Die Anfrage nach einem Rezept für einen Soundtrack zu einem Film suggeriert, das es eine Zutatenliste für ein bereits bekanntes Ergebnis gäbe. Kann man gewiss machen, aber sooo einfach wird es nicht sein. Um die physische Komponente zu erwähnen: einerseits sind Mehl, Zucker, Ei, Salz, Pfeffer, Muskat, Äpfel, Birnen, Tomaten, Möhren, Erbsen,... als Nahrungsmittel Güter des täglichen Bedarfs, andererseits, sind Alt, Bass Tenor, Sopran, Saxophon, Trompete, Geige, Cello, Pauke, Becken, Klavier, Akkordeon,... Dinger eines kulturellen Schaffens, eben ein netter Zeitvertreib.
Nur sind denn die verlangten Emotionen vergleichbar ? Schrecken und Furcht kann wie Übelkeit die Hautfarbe bleichen. Und darüber hinaus ? Mit der Psychologie von Tönen und Bildern ist nicht zu spaßen. Das ist bitterer Ernst, wenn denn wirklich die Absicht bestehen sollte, mit den Empfindungen der Konsumenten zu spielen. Vorab sollte dann schon eine freiwillige Selbstkontrolle stattgefunden haben, ob denn weiterhin das Ziel Unversehrtheit von Leib und Seele der Beteiligten bestehen soll, um nicht Angeklagter in einem durchaus möglichen Strafprozess zu werden.
Trotz allen Bedenkens kann ich sagen, dass einige Filme erst durch ihre Filmmusik für mich interessant wurden. Seien es die Hitchcock-Klassiker, die Edgar Wallace Filme, die durch einen doch eher spärlichen Einsatz von Musikinstrumenten die Spannungsbögen in den Filmen stützten. Dagegen gehalten einige Western-Film-Musiken, die regelrechten Kultstatus erlangten. Die fullminante Wirkung eines Orchesters wird mit den StarWars-Folgen ein geradezu stimmiges Bild. Während die Vertonung in Disneys' Animationsfilmen immer auch etwas Niedliches in den reinen Fantasiewerken liefert. Einerseits müssen also die Filmelemente bekannt sein, z.B. wieviele unterschiedliche Charaktere in einer Heldenreise zu finden sind, andererseits erfordert eine Komposition die Kenntnis der unterschiedlichen Charaktere der Musikinstrumente. Die Magie der Filmrealität erhält durch eine geschickte Vertonung noch einen zusätzlichen Kick.
Nicht jeder kann ein James Last sein. Seine Musikschnipsel zum Film KillBill sind ebenso faszinierend, wie die Bildschnitte.. Als Leader einer BigBand hatte er ja quasi eine Berufung für den Job des Filmmusikkomponisten. Eine andere Herangehensweise ist z.B. aus der Sicht des Darstellers. Herr Liefers, als Tatort-Darsteller, hat, soweit mir bekannt ist, sich auch schon als Filmmusikkomponist versucht. Wobei natürlich unterschieden werden muss zwischen Vertonen, wie es den Tonstudios der Filmindustrie geschieht und dem Arrangieren in den Tonstudios der Musikindustrie. Gewiss ist nur, dass sich das nicht wie ein Smartphone aus einer Hosentasche ziehen lässt.
Deutlich wird das bei vielen Heimamateurvideos, die u.a. auf Regionalsenders inzwischen gebracht werden, bei denen es eine deutlich wahrnehmbare Trennung zwischen Ton und Bild gibt. Nicht das die Vertonungen schlecht wären, sie sind eben nur nicht 100% im Film integriert. Meine Konzentration schwankt dabei immer und lässt mich über den Sinn von 'Nemo protest duobus dominis servire' grübeln. Einerseits denke ich dann an den Ton-, anderseits an den Bildschnitt dieser "Do it yourself"-Werke. Die Frage, ob man wirklich nicht 2 Herren dienen kann erübrigt sich in den grossen Werken, weil eben viele ihren Beitrag leisten. So ist es ja auch im Theater. Oder
@McCoy, spielst du etwa in eurer Krimireihe im Improtheater zusätzlich noch aktiv als Bühnendarsteller?
Dazu vielleicht ein kurzer Anflug von Interlinguistik der Wortpaare Farbton und Tonfarbe.
Farbkontraste sind in Farbfilmen wie in den Klangfarben der Instrumente eine mögliche Zutat. Dazu muss dann natürlich für den zeitlichen richtigen Einsatz bekannt sein, welche Kontraste wann einzusetzen sind. Laut-Leise Kontrast ist das Mittel des Tones. Hell-Dunkel kann sowohl Bild als auch Ton sein. Mal von der absoluten Tonlage abgesehen, ist z.B. in der relativen Tonlage der verschiedenen Blasinstrumente eine unterschiedliche Stimmung, also Blech versus Holz. Also wie der Farbton in der Malerei eine Tönung und einen Tonwert nebst Intensität hat, so haben auch Töne in der Musik eine Färbung und Intensität.
Pilot war ... shit , das war teils aus einem Vid zur Kompositionstechnik und wie ein Kompositeur sein Werk gestaltet.
Wenn es also um ein Rezept für einen Soundtrack geht, gelten dann die gleichen berufsethischen Regeln wie für ein Rezept vom Arzt? Die Rezeptur des Apothekers für ein Heilmittel soll eigentlich Beschwerden lindern. Oder geht es doch um ein Kochrezept, wie von mir anfangs gedacht? Von meiner Warte aus, sind die Bereiche Küche und Apotheke mit Musikzimmer und Malatelier inkommensurable, nicht vergleichbar, wenn man erstmal die Architektur dieser Räumlichkeiten beendet hat. Auch wenn ich durchaus erkennen kann was das Ziel sein soll, so halte ich es gänzlich für Unmöglich das Ganze auf ein paar Worte und Abfolgen zu reduzieren.
3 Musikinstrumente und 500g Motivation, dass ganze 1/2Stunde brutzeln wird dem Verlangen nicht gerecht werden können. Und
@Person, um die Tragweite von Kompositionsmethode zu verstehen, wirst du dich damit wohl noch etwas länger und intensiver beschäftigen müssen.
Aber bislang ein schönes Thema...