab dem Moment wird das dann grundsätzlich zur Lösung für solcherartige Probleme genommen, auch wenn man nach wie vor nicht weiß, was genau der Wirkmechanismus dahinter ist/war. Und spätestens wenn der ursprüngliche Erfinder dann nicht mehr in der Firma ist hat sich das Detail verselbstständigt weil keiner mehr weiß warum das entstanden ist. Aber weil man weiß das der Vorgänger ja "auch net blöd" war, geht man davon aus dass der sich schon was dabei gedacht hat und belässt das Ding so wie s ist. Und so verselbstständigt sich so ein Detail und bleibt lange Zeit erhalten, obwohl keiner weiß was das tut und warum genau das da drin ist.
Und genauso kann es sich auch hier bei dem Stimmplattenloch ergeben haben, wobei man wissen muss dass die meisten Stimmplattenfertigungen keine sehr großen Firmen sind:
Die Fertigung hat ein Problem weil die Basszunge einfach zu laut ist im Vergleich zu den anderen, aber von den Abmaßen her so bleiben sollte, weil s sonst nicht recht in den Stimmstock passt....Und der Kunde (also der eigentliche Akkordeonbauer) hat das schon bemängelt und wartet auf Nachbesserung!
Also geht der Fertiger aus der Fertigung (Garage) in den zentralen Verwaltungstrakt (Wohnung) und setzt sich an den Konferenztisch (Küchentisch) und spricht den "Entwickler" an: "Junger (also: Sohnemann), du bisch doch Werkzeugmacher - i han grad a Problemle!.. hätt´sch mer net grad mol an Tip?" .. und der "Entwickler " nicht dumm - meint:" Ha, bohr doch einfach a Querloch vorne bei der Zungenspitze durch, dann nimmst du der Zunge Saugdruck weg und schon isch se leiser!" Worüber der Fertiger (Vater) hocherfreut ist:" Ha - subber! Des mach´ mer! ... Bisch halt scho a Käpsele! (höchste schwäbische Anerkennung als Genie!)"
Und so nimmt die Fertigung damit ihren Lauf. Der Kunde (Akkodeonbauer) ist zufrieden, weils bei seinen Akkordeons jetzt stimmig ist, wird ab sofort für den Kunden das so gefertigt.
Irgendwann kommen aber andere Kunden und brauchen "geschwind" mal n paar Stimmplattensätze zum ausprobieren, weils sich überlegen den Lieferanten zu wechseln, oder weil der Hauptlieferant grad nen Engpass hat... und der Unternehmer nicht faul zweigt kurz ein paar Stimmplattensätze von dem anderen Kunden ab, weil der seine Lieferung erst in ein paar Wochen haben will... und schon ist diese Sonderlösung allgemein in der Welt! ... Und weil der neue Kunde nix zu bemängeln hat und erstmal zufrieden ist bleibts auch so... mitsamt Querloch!
... und keiner stört sich...
... bis eines Tages irgend ein Kunde mal nachfragt was denn das für ein Querloch ist und warum das da ist wo s ist und ob das nicht wohmöglich eine fehlerhafte Stimmplatte sei und er eine Mängelrüge schreiben müsste!
Mittlerweile hat der Fertiger die Geschichte aber schon lange vergessen, oder er geniert sich zu sagen, dass er das damals in der Not halt so hingebastelt hat und traut sich nicht zu sagen, dass das im Grunde meist nicht notwenig ist, aber nun halt mal drin ist. Und so sagt dann der Fertigungsmeister (Vater) zur Marketingleitung (Mutter): "Jesses! Was soll ich jetzt da sagen!.. Schreib irgendwas von wegen Anspracheverbesserung... das klingt immer gut und wirkt glaubhaft! "
Obs so gewesen ist oder doch anders, weiß ich natürlich nicht - aber was ich damit sagen will: Man muss sich beim Akkordeonbau davon lösen zu glauben, dass alles wissenschaftlich durchleuchtet ist und genau erforscht wurde -Weils halt oft bloß kleine Handwerkbetriebe sind ist vieles aus dem Moment heraus entstanden, weils halt grad so gepasst hat, ohne zu forschen, ob man nur eine Umgehung des eigentlichen Problems gebaut hat oder ob man tatsächlich das Problem selber behoben hat.
Hier ist wirklich oft so: der Zweck heiligt die Mittel und hat keinen tieferen Sinn über dieses spezielle Problem und über den Tag hinaus!
Wäre vielleicht noch ein weiterer Effekt denkar zB wenn die Ventile stramm schließen und kein Nachschwingen hörbar ist wie bei einigen Instrumenten mit Federstahlstützen der Fall.
Da könnte der Druckverlust vielleicht dann wieder geringer sein aber das Instrument weicher klingen zB wie eine Morino mit weicheren Ventilen mit Hilfe der Bohrung?
Nach dem langen Vorwort und etwas nachdenken wie der Sachverhalt zusammenhängt würde ich sagen: nein funktioniert so nicht! Hat nichts miteinander zu tun!