Ich spiele seit 35 Jahren Geige und seit 26 Jahren Gitarre. Elektrisch und akustisch.
Ich kann sowohl meine Geige, als auch meine Gitarre sauber nach Gehör stimmen. Bei der Geige reicht mir das A, dann streiche ich A+D-Saite, stimme dabei die D-Saite, dann D+G-Saite und dann A+E-Saite. Ich höre die Quinte und achte beim "Finetuning" auf die leichten Schwingungen. Je genauer die Töne zueinander passen, desto langsamer wird die Schwingung (man könnte auch "wabern" dazu sagen), bis sie schließlich weg ist. Bei der Gitarre mache ich das genauso. Ich stimme die hohe E-Saite nach einer Referenz und dann E+H, E+G, E+D (schwer zu hören), E+A und schließlich E+tiefes E. Dazu muss es rundrum leise genug sein, damit ich die Schwingungen sauber höre.
Natürlich gibt es noch viele andere
Stimm-Methoden
Da muss jeder die passende Methode für sich und für sein Instrument finden. Nicht jede Methode funktioniert bei jedem Instrument gleich gut.
Leider haben alle Methoden kleine Ungenauigkeiten. Wenn man z.B. immer den 5. Bund der tieferen Saite verwendet ("Klassische Methode") muss die Gitarre sehr bundrein sein und man darf die Saite nicht zu stark zwischen die Bünde auf's Griffbrett drücken.
Die Flageolett-Methode und auch meine Methode haben das Problem, dass die reinen Intervalle, bzw. Schwingungen die Basis sind. Damit klingt aber nicht jede Tonart gleich gut.
Deshalb hat man sich auf die
gleichstufige Stimmung festgelegt. Damit stimmen nicht alle Intervalle gleich gut, aber keine Tonart klingt schlechter wie die andere. Die 12 Halbtöne der Oktave sind alle im gleich großen Abstand.
Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstufige_Stimmung
Auch die Bünde der Gitarre sind genau nach dieser Formel positioniert.
Und genau diese Einteilung ist auch in den chromatischen Stimmgeräten hinterlegt.
Ich verwende genau aus diesem Grund zum Stimmen ein Stimmgerät, obwohl ich es nach dem Gehör sehr exakt kann!
Für das Zusammenspiel mit Klavier, Keyboard usw. ist die gleichstufige Stimmung der beste Kompromiss.
Nun zu den Schwierigkeiten der Stimmgeräte:
Stimmgeräte tun sich bei manchen Instrumenten und bei manchen Tönen schwer!
Jedes Stimmgerät muss bei einem Ton die Obertöne, also den charakteristischen Instrumentenklang rausfiltern/ignorieren und nur den Grundton, bzw. dessen Frequenz messen. Das gelingt, je nach Instrument, mal gut und mal weniger gut.
Meine bisherige Beobachtung mit vielen verschiedenen Stimmgeräten ist folgende:
Je heller, klarer, obertonreicher ein Ton ist, desto schwerer tut sich das Stimmgerät und desto ungenauer zeigt es den Ton an... manchmal auch gar nicht, oder komplett falsch, so wie das unseren Thread-Ersteller (TE) eben passiert ist.
Das liegt also am Klangcharakter des Instrumentes, der Saiten und letzten Endes auch an der Position des Mikrofons, Tonabnehmers, oder Körperschallgebers (wie z.B. bei den Anklemm-Stimmgeräten).
Man kann es dem Stimmgerät aber leichter machen!!!
Versucht einen möglichst dumpfen Ton zum Stimmen zu erzeugen.
Bei der Akustischen Gitarre: Die Saite auf Höhe des 12.Bundes mit dem Finger so zupfen, dass kein Nagel streift und die Saite nicht gegen irgendwelche Bünde scheppert. Kein Plektrum, kein Fingernagel.
Bei elektrischer Abnahme und Anschluss des Stimmgerätes über Kabel (E-Gitarre, akustische Gitarre mit Abnehmer usw.): Anreißen wie bereits beschrieben, zusätzlich eventuell Höhen rausdrehen (Tonblende, oder Höhenregler), nicht der Steg-, sondern der Halstonabnehmer, kein Out-of-Phase usw.)
Bei Anklemm-Stimmgerät: Anreißen wie bereits beschrieben, zusätzlich verschiedene Anklemm-Positionen ausprobieren. Das Instrument schwingt nicht bei jedem Ton an jeder Stelle des Halses/Korpusses gleich. Im "Totpunkt" einer internen Schwingung ist eine Messung schwierig.
Und nicht jedes Stimmgerät harmoniert mit jedem Instrument. Leider. Manchmal muss man ein anderes nehmen - trotz aller Tricks und trotz allen Wissens.