Stimme nicht so robust

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broeschies
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Also erstmal finde ich nicht, dass Symphonic Metal jetzt zwangsläufig einen bestimmten Gesangsstil erfordern würde. Die klassisch-orientierten Sängerinnen wurden in der Metal-Szene auch erstmal belächelt nach dem Motto: "Das passt doch überhaupt nicht" und inzwischen wachsen die female-fronted Symphonic metal bands wie Pilze aus dem Boden. Wenn die eigene Stimme halt nicht schwer und groß veranlagt ist, singt man halt mit kleinerer Stimme so wie es die männlichen Power-Metal-Sänger schon seit je her tun. Auch die von Vali genannten Sängerinnen singen eher mit kleiner Stimme.

Super-Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=HZwN1P6HG9g

Tja, ich bin nämlich eben auch der Meinung, das meine Stimme nicht gerade wahnsinnig robust ist. Nervt mich auch ziemlich, ehrlich gesagt. :(

Dazu muss ich sagen: Ich hab gerade mal in deinen YT-Kanal geguckt, und zwar dieses Video:
http://www.youtube.com/watch?v=EwzU34FMu00&feature=relmfu

Deine Zungenposition sieht EXTREM ungünstig aus. Du wölbst sie flach nach unten wie einen Suppenlöffel. Es sieht so aus als würdest du komplett aus dem Nacken singen und dabei deinen Kehlkopf mit der Zunge runterdrücken. Mit so einer Technik hast du fast keine Chance richtig zu stützen. Der Klang hat aber trotzdem Brillianz. Dadurch ist auch ziemlich normal, dass deine Stimme sehr anfällig ist, weil du bei höheren Tönen geradezu zum Pushen gezwungen bist. Es ist zwar teilweise sinnvoll auf eine gewisse Resonanz im Nacken (oder zwischen den Ohren) zu achten, aber man darf auf keinen Fall im Nacken pushen oder rein im Nacken ansetzen.

Die Zungenposition wird normalerweise durch die NG-Position ausgebildet: Hier ist ein Video, in dem das mit der Zunge ganz gut erklärt wird.
http://www.youtube.com/watch?v=8p6hn7hR4eM

Bei solchen Sachen ist es immer ganz nützlich (auch wenn's dir nicht gefällt) sich beim Singen im Spiegel zu betrachten. Versuch dir die (nach oben!) gewölbte Zungenposition anzutrainieren und die Töne nicht hinten im Nacken anzusetzen, sondern an den Schneidezähnen (denk dir z.B. ein "l" vor jeden Vokal). Es kann gut sein, dass sich deine klangliche Qualität erstmal verschlechtert, aber es lohnt sich wirklich, weil deine Stimme dadurch wesentlich stabiler wird.

Hier gibts noch etwas ausführliche Infos zu dem Problem: http://www.gesanglehrer.de/jones/flache_zunge.html

Bei klassisch ausgebildeten Sängern tritt das wohl recht häufig auf, weil die immer eine starke Tendenz zum Abdunkeln haben und einem Singen im hinteren Raum.
 
Eigenschaft
 
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Deine Zungenposition sieht EXTREM ungünstig aus. (...)
Bei klassisch ausgebildeten Sängern tritt das wohl recht häufig auf, weil die immer eine starke Tendenz zum Abdunkeln haben und einem Singen im hinteren Raum.

Ich wäre vorsichtig mit solchen Anylysen und überhaupt irgendwelchen "Tips" was die Zungenposition betrifft. Schon alleine darauf zu achten kann einen in Teufels Küche bringen und sich das dann wieder abzutrainieren ist richtig Arbeit. Ich habe das im Unterricht schon oft erlebt, wenn SchülerInnen kamen, die vorher eine bestimmte Art der Zungenposition gelernt hatten. Nach meiner Erfahrung macht die Zunge genau das, was sie soll, wenn die Grundlagen stimmen (Atemverbindung, Resonanzöffnung), Nur in den allerseltensten Fällen sage ich im Unterricht was dazu, also eigentlich nur, wenn jemand etwas ungünstiges mitbringt, wenn jemand z.B. darauf gedrillt wurde, die Zunge an die Schneidezähne zu legen. Einmal hatte ich einen Schüler, der die Zunge beim singen nach vorne gedrückt hat so daß sie fast vorne rauskam. Bei Sunny sehe ich nichts auffälliges. Zumal sie in dem Video durchgehend ganz zart singt.
Richtig klassischer Gesang wird auch eigentlich nicht "abgedunkelt". Die dunklen Klanganteile entstehen durch die besondere Einstellung des Ansatzrohres, die schmale Mundstellung, die große hintere Weite und die Ankopplung des Nasenrachenraumes. Mein Lehrer nannte es immer die Mischung von hellen und dunklen Klanganteilen. Die hellen Anteile müssen darin enthalten bleiben (Vordersitz, Maske, was auch immer). Sonst wird es mulmig und das ist auf keinen Fall guter klassischer Klang. Eine Stimme, die nur ganz klein vorne angesetzt wird, wie in dem Beispiel mit Annette klingt einseitig hell. "Aufgehellt" könnte man sagen. Das ist Kinderstimme und hat kaum nioch was zu tun mit ihrem natürlichen erwachsenen Stimmklang. Ich würde schon fast von einer "verstellten Stimme" sprechen, egal, ob es angenehm einzusetzen ist.
Was Sunny_Hunny betrifft würde ich als Hörerin meinen, daß sie so viel nicht falsch machen kann, so schön und schwingend wie ihre Stimme klingt. Schon gar nicht würde ich an der Zungenposition herumdoktorn und das schon gar nicht als Ferndiagnose und autodidaktisch. Wenn man sich mehr Power wünscht muss man genau DARAN arbeiten: Atempower aufbauen ;-)
 
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Ich muss Shana uneingeschränkt recht geben. Bitte nicht an der Zunge herummurksen !!
Ich bin selber lange genug mit diesem Zungenpositionsscheiß traktiert worden, heraus kam ein völlig unnatürlicher Krampf, aber meine Lehrerin bestand auf alle möglichen Zungen-Verrenkungen. Ich fand, daß die Vokale sch.... klangen, besonders das "i". Und habe die Anweisungen irgendwann nicht mehr befolgt.
In meinem Unterricht läuft es ganz ähnlich ab wie bei Shana. Und die Zunge lassen wir in Ruhe ;)
 
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Ich wäre vorsichtig mit solchen Anylysen und überhaupt irgendwelchen "Tips" was die Zungenposition betrifft. Schon alleine darauf zu achten kann einen in Teufels Küche bringen und sich das dann wieder abzutrainieren ist richtig Arbeit. Ich habe das im Unterricht schon oft erlebt, wenn SchülerInnen kamen, die vorher eine bestimmte Art der Zungenposition gelernt hatten. Nach meiner Erfahrung macht die Zunge genau das, was sie soll, wenn die Grundlagen stimmen (Atemverbindung, Resonanzöffnung), Nur in den allerseltensten Fällen sage ich im Unterricht was dazu, also eigentlich nur, wenn jemand etwas ungünstiges mitbringt, wenn jemand z.B. darauf gedrillt wurde, die Zunge an die Schneidezähne zu legen. Einmal hatte ich einen Schüler, der die Zunge beim singen nach vorne gedrückt hat so daß sie fast vorne rauskam. Bei Sunny sehe ich nichts auffälliges. Zumal sie in dem Video durchgehend ganz zart singt.
Richtig klassischer Gesang wird auch eigentlich nicht "abgedunkelt". Die dunklen Klanganteile entstehen durch die besondere Einstellung des Ansatzrohres, die schmale Mundstellung, die große hintere Weite und die Ankopplung des Nasenrachenraumes. Mein Lehrer nannte es immer die Mischung von hellen und dunklen Klanganteilen. Die hellen Anteile müssen darin enthalten bleiben (Vordersitz, Maske, was auch immer). Sonst wird es mulmig und das ist auf keinen Fall guter klassischer Klang. Eine Stimme, die nur ganz klein vorne angesetzt wird, wie in dem Beispiel mit Annette klingt einseitig hell. "Aufgehellt" könnte man sagen. Das ist Kinderstimme und hat kaum nioch was zu tun mit ihrem natürlichen erwachsenen Stimmklang. Ich würde schon fast von einer "verstellten Stimme" sprechen, egal, ob es angenehm einzusetzen ist.
Was Sunny_Hunny betrifft würde ich als Hörerin meinen, daß sie so viel nicht falsch machen kann, so schön und schwingend wie ihre Stimme klingt. Schon gar nicht würde ich an der Zungenposition herumdoktorn und das schon gar nicht als Ferndiagnose und autodidaktisch. Wenn man sich mehr Power wünscht muss man genau DARAN arbeiten: Atempower aufbauen ;-)

Natürlich sollte man auf KEINEN FALL die Zunge aktiv kontrollieren wollen, das beraubt sie ihrer Flexibilität. Aber es scheint mir eben gerade umgekehrt, dass bei Sunny der hintere Teil der Zunge unten verankert ist. Aktiv arbeiten muss man natürlich immer mit dem Stimmsitz. Aber die Zunge ist halt ein guter visueller Indikator wie der Stimmsitz liegt und es ist auch physiologisch ziemlich klar, dass die Zungenwurzel weg muss vom Kehlkopf. Ihr Klangbild klingt für mich halt sehr nach reinem Nackensitz, wobei die Zunge automatisch hinten verankert wird. Die typischen Klangeigenschaften davon sind halt sehr brilliante Höhen aber wenig Fülle in der Stimme, zudem ein gewisser Hang zum Knödeln in der Bruststimme.

Atempower scheint sie auf jeden Fall zu haben, sonst könnte sie die Höhen nicht so rauspushen. Was fehlt ist einfach nur der Vordersitz und den erkennt man halt relativ gut an der Zungenstellung. Die Faustregel da ist: komplett flache Zunge = Stimmsitz an den Schneidezähnen (Ruf-Belt); nach unten gewölbte Zunge (Löffelstellung) = Stimmsitz im Nacken; nach oben gewölbte Zunge = Stimmsitz am Gaumensegel oder im Nasenwurzel/Stirn-Bereich.

Dass das bei Anette verstellte Stimme ist, ist ja klar (sollen ja "squealing pigs" sein...), es ist nur ziemlich eindeutig, dass sie Twang beherrscht, sonst könnte sie sowas nicht machen. Wenn man sich mal den Hammerfall-Sänger so anhört hat man allerdings manchmal den Eindruck, dass seine normale Singeinstellung genau so ist.

Originalbeitrag aus: https://www.musiker-board.de/contem...operatic-metal-gesangstechnik-weiblich-4.html
 
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Also ich bin ja nun wirklich nicht jemand, der bis ins letzte Eck von sich selbst überzeugt ist - aber Knödeln in der Bruststimme? Das musst du mir jetzt noch mal an nem konkreten Beispiel erklären.

In dem Video von dir, dass ich verlinkt habe, hört man dass bei Rollin' in the Deep, wenn du in die Tiefe gehst auf dem Vokal "i". Kann natürlich sein, dass das Absicht ist im Sinne eines Effekts, aber das "i" klingt halt etwas dumpf und hat kein Klingeln. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Nasenresonanz nicht bis in die Stirn vordringt, denn eigentlich haben gerade die kopfigen Vokale "i" und "u" das stärkste Klingeln im Bereich der Bruststimme.

Allgemein ist das "i" ein guter Test, ob man den Kehlkopf mit der Zunge "dicht" macht (das wird auch in dem Text von David Jones angedeutet) bzw. ob die "Nasenresonanz" oder "Obertonanbindung" da ist oder nicht. Das "i" ist ein sehr kopfiger Vokal und klingt ohne Obertonanbindung in der Bruststimme extrem dumpf, mit Obertonanbindung aber auch in der Bruststimme extrem klingelnd. Du kannst ja mal versuchen in der kleinen ungestrichenen Oktave ein klares "i" zu singen und versuchen es im Kopf "klingeln" zu lassen.

Ein weiterer Indikator für die Zungendrucktheorie ist übrigens, dass du beim "o" (zumindest sieht es so aus) den Unterkiefer leicht nach vorne schiebst.
 
@ broeschies

Bitte entschuldige, ich will dir wirklich nicht zu nahe treten. Ich wundere mich einfach bei dir immer wieder. Ich weiß grad nicht mehr: Unterrichtest du Gesang? Wenn ja wie lang? Hauptberuflich? Hast du Gesang studiert? Sonst irgendeine Ausbildung in dem Bereich? Ich meine, du schriebst neulich, du wüsstest das alles aus Büchern. Das ist kein Problem, wenn es so ist, aber Theorie und Praxis sind halt nicht immer deckungsgleich. Das ist meine Erfahrung und ich bin sicher, Bell würde mir zustimmen. Einmal der Vokal I in einem der Songs.... Hallo?! Das kann der blanke Zufall sein, daß der da so rausgerutscht ist. Wenn, dann müsste es schon durchgehend und sehr oft so sein, um daraus irgendeine Diagnose ableiten zu können.
 
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@ broeschies

Bitte entschuldige, ich will dir wirklich nicht zu nahe treten. Ich wundere mich einfach bei dir immer wieder. Ich weiß grad nicht mehr: Unterrichtest du Gesang? Wenn ja wie lang? Hauptberuflich? Hast du Gesang studiert? Sonst irgendeine Ausbildung in dem Bereich? Ich meine, du schriebst neulich, du wüsstest das alles aus Büchern. Das ist kein Problem, wenn es so ist, aber Theorie und Praxis sind halt nicht immer deckungsgleich. Das ist meine Erfahrung und ich bin sicher, Bell würde mir zustimmen. Einmal der Vokal I in einem der Songs.... Hallo?! Das kann der blanke Zufall sein, daß der da so rausgerutscht ist. Wenn, dann müsste es schon durchgehend und sehr oft so sein, um daraus irgendeine Diagnose ableiten zu können.

Ich versuche halt alles irgendwie zusammenzubringen. Ich bin Autodidakt aus Leidenschaft. Aber vor allem Höre ich viel und sehr genau und schaue mir möglichst viele Live-Aufnahmen an, bei denen ich genau auf Mimik, Mundstellung etc. der Sänger achte und versuche das mit dem Klang zusammenzubringen.

Ich sage ja auch nicht, dass meine Kommentare der Weisheit letzter Schluss sind, aber gerade weil ich eben keinen Gesangslehrer habe probiere ich so ziemlich jeden Ansatz und jede Technik mal aus und habe unheimlich viele Fehler und Probleme beim Singen lernen schon durch. Es ist letztlich nur ein Hinweis eines Lernenden an eine Lernende und ausprobieren kostet ja nichts.

Ich mache das auch nicht nur an einem "i" fest. Es passt einfach mehreres zusammen. Die Mundstellung, die Zungenstellung, der Klangeindruck und auch die von ihr beschriebenen Probleme, in den Belting-Modus zu wechseln. Ich persönlich bekomme gerne viele verschiedene Ratschläge, auch gerne solche, die sich widersprechen, einfach damit ich alle ausprobieren kann und sehen kann, was bei mir persönlich am besten funktioniert. Offensichtlich ist sie ja mit ihrer Stimme, vor allem mit der Stimmausdauer, nicht ganz zufrieden und da bietet es sich eventuell an, wie Kenshi einmal schrieb "den Gesangsturm komplett einzureißen" und mal eine andere Herangehensweise auszuprobieren.

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@broeschies:
Also zum Zeitpunkt der Aufnahme hatte ich eine schwere, chronische Sinusitis. Vielleicht meinst du das. Ein Knödeln höre ich trotzdem nicht. *schulterzuck*

Das kann natürlich den Höreindruck verfälschen. Vielleicht ist "Knödeln" auch etwas übertrieben ausgedrückt. Es ist halt recht gering ausgeprägt, weil der Atemdruck gering ist. Aber es ist doch recht gut zu hören, dass das Klingeln fehlt (was aber wiederum an der Sinusitis liegen kann).
 
Ich höre kein Knödeln. Kann natürlich sein, dass mir broeschies Glossar fehlt um zu wissen, was er meint. :D Knödeln ist für mich, wenn der Stimmsitz quasi "in den Hals rutscht". Shakira-Sound halt.


Generell finde ich an sunny hunnys Aufnahme jetzt nichts, woran dringend rumgedoktort werden sollte. Außer vielleicht ihre Aufnahmetechnik, da die Aufnahme leider sehr übersteuert ist. ;)

Originalbeitrag aus: https://www.musiker-board.de/contem...operatic-metal-gesangstechnik-weiblich-4.html
 
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Ich höre kein Knödeln. Kann natürlich sein, dass mir broeschies Glossar fehlt um zu wissen, was er meint. :D Knödeln ist für mich, wenn der Stimmsitz quasi "in den Hals rutscht". Shakira-Sound halt.

Generell finde ich an sunny hunnys Aufnahme jetzt nichts, woran dringend rumgedoktort werden sollte. Außer vielleicht ihre Aufnahmetechnik, da die Aufnahme leider sehr übersteuert ist. ;)
Genau das ist Knödeln für mich auch, richtig auffällig wird's erst wenn die Zunge weiter nach hinten gezogen wird als die "neutrale" Position. Bei Sunny ist es nur sehr leicht ausgeprägt. Trotzdem scheint es mir als ob ihr Stimmsitz für einen Belt einfach zu weit hinten liegt.

Originalbeitrag aus: https://www.musiker-board.de/contem...operatic-metal-gesangstechnik-weiblich-4.html
 
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Jetzt mal zum Thema "Probleme mit Belt":

Hatte ich am Anfang auch, ganz extrem sogar. Ich hatte eine jahrelange klassische Ausbildung hinter mir, bevor ich den Schwenk zu MT gemacht habe. Das prägt, sowohl die Einstellung des Kehlkopfs, die Art des "Mixes", wie auch die Einstellung des Ansatzrohrs. Jahrelange Angewohnheit stellt man nicht so einfach um, und die klassische Einstellung (die in Teilen lyrischem Popgesang sehr verwandt ist) ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Du beim Belten brauchst. Insbesondere der (für Belt) zu frühe Tilt, eine zu flache Zungenposition plus zu viel hintere Weite sind da oft ein extremes Problem (ich versteh' schon, was broeschies meint, wenn ich es auch im vorliegenden Fall nicht so extrem finde). Man KANN das umstellen, wenn man will, es dauert aber, und alte Angewohnheiten zu durchbrechen ist schwer und oft frustrierend - das ist eigentlich das, woran es oft scheitert.

(...)

Viele geben einfach zu früh auf. Ist auch keine Schande, denn wenn man so eine schöne Stimme hat wie Sunny, kann man genug anderes singen und da absolut toll und authentisch drin klingen. Wenn man aber WILL, arbeitet wie ein Tier und sich nicht entmutigen lässt, kann m.E. nach jede/r lernen, zu belten. Anatomisch spricht da nichts dagegen - bei niemandem, der einen normalen Kehlkopf und keine Stimmbandpathologien hat.

(...)

Originalbeitrag aus: https://www.musiker-board.de/contem...operatic-metal-gesangstechnik-weiblich-4.html
 
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Und Aussagen wie diese sind es, die mich bei dir immer so wundern. WOHER weißt du das? Daß es "meist" und "bei vielen" so ist? Woher hast du diese Erfahrung? Wer von den Stars spricht mit dir über sowas? Und wo in welchen Büchern wird das so einschlägig beschrieben? Es klingt, als ob du Erfahrungen in der Praxis hättest.

Schlicht und einfach durch zuhören. Auch viele Interviews gucken von Sängern die guttural singen, um die Sprechstimme zu beurteilen (da machen sie sich nämlich kaum die Mühe die absichtlich anzuzerren). Es kommt halt sehr oft vor gerade bei gutturalen Sängern, dass die eine Stimme haben wie ein Kettenraucher, aber noch eine absolut klare Randstimme bringen können.

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Das prägt, sowohl die Einstellung des Kehlkopfs, die Art des "Mixes", wie auch die Einstellung des Ansatzrohrs. Jahrelange Angewohnheit stellt man nicht so einfach um, und die klassische Einstellung (die in Teilen lyrischem Popgesang sehr verwandt ist) ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Du beim Belten brauchst. Insbesondere der (für Belt) zu frühe Tilt, eine zu flache Zungenposition plus zu viel hintere Weite sind da oft ein extremes Problem (ich versteh' schon, was broeschies meint, wenn ich es auch im vorliegenden Fall nicht so extrem finde). Man KANN das umstellen, wenn man will, es dauert aber, und alte Angewohnheiten zu durchbrechen ist schwer und oft frustrierend - das ist eigentlich das, woran es oft scheitert.
Ja, genau das. Ich finde auch nicht, dass der klangliche Effekt insgesamt extrem ist. Was fürs Belten halt sehr ungünstig ist, ist diese flache, etwas hinten sitzende Zungenposition.

Originalbeitrag aus: https://www.musiker-board.de/contem...operatic-metal-gesangstechnik-weiblich-4.html
 
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Damit man vielleicht besser versteht, was ich meine habe ich mal ein kleines Bild gemalt. Wie ich schonmal geschrieben habe, finde ich, dass für die Praxis die gefühlten Resonanzräume am wichtigsten sind, auch wenn sie vielleicht keine direkt physiologische Bewandtnis haben. Das hat aber den Vorteil, dass man sich eben nicht zu stark auf einen bestimmten Muskel konzentriert (auch nicht auf die Zunge, das wollte ich nicht meinen mit meinem Kommentar).
resonanzräume.jpg

Das Bild veranschaulicht, die mMn 4 wichtigsten Resonanzräume, wär mal interessant wie sich das mit euren Vorstellungen deckt, als da wären:

Der Kopfstimmenraum (blau): Singen in diesem Raum aktiviert die reine Kopfstimme. Eine Resonanz in diesem Raum kann hervorgerufen werden, indem man z.B. ein "NG" im Nacken ansetzt und dann in ein "französisches" "O" Richtung Nasenwurzel singt. Singt man die reine Kopfstimme in diesem Raum (so etwa über c'') klingt sie sehr definiert und brilliant. Singt man den Mischbereich (etwa c' - c'') in diesem Raum, klingt dieser stark hell und kopfdominant. Singt man die reine Bruststimme (deutlich unter c') in diesem Raum, klingt diese sehr Dumpf, denn sie kann hier nicht vernünftig resonieren.

Der Bruststimmenraum (rot): Singen in diesem Raum aktiviert die reine Bruststimme. Eine Resonanz hier kann hervorgerufen wird, indem man z.B. eine reines "a" am Brustbein ansetzt und nach vorne heraus singt. Die Bruststimme klingt in diesem Raum sehr breit und kräftig, die Mischstimme sehr gepresst. Ein Singen in der reinen Kopfstimme in diesem Raum ist nur im Falsett mit stark geöffneten Stimmlippen möglich.

Der vordere Raum (grün): Dieser Raum steht für mich für "Vordersitz". Eine Resonanz hier kann hervorgerufen werden, indem man ein "ni" singt und sich dabei vorstellt von den Schneidezähnen direkt in die Stirn zu singen.

Der hintere Raum (gelb): Dieser Raum steht für mich für "hintere Weite". Eine Resonanz hier kann hervorgerufen werden, indem man ein klares "o" mit sehr kleinen angespannten Lippen bildet und dann aber den Unterkiefer schlaff runterfallen lässt ("dorftrottelmäßig") und das "o" so ebenfalls zu einem "französischen o" wird.

Meiner Meinung nach wird bei einem Ausgeglichenen Mix möglichst ausgewogen in den Räumen "gelb" und "grün" gesungen. Je nach Stil wird die Präferenz etwas verschoben und die Räume werden geweitet oder eben nicht, so sang z.B. der späte Elvis mit starker Präferenz für den gelben Raum, was ihm für sein Stimmfach ein ungewöhnlich warmes Timbre verlieh. Viele Sänger im Power-Metal-Bereich singen verstärkt im grünen Raum, was die Stimmen sehr hell und schneidend klingen lässt. Die komplette Beschränkung auf einen dieser beiden Räume führt aber in der Regel zu Problemen.

In den Räumen blau und rot ist es nicht möglich die Stimmfunktionen zu mischen, deshalb wird im blauen Raum die Bruststimme und im roten Raum die Kopfstimme problematisch.

Nun gibt es ein paar Techniken und "äußere Anzeichen", die darauf hindeuten, welcher Raum von einem Sänger genutzt wird:

Oberlippenspannung (Sängerbäckchen): Die Oberlippenspannung weitet den grünen Raum in Richtung des blauen Raumes. Dadurch gewinnt der Gesang mehr kopfige Resonanz, wird also heller und klarer. Ein Sänger, der Oberlippenspannung hat, verwendet also vermutlich auch den grünen Raum, weil diese sonst wenig Sinn machen würde.

Hängender Unterkiefer, große ovale Mundöffnung: Diese Aktion senkt den Kehlkopf und weitet den gelben Raum in Richtung des roten Raumes. Dadurch gewinnt der Gesang mehr brustige Resonanz und mehr dunkle und warme Obertöne.

Zungenposition: Bei der Zungenposition deutet eine flache, eher vorne liegende Zunge auf die Nutzung des blauen Raumes hin. Eine flache, eher hinten liegende Zunge auf die Nutzung des roten Raumes. Eine nach oben gewölbte, eher hinten liegende Zunge deutet auf vornehmliche Nutzung des gelben Raumes hin, eine nach oben gewölbte eher vorne liegende Zunge auf eine Nutzung des grünen Raumes.

Ich habe bei Sunny halt aufgrund mehrerer Anzeichen den Eindruck, dass sie vornehmlich den blauen Raum beim Singen nutzt. Ich kenne mich jetzt mit den klassischen weiblichen Stimmen nicht so aus und es kann durchaus sein, dass eine solche Technik bei sehr lyrischen weiblichen Sängern zum Einsatz kommt. Aber soweit ich weiß singen auch die meisten klassischen Sänger mit einer Kombination aus grünem und gelbem Raum und mit zusätzlicher Weitung dieser Räume durch Oberlippenspannung und ovaler Mundöffnung bei locker hängendem Unterkiefer.

In Sunnys Klangbild fällt das wenig auf, weil sie fast gar nicht in der reinen Bruststimme singt. Aber es würde durchaus eine Erklärung dafür sein, dass sie keine richtige "Power" hinter die Töne bekommt, denn insbesondere für das Belten ist ein Einbinden der Bruststimme unbedingt nötig.

Ich kann natürlich auch total falsch legen, aber vielleicht kann man sich jetzt ein wenig besser vorstellen was ich meine.
 
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Um nochmal kurz die Techniken damit zu verbinden:

Twang: Twang ist mMn der Mechanismus, der erst ermöglicht, den gelben und grünen Raum gleichzeitig zu nutzen. Der typische Twang-Sound tritt aber nur auf, wenn die beiden Räume unter starker Dominanz des grünen Raumes genutzt werden.

Ruf-Belt: Beim Ruf-Belt werden die Räume rot und grün kombiniert. Für diese Gesangseinstellung ist "Atempower" unabdingbar. Ich habe mich zwar häufig kritisch dazu geäußert, dennoch muss ich sagen, dass dies die Gesangseinstellung ist, die bei Live-Auftritten definitiv am meisten Spaß macht, weil man einfach die Sau raus lassen kann, ohne sich um den Klang zu scheren. In der Randstimme rutscht diese Einstellung aber fast unvermeidbar ins Falsett ab.

Mixed-Belt: Hierbei wird der Druck gerade so stark erhöht, dass die Vollstimme auch in höheren Lagen erhalten bleibt, aber trotzdem die Räume gelb und grün genutzt werden und nicht der rote Raum. Ein richtig guter, richtig hoher Mixed-Belt ist für mich die Königsdisziplin des Gesangs, weil er eine extrem gute Koordination erfordert und es ein schmaler Grad ist "abzurutschen".
 
Hm, resonieren tut da in einigen der beschriebenen Raeume akustisch gesehen eher sowieso nichts (die etwas kompliziertere Version aus dem Buchholz kenne ich auch, halte ich aber nur bedingt was von). Ich mag solche Bilder/Ansaetze persoenlich nicht so gerne, weil sie bei jedem Schueler irgendwie zu einem anderen Ergebnis fuehren, auf sehr unglueckliche Weise Phaenomenologie und Physiologie vermischen und der Leser dann schon mal gerne denkt, es ist ausschliesslich letzteres. Dass man das als Bild benutzt, um die Stimme "irgendwo hinzuschicken", ist okay. Ich denke, man muss nur aufpassen, wenn man von "Singen in Raeume(n)" spricht und von Schueler zu Schueler unterscheiden. Mir hat z.B. das Denken an den von Dir gekennzeichneten roten Raum null geholfen, um in einen vollstimmigeren Ansatz (oder gar Belt) zu kommen, ganz einfach weil's nur ein Bild ist (und in dem Fall eins, das fuer mich wirklich ueberhaupt nicht funktioniert). Ich persoenlich halte ja immer noch akustische Trigger fuer am hilfreichsten - aus eigener und ueberwiegender Schuelererfahrung. Ich verstehe aber schon, was Du meinst.

Ich denke, dass Sunny einfach generell gerne in einem (in weiten Lagen randstimmdominanten) Mix singt. Ich selber uebrigens auch, wenn ich die Wahl habe - jeder hat halt "seine Stimme", in der er sich am wohlsten und authentischten fuehlt. Das heisst nicht, dass man den Rest nicht lernen kann, aber ich glaube, das hat eben auch was mit Individualitaet, und wie man sich selbst sieht, zu tun. Belten tu' ich z.B. nur, wenn ich muss - das war in Shows sehr haeufig der Fall, in meinen eigenen Konzerten fast nie ;).
Betonung uebrigens auf Mix, denn ich hoere bei ihr genau das "Blendingproblem", das ich auch hatte: Die Stimme klingt in der Mittellage super und ausgeglichen, nach extrem oben und unten kann's aber mal haken (fuer viele Frauenstimmen ueblicherweise unter a und ueber f2/g2). In Pop singt man ja aber nicht zwangsweise viel hoeher, deswegen kommen die meisten trotzdem gut zurecht und klingen gut.

Ich wuerde da, wenn sie ihren Klang selbst nicht mag (wozu ich an sich keinen Grund sehe) und partout belten oder vollstimmdominanter singen will, erstmal vorrangig in der Sprechstimmlage arbeiten und dann graduell den Tilt in der unteren Mittellage ausschalten. Es ist ja nicht so, dass sie gar keine Vollstimme benutzt (das klaenge nun doch noch ein bisschen anders). Dann vielleicht erstmal gar nicht zu hoch singen, denn da waere ich fast sicher, dass da sofort alte Angewohnheiten greifen. Dann wuerde ich an der Mundstellung arbeiten. Und wenn das funktioniert, wuerde ich langsam hoeher gehen (wir sprechen da echt in Halbtoenen) und ggf. auch die Zungenposition angehen - es kann aber sehr gut sein, dass sich das bis dahin schon von allein geklaert hat und man das gar nicht muss. Und das alles unter Zuhilfenahme von Primal Sounds anstelle von wortreichen Erklaerungen, aber hier geht's nun mal leider nicht anders ;)

Und das alles wuerde ich wirklich nur machen, wenn der Leidensdruck so gross ist, dass ihr Lebensglueck von einer anderen Singweise abhaengt ;)
 
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Letztendlich geht es doch sowieso nur darum, was ich mit meiner Stimme ausdrücken will - und kann.
Könnte jede/r Sänger alles lernen, dann würde sehr viel Individualität (die eine menschliche Stimme ja so einzigartig macht) verloren gehen. Mich zumindest würde Gesang dann ziemlich langweilen. Teilweise geht es mir beim klassischen Gesang so (weil da so aufs einheitliche Klangideal getrimmt wird, daß die Stimmen einander doch sehr ähneln), aber zunehmend auch schon beim (modernen) Musicalgesang - von manchen Society-Ladies sagt man, sie gingen wohl alle zum selben Schönheitschirurgen - so ein ähnlich banges Gefühl habe ich manchmal bei den heutigen Musicalstars: gehen die alle zum selben Gesangsehrer ?

Sunny, du singst wundervoll. Du hast eine seltene Gabe mitbekommen, und aus der kannst du jetzt schon viel machen - völlig wurscht ob du nun beltest oder nicht.
Ich tue es in meinen Konzerten immer wieder gern, einfach weil es meinem Naturell entspricht. Ich habe das nicht extra lernen müssen - es war immer schon da und instinktiv habe ich es wohl immer richtig gemacht (mit viel Kopfstimmanteil gebeltet).
Was ich gar nicht kann, ist klassisch klingen. Da helfen mir auch keine bunten Bilder - ich weiß, wo man den Vokal, den Klang "hindenkt", um eine bestimte Resonanz zu erzeugen, aber es kommt kein klassischer Gesang dabei heraus. Der ist mir einfach fremd und wird das auch bleiben. Warum sollte ich meine Stimme mit Dingen vergewaltigen, die sich nicht gut (im Sinne von echt) anfühlen ? Wen soll das überzeugen, wer will das hören ?
 
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So einfach ist es ja leider nicht. Man kann halt nicht einfach eine Resonanz irgendwo "hindenken". Letztendlich sind es ja doch die Muskeln die das tun müssen. Das Erzeugen einer Resonanz in einem bestimmten Raum muss man erstmal mühevoll durch Übungen erlernen (primal sounds eignen sich da teilweise hervorragend). Wenn man bei den Übungen immer wieder in sich hinein hört und auf das Resonanzgefühl achtet, bildet sich mit viel Übung eine Art Regelkreis zwischen Muskelgedächtnis und Resonanzgefühl, der es dann ermöglicht tatsächlich eine Resonanz irgendwo "hinzudenken".

Gerade die Resonanz im roten Raum wird zum großen Teil durch schieren Atemdruck erzeugt. Für ein Singen im Ruf-Belt sind "Pushing-Übungen" deshalb tatsächlich sinnvoll. Die Resonanz dort wird eher passiv erzeugt, indem man Atemdruck über die Schneidezähne in den grünen Raum "pusht".

Sunny schien in dem einen Post ja recht frustriert aufgrund ihrer wenig belastbaren Stimme, sonst hätte ich gar nicht mit dem Thema angefangen.

Akustische Trigger sind halt irgendwie problematisch sobald man sich selber nicht mehr richtig hört.
 

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