Spannungsbogen?

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Moinsn,

habe hier einen Track bei dem ich gerne gewusst hätte wie der Track bezüglich der Spannung/Unterhaltung auf euch wirkt, anders gesagt: gibt es Parts die euch langweilen, weil sie sich eure Meinung nach zu oft wiederholen bzw. zu wenig sich ändernde Elemente aufweisen usw.?

https://soundcloud.com/waldebeatz/the-sickness-and-the-desire-after-good
 
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Mein Eindruck nach genau einmal Anhören: Spannungsbogen hat das Stück gar keinen. Spannung ist, um meinen Mathematiker raushängen zu lassen, in erster Näherung die erste Ableitung der Action - also das, was "sich tut", "sich verändert". In dem Stück tut sich fast gar nichts. Es gibt ein paar interessante Momente, die die Spannung noch "extra runterschrauben" - also Entspannung, bei mir sogar Enttäuschung produzieren:
  • Nach der Intro (also nach ~0:25) wartet man drauf, dass was passiert - ist aber nicht so; nach 10 oder 20s warte ich nur noch drauf, ob sich überhaupt irgendwas tut.
  • Ein paar "Schluckaufs" (der Einschnitt bei 0:57, kurze Pausen irgendwo ab 1:44?, bei 1:52) versprechen was (dass was Neues kommen wird), was dann nicht gehalten wird - Enttäuschung.
  • Ab 2:00 hat man "Bridge-Gefühl", wegen Drums-Auftakt 2:24/25 erwartet man massiv Ende der Bridge - bleibt aber alles gleich (instrumentiert, Melodie, Rhythmus) - wieder enttäuscht.
  • Ab 2:50 endlich die Reprise, von der Instrumentierung her - aber dann doch immer ein paar Dinge dazwischen, die diese Reprise zerfleddern lassen - vielleicht soll es also keine Reprise sein? Ratlosigkeit meinerseits, Spannung ist dadurch ganz weg - und dann ist es aus.
Ich hoffe, meine "Brutalkritik" hilft Dir irgendwie - gerne auch, indem Du meinst, dass so Leute wie ich nicht das Zielpublikum sind - ist vollkommen ok -, aber vielleicht auch an Konstruktions- oder Konzeptänderungen ...

H.M.
 
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Meine ganz persönliche, subjektive Reaktion:

Die Elemente von Musik sind Melodie, Harmonie und Rhythmus. Eines dieser Elemente kann stellenweise durchaus zurücktreten, zugunsten der beiden anderen.
Wenn aber weder Melodie noch Harmonie vorhanden sind, dann hat es die Komponente Rhythmus allein schon einmal sehr schwer, das noch auszugleichen, und ganz allein einen Spannungsbogen zu schaffen.
Und das umso mehr, wenn der Rhythmus so gar nicht grooved und nur aus Spannung besteht, und die ENT-Spannung ganz unter den Tisch fällt.

Aber wie gesagt: Das ist meine ganz subjektive Wahrnehmung. Es gibt ganz sicher massenhaft Menschen da draußen, denen sowas gefällt !

LG-
Thomas
 
Also dem ganzen würde ich jetzt nicht das Fehlen von Melodie und Harmonie unterstellen. Die Musik hier basiert auf Pattern, die sich wiederholen und etwas zu wenig verändern. Ich greife mal ein Beispiel raus.
Von 0:58 bis 1:33 hast du ein 8-Taktiges Modell. Hier von einer Periode oder ähnlichem Formmodell zu sprechen wäre mir fremd, da sich eigentlich alles aus dem ersten Takt ableiten lässt. Du setzt auf Entwicklung, fügst neue Noten hinzu. Das ist sehr löblich. Trotzdem fehlt mir die Kontrastierung. Du könntest zb nach den ersten beiden Takten 2 dazu verschiedene Takte bilden und das alles dann wiederholen, so bildet sich dann tatsächlich eine Periode.

Ich habe mich auch mal an dieser Musik versucht, und weiß es ist schwer so etwas in Gang zu halten...ich bin auch kein absoluter Kenner elektronischer Musik. Ich kann dir aber folgendes mal empfehlen. Hier siehst du nämlich, wie man mit Rhythmus Spannung erzeugen kann. Wie die Instrumentierung zum Schluss sich wandelt (nebenbei bemerkt finde ich deinen Wechsel in der Instrumentation etwas forsch, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache ;))
Versuche kleine Veränderungen in den Motiven, die du ja hast, etwas deutlicher im Klangbild zu verwurzeln.



Ich hoffe man kann mir folgen.

Viele Grüße nach Hamburg! ;)
 
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Mein Eindruck nach genau einmal Anhören: Spannungsbogen hat das Stück gar keinen. Spannung ist, um meinen Mathematiker raushängen zu lassen, in erster Näherung die erste Ableitung der Action - also das, was "sich tut", "sich verändert". In dem Stück tut sich fast gar nichts. Es gibt ein paar interessante Momente, die die Spannung noch "extra runterschrauben" - also Entspannung, bei mir sogar Enttäuschung produzieren:
  • Nach der Intro (also nach ~0:25) wartet man drauf, dass was passiert - ist aber nicht so; nach 10 oder 20s warte ich nur noch drauf, ob sich überhaupt irgendwas tut.
  • Ein paar "Schluckaufs" (der Einschnitt bei 0:57, kurze Pausen irgendwo ab 1:44?, bei 1:52) versprechen was (dass was Neues kommen wird), was dann nicht gehalten wird - Enttäuschung.
  • Ab 2:00 hat man "Bridge-Gefühl", wegen Drums-Auftakt 2:24/25 erwartet man massiv Ende der Bridge - bleibt aber alles gleich (instrumentiert, Melodie, Rhythmus) - wieder enttäuscht.
  • Ab 2:50 endlich die Reprise, von der Instrumentierung her - aber dann doch immer ein paar Dinge dazwischen, die diese Reprise zerfleddern lassen - vielleicht soll es also keine Reprise sein? Ratlosigkeit meinerseits, Spannung ist dadurch ganz weg - und dann ist es aus.
Ich hoffe, meine "Brutalkritik" hilft Dir irgendwie - gerne auch, indem Du meinst, dass so Leute wie ich nicht das Zielpublikum sind - ist vollkommen ok -, aber vielleicht auch an Konstruktions- oder Konzeptänderungen ...

H.M.

Zunächst einmal vielen Dank für deine ausführliche konstruktive Kritik. Sobald ich wieder mehr Zeit habe, werde ich alle von dir genannten Punkte mal unter die Lupe nehmen ;) Ich muss auch zu geben, dass ich in Sachen Arrangement/Songstruktur eher schwach bin. Kann ansich ganz gut verschiedene Loops basteln/einspielen aber Übergänge, Aufbau usw. fallen mir noch relativ schwer. Hab noch kein richtiges Feeling dafür, obwohl ich schon einige Jahre Musik mache :D
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Meine ganz persönliche, subjektive Reaktion:

Die Elemente von Musik sind Melodie, Harmonie und Rhythmus. Eines dieser Elemente kann stellenweise durchaus zurücktreten, zugunsten der beiden anderen.
Wenn aber weder Melodie noch Harmonie vorhanden sind, dann hat es die Komponente Rhythmus allein schon einmal sehr schwer, das noch auszugleichen, und ganz allein einen Spannungsbogen zu schaffen.
Und das umso mehr, wenn der Rhythmus so gar nicht grooved und nur aus Spannung besteht, und die ENT-Spannung ganz unter den Tisch fällt.

Aber wie gesagt: Das ist meine ganz subjektive Wahrnehmung. Es gibt ganz sicher massenhaft Menschen da draußen, denen sowas gefällt !

LG-
Thomas

Leider kann ich mit deiner Kritik nur wenig anfangen, da du im Prinzip einfach nur sagst, dass dir alles nicht gefällt. Das hilft mir selbstverständlich leider garnicht ...
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Also dem ganzen würde ich jetzt nicht das Fehlen von Melodie und Harmonie unterstellen. Die Musik hier basiert auf Pattern, die sich wiederholen und etwas zu wenig verändern. Ich greife mal ein Beispiel raus.
Von 0:58 bis 1:33 hast du ein 8-Taktiges Modell. Hier von einer Periode oder ähnlichem Formmodell zu sprechen wäre mir fremd, da sich eigentlich alles aus dem ersten Takt ableiten lässt. Du setzt auf Entwicklung, fügst neue Noten hinzu. Das ist sehr löblich. Trotzdem fehlt mir die Kontrastierung. Du könntest zb nach den ersten beiden Takten 2 dazu verschiedene Takte bilden und das alles dann wiederholen, so bildet sich dann tatsächlich eine Periode.

Ich habe mich auch mal an dieser Musik versucht, und weiß es ist schwer so etwas in Gang zu halten...ich bin auch kein absoluter Kenner elektronischer Musik. Ich kann dir aber folgendes mal empfehlen. Hier siehst du nämlich, wie man mit Rhythmus Spannung erzeugen kann. Wie die Instrumentierung zum Schluss sich wandelt (nebenbei bemerkt finde ich deinen Wechsel in der Instrumentation etwas forsch, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache ;))
Versuche kleine Veränderungen in den Motiven, die du ja hast, etwas deutlicher im Klangbild zu verwurzeln.



Ich hoffe man kann mir folgen.

Viele Grüße nach Hamburg! ;)


Danke auch dir für die Mühe soweit. Werde deine Ratschläge beim nächsten mal, sobald ich mich wieder ransetze, überprüfen/berücksichtigen ;)
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PS.: Chilliger Beat, mag die Stimmung vom Piano ;)
 
Leider kann ich mit deiner Kritik nur wenig anfangen, da du im Prinzip einfach nur sagst, dass dir alles nicht gefällt. Das hilft mir selbstverständlich leider gar nicht ...

Ich habe durchaus mehr gesagt, nämlich, WARUM es mir wenig gefällt. Und das war auch als konstruktiver Beitrag von mir gemeint. Was Du natürlich mit dieser Information anfangen kannst und magst, das liegt selbstverändlich ganz bei Dir allein ...

LG
Thomas
 
;) Ich muss auch zu geben, dass ich in Sachen Arrangement/Songstruktur eher schwach bin. Kann ansich ganz gut verschiedene Loops basteln/einspielen aber Übergänge, Aufbau usw. fallen mir noch relativ schwer. Hab noch kein richtiges Feeling dafür, obwohl ich schon einige Jahre Musik mache :D
Hi contrust,
in Deiner Selbstbescheibung liegt sozusagen des Pudels Kern - und es kann sein, dass Du die beschriebenen Lücken alleine nur unzureichend auszufüllen vermagst.

Fangen wir bei den Basics an: dem groove.
Ohne ein besonderer Freund elektronischer Musik zu sein, ist mein persönliches Empfinden, dass unabhängig von dem jeweiligen groove die einzelnen Instrumente, die diesen groove ausmachen, also HiHat, snare, bassdrum etc. subtil und gezielt mal weggezogen, mal reingebracht werden, mal stärker in den Vordergrund treten, mal varieiert werden (doppelte Hihat und/oder Bassdrum) etc.

So entsteht für mich zum einen ein leichtes Atmen (man könnte auch das Bild von Wellen benutzen: sehr sehr änlich, aber eben nicht identisch und sich eher in Perioden abwechselnd als in sehr sehr kurzen Elemente), zum zweiten eine subtile Form von Spannungsaufbau und Entspannung und zum dritten schließlich von Mitwippen-Wollen oder einem eher chilligen Schwingen.

Da kommt mir Dein groove viel monolithischer einher - der wuchtet sich durch den song wie ein Raupenbagger. Stattdessen versuchst Du über "darüber liegende" Effekte, Abwechslung zu bringen - die mir aber zu sehr Faust auf Auge sind - und nachdem man sie einmal geschnallt hat, auch keine Abwechslung mehr bringen.
Du benutzt die Sachen irgendwie eher wie ein An/Ausschalter. Rumms ein. Rumms raus. Rumms wieder rein.

Da entsteht für mich weder etwas treibendes, noch etwas schwebendes, noch etwas pulsierendes.

Insgesamt finde ich Deinen groove nicht sehr groovend - aber das ist natürlich Geschmacksache. Irgendwie wie ein Mensch, der die ganze Zeit mit dutzenden von Fahnen winkt und Aufmerksamkeit will.

Dadurch, dass die Töne direkt an den groove gekoppelt sind (bis auf die Zwischenparts) entsteht für mich auch keine subtile Spannung zwischen dem percussiven beat und den Tönen - das ist entweder genau gleich und ganz da oder halt weg.

Kurz: ich denke, das mit dem groove bekämest Du hin, wenn das Dein Ziel wäre. Stell Dir den groove als etwas vor, das aus vielleicht 10 einzelnen Lagen mit jeweils einem Instrument besteht - und auf jeder Lage greifst Du ein und änderst was - hörst zu, ob das zu viel ist oder zu wenig, ob Du das mit Instrumentengruppen verbinden willst etc.

Ich denke, mit den Tönen bekämst Du das insoweit auch hin, also hier eine Auf-Sich-Bezogenheit von dem pulsierenden groove und dem Einsatz von Tönen, Tonfolgen etc. zu schaffen.

Eher skeptisch bin ich bezogen auf Spannungsbögen, die darüber liegen - da kann ich mir persönlich ohne Bezug auf Harmonie und Melodie kaum vorstellen. Das mag aber auch daran liegen, dass ich eben nur ein Gast im Kosmos elektronischer Musik bin. Vielleicht geht das rein perkussiv. Wie steht es eigentlich mit sowas wie Bass? Ein kompletter Verzicht auf dieses tragende Instrument, das zwischen beat und Melodie/Harmonie vermittelt und unglaublich groovende Energie und Entspannung liefern kann, beschränkt Deine Möglichkeiten schon sehr stark, imho.

Ich mag mich irren, aber laut Deiner Selbstbeschreibung bist Du eher bei den beats zu Hause. Warum tust Du Dich nicht mit jemand zusammen, der eher auf dem Gebiet Melodie und Harmonie unterwegs ist?

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Ich gehe von einem 2/4 Takt aus und das einleitende Motiv hat 8 Takte und wird 8-mal wiederholt. Es ist ein einfaches, pentatonisches Motiv.. Ab 0:58 kommt dann eine Ausweichung - die erfüllt die Funktion einer Dominante. Dieses zweite Motiv wird 4 mal wiederholt, bis ca. 1:30 . Danach ist das Intro erst zu Ende (Tonika + Dominante), erst dann ist die Tonart schlüssig festgelegt. Jetzt müsste eine Durchführung kommen. Also zunächst unter Forsetzung der Tonart ein Aufgreifen des bereits bekannten Tonmaterials mit Übergang in etwas Neues. Dann evtl. auch ein Harmoniewechsel (typ. auf die Subdominante). Das unterbleibt aber.

Nachdem du dir bereits beim Intro sehr viel Zeit gelassen hast, werden die weiteren Erwartungen des Hörers nicht erfüllt. Statt dessen wird einfach fortgesetzt mit Wiederholung. Das überzeugt nicht und kann auch mit noch soviel Rhythmusvariationen nicht ausgeglichen werden.

Also ist nach 1:30 ein weiterer melodischer Einfall (und/oder harmonischer Einfall) vonnöten - der dann wieder auf das Eingangsmotiv zurückführt. Somit kann man den Schluss belassen.
 
Ist auch so gar nicht meine Musik, aber ich finde die Diskussion gerade sehr interessant.

Nur so ein Einwurf von mir (der auch völlig falsch sein kann): Vom groben Aufbau her finde ich es einer Variation sehr ähnlich, wie es sie als Werktypus in der klassischen Musik gibt. Ich habe zwar nicht wirklich Ahnung davon, aber auch hier wird ein Anfangsteil immer weiter variiert. Ich kenne nicht viele solcher Variationen aber auch da wird nicht unbedingt weiteres Tonmaterial in die neuen Abschnitte reingenommen, sondern eher der Rhythmus verändert und Verzierungen/Umspielungen eingefügt. Problematisch wird es glaube ich hier nur, weil schon der Ausgangsabschnitt in sich selbst nur Variation ist. Also Takt 2 ist Variation von Takt 1 (wenn nicht sogar gleich).

Vielleicht ist das ja noch mal eine andere Richtung zum weiterdenken.
 

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