Hallo !
Der Idealfall ist, dass man beim Singen überhaupt nicht mehr an Technik denken muss, weil sich alle körperlichen Vorgänge automatisiert haben. das heißt, man hat die Technik verinnerlicht und sie läuft unbewusst ab. Das kann im Extremfall ein paar Jahre dauern - wenn man klassisch singt, denn da sind die technischen Anforderungen enorm. Der sogenannte Populargesang bietet die größtmögliche individuelle Stimm-Freiheit (die es beim Kunstgesang nicht gibt) und benötigt dafür keine jahrelang ausgefeilte Technik - allerdings eben den berühmten Soul.
Ich glaube, Empathie ist eins der Zauberwörter. Mich hineinversetzen können in die Stimmung eines Songs. Trauer mitfühlen können, Wut nachempfinden, Verzweiflung. Natürlich auch Freude.
Vielleicht kennt ihr das Lied "Hijo de la luna". Ich habe das jahrelang nicht singen können - nicht weil ich es technisch nicht gekonnt hätte, oh nein. Ich bekam spätestens in der zweiten Strophe einen Kloß im Hals und beim Refrain Tränen in den Augen. Erst nach der Geburt meiner Tochter ging es plötzlich. Dieser Song hatte jedesmal einen ganz tief verborgenen, nie ausgesprochenen, geschweige denn zugelassenen Kinderwunsch in mir an die Oberfläche geholt, und das konnte ich scheinbar nicht aushalten.
Was mir gar nicht liegt, ist Verbitterung. Während meiner Gesangsausbildung sollte ich "Surabaya Johnny" singen, das Lied einer alternden, verbitterten Frau, die ohnmächtig zusehen muss, wie ihr Liebhaber sie verlässt, nachdem sie sich für ihn jahrelang den Arsch aufgerissen hat. Ich hab es damals nicht hinbekommen, es klang immer zu heiter, bestenfalls ironisch.
Vielleicht sollte ich es jetzt noch einmal versuchen
Singen ist etwas seeeehr emotionales, und eine Stimme muss eine gewisse Zeit auch reifen.
Man sollte sich zunächst einmal Songs aussuchen, mit dessen Gefühlen man sich identifizieren kann. da ist es wohl am einfachsten, den "Soul" rüberzubringen.
schöne Grüße
Bell