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1. Review: Squier Telecaster - Modell: Joe Trohman - Artist Serie - Baujahr 2011
Vorab: dieses Modell (Art.-No.: 0301015503) wurde offenbar ausschließlich im Jahr 2011 hergestellt und ist nicht mehr im aktuellen Squierprogramm.
Originalbilder des Herstellers:
Die Features:
a. Kopf:
* große Kopfplatte der 1968er Stratocaster (auch als "Paddel" bekannt),
* von oben erreichbare Halseinstellschraube (5mm Inbus),
* rückseitig sind unter dem Lack folgende Infos zu finden:
1. die kryptische Unterschrift des Namengebers.
2. "Designed and Backed by Fender"
3. "Crafted in China"
4. 10-stellige Seriennummer, beginnend mit "CGS"
* werksseitig sind verchromte "die-cast", also Druckguss-Tuner montiert.
* 2x verschromte Saitenniederhalter aus Stahlblech.
b. Hals:
* Ahorn einteilig mit einem sehr flachen C-Shaping,
* aufgeleimtes Palisandergriffbrett mit flachem 12"-Radius,
* 22 Bünde Medium-Jumbo,
* Perloid Dots (10x)
* Mensur mit 25,5", klassische Stratocasterlänge.
* Lackierung des Halses: honigfarbenes satinfinish, Lack: Urethane
* Sattel: lt. Squier "Synthetic Bone Nut", also ein "Knochen"-Sattel aus Kunststoff.
* Sattelbreite: lt. Squier 42,8mm - variiert aber von 42,52mm bis 42,74mm
* klassische 4-Schraubenbefestigung mit verchromter Neckplate
c. Korpus:
* Erle, je nach Ausführung 2- oder 3-teilig.
* Die Lackierung ist in einem zweifarbigen sunburst gehalten, das farblich -ebenso wie die Mehrteiligkeit des Bodys- innerhalb der
**SQ J.T.-Produktion nicht konstant gehalten ist.
Man findet Instrumente in einem sehr schönen "tobacco-sunburst", wie auch Ausführungen, die heller und gelber gesprüht wurden.
Die Squier-Beschreibung spricht wohl daher auch nur von "two-tone sunburst", ohne sich auf eine konkrete Farbnote festzulegen.
* rückseitig ist der Korpus -ähnlich einer Strat- rippenfreundlich geshaped ("tummy cut").
* 2 verchromte Gurtpins
* am Zargen versenkt angebrachte, verchromte 6,3mm Klinkenbuchse
* verchromte Stahlblech-Brücke mit 6 Reitern und Grundplatte
* Saitenführung erfolgt "strings-thru-body", d.h. von hinten durch den Korpus.
* Saitenstärke ab Werk: 009 - 042
* Pick-guard 3-lagig in schwarz-weiss-schwarz
d. Tonabnehmer und Elektronik:
* H-S-H Bestückung, Hersteller der PUs unbekannt,
* offene Humbucker ohne Split-Variante
* Strat-Single Coil in der Mittelposition - nur zuschaltbar & nicht solo nutzbar
* 2x Volume-, 1x Master-Tone Regler
* Pick Up-Wahl erfolgt über 5-Weg Drehschalter
* 4x Fenderampknöpfe auf Potis und Drehschalter
PU-Kombinationen:
Pos. 1: Hals-Humbucker solo
Pos. 2: Hals-Humbucker mit Single Coil
Pos. 3: Hals- und Steg-Humbucker
Pos. 4: Steg-Humbucker mit Single Coil
Pos. 5: Steg-Humbucker solo
* 2-Weg Kippschalter mit Kill-Switch-Funktion
* nur als Rechtshänderausführung erhältlich
Informationen und persönliche Bewertung:
Bei dieser Gitarre handelt es sich um eine Variante der Telecaster aus der Artist-Serie von Squier. Pate und Namensgeber des Modells ist Joe Trohman, ein mir gänzlich unbekannter Gitarrist aus den USA.
Die SQ J.T. orientiert sich stark an der 1972er Fender Telecaster Deluxe, hebt sich aber bereits mit dem zusätzlichen Stratocaster-Single Coil (zwischen den beiden offenen Humbuckern) vom "Vorbild" ab. Weitere detaillierte Unterschiede zwischen dem alten Fenderklassiker und dieser Squier erspare ich aber dem geneigten Leser, da das hier den Rahmen sprengen würde und einen eigenen Thread wert wäre.
Die Optik dieser Tele finde ich sehr gelungen, der Hals fühlt sich sehr angenehm und "schnell" an, obwohl ich persönlich ein dickeres D-Shaping bevorzuge. Die Bespielbarkeit ist sehr gut, wenn die Bünde in Ordnung sind, doch dazu gleich...
Trotz des großen "Paddels" hängt die Tele mit einem Durchschnittsgewicht von 3.500g angenehm am Gurt ohne Kopflastig zu sein. Auffällig ist, dass diese J.T.-Teles werkseitig schon sehr große Gewichtsunterschiede aufweisen. Meine liegen zwischen 3.300g und 3.700g.
Die Tuner verrichten ihren Dienst stimmstabil und lassen sich mit einem angenehm weichen Widerstand sehr gut einstellen. Der Sattel besteht aus einem speziellen Kunststoff, der von Squier als "Kunstknochen" beworben wird. Bei korrekter Kerbung ist gegen diese Kunststoffausführung nichts einzuwenden.
e.1. Der Sattel:
Hier finden sich aber leider schon die ersten Verarbeitungsmängel, bzw. sehr große Qualitätsschwankungen.
Bei meinen drei J.T. Modellen war der Sattel von No.1 insgesamt (unrettbar) viel zu tief gekerbt, was einen Komplettaustausch erforderlich machte.
Bei No.2 war die H-Saite nicht tief genug und mußte filigran nachgefeilt werden. Nach dieser Maßnahme ist der Sattel nun aber einwandfrei.
Bei No.3 waren G- und H-Saite zu tief bzw. zu hoch gekerbt und auch hier habe ich einen neuen GraphTech-Sattel eingebaut.
e.2. Die Bünde:
Nun zur Verarbeitung der Bünde...(jetzt wird's richtig gruselig...):
Was die seitliche Beschaffenheit der Bundarbeit betrifft ist alles einwandfrei, bei keiner der 3 J.Ts. finden sich scharfkantige "Auswüchse".
No.1 kam als Gebrauchtkauf in absolut neuwertigem, quasi ungespielten Zustand zu mir (die PUs waren sogar noch mit der Schutzfolie bestückt).
Bald wurde mir der offensichtliche Verkaufsgrund klar, denn die Höhe von 5 Bünden unterschied sich dramatisch (eine echte "Achterbahn") und erforderte ein Abrichten, denn so war keine vernünftige, schepperfreie Saitenlage einstellbar. Das vorsichtige Nachdrücken der überhohen Bünde hatte keinen Effekt. Nach Austausch des Sattels (s.o.) und dem Abrichten der Bünde ist nun aber alles im grünen Bereich.
No.2 und No.3 kaufte ich im Rahmen der günstigen Ausverkaufsaktion bei einem großen Dealer vor Ort und hier habe ich aus 8 J.Ts. die beiden besten herausgesucht, der Verkäufer war schon leicht angenervt...
Zu Hause mußten dann alle Bünde poliert werden, da sie zum Teil schon extrem angelaufen waren und auch hier mußte ich je zwei Bünde im unteren Halsfußbereich nachfeilen.
e.3. Das Griffbrett:
Noch ein Kritikpunkt: alle drei J.Ts. hatten ein völlig ausgetrocknetes Griffbrett, das förmlich nach einer Ölung schrie.
***
Exkurs: Die Squier-Qualität - ein Mysterium...
Offengesagt kann ich aufgrund meiner J.Ts. die allgemein positiven Qualitätsberichte anderer User von Squier-Modellen, speziell was die Qualität der Hälse und Bundarbeit betrifft, nicht bestätigen.
Bei vielen Berichten handelt es sich zwar um andere Modelle, aber insbesondere in den US- und UK-Foren wird gerade der Hals der SQ Joe Trohman über den Klee gelobt.
(Ich bekenne allerdings, daß ich mich in den '80ern das letzte Mal mit Squier befaßt habe und andere, aktuelle Squier-Modelle noch nie in der Hand hatte. Meine aktuellen Erfahrungen reduzieren sich demnach auschliesslich auf das/die hier besprochene(n) J.T.-Modell(e)...)
Für mich absolut nicht nachvollziehbar, bei den 9 von mir persönlich gesichteten Joe Trohman-Modellen jedenfalls, variiert die Bundarbeit und -qualität inakzeptabel von "so lala" bis "absolute Katastrophe"!
NICHT EINE! war in einem Zustand, die ohne zusätzliches Nacharbeiten sofort einwandfrei spielbar gewesen wäre!
Und damit meine ich nicht, die bei allen vorgefundene mangelhafte Einstellung von Halskrümmung, Saitenhöhe und Oktavreinheit...
Einen "Ausrutscher" eines Produktionslots oder -woche schliesse ich aus, da die Herstellstempel meiner J.Ts. 2x "Mai 2011" und 1x "September 2011" angeben.
Ergo ist die Vermutung, dass ein durchgängiges Qualitätsproblem in China vorlag, nicht zu weit hergeholt.
Stellt sich mir die Frage, ob Squier die guten J.T.-Modelle für den US- und UK-Markt gefiltert hat und das europäische Festland mit dem Schrott beliefert, oder haben die Amis und Tommis einfach nur weniger hohe Ansprüche? Letzteres glaube ich eher nicht...
Die '60er und frühen '70er sind vorbei, heute MUSS! auch eine "Made in China"-Gitarre in dieser -zugegeben niedrigen, aber nicht billigen- Preislage Mindeststandards erfüllen!
Und dass das geht, beweist mir eine andere günstige China-Tele, die ich auch nach meinen Vorlieben aufgebohrt habe -> CLICK.
Von diesem -ebenfalls nicht mehr hergestellten- Modell habe ich 2 und beide haben einen sehr gut verarbeiteten Hals ohne jeden Kritikpunkt.
Also hier ein klarer Hinweis auf diesen immensen Schwachpunkt der Squier Artist-Serie, Modell "Joe Trohman" großes Augenmerk zu legen, falls jemand mit dem Gedanken spielt, sich diese Gitarre anzuschaffen!
***
e.4. die Saitenreiter:
Nächster negativer kritikpunkt: bei optimal eingestellter Saitenlage ragen die Inbusschrauben der Saitenreiter unangenehm scharfkantig heraus und sind somit nicht handballenfreundlich.
Auch das sollte in heutiger Zeit dem Kunden nicht mehr zugemutet werden, auch wenn dieser Punkt weniger dramatisch ausfällt, als die unselige Qualität der werkseitigen Bundarbeit und das Aufschürfen des Handballens fast "historisch authentisch" -quasi obligatorisch- zu einer Tele gehört.
Kommen wir aber endlich zu den positiven Punkten dieser Gitarre:
f. Lackierung und Hals-/Korpusverbindung:
Die Lackierung ist erstaunlich gut, es gibt keine "Nasen" oder sonstige Lackmängel. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Gitarren zum Teil erheblich in ihrer Farbgebung und -note, was aber kein echter Kritikpunkt und für mich o.k. ist, gerade im Hinblick darauf, dass ich 3 von den Teilen nutze (optische Abwechslung).
Der Hals ist sehr sauber mit dem Korpus verbunden, auch hier sind alle 3 J.Ts. präzise verarbeitet. Die Halskrümmung läßt sich sehr gut einstellen und nachdem alle oben erwähnten Halsmacken beseitigt waren, ist eine niedrige Saitenlage ohne jedes Scheppern o.ä. leicht realisierbar.
g. Der Sound:
Hier hatte ich eigentlich erwartet, daß mich die Werksbestückung nicht gerade begeistert, ein Austausch der PUs war daher schon eingeplant. De facto finde ich aber die originale H-S-H-Auswahl wirklich gelungen und erhaltenswert, definitiv ein überraschendes Highlight dieser Tele!
Wer auch immer für die Auswahl der PUs verantwortlich zeichnet, hat seinen Job sehr gut gemacht und dem unterstelle ich, dass er ein echter Tele-Kenner ist.
Die Humbucker liefern im Cleanbereich einen sehr schönen und ausgeglichenen Sound, ohne das typisch Basslastige, das man von Humbuckern à la Les Paul oder gar Semis kennt.
Gerade der Hals-HB tendiert im Allgemeinen bei Clean-Sounds etwas matschig und undefiniert zu klingen, hier überhaupt nicht!
Im Gegenteil liefern beide Humbucker einen sehr feinen Ton, der mittenbetont mit ungewohnt zurückhaltendem Bass und schönen, klaren Höhen, fast perlig in Richtung Single Coils geht und sehr gut zu einer Tele passt. Der Neck-HB der J.Ts. besitzt dennoch eine angenehme Wärme, die sich selbst für den klassischen Jazz-Sound sehr gut eignet.
Der Single Coil in der Mittelposition begeistert mich sogar fast noch mehr, denn er liefert in Verbindung mit den HBs tatsächlich diesen knackigen, drahtigen Strat-Sound, den man aus den Positionen 2 und 4 des Strat-Schalters kennt.
Die Pick Up-Wahl erfolgt via 5-Position Drehschalter, der sich als "Tone"-Poti tarnt.
Die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig, aber durchaus machbar, wenn auch nicht so schnell, wie bei einem 5-Weg Strat-Schalter bzw. 3-Weg Toggle.
In Position 3 arbeiten beide Humbucker zusammen und liefern auch hier einen unerwartet klaren Sound, der eher in Richtung Single Coil geht, wenn auch mit etwas mehr Tiefmitten und nicht ganz so höhenreich, mich erinnert diese PU-Kombination -je nach Ampeinstellung- auch an den Sound von P-90 Tonabnehmern.
Läuft der Steg-HB solo, klingt es natürlich nicht wie der Single Coil der Standard-Tele, hier sind halt zwei Spulen am Werkeln und bringen einen klaren, druckvollen Mittensound mit einem -für mich- idealen Höhenanteil, der nicht "kratzig" klingt.
Auch im Crunch-Modus gefallen mir die Humbucker sehr gut und überzeugen mit einer offenen, leichten "Cremigkeit", naja, wie soll man einen Klang auch sinnvoll in Worte fassen...?
Im Gain-Modus sind die Positionen 1 (Neck-HB) und 5 (Bridge-HB) ebenfalls sehr überzeugend einsetzbar. Der Hals-PU geht dann ein wenig in Richtung SG mit etwas weniger Bassanteil als eine LP, den Steg-PU würde ich auch eher in Richtung SG ansetzen, den fetten Stegsound einer verzerrten Mahagoni-Paula erreicht dieser Pick Up mit dieser Tonholz-Kombi natürlich auch nicht und hat durchaus einen eigenen, rotzigen Charakter.
Tieferstimmende High-Gainer werden den Bridge-PU wohl austauschen müßen, aber für diese Klientel ist diese Gitarre ohnehin nicht konzipiert.
Referenzamp für die Beurteilung des Sounds einer Gitarre ist und bleibt mein Fender Hot Rod Deluxe aus dem Erscheinungjahr. Für die härtere Gangart schalte ich dem HRD einen alten Marshall Drivemaster bzw. The Guv'Nor (schwarze Serie) vor, denn mit dieser Kombi kopiere ich nahezu 1:1 den Sound meines one-trick-ponys Marshall SJ 2554. Dennoch habe ich den eingemotteten SJ für das Antesten der J.T.-Humbucker reaktiviert und mit beiden Amps macht die SQ J.T. wirklich richtig viel Spass!
Bei Akkorden knallt der Bridge-HB trocken, rauh und dennoch harmonisch, kontrolliertes feedback und das Kippen des Tones mittels Plektrumflageolett liefert die SQ J.T. bei Soli mit Leichtigkeit.
Auch der Neck-HB, der mich schon im Cleaneinsatz positiv überrascht hat und hier eine kleine Offenbarung ist, schlägt sich im Bereich "Marshall-auf-die-Fresse"-Sound einwandfrei.
Kernfrage: klingt diese Tele nach Tele?
Der Erlekorpus mit Ahornhals ist eine meiner bevorzugtesten Kombis, die meisten meiner Gitarren haben (zufällig...?) diese Zusammenstellung, was ich aber erst nach Jahren wirklich bewußt realisiert habe. Bei den Teles bin ich also auch eher der Erle/Ahorn-Fraktion und weniger der Esche/Ahornverbindung zugetan.
Aber das ist ja alles Geschmacksache...
Zur Kernfrage: natürlich twängt sie nicht so, wie eine klassische Single Coil-Tele, aber der Telecharakter ist durchaus gut hörbar, solange der Amp clean fährt.
Hätte man werkseitig die Humbucker splittbar gemacht, wäre der "Twäng" schon sehr, sehr nah. Doch dazu mehr im Kapitel "Modifikationen"...
Die 3 Potis scheinen von guter Qualität zu sein und drehen mit einem "cremigen" Widerstand, der ein versehentliches Verstellen vermeiden hilft. Der Regelweg verläuft sehr gleichmässig, ein abruptes Leiserwerden im ersten Fünftel gibt es nicht, persönlich kommt mir das sehr gelegen.
Der Tone-Regler arbeitet dezent und bedient alle drei Tonabnehmer.
Die Buchse ist versenkt im Zargenbereich angebracht, stabil und hält den Stecker gut und fest. Die Oktavreinheit ist makellos einstellbar und der Hals hat bei keiner meiner 3 J.Ts. einen dead-spot.
Fazit:
Bei korrekter Einstellung aller Komponenten (dazu gehört auch die Höhe der PUs und damit der Abstand zu den Saiten...) macht diese Gitarre unglaublich viel Spass und bringt mit ihren Soundmöglichkeiten schon sehr viel mit, um sich in nahezu allen Musikstilen austoben zu können.
Jazz, Funk, Blues, Country, Rock, Hardrock, alles super machbar, ohne die Gitarre wechseln zu müssen.
Konjunktiv:
Die Squier J.T. hätte ein echtes Highlight in der gesamten Gitarrenlinie des Fenderkonzerns (!) sein können, wenn man bei diesem Modell besser auf das Qualitätsniveau geachtet hätte. Und wenn man dieser Tele ein Spliting der HBs mitgegeben hätte, was ihre Soundmöglichkeiten sehr sinnvoll und extrem ausbaut.
Wäre dem so gewesen, wäre ich persönlich auch bereit bis zu € 500,- für eine J.T. auszugeben und würde diese Gitarre als sehr gut klingenden (Tele-) Allrounder absolut empfehlen, da die Grundsubstanz (Korpusholz und -lackierung, Pick Ups, Hardware) sehr gut ist.
Indikativ:
Bedingt durch die oben erwähnten, zum Teil katastrophalen Sattel- und insbesondere Bundprobleme, kann ich dieses Modell aber nur dem Gitarristen empfehlen, der bereit und auch in der Lage ist, das selbst zu fixen.
Der derzeitige Verkaufspreis der noch verfügbaren SQ J.Ts. beträgt nun wieder ca. € 370.- (in UK ca. € 430,-). Ich habe für meine J.Ts. zwischen 200.- und unter 250,- bezahlt und hatte von vorn herein die Absicht, die Teile zu individualisieren, sprich zu verändern.
Für die vorgefundene Qualität der Hälse hätte ich in keinem Fall den aktuellen Preis bezahlt und hätte eindeutig auf einen Kauf verzichtet!
2. Modifikationen v.1 bis v.4
Vorgeschichte:
Eine Tele mit H-S-H-Bestückung + Erle/Ahorn-Kombi mit mindestens 22 Bünden incl. 12" Radius + Bigsby-Tremolo stand schon seit wirklich vielen Jahren auf meiner Wunschliste.
Doch leider hat die Industrie in dieser Richtung -bis heute- schlicht nichts im Programm.
Die Alternative eine Fender mit Bigsby anzuschaffen und diese umzubauen, war denkbar, aber letztlich ist eine Tele halt "nur" ein Brett mit 6 Saiten. Und dafür plus Arbeit und Material über € 3k auszugeben, sehe ich nicht ein. Schließlich habe ich in diesem Preisbereich schon Custom-Made-Instrumente, die qualitativ und optisch von 7ender nicht zu toppen sind. Also hieß es warten oder nochmal zum Gitarrenbauer, was ich auch fast schon machen wollte, als mir die Squier Joe Trohman in's Auge fiel.
Als die J.Ts. 2011 auf den Markt kamen, war ich optisch sofort angefixed, die Erle/Ahorn-Kombi war auch vorhanden, ebenso die 22 Bünde und der Bigsby- und Slide-freundliche 12"-Radius.
Schnell war klar, DAS Teil wird die Grundlage für meine Wunsch-Tele. Da der Umbau aufwändig und ich mir nicht ganz sicher war, ob das Ergebnis meinen Erwartungen entsprechen wird, hielt ich Ausschau nach einer günstigen Gebrauchten.
Das Experiment lief eindeutig unter dem Motto "'mal sehen, was man aus einer China-J.T. machen kann, ohne zuviel Geld zu verbrennen, wenn es schief läuft".
Ergo sammelte ich via I-Bäh schon alle benötigten Komponenten in schwarz (Locking-Tuner, Security Locks, Bigsby-Stile Tremolo). Die Graph-Tech Sättel und Stringtrees wurden im Laden gekauft und irgendwann fand ich auch eine gebrauchte Joe Trohman. Für € 200,- stand das Teil nun bei mir und mußte jedoch erstmal spielfähig aufbereitet werden (s. Review).
Kaum hatte ich die Tele fertig und nun für gut befunden, fand plötzlich der Ausverkauf dieses Modells statt und für den aufgerufenen Preis von damals 249,- konnte ich nicht widerstehen. Da ich zwei nahm, gab mir der Verkäufer noch einen kleinen Nachlass und war ohnehin froh, mich endlich wieder los zu sein (s.o.)...
Das Ausgangsmaterial:
(v.l.n.r.) No.2, No.3, No.1
v.1 - Modifikation: -> Der "Mittel-Single-Coil-Aktivator"...
Werkseitig liefert der 5-fach Drehschalter keine Möglichkeit den Single Coil zusammen mit den beiden Humbuckern zu fahren. Eigentlich sehr schade, da die drei erstaunlich guten Tonabnehmer schon in der Hals-HB/Single Coil- bzw. Steg-HB/Single Coil-Kombi wirklich klasse klingen. Der Wunsch in Position 3 zu den beiden gemeinsam laufenden HBs noch den Single Coil dazuschalten zu können, war sofort geboren.
Und da der fette Kill-Switch-Schalter für mich völlig sinnlos ist, war der Umbau dieses Schalters als On/Off für den Single Coil nur konsequent.
Mit dieser einfachen Massnahme hat man nun -neben den 5 vorhandenen Sounds- noch 2 weitere gewonnen:
a. beide Humbucker mit Single Coil und
b. Single Coil solo
Punkt b. erfordert aber das Wegregeln der HBs via Volumeregler, dann bleibt bei aktiviertem Ex-Kill-Switch der Single Coil übrig.
Ein bischen umständlich, aber der klangliche Mehrwert lohnt das Gefummel an den Potis.
Kurz: eine sehr empfehlenswerte Modifikation, die diese Tele um 2 Klassesounds bereichert und die ich allen meinen J.Ts verpasst habe.
Die Kombi aller drei PUs bietet sich für Funk geradezu an und der Single Coil solo lässt mehr als erahnen, dass in dieser Tele tatsächlich auch Tele-Twäng für z.B. Country-Stile drinsteckt. Der Single Coil klingt drahtiger, als der Mittel-SC einer Strat.
v.2 - Modifikation: -> Die Bigsby-Droge...
Ich liebe Gitarren mit Tremolo bzw. Vibrato oder auf deutsch: mit Jammerhaken. So zuverlässig das Floyd Rose in meinen "modernen" Gitarrenwerkzeugen auch arbeitet, hat mir aber schon immer das aufgeschraubte Bigsby B-5 rein optisch viel besser gefallen. Das Problem dieser anachronistischen Tremolovariante ist -ähnlich wie bei den Standard-Tremolos- die Stimmstabilität.
Mittels Minimierung des Reibungswiderstandes an Steg, Sattel sowie den String Trees und in Verbindung mit Locking Tunern kann man dieses Problem aber sehr gut in den Griff bekommen.
Für den Umbau habe ich No.3 auserkoren, da hier der Korpus im Farbton nicht so hübsch lackiert ist, wie bei No.1 und No.2. Daher bringt das Aufsetzen eines Tremolos hier eher eine optische Aufwertung. In der Bucht konnte ich günstig an eine moderne Variante des B-5 in Form des "Xtreme Vintage Vibrato System" von Guitarfetish/USA kommen. Da das Teil auch noch in Mattschwarz vorlag, war es eine glückliche Fügung.
In diesem Stadium erhielt No.3 folgendes Upgrade:
1. Locking Tuner
2. GraphTech String Trees
3. GraphTech Sattel
4. Rollerbridge
5. X-Trem Vibrato
6. Push-Pull-Potis
7. Anzapfen der äußeren HB-Spulen
v.3 - Modifikation: -> Der Twäng muß her...
So begeistert ich von den Tonabnehmern auch war, vermisste ich recht bald den typischen Single Coil-Sound, den ich von meinen anderen Teles kenne, speziell im Stegbereich. Gleichzeitig wollte ich die Werks-HBs aber nicht austauschen, denn die klingen -ich wiederhole mich...- einfach saugut.
In diesem Dilemma wabernd entdeckte ich beim Umbau des Kill-Switch (s. v1.-Mod.) jedoch, dass die beiden HBs im Grunde für eine Splitfunktion schon werkseitig vorbereitet sind!
Aus den in Wachs getauchten Spulen lugte bei einem HB eine Kabelverbindung hervor. Kurz darauf war der HB ausgebaut, die Tapewicklung abgenommen und das vorwitzige Käbelchen vorsichtig aus dem Wachs befreit.
Und tatsächlich fand ich auch die Verbindung der beiden Spulen. Aufgetrennt, neue Kabel verlegt, Push/Pull-Potis eingebaut, alles verlötet und No.3 wieder montiert.
Tataaaah...
Da isser, der Twäng!
Nun können die beiden Außenspulen der HBs als Single Coils abgerufen werden und No.3 wurde damit zu einem musikalischen "schweizer Taschenmesser", alles da, was ich mir an Grundklängen von einer Gitarre wünsche, YES!
Zusammen mit dem v.1-Mod gibt's nun 17 verschiedene Sounds auf meiner stimmstabilen Jammerhaken-Tele. No.2 erhielt -bis auf das Vibrato- die identische Modifikation.
Die Pick Up-Werte: (gemessen mit 20cm Patchkabel an der Ausgangsbuchse):
Neck-HB: 7,34 kOhm
Neck-SC: 3,76 kOhm (halsseitige Aussenspule)
Mittel-SC: 5,37 kOhm
Bridge-HB: 17,26 kOhm
Bridge-SC: 9,31 kOhm (stegseitige Aussenspule = TWÄNG!)
Das war's, nun endlich wunschlos glücklich...
Ähm...
kurz: Nee! Warum...?
Darum:
Bei den Non-Vibrato-Teles ist der Drehregler für die PU-Wahl o.k., aber bei dem Vibrato-Modell inakzeptabel. Denn beim Spielen stellte sich schnell heraus, dass der Zugriff zum PU-Drehregler und den Push/Pulls sehr umständlich und nicht praxisgerecht war. Der Vibratohebel war ständig im Weg und das Bedienen der Elemente machte, ob der Fummelei, überhaupt keinen Spaß, so toll die Gitarre auch klingt.
Das kann so nicht bleiben und geht noch besser...
v.4 - Modifikation: -> Keine Kompromisse...
Eine Wunsch-Tele, die noch Wünsche offen läßt, ist keine Wunsch-Tele!
1. Der Dreh-Regler unter dem X-Trem Vibrato ist schlecht zugänglich und nervt XTREM, außerdem erschwert
2. die konische Form der Potiknöpfe das Herausziehen der Push/Pulls und
3. eine optische Variante einer J.T. in Form von Chromkappen auf den HBs wäre auch nicht schlecht...
Durch den Einbau des Vibratos verlaufen die Saiten bei No.3 nun nicht mehr durch den Korpus. Das hat erwartungsgemäß auch einen Einfluss auf den Klangcharakter der Gitarre. Im direkten Vergleich zu No.1 und No.2 hat No.3 etwas an "Drahtigkeit" verloren und dafür etwas mehr an Wärme gewonnen. Der Wunsch zum Austausch der HBs hatte rein optische Gründe, denn der Sound der Werksdoppelspuler war -nach wie vor- einwandfrei.
Die Idee den Original-HBs Chromkappen aufzusetzen, war schon geboren. Ein Austausch der PUs gegen verchromte, aber unbekannte Fremd-PUs kam nicht in Frage...,
...als zufällig ein Pärchen gebrauchter HBs von G&L auftauchten.
Meine Asat Deluxe klingt großartig mit den G&L-PUs und die hier angebotenen stammten aus einer Ascari, die klanglich der Asat recht nahe steht. Der Preis stimmte und "schon" waren die vieradrigen G&L-HBs in No.3 verbaut.
Bei dieser Gelegenheit mußte auch noch eine Lösung für den PU-Wahlschalter her, am besten eine Position, die während des Spielens eine schnelle, ergonomisch sinnvolle Umschaltung ermöglichte.
Die Position neben dem Ex-Kill-Switch fand ich ideal und am besten -statt des Drehreglers- ein Toggle-Switch nur für die beiden HBs...
Neben der Splittmöglichkeit HB/SC wäre außerdem auch eine zusätzliche Parallelschaltung der HBs nicht schlecht...
Folge 1:
die Push/Pull-Potis flogen wieder 'raus, Original-Potis wieder rein und 4 On-On-On-Schalter geordert, bloss wohin damit?
Wieder unter das Vibrato? Auf keinen Fall! ...lieber gut und schnell erreichbar, denn... keine Kompromisse!
Folge 2:
Bei J.T.-No.3 den Toggle-Switch neben den Ex-Kill-Switch gesetzt und unter diesen "Mittel-Single Coil-Aktivator" (was für ein Wort..., muss ich mir schützen lassen...) die beiden Mini-Switches verbaut. Bei J.T.-No.2 liegen die Mini-Switches in der Flucht des Ex-Kill-Switch, oder neudeutsch "Mittel-Single-Coil-Aktivator".
Alles schön ergonomisch und praxisgerecht...
Zu J.T.-No.3:
In Stellung 3 des ursprünglichen PU-Drehwahlschalters laufen ja die beiden Humbucker und können nun mittels Toggle-Switch -wie z.B. bei einer Les Paul- angewählt werden:
Neck solo, Neck & Bridge, Bridge solo.
Zu No.2 und No.3:
Mittels On-On-On-Minis lassen sich die beiden HBs individuell als Humbucker oder Single Coil oder beide Spulen parallel schalten.
So ist z.B. auch der Sound einer Telecaster Custom mit Neck-Humbucker plus Steg-Single Coil machbar. Gerade No.2 kommt hier deckungsgleich an den Custom-Sound heran.
Bei Bedarf lässt sich der Mittel-Single Coil via Ex-Kill-Switch ("Mittel-Single Coil-Aktivator") zu jeder HB-Stellung/Einstellung dazu schalten.
Eine 3x SC = "Nur Single Coil-Kombi" läßt sich auch schalten und klingt... SUPER!
Die klassische Strat-Schaltung ist nun auch abrufbar und vieles mehr, insgesamt realisieren meine No.2 und No.3 nun 31 verschieden Pick Up-Varianten...
Wieder zu J.T.-No.3:
Und wenn ich schon dabei bin...
...eine Möglichkeit bei No.3 den Mittel-Single Coil sofort und ohne Nullstellung des/der HB-Volumes zu haben, wäre toll...
...da ist ja noch der Drehregler, der eigentlich nur noch in Position 3 verweilt, da die beiden Humbucker ja nun über den
Toggle-Switch geschaltet werden...
-> SOLO für den Mittel-Single Coil:
Der Mittel-Single Coil lässt sich nun -unabhängig von der jeweiligen Einstellung der 3 Tonabnehmer- sofort solo fahren, indem ich den PU-Drehregler in Position 2 schalte.
Die übrigen Positionen spielen keine Rolle mehr.
Wieder alles zusammengeschraubt und Test der beiden G&Ls ...
Ergebnis: die bleiben drin!
No.2 und No.3 erfüllen nun endlich alles, was ich schon lange haben wollte.
Der Sound ist klasse, mit 31 PU-Kombinationen extrem flexibel, ein echtes Multi-Tool für alle Stilrichtungen, das Vibrato bei No.3 funktioniert absolut stimmstabil
(nachdem die, für meine Saitenstärke zu weiche Originalfeder gegen die Ventilfeder einer alten Honda ausgetauscht wurde, ehrlich wahr!!! - Bigsby und Harley Davidson lassen Grüssen...).
Der Einbau des Vibratos und der G&L-PUs in No.3 bringt einen hörbaren Klangunterschied zu No.2. und ich mag beide Gitarrenvarianten sehr.
Beide Teles mutierten durch die Mods zu echten "Multi-Tools" und besitzen nun -ohne zu übertreiben- nur noch Stärken.
No.1 hat nur den v.1-Mod mit der Single Coil-Schaltung via Kill-Switch ("Mittel-Single Coil-Aktivator") bekommen, ansonsten bleibt die Originalschaltung erhalten und die HBs werden auch nicht angezapft.
Wer jetzt die berechtigte Frage stellt, warum hat der Bekloppte denn 3 J.Ts. ...?
...ganz einfach:
ursprünglich sollte es nur eine werden (...und zwar in der Ausführung von No.3.)
Als die erste J.T. mich dann überzeugte, mußte ein back-up für Gigs her, das wurde dann in Form von No.2 realisiert.
Und eine dritte mit erhöhter Saitenlage, ausschliesslich für Bottle-Neck-Anwendung mit Open Tuning, wäre auch sehr cool und so kam es dann auch, dazu setze ich nun meine No.1 ein.
So ganz ist das Tuning der J.Ts aber noch nicht abgeschlossen:
die beiden Non-Tremolo-Varianten werden andere Saitenreiter erhalten (womit auch die Scharfkantigkeit der überstehenden Inbusschrauben gelöst sein wird) und beim Lesen der Ascari-Schaltung ist mir aufgefallen, dass hier in der Split-Position der HBs die beiden INNEREN Spulen angezapft werden!
Die Tatsache, dass diese Spulen eine andere Position in der Saitenabnahme, sowie einen höheren Widerstandwert liefern als ihre Zwillinge, wird dazu führen, dass ich No.3 beim nächsten Saitenwechsel noch zwei kleine Druckschalter verpasse, mit denen dann auch die inneren Spulen abrufbar werden.
Die dann mögliche PU-Kombi von No.3 sprengt mit -wenn ich richtig gerechnet habe- 49 Möglichkeiten zwar jeden sinnvollen Liveeinsatz, ergibt aber für Aufnahmen zusätzliche Sounds, die sich hörbar unterscheiden und verwenden lassen.
Ich spiele die Gitarren nun seit knapp einem Jahr und bin -nach den Mods- immer noch mehr als sehr zufrieden. Meine sonst verwendeten und sehr zuverlässigen (und auch teureren) Werkzeuge sind seither eingemottet. Selbst meine Semis ersetze ich mit dem Hals-Humbucker der Teles (insbesondere mit No.3).
Ich bin sehr froh, dieses Experiment angegangen zu sein und bereue weder die Anschaffung, noch das investierte Material oder gar die Zeit, denn die drei bringen enormen Spielspass und haben nebenbei ihre Kosten längst wieder eingespielt...
Und wer sich tatsächlich den ganzen Text hier durchgelesen hat ist -wie ich- ein hoffnungsloser und therapieresistenter Hardcore-Gitarren-Junkie!
Zur Strafe muss er/sie sich im Thread "Du weisst, dass du ein Gitarrist bist, wenn..." mit dem post:
"ich habe RJJCs J.T.-Thread KOMPLETT!!! durchgelesen"
outen!
Danke für euer beeindruckendes Durchhaltevermögen !!!
RJJC
Vorab: dieses Modell (Art.-No.: 0301015503) wurde offenbar ausschließlich im Jahr 2011 hergestellt und ist nicht mehr im aktuellen Squierprogramm.
Originalbilder des Herstellers:
Die Features:
a. Kopf:
* große Kopfplatte der 1968er Stratocaster (auch als "Paddel" bekannt),
* von oben erreichbare Halseinstellschraube (5mm Inbus),
* rückseitig sind unter dem Lack folgende Infos zu finden:
1. die kryptische Unterschrift des Namengebers.
2. "Designed and Backed by Fender"
3. "Crafted in China"
4. 10-stellige Seriennummer, beginnend mit "CGS"
* werksseitig sind verchromte "die-cast", also Druckguss-Tuner montiert.
* 2x verschromte Saitenniederhalter aus Stahlblech.
b. Hals:
* Ahorn einteilig mit einem sehr flachen C-Shaping,
* aufgeleimtes Palisandergriffbrett mit flachem 12"-Radius,
* 22 Bünde Medium-Jumbo,
* Perloid Dots (10x)
* Mensur mit 25,5", klassische Stratocasterlänge.
* Lackierung des Halses: honigfarbenes satinfinish, Lack: Urethane
* Sattel: lt. Squier "Synthetic Bone Nut", also ein "Knochen"-Sattel aus Kunststoff.
* Sattelbreite: lt. Squier 42,8mm - variiert aber von 42,52mm bis 42,74mm
* klassische 4-Schraubenbefestigung mit verchromter Neckplate
c. Korpus:
* Erle, je nach Ausführung 2- oder 3-teilig.
* Die Lackierung ist in einem zweifarbigen sunburst gehalten, das farblich -ebenso wie die Mehrteiligkeit des Bodys- innerhalb der
**SQ J.T.-Produktion nicht konstant gehalten ist.
Man findet Instrumente in einem sehr schönen "tobacco-sunburst", wie auch Ausführungen, die heller und gelber gesprüht wurden.
Die Squier-Beschreibung spricht wohl daher auch nur von "two-tone sunburst", ohne sich auf eine konkrete Farbnote festzulegen.
* rückseitig ist der Korpus -ähnlich einer Strat- rippenfreundlich geshaped ("tummy cut").
* 2 verchromte Gurtpins
* am Zargen versenkt angebrachte, verchromte 6,3mm Klinkenbuchse
* verchromte Stahlblech-Brücke mit 6 Reitern und Grundplatte
* Saitenführung erfolgt "strings-thru-body", d.h. von hinten durch den Korpus.
* Saitenstärke ab Werk: 009 - 042
* Pick-guard 3-lagig in schwarz-weiss-schwarz
d. Tonabnehmer und Elektronik:
* H-S-H Bestückung, Hersteller der PUs unbekannt,
* offene Humbucker ohne Split-Variante
* Strat-Single Coil in der Mittelposition - nur zuschaltbar & nicht solo nutzbar
* 2x Volume-, 1x Master-Tone Regler
* Pick Up-Wahl erfolgt über 5-Weg Drehschalter
* 4x Fenderampknöpfe auf Potis und Drehschalter
PU-Kombinationen:
Pos. 1: Hals-Humbucker solo
Pos. 2: Hals-Humbucker mit Single Coil
Pos. 3: Hals- und Steg-Humbucker
Pos. 4: Steg-Humbucker mit Single Coil
Pos. 5: Steg-Humbucker solo
* 2-Weg Kippschalter mit Kill-Switch-Funktion
* nur als Rechtshänderausführung erhältlich
Informationen und persönliche Bewertung:
Bei dieser Gitarre handelt es sich um eine Variante der Telecaster aus der Artist-Serie von Squier. Pate und Namensgeber des Modells ist Joe Trohman, ein mir gänzlich unbekannter Gitarrist aus den USA.
Die SQ J.T. orientiert sich stark an der 1972er Fender Telecaster Deluxe, hebt sich aber bereits mit dem zusätzlichen Stratocaster-Single Coil (zwischen den beiden offenen Humbuckern) vom "Vorbild" ab. Weitere detaillierte Unterschiede zwischen dem alten Fenderklassiker und dieser Squier erspare ich aber dem geneigten Leser, da das hier den Rahmen sprengen würde und einen eigenen Thread wert wäre.
Die Optik dieser Tele finde ich sehr gelungen, der Hals fühlt sich sehr angenehm und "schnell" an, obwohl ich persönlich ein dickeres D-Shaping bevorzuge. Die Bespielbarkeit ist sehr gut, wenn die Bünde in Ordnung sind, doch dazu gleich...
Trotz des großen "Paddels" hängt die Tele mit einem Durchschnittsgewicht von 3.500g angenehm am Gurt ohne Kopflastig zu sein. Auffällig ist, dass diese J.T.-Teles werkseitig schon sehr große Gewichtsunterschiede aufweisen. Meine liegen zwischen 3.300g und 3.700g.
Die Tuner verrichten ihren Dienst stimmstabil und lassen sich mit einem angenehm weichen Widerstand sehr gut einstellen. Der Sattel besteht aus einem speziellen Kunststoff, der von Squier als "Kunstknochen" beworben wird. Bei korrekter Kerbung ist gegen diese Kunststoffausführung nichts einzuwenden.
e.1. Der Sattel:
Hier finden sich aber leider schon die ersten Verarbeitungsmängel, bzw. sehr große Qualitätsschwankungen.
Bei meinen drei J.T. Modellen war der Sattel von No.1 insgesamt (unrettbar) viel zu tief gekerbt, was einen Komplettaustausch erforderlich machte.
Bei No.2 war die H-Saite nicht tief genug und mußte filigran nachgefeilt werden. Nach dieser Maßnahme ist der Sattel nun aber einwandfrei.
Bei No.3 waren G- und H-Saite zu tief bzw. zu hoch gekerbt und auch hier habe ich einen neuen GraphTech-Sattel eingebaut.
e.2. Die Bünde:
Nun zur Verarbeitung der Bünde...(jetzt wird's richtig gruselig...):
Was die seitliche Beschaffenheit der Bundarbeit betrifft ist alles einwandfrei, bei keiner der 3 J.Ts. finden sich scharfkantige "Auswüchse".
No.1 kam als Gebrauchtkauf in absolut neuwertigem, quasi ungespielten Zustand zu mir (die PUs waren sogar noch mit der Schutzfolie bestückt).
Bald wurde mir der offensichtliche Verkaufsgrund klar, denn die Höhe von 5 Bünden unterschied sich dramatisch (eine echte "Achterbahn") und erforderte ein Abrichten, denn so war keine vernünftige, schepperfreie Saitenlage einstellbar. Das vorsichtige Nachdrücken der überhohen Bünde hatte keinen Effekt. Nach Austausch des Sattels (s.o.) und dem Abrichten der Bünde ist nun aber alles im grünen Bereich.
No.2 und No.3 kaufte ich im Rahmen der günstigen Ausverkaufsaktion bei einem großen Dealer vor Ort und hier habe ich aus 8 J.Ts. die beiden besten herausgesucht, der Verkäufer war schon leicht angenervt...
Zu Hause mußten dann alle Bünde poliert werden, da sie zum Teil schon extrem angelaufen waren und auch hier mußte ich je zwei Bünde im unteren Halsfußbereich nachfeilen.
e.3. Das Griffbrett:
Noch ein Kritikpunkt: alle drei J.Ts. hatten ein völlig ausgetrocknetes Griffbrett, das förmlich nach einer Ölung schrie.
***
Exkurs: Die Squier-Qualität - ein Mysterium...
Offengesagt kann ich aufgrund meiner J.Ts. die allgemein positiven Qualitätsberichte anderer User von Squier-Modellen, speziell was die Qualität der Hälse und Bundarbeit betrifft, nicht bestätigen.
Bei vielen Berichten handelt es sich zwar um andere Modelle, aber insbesondere in den US- und UK-Foren wird gerade der Hals der SQ Joe Trohman über den Klee gelobt.
(Ich bekenne allerdings, daß ich mich in den '80ern das letzte Mal mit Squier befaßt habe und andere, aktuelle Squier-Modelle noch nie in der Hand hatte. Meine aktuellen Erfahrungen reduzieren sich demnach auschliesslich auf das/die hier besprochene(n) J.T.-Modell(e)...)
Für mich absolut nicht nachvollziehbar, bei den 9 von mir persönlich gesichteten Joe Trohman-Modellen jedenfalls, variiert die Bundarbeit und -qualität inakzeptabel von "so lala" bis "absolute Katastrophe"!
NICHT EINE! war in einem Zustand, die ohne zusätzliches Nacharbeiten sofort einwandfrei spielbar gewesen wäre!
Und damit meine ich nicht, die bei allen vorgefundene mangelhafte Einstellung von Halskrümmung, Saitenhöhe und Oktavreinheit...
Einen "Ausrutscher" eines Produktionslots oder -woche schliesse ich aus, da die Herstellstempel meiner J.Ts. 2x "Mai 2011" und 1x "September 2011" angeben.
Ergo ist die Vermutung, dass ein durchgängiges Qualitätsproblem in China vorlag, nicht zu weit hergeholt.
Stellt sich mir die Frage, ob Squier die guten J.T.-Modelle für den US- und UK-Markt gefiltert hat und das europäische Festland mit dem Schrott beliefert, oder haben die Amis und Tommis einfach nur weniger hohe Ansprüche? Letzteres glaube ich eher nicht...
Die '60er und frühen '70er sind vorbei, heute MUSS! auch eine "Made in China"-Gitarre in dieser -zugegeben niedrigen, aber nicht billigen- Preislage Mindeststandards erfüllen!
Und dass das geht, beweist mir eine andere günstige China-Tele, die ich auch nach meinen Vorlieben aufgebohrt habe -> CLICK.
Von diesem -ebenfalls nicht mehr hergestellten- Modell habe ich 2 und beide haben einen sehr gut verarbeiteten Hals ohne jeden Kritikpunkt.
Also hier ein klarer Hinweis auf diesen immensen Schwachpunkt der Squier Artist-Serie, Modell "Joe Trohman" großes Augenmerk zu legen, falls jemand mit dem Gedanken spielt, sich diese Gitarre anzuschaffen!
***
e.4. die Saitenreiter:
Nächster negativer kritikpunkt: bei optimal eingestellter Saitenlage ragen die Inbusschrauben der Saitenreiter unangenehm scharfkantig heraus und sind somit nicht handballenfreundlich.
Auch das sollte in heutiger Zeit dem Kunden nicht mehr zugemutet werden, auch wenn dieser Punkt weniger dramatisch ausfällt, als die unselige Qualität der werkseitigen Bundarbeit und das Aufschürfen des Handballens fast "historisch authentisch" -quasi obligatorisch- zu einer Tele gehört.
Kommen wir aber endlich zu den positiven Punkten dieser Gitarre:
f. Lackierung und Hals-/Korpusverbindung:
Die Lackierung ist erstaunlich gut, es gibt keine "Nasen" oder sonstige Lackmängel. Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die Gitarren zum Teil erheblich in ihrer Farbgebung und -note, was aber kein echter Kritikpunkt und für mich o.k. ist, gerade im Hinblick darauf, dass ich 3 von den Teilen nutze (optische Abwechslung).
Der Hals ist sehr sauber mit dem Korpus verbunden, auch hier sind alle 3 J.Ts. präzise verarbeitet. Die Halskrümmung läßt sich sehr gut einstellen und nachdem alle oben erwähnten Halsmacken beseitigt waren, ist eine niedrige Saitenlage ohne jedes Scheppern o.ä. leicht realisierbar.
g. Der Sound:
Hier hatte ich eigentlich erwartet, daß mich die Werksbestückung nicht gerade begeistert, ein Austausch der PUs war daher schon eingeplant. De facto finde ich aber die originale H-S-H-Auswahl wirklich gelungen und erhaltenswert, definitiv ein überraschendes Highlight dieser Tele!
Wer auch immer für die Auswahl der PUs verantwortlich zeichnet, hat seinen Job sehr gut gemacht und dem unterstelle ich, dass er ein echter Tele-Kenner ist.
Die Humbucker liefern im Cleanbereich einen sehr schönen und ausgeglichenen Sound, ohne das typisch Basslastige, das man von Humbuckern à la Les Paul oder gar Semis kennt.
Gerade der Hals-HB tendiert im Allgemeinen bei Clean-Sounds etwas matschig und undefiniert zu klingen, hier überhaupt nicht!
Im Gegenteil liefern beide Humbucker einen sehr feinen Ton, der mittenbetont mit ungewohnt zurückhaltendem Bass und schönen, klaren Höhen, fast perlig in Richtung Single Coils geht und sehr gut zu einer Tele passt. Der Neck-HB der J.Ts. besitzt dennoch eine angenehme Wärme, die sich selbst für den klassischen Jazz-Sound sehr gut eignet.
Der Single Coil in der Mittelposition begeistert mich sogar fast noch mehr, denn er liefert in Verbindung mit den HBs tatsächlich diesen knackigen, drahtigen Strat-Sound, den man aus den Positionen 2 und 4 des Strat-Schalters kennt.
Die Pick Up-Wahl erfolgt via 5-Position Drehschalter, der sich als "Tone"-Poti tarnt.
Die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig, aber durchaus machbar, wenn auch nicht so schnell, wie bei einem 5-Weg Strat-Schalter bzw. 3-Weg Toggle.
In Position 3 arbeiten beide Humbucker zusammen und liefern auch hier einen unerwartet klaren Sound, der eher in Richtung Single Coil geht, wenn auch mit etwas mehr Tiefmitten und nicht ganz so höhenreich, mich erinnert diese PU-Kombination -je nach Ampeinstellung- auch an den Sound von P-90 Tonabnehmern.
Läuft der Steg-HB solo, klingt es natürlich nicht wie der Single Coil der Standard-Tele, hier sind halt zwei Spulen am Werkeln und bringen einen klaren, druckvollen Mittensound mit einem -für mich- idealen Höhenanteil, der nicht "kratzig" klingt.
Auch im Crunch-Modus gefallen mir die Humbucker sehr gut und überzeugen mit einer offenen, leichten "Cremigkeit", naja, wie soll man einen Klang auch sinnvoll in Worte fassen...?
Im Gain-Modus sind die Positionen 1 (Neck-HB) und 5 (Bridge-HB) ebenfalls sehr überzeugend einsetzbar. Der Hals-PU geht dann ein wenig in Richtung SG mit etwas weniger Bassanteil als eine LP, den Steg-PU würde ich auch eher in Richtung SG ansetzen, den fetten Stegsound einer verzerrten Mahagoni-Paula erreicht dieser Pick Up mit dieser Tonholz-Kombi natürlich auch nicht und hat durchaus einen eigenen, rotzigen Charakter.
Tieferstimmende High-Gainer werden den Bridge-PU wohl austauschen müßen, aber für diese Klientel ist diese Gitarre ohnehin nicht konzipiert.
Referenzamp für die Beurteilung des Sounds einer Gitarre ist und bleibt mein Fender Hot Rod Deluxe aus dem Erscheinungjahr. Für die härtere Gangart schalte ich dem HRD einen alten Marshall Drivemaster bzw. The Guv'Nor (schwarze Serie) vor, denn mit dieser Kombi kopiere ich nahezu 1:1 den Sound meines one-trick-ponys Marshall SJ 2554. Dennoch habe ich den eingemotteten SJ für das Antesten der J.T.-Humbucker reaktiviert und mit beiden Amps macht die SQ J.T. wirklich richtig viel Spass!
Bei Akkorden knallt der Bridge-HB trocken, rauh und dennoch harmonisch, kontrolliertes feedback und das Kippen des Tones mittels Plektrumflageolett liefert die SQ J.T. bei Soli mit Leichtigkeit.
Auch der Neck-HB, der mich schon im Cleaneinsatz positiv überrascht hat und hier eine kleine Offenbarung ist, schlägt sich im Bereich "Marshall-auf-die-Fresse"-Sound einwandfrei.
Kernfrage: klingt diese Tele nach Tele?
Der Erlekorpus mit Ahornhals ist eine meiner bevorzugtesten Kombis, die meisten meiner Gitarren haben (zufällig...?) diese Zusammenstellung, was ich aber erst nach Jahren wirklich bewußt realisiert habe. Bei den Teles bin ich also auch eher der Erle/Ahorn-Fraktion und weniger der Esche/Ahornverbindung zugetan.
Aber das ist ja alles Geschmacksache...
Zur Kernfrage: natürlich twängt sie nicht so, wie eine klassische Single Coil-Tele, aber der Telecharakter ist durchaus gut hörbar, solange der Amp clean fährt.
Hätte man werkseitig die Humbucker splittbar gemacht, wäre der "Twäng" schon sehr, sehr nah. Doch dazu mehr im Kapitel "Modifikationen"...
Die 3 Potis scheinen von guter Qualität zu sein und drehen mit einem "cremigen" Widerstand, der ein versehentliches Verstellen vermeiden hilft. Der Regelweg verläuft sehr gleichmässig, ein abruptes Leiserwerden im ersten Fünftel gibt es nicht, persönlich kommt mir das sehr gelegen.
Der Tone-Regler arbeitet dezent und bedient alle drei Tonabnehmer.
Die Buchse ist versenkt im Zargenbereich angebracht, stabil und hält den Stecker gut und fest. Die Oktavreinheit ist makellos einstellbar und der Hals hat bei keiner meiner 3 J.Ts. einen dead-spot.
Fazit:
Bei korrekter Einstellung aller Komponenten (dazu gehört auch die Höhe der PUs und damit der Abstand zu den Saiten...) macht diese Gitarre unglaublich viel Spass und bringt mit ihren Soundmöglichkeiten schon sehr viel mit, um sich in nahezu allen Musikstilen austoben zu können.
Jazz, Funk, Blues, Country, Rock, Hardrock, alles super machbar, ohne die Gitarre wechseln zu müssen.
Konjunktiv:
Die Squier J.T. hätte ein echtes Highlight in der gesamten Gitarrenlinie des Fenderkonzerns (!) sein können, wenn man bei diesem Modell besser auf das Qualitätsniveau geachtet hätte. Und wenn man dieser Tele ein Spliting der HBs mitgegeben hätte, was ihre Soundmöglichkeiten sehr sinnvoll und extrem ausbaut.
Wäre dem so gewesen, wäre ich persönlich auch bereit bis zu € 500,- für eine J.T. auszugeben und würde diese Gitarre als sehr gut klingenden (Tele-) Allrounder absolut empfehlen, da die Grundsubstanz (Korpusholz und -lackierung, Pick Ups, Hardware) sehr gut ist.
Indikativ:
Bedingt durch die oben erwähnten, zum Teil katastrophalen Sattel- und insbesondere Bundprobleme, kann ich dieses Modell aber nur dem Gitarristen empfehlen, der bereit und auch in der Lage ist, das selbst zu fixen.
Der derzeitige Verkaufspreis der noch verfügbaren SQ J.Ts. beträgt nun wieder ca. € 370.- (in UK ca. € 430,-). Ich habe für meine J.Ts. zwischen 200.- und unter 250,- bezahlt und hatte von vorn herein die Absicht, die Teile zu individualisieren, sprich zu verändern.
Für die vorgefundene Qualität der Hälse hätte ich in keinem Fall den aktuellen Preis bezahlt und hätte eindeutig auf einen Kauf verzichtet!
2. Modifikationen v.1 bis v.4
Vorgeschichte:
Eine Tele mit H-S-H-Bestückung + Erle/Ahorn-Kombi mit mindestens 22 Bünden incl. 12" Radius + Bigsby-Tremolo stand schon seit wirklich vielen Jahren auf meiner Wunschliste.
Doch leider hat die Industrie in dieser Richtung -bis heute- schlicht nichts im Programm.
Die Alternative eine Fender mit Bigsby anzuschaffen und diese umzubauen, war denkbar, aber letztlich ist eine Tele halt "nur" ein Brett mit 6 Saiten. Und dafür plus Arbeit und Material über € 3k auszugeben, sehe ich nicht ein. Schließlich habe ich in diesem Preisbereich schon Custom-Made-Instrumente, die qualitativ und optisch von 7ender nicht zu toppen sind. Also hieß es warten oder nochmal zum Gitarrenbauer, was ich auch fast schon machen wollte, als mir die Squier Joe Trohman in's Auge fiel.
Als die J.Ts. 2011 auf den Markt kamen, war ich optisch sofort angefixed, die Erle/Ahorn-Kombi war auch vorhanden, ebenso die 22 Bünde und der Bigsby- und Slide-freundliche 12"-Radius.
Schnell war klar, DAS Teil wird die Grundlage für meine Wunsch-Tele. Da der Umbau aufwändig und ich mir nicht ganz sicher war, ob das Ergebnis meinen Erwartungen entsprechen wird, hielt ich Ausschau nach einer günstigen Gebrauchten.
Das Experiment lief eindeutig unter dem Motto "'mal sehen, was man aus einer China-J.T. machen kann, ohne zuviel Geld zu verbrennen, wenn es schief läuft".
Ergo sammelte ich via I-Bäh schon alle benötigten Komponenten in schwarz (Locking-Tuner, Security Locks, Bigsby-Stile Tremolo). Die Graph-Tech Sättel und Stringtrees wurden im Laden gekauft und irgendwann fand ich auch eine gebrauchte Joe Trohman. Für € 200,- stand das Teil nun bei mir und mußte jedoch erstmal spielfähig aufbereitet werden (s. Review).
Kaum hatte ich die Tele fertig und nun für gut befunden, fand plötzlich der Ausverkauf dieses Modells statt und für den aufgerufenen Preis von damals 249,- konnte ich nicht widerstehen. Da ich zwei nahm, gab mir der Verkäufer noch einen kleinen Nachlass und war ohnehin froh, mich endlich wieder los zu sein (s.o.)...
Das Ausgangsmaterial:
(v.l.n.r.) No.2, No.3, No.1
v.1 - Modifikation: -> Der "Mittel-Single-Coil-Aktivator"...
Werkseitig liefert der 5-fach Drehschalter keine Möglichkeit den Single Coil zusammen mit den beiden Humbuckern zu fahren. Eigentlich sehr schade, da die drei erstaunlich guten Tonabnehmer schon in der Hals-HB/Single Coil- bzw. Steg-HB/Single Coil-Kombi wirklich klasse klingen. Der Wunsch in Position 3 zu den beiden gemeinsam laufenden HBs noch den Single Coil dazuschalten zu können, war sofort geboren.
Und da der fette Kill-Switch-Schalter für mich völlig sinnlos ist, war der Umbau dieses Schalters als On/Off für den Single Coil nur konsequent.
Mit dieser einfachen Massnahme hat man nun -neben den 5 vorhandenen Sounds- noch 2 weitere gewonnen:
a. beide Humbucker mit Single Coil und
b. Single Coil solo
Punkt b. erfordert aber das Wegregeln der HBs via Volumeregler, dann bleibt bei aktiviertem Ex-Kill-Switch der Single Coil übrig.
Ein bischen umständlich, aber der klangliche Mehrwert lohnt das Gefummel an den Potis.
Kurz: eine sehr empfehlenswerte Modifikation, die diese Tele um 2 Klassesounds bereichert und die ich allen meinen J.Ts verpasst habe.
Die Kombi aller drei PUs bietet sich für Funk geradezu an und der Single Coil solo lässt mehr als erahnen, dass in dieser Tele tatsächlich auch Tele-Twäng für z.B. Country-Stile drinsteckt. Der Single Coil klingt drahtiger, als der Mittel-SC einer Strat.
v.2 - Modifikation: -> Die Bigsby-Droge...
Ich liebe Gitarren mit Tremolo bzw. Vibrato oder auf deutsch: mit Jammerhaken. So zuverlässig das Floyd Rose in meinen "modernen" Gitarrenwerkzeugen auch arbeitet, hat mir aber schon immer das aufgeschraubte Bigsby B-5 rein optisch viel besser gefallen. Das Problem dieser anachronistischen Tremolovariante ist -ähnlich wie bei den Standard-Tremolos- die Stimmstabilität.
Mittels Minimierung des Reibungswiderstandes an Steg, Sattel sowie den String Trees und in Verbindung mit Locking Tunern kann man dieses Problem aber sehr gut in den Griff bekommen.
Für den Umbau habe ich No.3 auserkoren, da hier der Korpus im Farbton nicht so hübsch lackiert ist, wie bei No.1 und No.2. Daher bringt das Aufsetzen eines Tremolos hier eher eine optische Aufwertung. In der Bucht konnte ich günstig an eine moderne Variante des B-5 in Form des "Xtreme Vintage Vibrato System" von Guitarfetish/USA kommen. Da das Teil auch noch in Mattschwarz vorlag, war es eine glückliche Fügung.
In diesem Stadium erhielt No.3 folgendes Upgrade:
1. Locking Tuner
2. GraphTech String Trees
3. GraphTech Sattel
4. Rollerbridge
5. X-Trem Vibrato
6. Push-Pull-Potis
7. Anzapfen der äußeren HB-Spulen
v.3 - Modifikation: -> Der Twäng muß her...
So begeistert ich von den Tonabnehmern auch war, vermisste ich recht bald den typischen Single Coil-Sound, den ich von meinen anderen Teles kenne, speziell im Stegbereich. Gleichzeitig wollte ich die Werks-HBs aber nicht austauschen, denn die klingen -ich wiederhole mich...- einfach saugut.
In diesem Dilemma wabernd entdeckte ich beim Umbau des Kill-Switch (s. v1.-Mod.) jedoch, dass die beiden HBs im Grunde für eine Splitfunktion schon werkseitig vorbereitet sind!
Aus den in Wachs getauchten Spulen lugte bei einem HB eine Kabelverbindung hervor. Kurz darauf war der HB ausgebaut, die Tapewicklung abgenommen und das vorwitzige Käbelchen vorsichtig aus dem Wachs befreit.
Und tatsächlich fand ich auch die Verbindung der beiden Spulen. Aufgetrennt, neue Kabel verlegt, Push/Pull-Potis eingebaut, alles verlötet und No.3 wieder montiert.
Tataaaah...
Da isser, der Twäng!
Nun können die beiden Außenspulen der HBs als Single Coils abgerufen werden und No.3 wurde damit zu einem musikalischen "schweizer Taschenmesser", alles da, was ich mir an Grundklängen von einer Gitarre wünsche, YES!
Zusammen mit dem v.1-Mod gibt's nun 17 verschiedene Sounds auf meiner stimmstabilen Jammerhaken-Tele. No.2 erhielt -bis auf das Vibrato- die identische Modifikation.
Die Pick Up-Werte: (gemessen mit 20cm Patchkabel an der Ausgangsbuchse):
Neck-HB: 7,34 kOhm
Neck-SC: 3,76 kOhm (halsseitige Aussenspule)
Mittel-SC: 5,37 kOhm
Bridge-HB: 17,26 kOhm
Bridge-SC: 9,31 kOhm (stegseitige Aussenspule = TWÄNG!)
Das war's, nun endlich wunschlos glücklich...
Ähm...
kurz: Nee! Warum...?
Darum:
Bei den Non-Vibrato-Teles ist der Drehregler für die PU-Wahl o.k., aber bei dem Vibrato-Modell inakzeptabel. Denn beim Spielen stellte sich schnell heraus, dass der Zugriff zum PU-Drehregler und den Push/Pulls sehr umständlich und nicht praxisgerecht war. Der Vibratohebel war ständig im Weg und das Bedienen der Elemente machte, ob der Fummelei, überhaupt keinen Spaß, so toll die Gitarre auch klingt.
Das kann so nicht bleiben und geht noch besser...
v.4 - Modifikation: -> Keine Kompromisse...
Eine Wunsch-Tele, die noch Wünsche offen läßt, ist keine Wunsch-Tele!
1. Der Dreh-Regler unter dem X-Trem Vibrato ist schlecht zugänglich und nervt XTREM, außerdem erschwert
2. die konische Form der Potiknöpfe das Herausziehen der Push/Pulls und
3. eine optische Variante einer J.T. in Form von Chromkappen auf den HBs wäre auch nicht schlecht...
Durch den Einbau des Vibratos verlaufen die Saiten bei No.3 nun nicht mehr durch den Korpus. Das hat erwartungsgemäß auch einen Einfluss auf den Klangcharakter der Gitarre. Im direkten Vergleich zu No.1 und No.2 hat No.3 etwas an "Drahtigkeit" verloren und dafür etwas mehr an Wärme gewonnen. Der Wunsch zum Austausch der HBs hatte rein optische Gründe, denn der Sound der Werksdoppelspuler war -nach wie vor- einwandfrei.
Die Idee den Original-HBs Chromkappen aufzusetzen, war schon geboren. Ein Austausch der PUs gegen verchromte, aber unbekannte Fremd-PUs kam nicht in Frage...,
...als zufällig ein Pärchen gebrauchter HBs von G&L auftauchten.
Meine Asat Deluxe klingt großartig mit den G&L-PUs und die hier angebotenen stammten aus einer Ascari, die klanglich der Asat recht nahe steht. Der Preis stimmte und "schon" waren die vieradrigen G&L-HBs in No.3 verbaut.
Bei dieser Gelegenheit mußte auch noch eine Lösung für den PU-Wahlschalter her, am besten eine Position, die während des Spielens eine schnelle, ergonomisch sinnvolle Umschaltung ermöglichte.
Die Position neben dem Ex-Kill-Switch fand ich ideal und am besten -statt des Drehreglers- ein Toggle-Switch nur für die beiden HBs...
Neben der Splittmöglichkeit HB/SC wäre außerdem auch eine zusätzliche Parallelschaltung der HBs nicht schlecht...
Folge 1:
die Push/Pull-Potis flogen wieder 'raus, Original-Potis wieder rein und 4 On-On-On-Schalter geordert, bloss wohin damit?
Wieder unter das Vibrato? Auf keinen Fall! ...lieber gut und schnell erreichbar, denn... keine Kompromisse!
Folge 2:
Bei J.T.-No.3 den Toggle-Switch neben den Ex-Kill-Switch gesetzt und unter diesen "Mittel-Single Coil-Aktivator" (was für ein Wort..., muss ich mir schützen lassen...) die beiden Mini-Switches verbaut. Bei J.T.-No.2 liegen die Mini-Switches in der Flucht des Ex-Kill-Switch, oder neudeutsch "Mittel-Single-Coil-Aktivator".
Alles schön ergonomisch und praxisgerecht...
Zu J.T.-No.3:
In Stellung 3 des ursprünglichen PU-Drehwahlschalters laufen ja die beiden Humbucker und können nun mittels Toggle-Switch -wie z.B. bei einer Les Paul- angewählt werden:
Neck solo, Neck & Bridge, Bridge solo.
Zu No.2 und No.3:
Mittels On-On-On-Minis lassen sich die beiden HBs individuell als Humbucker oder Single Coil oder beide Spulen parallel schalten.
So ist z.B. auch der Sound einer Telecaster Custom mit Neck-Humbucker plus Steg-Single Coil machbar. Gerade No.2 kommt hier deckungsgleich an den Custom-Sound heran.
Bei Bedarf lässt sich der Mittel-Single Coil via Ex-Kill-Switch ("Mittel-Single Coil-Aktivator") zu jeder HB-Stellung/Einstellung dazu schalten.
Eine 3x SC = "Nur Single Coil-Kombi" läßt sich auch schalten und klingt... SUPER!
Die klassische Strat-Schaltung ist nun auch abrufbar und vieles mehr, insgesamt realisieren meine No.2 und No.3 nun 31 verschieden Pick Up-Varianten...
Wieder zu J.T.-No.3:
Und wenn ich schon dabei bin...
...eine Möglichkeit bei No.3 den Mittel-Single Coil sofort und ohne Nullstellung des/der HB-Volumes zu haben, wäre toll...
...da ist ja noch der Drehregler, der eigentlich nur noch in Position 3 verweilt, da die beiden Humbucker ja nun über den
Toggle-Switch geschaltet werden...
-> SOLO für den Mittel-Single Coil:
Der Mittel-Single Coil lässt sich nun -unabhängig von der jeweiligen Einstellung der 3 Tonabnehmer- sofort solo fahren, indem ich den PU-Drehregler in Position 2 schalte.
Die übrigen Positionen spielen keine Rolle mehr.
Wieder alles zusammengeschraubt und Test der beiden G&Ls ...
Ergebnis: die bleiben drin!
No.2 und No.3 erfüllen nun endlich alles, was ich schon lange haben wollte.
Der Sound ist klasse, mit 31 PU-Kombinationen extrem flexibel, ein echtes Multi-Tool für alle Stilrichtungen, das Vibrato bei No.3 funktioniert absolut stimmstabil
(nachdem die, für meine Saitenstärke zu weiche Originalfeder gegen die Ventilfeder einer alten Honda ausgetauscht wurde, ehrlich wahr!!! - Bigsby und Harley Davidson lassen Grüssen...).
Der Einbau des Vibratos und der G&L-PUs in No.3 bringt einen hörbaren Klangunterschied zu No.2. und ich mag beide Gitarrenvarianten sehr.
Beide Teles mutierten durch die Mods zu echten "Multi-Tools" und besitzen nun -ohne zu übertreiben- nur noch Stärken.
No.1 hat nur den v.1-Mod mit der Single Coil-Schaltung via Kill-Switch ("Mittel-Single Coil-Aktivator") bekommen, ansonsten bleibt die Originalschaltung erhalten und die HBs werden auch nicht angezapft.
Wer jetzt die berechtigte Frage stellt, warum hat der Bekloppte denn 3 J.Ts. ...?
...ganz einfach:
ursprünglich sollte es nur eine werden (...und zwar in der Ausführung von No.3.)
Als die erste J.T. mich dann überzeugte, mußte ein back-up für Gigs her, das wurde dann in Form von No.2 realisiert.
Und eine dritte mit erhöhter Saitenlage, ausschliesslich für Bottle-Neck-Anwendung mit Open Tuning, wäre auch sehr cool und so kam es dann auch, dazu setze ich nun meine No.1 ein.
So ganz ist das Tuning der J.Ts aber noch nicht abgeschlossen:
die beiden Non-Tremolo-Varianten werden andere Saitenreiter erhalten (womit auch die Scharfkantigkeit der überstehenden Inbusschrauben gelöst sein wird) und beim Lesen der Ascari-Schaltung ist mir aufgefallen, dass hier in der Split-Position der HBs die beiden INNEREN Spulen angezapft werden!
Die Tatsache, dass diese Spulen eine andere Position in der Saitenabnahme, sowie einen höheren Widerstandwert liefern als ihre Zwillinge, wird dazu führen, dass ich No.3 beim nächsten Saitenwechsel noch zwei kleine Druckschalter verpasse, mit denen dann auch die inneren Spulen abrufbar werden.
Die dann mögliche PU-Kombi von No.3 sprengt mit -wenn ich richtig gerechnet habe- 49 Möglichkeiten zwar jeden sinnvollen Liveeinsatz, ergibt aber für Aufnahmen zusätzliche Sounds, die sich hörbar unterscheiden und verwenden lassen.
Ich spiele die Gitarren nun seit knapp einem Jahr und bin -nach den Mods- immer noch mehr als sehr zufrieden. Meine sonst verwendeten und sehr zuverlässigen (und auch teureren) Werkzeuge sind seither eingemottet. Selbst meine Semis ersetze ich mit dem Hals-Humbucker der Teles (insbesondere mit No.3).
Ich bin sehr froh, dieses Experiment angegangen zu sein und bereue weder die Anschaffung, noch das investierte Material oder gar die Zeit, denn die drei bringen enormen Spielspass und haben nebenbei ihre Kosten längst wieder eingespielt...
Und wer sich tatsächlich den ganzen Text hier durchgelesen hat ist -wie ich- ein hoffnungsloser und therapieresistenter Hardcore-Gitarren-Junkie!
Zur Strafe muss er/sie sich im Thread "Du weisst, dass du ein Gitarrist bist, wenn..." mit dem post:
"ich habe RJJCs J.T.-Thread KOMPLETT!!! durchgelesen"
outen!
Danke für euer beeindruckendes Durchhaltevermögen !!!
RJJC
- Eigenschaft
Grund: Schreibfehler korrigiert, peter55
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