Tach!
Igitt.. 'n Linkshänder.. denen kann man so schlecht auf die Finger sehen
vielleicht am schlimmsten von allen Problemen - die Anschlagstechnik mit seiner rechten Hand. Er spielte irgendwie gleichzeitig locker aber trotzdem dynamisch, und hier versemmeln es die meisten (natürlich mich eingeschlossen): wenn Du zu dynamisch anschlägst, klingt es oft zu hart, und Du verlierst die Lockerheit, und wenn Du zu lasch spielst, klingt es langweilig und kraftlos. Auch "einfachere" Songs wie z. B. "Mary had a little Lamb" oder "Cold Shot" sind in dieser Hinsicht ein echter Spießrutenlauf!
Ja. Das höre ich ein bisschen. Dein Anschlag ist teilweise "härter" oder "harscher" als es bei SRV war.
Dazu fällt mir ein, was mir der Leader meines neuen Projektes letzte Woche erzählte. Wir waren zusammen auf der Musikmesse und hatten dadurch jede Menge Zeit zu quatschen. Er ist professioneller Violinist, Orchestermusiker, stammt aus Ungarn, viel unterwegs, spielt fast jeden Tag klassisches Programm in einem Sinfonieorchester und zum Entspannen progressive Rock, Hardrock, Punk, Irish Folk, slawische Volksmusik usw. Na, und ein aus Ungarn stammender Violinist ist so ähnlich wie ein aus Spanien stammender Flamencogitarrist.. er weiß, was er tut.
Er zeigte mir, dass er lange Zeit Probleme mit seiner Bogenführung hatte. Und zwar zog der die rechte (Rechtshänder) Schulter hoch, dadurch gerät der Unterarm unter Spannung, und ein lockeres Spiel aus dem Handgelenk ist nicht mehr möglich. Er konnt noch so viel üben (er hat mit vier Jahren angefangen und stets jeden Tag mehrere Stunden geübt, später dann stieg er auf Gitarre um und bekam den Spitznamen McAngyan, in Anspielung auf Tony McAlpine, weil er auch diese irren Arpeggio-Kaskaden über das gesamte Griffbrett beherrschte.. und beherrscht
), aber der Ton ging ihm stets kaputt. Erst, als er seine Schulter und den ganzen Bogenarm entspannte, und das mentale Gewicht auf den Ellbogen legte, war es, als habe man eine Decke von seinen Noten gezogen.
Für Gitarre gilt das ausdrücklich auch!
Mach einfach mal den Praxistest:
Zieh die Schulter hoch. Du wirst spüren, wie im Oberarm Spannung aufkommt, die wiederum bis zum Handgelenk wirkt und ein freies Schwingen, wie es beim Anschlag nötig ist, verhindert. Stattdessen musst Du eine Gegenkraft aufwenden. Kraft und Gegenkraft bedeuten ein höheres Anspannungsniveau. Und das hört man jeder Note an. Kompensativ wirkt dabei, wenn man der Percussivität des normalen Gitarrentons entgegenwirkt, und z.B. mit der Kompression des Amps den unschönen Anschlagsgeräuschen auf die Pelle rückt -> G.A.S. droht
Und ein anderer kompensativ wirkendes Moment besteht darin, den Anschlag nicht aus dem Handgelenk heraus, sondern mit einer Bewegung aus dem Daumengelenk zu machen (ich selbst neige dazu, und muss immer aufpassen... ein kleiner Spiegel beim Üben hilft mir dabei: Daumenanschlag? -> Lockerheit der Schulter prüfen und korrigieren)
Und nun lass die Schulter bewusst entspannt. Stell Dir vor, dass an Deinem Ellbogen ein kleines Gewicht hängt, dem Du bewusst nachgibst. Und nun achte einmal darauf, wie frei Deine Anschlagshand schwingen kann. Du kannst hiermit sehr dynamisch spielen, weil Dir die ganze Hand mit ihrer in Bewegung, nämlich Anschlagsbewegung befindlichen Masse dabei hilft. Es ist so ähnlich wie bei Drummern, die den Rebound nutzen.
Das ist nicht leicht zu erreichen, aber das ist der Weg, der Dich auf diesem Kleinkriegsgefühl heraus führen dürfte.
Grüße Thomas
P.S.: Ich habe mir eben einige SRV-Videos angesehen: Seine Schultern sind meistens dort, wo sie hingehören. Wird schon seinen Grund haben...
P.P.S.: Ach.. gut gespielt, übrigens