Ich muss auch zu geben, dass ich in Sachen Arrangement/Songstruktur eher schwach bin. Kann ansich ganz gut verschiedene Loops basteln/einspielen aber Übergänge, Aufbau usw. fallen mir noch relativ schwer. Hab noch kein richtiges Feeling dafür, obwohl ich schon einige Jahre Musik mache
Hi contrust,
in Deiner Selbstbescheibung liegt sozusagen des Pudels Kern - und es kann sein, dass Du die beschriebenen Lücken alleine nur unzureichend auszufüllen vermagst.
Fangen wir bei den Basics an: dem groove.
Ohne ein besonderer Freund elektronischer Musik zu sein, ist mein persönliches Empfinden, dass unabhängig von dem jeweiligen groove die einzelnen Instrumente, die diesen groove ausmachen, also HiHat, snare, bassdrum etc. subtil und gezielt mal weggezogen, mal reingebracht werden, mal stärker in den Vordergrund treten, mal varieiert werden (doppelte Hihat und/oder Bassdrum) etc.
So entsteht für mich zum einen ein leichtes Atmen (man könnte auch das Bild von Wellen benutzen: sehr sehr änlich, aber eben nicht identisch und sich eher in Perioden abwechselnd als in sehr sehr kurzen Elemente), zum zweiten eine subtile Form von Spannungsaufbau und Entspannung und zum dritten schließlich von Mitwippen-Wollen oder einem eher chilligen Schwingen.
Da kommt mir Dein groove viel monolithischer einher - der wuchtet sich durch den song wie ein Raupenbagger. Stattdessen versuchst Du über "darüber liegende" Effekte, Abwechslung zu bringen - die mir aber zu sehr Faust auf Auge sind - und nachdem man sie einmal geschnallt hat, auch keine Abwechslung mehr bringen.
Du benutzt die Sachen irgendwie eher wie ein An/Ausschalter. Rumms ein. Rumms raus. Rumms wieder rein.
Da entsteht für mich weder etwas treibendes, noch etwas schwebendes, noch etwas pulsierendes.
Insgesamt finde ich Deinen groove nicht sehr groovend - aber das ist natürlich Geschmacksache. Irgendwie wie ein Mensch, der die ganze Zeit mit dutzenden von Fahnen winkt und Aufmerksamkeit will.
Dadurch, dass die Töne direkt an den groove gekoppelt sind (bis auf die Zwischenparts) entsteht für mich auch keine subtile Spannung zwischen dem percussiven beat und den Tönen - das ist entweder genau gleich und ganz da oder halt weg.
Kurz: ich denke, das mit dem groove bekämest Du hin, wenn das Dein Ziel wäre. Stell Dir den groove als etwas vor, das aus vielleicht 10 einzelnen Lagen mit jeweils einem Instrument besteht - und auf jeder Lage greifst Du ein und änderst was - hörst zu, ob das zu viel ist oder zu wenig, ob Du das mit Instrumentengruppen verbinden willst etc.
Ich denke, mit den Tönen bekämst Du das insoweit auch hin, also hier eine Auf-Sich-Bezogenheit von dem pulsierenden groove und dem Einsatz von Tönen, Tonfolgen etc. zu schaffen.
Eher skeptisch bin ich bezogen auf Spannungsbögen, die darüber liegen - da kann ich mir persönlich ohne Bezug auf Harmonie und Melodie kaum vorstellen. Das mag aber auch daran liegen, dass ich eben nur ein Gast im Kosmos elektronischer Musik bin. Vielleicht geht das rein perkussiv. Wie steht es eigentlich mit sowas wie Bass? Ein kompletter Verzicht auf dieses tragende Instrument, das zwischen beat und Melodie/Harmonie vermittelt und unglaublich groovende Energie und Entspannung liefern kann, beschränkt Deine Möglichkeiten schon sehr stark, imho.
Ich mag mich irren, aber laut Deiner Selbstbeschreibung bist Du eher bei den beats zu Hause. Warum tust Du Dich nicht mit jemand zusammen, der eher auf dem Gebiet Melodie und Harmonie unterwegs ist?
Herzliche Grüße
x-Riff