Stimme bei Aufnahmen oder ähnlichen Situationen im Eimer. Warum?

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JaNeKlar
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Hallo,

ich muss immer wieder feststellen, dass ich in einigen Situationen von der Stimme her total dicht mache. Beispiel:
Beruflich bin ich im Vertrieb tätig und lerne und singe daher viel während der Autofahrten. Da ist immer alles super und klingt gut und entspannt. Phrasierungen passen usw. Auch Höhen klingen gut und der Bass in der Stimme klingt voll und rund.

Wenn ich jetzt aber im heimischen Projektstudio was einsingen will wie heute bin ich nach dem 3. Songdurchlauf heißer. Dazu bekomme ich selbst kleine Höhen nicht sauber sondern eher gepresst hin. Wollte gerade "Ich lass für dich das Licht an" von Revolverheld einsingen. Jetzt ist meine Stimme gerade irgendwie angeschlagen. Und dieser Song ist ja nun nicht hoch. Eingesungen habe ich mich im Auto genug und war alles gut.

Auch wenn ich auf der Bühne stehe bin ich erstmal nach den ersten Songs etwas heißer und brauch ne Pause.

Woran kann das liegen? Kennt das jemand? Wie kann ich da gegensteuern?

Danke für eure Antworten, Chris
 
Eigenschaft
 
Ich vermute ein Zuviel an Druck - sowohl physiologisch als auch psychologisch, wobei das eine gerne das andere bedingt. Man will unbedingt perfekt sein bei der Aufnahme und alles geben auf der Bühne - und hat sich schnell die Stimme verbrüllt, weil man zuviel Gas gegeben hat, was gerade am Anfang nicht gut ist.
Im Auto singst du vermutlich mit deutlich entspannterer Kehle, weil dich niemand hört und/oder bewertet.
Stress dich nicht so. Manchmal hilft es schon, ein paarmal vor dem Singen tief durchzuatmen, sich zu sammeln und gerade am Anfang nicht zu laut loszulegen!
Ansonsten schwöre ich persönlich auf Atemübungen, den Rest erledigt irgendwann auch die Routine.
 
Was heißt eigentlich genau mit "zu viel Druck" Man hört das immer wieder. Aber ich kann für mich nicht feststellen das ich in solchen Situationen bewusst anders singe. Ich merke es immer nur im Nachhinein das ich wohl was falsch gemacht habe.

Was kann ich ändern? Wie kann ich es ändern? Und wie merke ich beim singen, dass ich es gerade falsch machen und wie kann ich dann gegensteuern? Danke für die Hilfe.

VG, Chris
 
Es bedeutet, daß man die Töne zu sehr aus dem Hals bzw. Kehlkopf presst, daß man zu hart einsetzt bzw. die Töne zu hart ansetzt, daß man Lautstärke durch Schreien herstellt anstatt durch optimale Resonanznutzung. Und oft bedeutet es auch, daß man zu vollstimmig singt und hohe Töne nicht verschlankt.
Ich weiß, daß mir in diesem Punkt nicht alle zustimmen werden, aber ich rate in solchen Fällen gern zu ein paar Stunden klassischem Gesangsunterricht. Wenn man das Glück hat, einen fähigen Lehrer zu erwischen, gibt es eigentlich nichts Besseres für die Stimme. Und man klingt auch nicht gleich wie ein Opernsänger. Aber man lernt eben die basics eines gesünderen Umgangs mit der Stimme - wie z.B. weiche Einsätze, Stütze, Verschlanken zur Höhe hin.
 
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Ich denke, dass man Bell's Rat zu klassischem Gesangsunterricht garnicht wichtig genug nehmen kann!
Das würde ich von der gesangstechnisch/physiologischen Seite dringendst empfehlen, wenn Dir an Deiner Gesundheit etwas liegt...

Und auch der psychologische Effekt dabei ist nicht zu vernachlässigen - selbst an weniger guten Tagen ist da was, worauf Du Dich trotzdem noch verlassen kannst.
Der von Dir beobachtete Effekt, dass Dein Können plötzlich verschwunden scheint, hängt allerdings vermutlich mit der Struktur des menschlichen Gehirns zusammen.
Versuch mal, schwierige mathematische Aufgaben zu lösen und dann zu singen...das ist für die meisten Menschen nahezu unmöglich, da man dazu völlig unterschiedliche Gehirnbereiche braucht/aktiviert.
Wenn Du also in Deinem Studio rumstöpselst, Pegel einstellst und anderen technischen Kram erledigst, bist Du danach wohl im Logikmodus. Nicht im Musikmodus. Mit den von Dir beschriebenen Folgen.

Was da hilft?
-Jemand anderen für die logisch-technischen Aufgaben hinzuziehen
-die logisch-technischen Aufgaben zeitlich anders legen(also vorher erledigen und dann erstmal warmsingen)
-Gesangsunterricht, bei einem kompetenten Lehrer. Das hilft ungemein, den Sängermodus zu ankern und schneller dahin wechseln zu können.
 
JaNeKlar schrieb:
Beruflich bin ich im Vertrieb tätig und lerne und singe daher viel während der Autofahrten. Da ist immer alles super und klingt gut und entspannt.

Zwar wird gern empfohlen, im Auto zu singen, weil man da ungestört und laut sein kann - aber ich erinnere mich noch recht gut an meine Zeiten als "singender Autofahrer"- der Schein trügt. Keine Ahnung woran es liegt: an den Umgebungsgeräuschen; an der eventuell laut mitlaufenden Musik, zu der man singt; an der ohnenhin verfälschten Selbstwahrnehmung der eigene Stimme über die Schädelknochen; an der Ablenkung durch den Verkehr. Es fühlt und hört sich für einen selbst immer alles besser an, als es wohl in Wirklichkeit ist.

Das heißt: das Singen im Auto macht Spaß. Aber man sollte nicht den Fehler machen, es als seine eigene positive Referenz zu betrachten. Gesungen wird auf der Bühne, im Proberaum und im Studio und nur diese Ergebnisse sind relevant.

Auch wenn ich auf der Bühne stehe bin ich erstmal nach den ersten Songs etwas heißer und brauch ne Pause.

Das ist schlecht (auch fürs Publikum) und spricht für Bells Theorie. Dagegensteuern kann man tatsächlich nur, indem man die Technik ändert. Leider kann man nur schwer bis garnicht in einem Online-Forum erläutern, wofür manche Leute Monate bis Jahre brauchen. Außer: eben nicht so singen, dass du heiser (mit s) wirst. Es irgendwie auf andere Weise probieren.

Ist das Problem denn neu? Ich habe gerade gesehen, dass du in den Jahren schon einige Hörproben eingestellt hast (inzwischen entfernt). Die Resonanz war ja tendentiell positiv und ein Anfänger scheinst du nicht zu sein. Hast du das Problem vorher nicht bemerkt oder hattest du es nicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß, daß mir in diesem Punkt nicht alle zustimmen werden, aber ich rate in solchen Fällen gern zu ein paar Stunden klassischem Gesangsunterricht.

Also ich werde Dir da mit Sicherheit nicht widersprechen ;)
 
Kann auch sein, dass Du Dich einfach hauptsächlich auf das Singen im Autositz hängend gewöhnt hast.
Nimmst Du im Heimstudio dann stehend auf?
Ist im Grunde kein Riesenunterschied, aber etwas anders angesprochen wird die Atemmuskulatur und der ganze Halteapparat dann schon.
 
Es kann tatsächlich eine Reihe von möglichen Ursachen geben:

Veränderte Singhaltung
Veränderte Hörsituation
und eben psychologischer Druck.

Deine Stimme hat jede Menge Muskelgruppen die deiner bewussten Steuerung nicht oder nur schlecht zugänglich sind. (Deswegen arbeitet man beim Singen oft mit Bildern.) Dein Gehirn nimmt unterbewusst ständig Anpassungen deines Stimmklanges vor, sei es in den Resonanzen, der Stimmfarbe oder der Lautstärke. (Du denkst ja auch nicht drüber nach wie du jemanden in einem großen, lauten Raum rufen musst.)
In den von dir beschriebenen Situationen fehlt dir also einfach eine Erfahrungsgröße. Das Singen im Auto lässt sich (noch) nicht auf andere Situationen übertragen.

Etwas alberne, aber mögliche Lösung: Sing ein Take im Studio ein, geh raus ins Auto und sing dort was, geh wieder ins Studio und sing weiter.
 
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Wahrscheinlich spielen mehrere Faktoren zusammen. Ohne Hörbeispiel, können wir dir aber nicht sagen, was exakt passiert, allenfalls ahnen woran es liegen könnte.
Folgendes scheint allerdings gegeben zu sein:
Du fühlst dich wohl und sicher mit deiner Stimme, wenn du im Auto singst. Das ist natürlich noch kein Qualitätsgarant - wie antipasti bereits meinte - aber zeigt doch, dass die Grundvorraussetzung da eine bessere sein muss. Du scheinst ja nicht sofort heiser zu werden. Vielleicht funktioniert es da, weil du ja nicht ins Auto steigst, um zu singen, sondern eben um von A nach B zu kommen. Das Singen läuft dann nebenbei.
Singst du auch in anderen alltäglichen Situationen nebenbei? ZB.: Abwaschen, Geschirrspüler einräumen, aufräumen, putzen...
Wenn das der Fall ist und du in diesen Situationen auch keine Probleme mit der Stimme bekommst, bedeutet das, dass du bei Ablenkungen keine negativen Spannungen beim Singen aufbaust.
Sollte das so der Fall sein, dann überlege was du veränderst, sobald du bewusst singen möchtest. Etwas geht verloren. Womöglich der Genuss? Wahrscheinlich kommt auch etwas hinzu. Eine Verspannung womöglich, die sich immer dann einschleicht, wenn du etwas bestimmtes ausführen möchtest. Quasi das Phänomen mit dem Golfspieler, der den Ball nicht trifft je mehr er es versucht, da er eine physiologisch ungünstige körperliche Spannung aufbaut.
 
Ich würde auch auf den Druck tippen. Im Auto ist es eng, heimelig und man hört sich hervorragend. Wird es nun plötzlich weit und fremd und man hört sich nur noch indirekt (Monitore, Kopfhörer etc.), neigt man gerne dazu, mehr Gas zu geben. Grober Fehler.
 
Hallo Chris,
Dein Problem kommt mir bekannt vor. Bei mir gab es dann folgende Lösungen:
1) Vorher nicht zu viel einsingen
2) Raum lüften und Getränke bereitstellen
3) Kopfhörermix besser einstellen, Playback leiser, Gesang lauter bzw. einen der beiden Kopfhörer-Klappen vom Ohr wegschieben
4) Ab und zu mal eine kleine Aufnahme-Pause machen und ein paar Songteile im Sitzen zur Probe singen
 

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