An sich geht das so wie beschrieben (vorher alles anlegen in Snippets etc.), allerdings holt einen bei sowas die Realität gern mal ein, denn der Tag, an dem mal alles exakt so wie auf dem Rider beschrieben eintrifft, muss noch kommen
Zudem ist ja auch noch einiges zu tun, was du nur im Raum selber machen kannst. PA abstimmen, Monitore einpfeifen oder zumindest einmessen etc.pp.., deine vorher angelegten Szenen werden sich also eh noch verändern und da gilt es, sich doppelte Arbeit zu ersparen.
Ich würde sagen effizienter wäre die Variante, den ersten Soundcheck zu beenden und diese Szene zu speichern. Dann den zweiten Soundcheck beenden, in dem dann basierend auf der ersten Szene alles geändert wird was eben anders muss (das passiert dann analog zu den Änderungen auf der Bühne, ist also auch gut nachvollziehbar) und auch diese Szene speichern (damit musst du diverse Sachen wie den Raum EQ nur einmal machen). Das Speichern darf man natürlich nicht vergessen ;P
Je nachdem welche Band zuerst spielt, lässt du dann erstmal alles so wie es ist oder rufst die Szene der ersten Band auf und bist (nach Abschluss der Umbauarbeiten auf der Bühne) wieder genau da, wo du am Ende des entsprechenden Soundchecks warst, also als gäbe es die zweite Band garnicht.
In jedem Fall kannst du nun die erste Konzerthälfte hinter dich bringen und dann in der Umbaupause einfach die Szene der anderen Band aufrufen. Je nachdem, ob du noch größere Änderungen am Haus/Monitor EQ gemacht hast, kannst du den Bereich dann per Scene Safe aussparen. Wichtig: Am besten nach dem Umbau nochmal einen kurzen Line check machen, denn die beste Szene nützt nichts, wenn der Stagehand sich verpatcht.
Wo wir grade dabei sind: Entscheidend bei der Arbeit mit Szenen oder Snippets ist natürlich, dass der Stagehand (oder du, je nachdem) einen genauen Überblick hat, wann was wo gesteckt war, welcher Monitor wo steht etc.. Das kann durchaus komplex werden, Aufzeichnungen können da sehr helfen. Auch ist ein sicherer Umgang mit den Szenen, Snippets und Safes absolut wichtig. Diese sind im Falle des X32 nur sehr begrenzt dokumentiert und grundsätzlich kann man sich bei Snippets und Szenen wunderbar in die Nesseln setzen. Ich habe da schon altgediente Kollegen erlebt, denen ein Szenenwechsel mitten im Konzert das Gesamte Haus abgedreht hat (das war kein X32 nebenbei, ist da aber z.B. durch das Vergessen des Ausschaltens der Option Safe Master Level auch schneller passiert als einem lieb ist). Auch kann das Publikum und die Band durch das Springen auf eine falsche Szene tatsächlich gefährdet werden. Landet man aus Versehen in einem Rock Konzert auf einer Jazzszene mit entsprechend höheren Gains, fliegt einem alles um die Ohren. Es gilt also, sehr bedacht vorzugehen und auch zu überlegen, ob denn überhaupt mit Szenen agiert werden muss und wenn ja, in welchem Umfang.
Daher ist es sinnvoll, sich vorher einen Kopf zu machen, an welchen Punkten man "sparen" kann, also z.B. mit den Bands kommunizieren, ob man nicht ein Monitorsetup findet, was für beide Bands funktioniert bzw. nur geringe Veränderungen benötigt. Die einen wollen 4 hier, die anderen 6 dort, evtl. kann man sich auf 5 stationäre einigen und die müssen dann zumindest geografisch gesehen nicht mehr angefasst werden. Auch ist immer zu überlegen, ob das Pult nicht genug Kanäle bereit hält, um einfach beide Bands Parallel laufen zu lassen. Die meisten kleineren Acts kommen ja mit 16 Kanälen hin. Beim X32 könntest du in so einem Fall Kanäle 1-16 mit der ersten Band und Kanäle 17-32 mit der zweiten Band bestücken. Gleiche Kanäle kannst du einfach per Config/Source auf einen zweiten Channel Strip reinholen. Durch die Option "HA Split" hast du dann auch unabhängige Trims auf den Preamps. Der Vorteil der Sache wäre, dass alles was du an globalen Einstellungen während der laufenden Show veränderst genau so bleibt, es werden nach der ersten Hälfte einfach die ersten 16 Kanäle gemutet und die zweiten 16 geöffnet. Da es andere Kanäle sind, hast du auch andere Signal Sends und per Definition den passenden Monitormix am Start. Das wäre die "simpelste" Variante, die ich vermutlich sogar vorziehen würde. Das ist aber Geschmackssache, manch anderem wird es anders gehen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Mach dir vorher einen genauen Plan (im Kopf und auf dem Papier, Kanalplan usw., wichtig!), gerade wenn du neu bist in der Situation. Das ist das A und O. Auf die Gefahr hin, dass der Plan nur bedingt aufgeht - je eingehender du dir einen Kopf gemacht hast, desto mehr lernst du daraus, wie auch immer sich das ganze ausgeht. Und: keep it simple. Wenn was schief geht - und es geht immer mal was schief - wirst du froh sein, wenn dein Setup so einfach wie möglich gehalten ist. Es macht zwar Spaß, die Grenzen der Technik auszuloten, aber man befindet sich dann eben genau dort, an der Grenze, und einen Schritt weiter ist der schöne Ort "geht nicht mehr". Von dem gilt es in der VA Technik aber, möglichst viel Abstand zu halten
Das wären meine Tipps. Viel Spaß beim Gig!