Stilkopie Invention

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Zuerst die übliche Vorbemerkung: Es ist immer leichter zu kritisieren, als es sslber zu machen ... also, ja, klingt nett. Ich habe es allerdings bis jetzt nur gelesen und nicht mir angehört - erstens, weil ich zuerst immer nur durchlese ... und auch, weil ich hier aus der Firma Soundclouds nicht abrufen kann ~:-|

Ich beginne mit dem Schluss: Das h im Bass sollte m.E. ein g sein.

Dann: Die "Form". Eine Invention muss wohl nicht eine "vordefinierte Form" haben - aber schon des "Marketings wegen" (also damit die Zuhörer mitgenommen werden) muss es da eine "Struktur" geben. Die Struktur kann eine "nicht-überraschende" sein: Quintfälle und Wechsel zu Paralleltonarten, Sequenzmuster - rhythmisch wie melodisch - usw.; oder eine "überraschende": Tonartwechsel und Rhythmik, die "Haken schlägt"; oder auch "Sonatenform-artiges": Vorderer Teil "nicht-überraschend", "Durchführung" "mutiger", am Ende wieder "erwartbar". Ich meine, lesenderweise, dass hier nicht klar ist, wie's sein soll: Die Tonart-Übergänge sind für sich genommen jeweils "klassisch" - aber die Abfolge im ganzen ist "strange"; Extrembeispiel ("harmonische Form"): Der Schluss, der ab T.16 solid F-Dur läuft (T.18 weicht nur kurz nach C aus), aber dann "mit etwas Gewalt" noch schnell vorm Schlusston "sich nach C korrigiert".
Auch durch die dreifache Wiederholung des Themas in den ersten 3 Takten scheint mir "etwas vergeben": Die Steigerung im T.3 liegt nur in der Oktavverschiebung; ok - wenn man die Takte p-mf-ff spielt, dann ist die identische Wiederholung vielleicht sogar eine Idee (die aber dann mehr Rolle spielen sollte - siehe unten "Motiv-Konzept"); ich hätte (um hier einmal einen Vorschlag zu riskieren) im T.3 das Motiv um eine Terz höher gelegt.
Noch eine "Harmonik/Form"-Anmerkung: Nur im T.10 kommen plötzlich harmonisch-moll-Intervalle, die dann aber nicht "weiterbenützt" oder "motiviert" werden (im T.12 etwa dagegen melodisches Moll). Ich denke, dass in der zweiten Takthälfte von T.10 sowohl in R.H. wie in L.H. wieder h stehen sollte - dann wäre das "weiterhin flüssig".

Rhythmik: Ich denke, man sollte nicht nur durchlaufende 16tel haben (auch der Triller in T.15 ist nur "erweiterte 16tel", und man wird ihn wohl auch mit einer Umspielung einleiten). Vielleicht kann man die Achtel rhythmisch hart dagegensetzen - aber auch dieses Muster wird irgendwann eher langweilig.

"Motiv-Konzept": Die ersten zwei Takte führen (nur) zwei Dinge ein, die nicht ganz 08/15 sind: Das Verlassen des Leittons in die Gegenrichtung; und die weiderholte Note (e') an der Taktgrenze. Irgendwie erwarte ich, dass diese Motive im Folgenden systematisch verwendet werden - werden sie aber nicht; z.B. kommt der Doppelton nicht mehr bei der ersten Reprise im T.8, wo im T.9 dann nicht h kommt, sondern g; und auch nicht am Ende von T.13. Stattdessen wird ab T.4/5 der gleiche Ton an der Taktgrenze nun durchgebunden - was auch ein Motiv sein könnte, aber auch nicht weiter verwendet wird (auch wenn es noch zweimal später passiert - aber eben nicht "motivisch" = "herauserkennbar").

Stimmführungsanmerkungen: Der Absprung vom Gleitton f im T.7 scheint mir nicht gut; weil aber in der rechten Hand die "Untermelodie" g-f-e bleiben soll, wohl lieber d statt f in der linken Hand. T.14, letzte 4 16tel der R.H: Mir scheint sowohl f-e-f-d als auch f-e-g-d als auch f-d-g-f besser - allerdings weiß ich grad nicht, wieso ...

... ah, jetzt höre ich auf, hör's mir heute Abend an und schau, was von meiner Kritik beim Hören "in sich zusammenfällt" ...

H.M.
 
Den Schluss und die Stimmführung im T. 7 habe ich geändert.

Eine Frage zu T. 10:
Du sprichst von Harmonisch Moll, ja melodisch gesehen gehören die Töne zu d HM. An dieser Stelle befinde ich mich ja eigentlich noch in der Modulation von G-Dur weg über G, g, A7, cis7verm... Ich bin an die Sache also eher von der harmonischen Sichtweise rangegangen. Vlt. ist das mein Problem?
Das ist ja mein erster Versuch in dieser Richtung, was auch eine noch etwas unschlüssige Formgestaltung erklärt...

Danke erstmal ;)
 
Eine Frage zu T. 10:
...Ich bin an die Sache also eher von der harmonischen Sichtweise rangegangen. Vlt. ist das mein Problem?

Hmm. Angehen kann man's von beliebiger Seite - aber im Ergebnis wird eben "alles gemessen", Melodie, Rhythmus, Motive und ihre Verwendung und Entwicklung, "Überraschungsdichte", auch Form und überhaupt. Und an dieser Stelle kommt (für mich) die kleine Terz etwas überraschend - dann kommt aber nie mehr diese Überraschung.

Das ist m.E., wenn Du meine Kritik hören willst, das hauptsächliche Problem: Zu viele Ideen (aus der alten Zeit; und harmonischer Natur) hergenommen, aber dann nicht weiter verwendet. Inbesondere werden Tonarten "einfach so" ("unmotiviert") nicht nur eingeführt - das wäre noch ok und fiele unter "Überraschung" -, sondern dann "auch einfach so" wieder links liegen gelassen. Extrem: Das C-G-C-G-Schwanken in T.6 und 7 - "wohin, zum Teufel - will er jetzt?"; oder eben auch T.10...12: Gm-Dm(harm.)-Dm(nat.)-F[Ende von T.11; zweimal Tonika kann nicht mehr Terz von Dm sein]-Dm(nat.)[doch wieder?]-G[Dur!; über die Dominante]-A[irgendwas; wieder über die Dominante-wird dann moll]: "keine Richtung, wo's hinführt, keine Steigerung, Spannungserhöhung"; und eben dann am Ende ab T.17 das F-C-F-"ätsch, doch"C.

Und noch ein richtiges Problem am Anfang: Die 16tel-Pause am Anfang hört man als Zuhörer nicht: Man "hört"/denkt die Taktschläge auf c', h', f' usw. Die Achtel ab Takt 2 kommen daher immer auf die und-Schläge - was gar nicht unvernünftig und interessant klingt ... bis man dann in Takt 4 mit der Halben total ins Schleudern kommt, nichts mehr (rhythmisch) kapiert und ab Takt 5 dann durch die Basstöne in den "richtigen Takt umgepolt" wird. Das ist aber bewusste Irreführung des Zuhörers ... und das muss dann schon einen sehr guten Grund haben, der sich in der Philosophie des Stückes wiederfindet.

So kommt's bei mir an ... allerdings: Für mich interessant, sich mit einem Stück(chen) so auseinanderzusetzen und zu versuchen, argumentativ rüberzubringen, wieso man was für nicht gelungen hält. Ich hoffe, das war in Deinem Sinne ...

H.M.
 

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