Mir wurde erklärt unsere Stimmfarben passen nicht zusammen?????
Mal ne ganz andere Frage: Was war denn das für ein Publikum bzw. von wem konkret kamen denn die Rückmeldungen?
Die Leute, die euch Feedback gegeben haben, meinten, es klänge nicht schön, so weit, so gut, aber die konkreten Formulierungen solcher Ratschläge wie "eure Stimmfarben passen nicht zusammen" muss man
gerade bei Laien immer mit starker Vorsicht genießen.
Die meisten Leute, die da zuhören, differenzieren nämlich höchstwahrscheinlich nicht klar abgrenzbar zwischen diesen Fachbegriffen und verwenden sie einfach so, wie sie glauben, dass sie richtig sind.
Eine Sache, die ich mir zum Beispiel vorstellen könnte, wäre, dass ihr alle dieselbe Melodie, also einstimmig gesungen habt. Das war ein typisches Syndrom der Sängerinnen in unserer AG in der Schulzeit, da waren nämlich alle zu faul, mal eine zweite oder dritte Gesangsstimme zu schreiben, oder - wenn wir Instrumentalisten uns dann eine ausgedacht hatten - dann haben die Sängerinnen sie entweder nicht auf die Kette bekommen, oder - falls das im Proberaum tatsächlich gelungen war - sind live dann trotzdem wieder alle in dieselbe Stimme gerutscht. Jede für sich alleine hätte die Gesangsmelodie dann wahrscheinlich auch ganz passabel hinbekommen, aber wenn zwei oder drei Leute die gleiche Melodie singen, singen sie eben doch nicht dieselbe.
Und dann klingt's schief.
Soll heißen, keiner trifft alle Töne so hundertprozentig, und dadurch entstehen Reibungen zwischen den Tönen, wie ein großer Chorus-Effekt. Wenn ein einzelner Sänger mal ein bisschen über oder unter dem Ton liegt, macht das nicht so viel, als wenn drei Sänger die gleiche Melodie zu singen versuchen, einer liegt aber knapp unter dem Ton, der andere knapp drüber, und einer trifft den Ton vielleicht sogar perfekt, er klingt aber trotzdem schlecht, weil er sich eben mit den Tönen der anderen beißt.
Dann kann ein Laien-Zuhörer einem durchaus mal sagen: "Ich glaube, eure Stimmfarben passen nicht so gut zusammen", und meint damit dieses Gefühl der "Reibung", das entsteht, wenn zwei fast identische, aber nicht ganz exakt gleiche Töne zusammen erklingen. Der Laie hat womöglich gemerkt, dass ihr eigentlich alle den richtigen Ton singt, spürt aber, dass es irgendwie doch alles nicht zusammenpasst, und führt das dann z.B. auf die Stimmfarbe zurück. Richtig wäre in diesem Fall die Formulierung: "Die Intonation war nicht sauber". Wenn du also diese Formulierung mit der Stimmfarbe dann wörtlich nimmst, arbeitet ihr vielleicht an der völlig falschen Stelle, nämlich an der Stimmfarbe, anstatt an der Intonation.
Ist jetzt aber alles nur Spekulation, da ich ja noch nicht weiß, ob euer Publikum aus der Dorfgemeinde oder Musikprofessoren bestand.
Apropos Gemeinde: Dieser Effekt, dass es schief klingt, wenn mehrere Leute das Gleiche singen, gleicht sich in sehr großen Gruppen - wie etwa
Kirchengemeinden - meist wieder aus, weil da die Leute, die so richtig daneben hauen, von der großen Masse, die richtig singt, übertönt werden, vor allem aber, da
Kirchenlieder bewusst so angelegt sind, dass
Männer und Frauen eine Oktave auseinander singen können. Deshalb gehen sie meistens auch nur bis c oder d, sodass die Männer das d' noch in der Bruststimme singen und die Frauen das d'' bequem in die Kopfstimme nehmen (das schafft dann nämlich meistens jede). Insofern singen in einer Kirchengemeinde streng genommen gar nicht alle die gleiche Melodie, denn wenn
zwei Töne eine Oktave auseinander liegen und
nicht perfekt getroffen werden,
merkt man das trotzdem weniger, als wenn es derselbe Ton sein soll.
Wenn euer männlicher Sänger aber in Altlage singt, dann singt er ja in der gleichen Lage wie ihr, und dann entsteht genau das oben beschriebene Problem.
Und es kann natürlich auch einfach sein, dass speziell die
Stimmfarbe eines Mannes, der in Altlage singt, für viele Laien
ungewohnt klingt und sie deshalb meinen, diese Stimmfarbe passe nicht zu den Frauenstimmen, die für ihre Ohren den "gewohnten" Klang haben. Auch hier bräuchten wir natürlich etwas mehr Detailinfos über die konkrete Situation, sonst spekulieren wir ja nur.