anonymusus
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Angesichts der immer komplexer werdenden Synthesizer, Workstations und DAWs sollte man sich fragen, ob es überhaupt noch vereinbar ist, diese Geräte und Software in Gänze zu beherrschen, um eigene Sounds oder Songs zu kreieren, und gleichzeitig sein - hoffentlich - tägliches Übungspensum am - ebenfalls hoffentlich - Klavier zu absolvieren.
Dazu ein paar Perspektiven:
Bei einer Podiumsdiskussion wurde Dave Smith des Öfteren gefragt, warum er diese oder jene Funktion nicht in seinem neuen "Prophet" implementiert hätte. Seine Antworten lassen sich folgendermaßen subsummieren:
Ja, das sind alles nette und vielleicht auch wünschenswerte Funktionen, aber die wichtigste Arbeit eines Entwicklers besteht im Ansetzen des Rotstifts. Die Arbeit besteht permanent im Abwägen zwischen Umfang der Möglichkeiten und Güte der Übersichtlichkeit.
Letzteres ist meines Erachtens bei vielen neuen Geräten und neuer Software eindeutig aus dem Ruder gelaufen. Eine zukünftige Beschränkung auf die wesentlicheren Funktionen und Beigaben wäre daher angebracht. Denn was bewirkt eine Parameterüberfülle in der Regel?
Antwort: Eine Vielzahl an Funktionen, die vom durchschnittlichen Keyboarder wahrscheinlich niemals genutzt werden und daher nur eine in der Tat überflüssige Aufblähung des Parameterdschungels bewirken. Wenn z.B. der ansonsten hoch geschätzte Nick Batt von "Sonicstate" bei einem Synthie bemängelt, dass sich die eingebauten Effekte nicht für eine Modulation nutzen ließen, dann plädiert er damit für eben diesen Parameterdschungel. Und wenn man sich dann seine mangelnden spieltechnischen Fähigkeiten anschaut, weiß man, wie er seine Zeit einteilt - mit Üben jedenfalls nicht.
Anderer Aspekt:
Bei einem Konzert überzeugte mich der Keyboarder Jasper van´t Hof mit einem sehr überzeugenden Solo, das er mit einem schönen Mundharmonika-Sound spielte. Tatsächlich aber war der Sound an sich gar nicht besonders gut - er spielte ihn auf einem Uralt-Sampler "Ensoniq Mirage", der für die typischen Keyboard-Techniknerds eher in ein Museum als auf eine Bühne gehört. Aber das, was den Sound so überzeugend machte, war das exzellente Spiel, bzw. die exzellente Spieltechnik und van´t Hofs Kenntnis der spieltechnischen Charakteristika einer Mundharmonika. (Wie häufig muss man sich dagegen Keyboarder anhören, die Soundimitationen/-samples von sogenannten Naturinstrumenten so spielen, als seien dieses typische Keyboardsounds. Aber wenn man schon einen (z.B.) Mundharmonikasound authentisch klingen lassen möchte, darf man natürlich nicht seine typischen Keyboardlicks dafür benutzen. Man sollte wissen, wie ein Naturinstrument typischerweise gespielt wird und dieses auf die Tasten umsetzen - falls es überhaupt geht. Aber das bedarf eben eines spieltechnischen Lernens und Einarbeitens ...)
Mit anderen Worten:
Es muss kein "Moog One", "Jupiter 8" oder "Oasys" sein. Wenn die Spieltechnik stimmt und man zugleich über genügend Spielkreativität verfügt, kann man sich problemlos preislich 2 Regale tiefer bedienen und einen spieltechnisch eher bescheidenen Besitzer eines "Jupiter 8" tatsächlich bescheiden aussehen lassen.
Und um diesen Teilaspekt noch auf die Spitze zu treiben:
Ein Nutzer eines Forums, der auch in diesem angemeldet ist, meinte allen Ernstes, dass er nie üben würde, denn das würde nur dem Feeling schaden. Nun ja, was soll man dazu sagen?
Viele von uns werden es kennen: Es treffen sich mehrere Musiker - entweder in einer Band oder zu einer Telefonmugge oder im Studio - und über was reden sie? Nicht über Spieltechnik, Arrangements oder Kompositionen, die sie gerade geschrieben haben. Nein, es wird in der Regel über neue Anlagenteile geredet. Und viele von ihnen denken, dass sie damit ganz automatisch einen besseren musikalischen Output kreieren, bzw. dass sie damit bessere Musiker geworden wären - was natürlich Unfug ist. Aber zugegeben - regelmäßiges Üben ist halt nicht so sexy und ergibt auch keinen staunenswerten Gesprächsbeitrag wie ein neuer "Moog One".
Weiterer Aspekt:
Warum würden die Keyboard-Ikonen der 70-er Jahre auch heute noch einen Spitzenplatz unter den Keyboardern einnehmen, während die Gitarristen aus dieser Zeit spieltechnisch völlig überholt wurden (Jazz-Gitarristen einmal ausgenommen)?
Während sich die Keyboarder ab etwa den 90-er Jahren mit Sequencern, Software und Synthie-Monstern und deren Sound-Design beschäftigten, blieben die Gitarristen bei ihrem im wahrsten Sinn des Wortes überschaubaren Instrument, übten und entwickelten sich enorm weiter. Und so nimmt es kein Wunder, dass Keyboards in den aktuellen Pop- und Rockbands nur in Ausnahmefällen eine prominente Rolle einnehmen. Teppich-Legen, Gimmicks-Einstreuen oder Soundeffekte-Hinzufügen, das ist die gebräuchlichste Weise, wie Keyboarder heute eingesetzt werden und bei vielen muss man leider sagen: Zum Glück, denn zu viel mehr sind sie auch nicht in der Lage. Und wenn sie denn überfordert sind, dann programmieren sie ihre Keyboard-Parts zu Hause auf ihrer Workstation, verordnen dem Drummer einen Clicktrack und begründen es damit, dass sie nur so den Originalsound von der Platte eins zu eins wiedergeben könnten. So geschehen auf der Tour einer deutschen Pop-Sängerin. Während also die Kollegen an den Drums und den Saiten jeden Abend in realiter spielten, feuerte der Keyboarder Sequencen ab und betrieb ansonsten das, was ein Pantomime auch hätte schaffen können. Eine solche Berufsauffassung müsste man eigentlich als rufschädigend brandmarken.
Noch ein Punkt:
Es sollte hoffentlich allen klar sein, dass der Löwenanteil der Keyboards von reinen Hobbymusikern gekauft wird - inclusive der sogenannten Semiprofis, was schon als Wortschöpfung reiner Unfug ist. Die Hersteller haben sich natürlich darauf eingestellt und so muss man einen Großteil der neuen Geräte entweder als Spielzeug betrachten - wie z.B. all die Miniatur-Geräte von Roland, Yamaha oder Korg - oder als alten Wein in neuen Schläuchen oder als Beschäftigungstherapie für Desktop-Täter im Feierabend-Modus.
Mit anderen Worten: Es muss schon lange nicht mehr das neueste Produkt sein, um gute Soundergebnisse zu erzielen. Die bahnbrechenden Entwicklungen, bei denen jede neue Gerätegeneration tatsächlich Neues bot, fanden in den 70-er und 80-er Jahren statt und wurden in den 90-er Jahren verfeinert. Natürlich müsste man in diesem Kontext die Computerisierung dieses Genres noch hinzufügen, aber ich kenne nur sehr wenige prof. Musiker, die live nicht nach wie vor auf Hardware setzen. Daher lasse ich diesen Aspekt hier und jetzt beiseite.
Ergo setzen Hersteller nicht mehr auf die Qualität der Neuartigkeit, sondern überwiegend auf besagte Inflation der Möglichkeiten. Wer sich z.B. die Modulationsmatrix des "Matrixbrute" anschaut, wird feststellen müssen, dass man diverse Wochen dafür brauchen würde, um die exorbitanten Möglichkeiten des Synthies nicht nur zu begreifen, sondern auch in die eigenen Klangerfahrungen einzureihen. Was ist also die Folge beim Anblick dieser Monstermatrix? Tester wie Nick Batt oder Marc Doty fühlen sich wie im Paradies, aber viele Musiker werden die Matrix wie ein abschreckendes Labyrinth eher meiden, weil es sie daran erinnert, was sie eigentlich noch zu tun hätten, um diesen Synthesizer in Gänze ausnutzen zu können.
Und noch ein Punkt:
Die zeitliche Überforderung der Musiker durch das Einarbeiten in immer komplexere Geräte und Software mit gleichzeitiger Auslastung durch das Üben und Proben inclusive der Vorbereitungen wird verdeutlicht dadurch, dass die meisten professionellen und erfolgreichen Keyboarder ihre Sounds designen lassen - häufig vom Werk, falls sie mit diesem als Endorser verbandelt sind. Manche lassen sich auch das gesamte Bühnensetup nach ihren Wünschen spielbereit konfigurieren. Damit wird klar, wo sie für sich den Schwerpunkt ihrer Zeiteinteilung setzen und der liegt eben nicht in den Tiefen der vielen Bedienungsanleitungen.
Versuch einer Zusammenfassung:
Ich habe 3 verschiedene Keyboard-Anlagen, eine große und eine kleine Live-Anlage sowie die in meinem Studio. Und überall stehen die gleichen Synthies, Sampler und Dergls. Und warum?
Weil ich keine Lust und keine Zeit habe, mich mit Bedieungsanleitungen herumzuschlagen. Denn es ist angesichts all der vielen Geräte unmöglich, eines davon nach einer längeren Phase der Nicht-Beschäftigung noch flüssig und unfallfrei zu bedienen.
Stattdessen bemühe ich mich täglich, mein Übungspensum durchzuziehen, um meine Spieltechnik möglichst zu verbessern oder zumindest auf einem guten Stand zu halten.
Daher: Ich möchte hiermit für einen völlig "ungeilen" Weg der Musikausübung plädieren, der aber nur auf den ersten Blick ungeil wrkt. Das tägliche Üben im sogenannten stillen Kämmerlein mag nicht sehr sexy sein. Wenn man dann aber die Resultate auf der Bühne präsentiert, kann es sehr, sehr sexy sein. Alles, was dem im Wege steht, wie z.B. die Neigung, sich permanent neue Geräte zu kaufen und die alten dafür abzutoßen, oder das Verlangen, hochkomplexe Soudmaschinen zu kaufen, all das sollte man möglichst vermeiden, um sich dem Kernpunkt der Musik zu widmen, nämlich dem Spielen.
Das heißt natürlich nicht, dass man dem Klang generell keine Aufmerksamkeit schenken sollte. Im Gegenteil. Aber der Klang ist eben nur eine von mehreren Komponenten des Musikmachens. Jeder muss für sich die Rangfolge dieser Komponenten bestimmen, aber es gibt dabei - wie bei einem Musikstudium - auch sogenannte Pflichtfächer, ohne die man nicht für sich in Anspruch nehmen kann, sich ernsthaft mit Musik zu beschäftigen. Und dazu gehört neben der Kenntnis der harmonischen Zusammenhänge vor allem die Spieltechnik.
Dazu ein paar Perspektiven:
Bei einer Podiumsdiskussion wurde Dave Smith des Öfteren gefragt, warum er diese oder jene Funktion nicht in seinem neuen "Prophet" implementiert hätte. Seine Antworten lassen sich folgendermaßen subsummieren:
Ja, das sind alles nette und vielleicht auch wünschenswerte Funktionen, aber die wichtigste Arbeit eines Entwicklers besteht im Ansetzen des Rotstifts. Die Arbeit besteht permanent im Abwägen zwischen Umfang der Möglichkeiten und Güte der Übersichtlichkeit.
Letzteres ist meines Erachtens bei vielen neuen Geräten und neuer Software eindeutig aus dem Ruder gelaufen. Eine zukünftige Beschränkung auf die wesentlicheren Funktionen und Beigaben wäre daher angebracht. Denn was bewirkt eine Parameterüberfülle in der Regel?
Antwort: Eine Vielzahl an Funktionen, die vom durchschnittlichen Keyboarder wahrscheinlich niemals genutzt werden und daher nur eine in der Tat überflüssige Aufblähung des Parameterdschungels bewirken. Wenn z.B. der ansonsten hoch geschätzte Nick Batt von "Sonicstate" bei einem Synthie bemängelt, dass sich die eingebauten Effekte nicht für eine Modulation nutzen ließen, dann plädiert er damit für eben diesen Parameterdschungel. Und wenn man sich dann seine mangelnden spieltechnischen Fähigkeiten anschaut, weiß man, wie er seine Zeit einteilt - mit Üben jedenfalls nicht.
Anderer Aspekt:
Bei einem Konzert überzeugte mich der Keyboarder Jasper van´t Hof mit einem sehr überzeugenden Solo, das er mit einem schönen Mundharmonika-Sound spielte. Tatsächlich aber war der Sound an sich gar nicht besonders gut - er spielte ihn auf einem Uralt-Sampler "Ensoniq Mirage", der für die typischen Keyboard-Techniknerds eher in ein Museum als auf eine Bühne gehört. Aber das, was den Sound so überzeugend machte, war das exzellente Spiel, bzw. die exzellente Spieltechnik und van´t Hofs Kenntnis der spieltechnischen Charakteristika einer Mundharmonika. (Wie häufig muss man sich dagegen Keyboarder anhören, die Soundimitationen/-samples von sogenannten Naturinstrumenten so spielen, als seien dieses typische Keyboardsounds. Aber wenn man schon einen (z.B.) Mundharmonikasound authentisch klingen lassen möchte, darf man natürlich nicht seine typischen Keyboardlicks dafür benutzen. Man sollte wissen, wie ein Naturinstrument typischerweise gespielt wird und dieses auf die Tasten umsetzen - falls es überhaupt geht. Aber das bedarf eben eines spieltechnischen Lernens und Einarbeitens ...)
Mit anderen Worten:
Es muss kein "Moog One", "Jupiter 8" oder "Oasys" sein. Wenn die Spieltechnik stimmt und man zugleich über genügend Spielkreativität verfügt, kann man sich problemlos preislich 2 Regale tiefer bedienen und einen spieltechnisch eher bescheidenen Besitzer eines "Jupiter 8" tatsächlich bescheiden aussehen lassen.
Und um diesen Teilaspekt noch auf die Spitze zu treiben:
Ein Nutzer eines Forums, der auch in diesem angemeldet ist, meinte allen Ernstes, dass er nie üben würde, denn das würde nur dem Feeling schaden. Nun ja, was soll man dazu sagen?
Viele von uns werden es kennen: Es treffen sich mehrere Musiker - entweder in einer Band oder zu einer Telefonmugge oder im Studio - und über was reden sie? Nicht über Spieltechnik, Arrangements oder Kompositionen, die sie gerade geschrieben haben. Nein, es wird in der Regel über neue Anlagenteile geredet. Und viele von ihnen denken, dass sie damit ganz automatisch einen besseren musikalischen Output kreieren, bzw. dass sie damit bessere Musiker geworden wären - was natürlich Unfug ist. Aber zugegeben - regelmäßiges Üben ist halt nicht so sexy und ergibt auch keinen staunenswerten Gesprächsbeitrag wie ein neuer "Moog One".
Weiterer Aspekt:
Warum würden die Keyboard-Ikonen der 70-er Jahre auch heute noch einen Spitzenplatz unter den Keyboardern einnehmen, während die Gitarristen aus dieser Zeit spieltechnisch völlig überholt wurden (Jazz-Gitarristen einmal ausgenommen)?
Während sich die Keyboarder ab etwa den 90-er Jahren mit Sequencern, Software und Synthie-Monstern und deren Sound-Design beschäftigten, blieben die Gitarristen bei ihrem im wahrsten Sinn des Wortes überschaubaren Instrument, übten und entwickelten sich enorm weiter. Und so nimmt es kein Wunder, dass Keyboards in den aktuellen Pop- und Rockbands nur in Ausnahmefällen eine prominente Rolle einnehmen. Teppich-Legen, Gimmicks-Einstreuen oder Soundeffekte-Hinzufügen, das ist die gebräuchlichste Weise, wie Keyboarder heute eingesetzt werden und bei vielen muss man leider sagen: Zum Glück, denn zu viel mehr sind sie auch nicht in der Lage. Und wenn sie denn überfordert sind, dann programmieren sie ihre Keyboard-Parts zu Hause auf ihrer Workstation, verordnen dem Drummer einen Clicktrack und begründen es damit, dass sie nur so den Originalsound von der Platte eins zu eins wiedergeben könnten. So geschehen auf der Tour einer deutschen Pop-Sängerin. Während also die Kollegen an den Drums und den Saiten jeden Abend in realiter spielten, feuerte der Keyboarder Sequencen ab und betrieb ansonsten das, was ein Pantomime auch hätte schaffen können. Eine solche Berufsauffassung müsste man eigentlich als rufschädigend brandmarken.
Noch ein Punkt:
Es sollte hoffentlich allen klar sein, dass der Löwenanteil der Keyboards von reinen Hobbymusikern gekauft wird - inclusive der sogenannten Semiprofis, was schon als Wortschöpfung reiner Unfug ist. Die Hersteller haben sich natürlich darauf eingestellt und so muss man einen Großteil der neuen Geräte entweder als Spielzeug betrachten - wie z.B. all die Miniatur-Geräte von Roland, Yamaha oder Korg - oder als alten Wein in neuen Schläuchen oder als Beschäftigungstherapie für Desktop-Täter im Feierabend-Modus.
Mit anderen Worten: Es muss schon lange nicht mehr das neueste Produkt sein, um gute Soundergebnisse zu erzielen. Die bahnbrechenden Entwicklungen, bei denen jede neue Gerätegeneration tatsächlich Neues bot, fanden in den 70-er und 80-er Jahren statt und wurden in den 90-er Jahren verfeinert. Natürlich müsste man in diesem Kontext die Computerisierung dieses Genres noch hinzufügen, aber ich kenne nur sehr wenige prof. Musiker, die live nicht nach wie vor auf Hardware setzen. Daher lasse ich diesen Aspekt hier und jetzt beiseite.
Ergo setzen Hersteller nicht mehr auf die Qualität der Neuartigkeit, sondern überwiegend auf besagte Inflation der Möglichkeiten. Wer sich z.B. die Modulationsmatrix des "Matrixbrute" anschaut, wird feststellen müssen, dass man diverse Wochen dafür brauchen würde, um die exorbitanten Möglichkeiten des Synthies nicht nur zu begreifen, sondern auch in die eigenen Klangerfahrungen einzureihen. Was ist also die Folge beim Anblick dieser Monstermatrix? Tester wie Nick Batt oder Marc Doty fühlen sich wie im Paradies, aber viele Musiker werden die Matrix wie ein abschreckendes Labyrinth eher meiden, weil es sie daran erinnert, was sie eigentlich noch zu tun hätten, um diesen Synthesizer in Gänze ausnutzen zu können.
Und noch ein Punkt:
Die zeitliche Überforderung der Musiker durch das Einarbeiten in immer komplexere Geräte und Software mit gleichzeitiger Auslastung durch das Üben und Proben inclusive der Vorbereitungen wird verdeutlicht dadurch, dass die meisten professionellen und erfolgreichen Keyboarder ihre Sounds designen lassen - häufig vom Werk, falls sie mit diesem als Endorser verbandelt sind. Manche lassen sich auch das gesamte Bühnensetup nach ihren Wünschen spielbereit konfigurieren. Damit wird klar, wo sie für sich den Schwerpunkt ihrer Zeiteinteilung setzen und der liegt eben nicht in den Tiefen der vielen Bedienungsanleitungen.
Versuch einer Zusammenfassung:
Ich habe 3 verschiedene Keyboard-Anlagen, eine große und eine kleine Live-Anlage sowie die in meinem Studio. Und überall stehen die gleichen Synthies, Sampler und Dergls. Und warum?
Weil ich keine Lust und keine Zeit habe, mich mit Bedieungsanleitungen herumzuschlagen. Denn es ist angesichts all der vielen Geräte unmöglich, eines davon nach einer längeren Phase der Nicht-Beschäftigung noch flüssig und unfallfrei zu bedienen.
Stattdessen bemühe ich mich täglich, mein Übungspensum durchzuziehen, um meine Spieltechnik möglichst zu verbessern oder zumindest auf einem guten Stand zu halten.
Daher: Ich möchte hiermit für einen völlig "ungeilen" Weg der Musikausübung plädieren, der aber nur auf den ersten Blick ungeil wrkt. Das tägliche Üben im sogenannten stillen Kämmerlein mag nicht sehr sexy sein. Wenn man dann aber die Resultate auf der Bühne präsentiert, kann es sehr, sehr sexy sein. Alles, was dem im Wege steht, wie z.B. die Neigung, sich permanent neue Geräte zu kaufen und die alten dafür abzutoßen, oder das Verlangen, hochkomplexe Soudmaschinen zu kaufen, all das sollte man möglichst vermeiden, um sich dem Kernpunkt der Musik zu widmen, nämlich dem Spielen.
Das heißt natürlich nicht, dass man dem Klang generell keine Aufmerksamkeit schenken sollte. Im Gegenteil. Aber der Klang ist eben nur eine von mehreren Komponenten des Musikmachens. Jeder muss für sich die Rangfolge dieser Komponenten bestimmen, aber es gibt dabei - wie bei einem Musikstudium - auch sogenannte Pflichtfächer, ohne die man nicht für sich in Anspruch nehmen kann, sich ernsthaft mit Musik zu beschäftigen. Und dazu gehört neben der Kenntnis der harmonischen Zusammenhänge vor allem die Spieltechnik.
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