Songtexte - Grenzen und Risiken

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Guten Abend zusammen,

mich interessiert Eure Erfahrung und/oder Einstellung zu Bands mit eher provokativen und über die üblichen Grenzen gehenden Songtexten.
Nicht im Sinne von klassischem Gangster-/ Pornorap, in denen es Stilmittel ist und auch nicht Layla (🙄) und andere billige Provokationen.

In Zeiten, in denen das meiste schon (mitunter beeindruckend gut) gesagt und gesungen worden ist, reizen mich oft morbide, schwarz-humorige Grenzgängertexte, finde aber kaum noch Bands, die das können.

Daher zwei Fragen:

1) Welche Bands kennt ihr, die über die üblichen Grenzen und Themen gehen, die auch mal schwarzen Humor zeigen und sich etwas "trauen", ohne stumpf dabei zu werden.

2) Wie steht ihr zu derartigen Texten? Gibt es Grenzen (also aus strafrechtlichen ;-)) für die Bühne?
 
1) Welche Bands kennt ihr, die über die üblichen Grenzen und Themen gehen, die auch mal schwarzen Humor zeigen und sich etwas "trauen", ohne stumpf dabei zu werden.

1. Die Ärzte. Ist natürlich keine junge Band. Heutzutage eher schwierig, sowas zu finden.

Funny van dannen. Aber auch schon alt.

2. ich liebe sowas. Aber ich bin auch schon genauso alt wie die Ärzte und van Dannen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber stimmt schon :) die sind ja auch eher ein Unikum
 
Ich habe mir eben Dylan's "She is your lover now" auf YT angehört, recorded 1966. Ich verstehe den Text nicht. Hintergrund: ich hielt heute morgen die Noten in der Hand, aber kannte komischerweise den Song nicht. Kein 3 Chord-Song wie "You ain't go nowhere". Den hatte ich sofort wieder, tausendmal, gespielt. Seit 10 Jahren kein Audio mehr von Dylan gehört. 1966 war ich elf, zu jung für den Text. Heute ratlos. Was für ein Sound! Auch heute gibt es unbegreiflich gute Musik. Man muss sie nur hören.
 
1) Welche Bands kennt ihr, die über die üblichen Grenzen und Themen gehen, die auch mal schwarzen Humor zeigen und sich etwas "trauen", ohne stumpf dabei zu werden.
Ich würde fast behaupten das hier Rammstein gut passen würde. Die haben es perfektioniert mit den Texten zu spielen und jeder hört in den Texten andere Botschaften. Schwarzer Humor ist dort auch Programm und gleichzeitig sind die Texte nicht stumpf sondern fast Meisterleistungen.
 
Auch schon elf Jahre tot. Ebenfalls nicht mehr ganz jung, aber zumindest noch aktiv ist Fabian Lau, da sollte man sich mal umhören.

Allerdings ist die Wirkung von Texten je nach Musikgenre auch mal völlig unterschiedlich. Gerade bei makabren Texten ist ja oft der Reiz, dass die Musik dazu heiter und unbeschwert ist (siehe "Taubenvergiften im Park"). Wenn die Musik praktisch das gleich aussagt wie der Text, kann das die Botschaft verstärken, aber auch völlig banalisieren.
 
Das Verhältnis zwischen Text und Musik ist tatsächlich entscheidend. Meine Lieblingssängerin Esther Ofarim: "Franz, noch ein Tanz!" Herrlich makaber und heiter. Moral: Jungs, vergesst die Musik nicht. Schon gar nicht die Vocals!
 
Ich habe mir eben Dylan's "She is your lover now" auf YT angehört, recorded 1966. Ich verstehe den Text nicht. Hintergrund: ich hielt heute morgen die Noten in der Hand, aber kannte komischerweise den Song nicht.
Erst 2015 veröffentlicht. Wäre der Song auf "Blonde on blonde" erschienen, wäre er sicher bekannter. Und unverständlich ist er vor allem durch den ständigen Wechsel des Ansprechpartners. Mal ist "You" die ehemalige Freundin, mal der Freund.

Ernstzunehmende Texterworkshops wie das "Handbuch für Songtexter" raten von sowas ab.
 
Gibt es Grenzen (also aus strafrechtlichen ;-)) für die Bühne?
Als juristischer Laie:

Man wird nicht alles mit "das ist ja Kunst" schützen oder verstecken können.

Ich würde einmal unter Persönlichkeitsrechte googlen, und ggf. konkret fachanwaltlichen Rat suchen. Das wird nur die Spitze des rechtlichen Eisbergs sein ... Grundgesetz, "Störung der Totenruhe" (BGB), ggf. auch (internationales) UrhR uva. könnten da greifen ...

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Bands, die über die üblichen Grenzen hinweggehen und sich was trauen ("man darf ja heute nichts mehr sagen!") gibt es in Massen (leider). Nennt sich Rechtsrock.
 
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Stumpfe Provokation kann jeder, in jede Richtung
Gut Texten, sich offenbaren ohne peinlich zu berühren, demaskieren, wütend sein und ehrliche Selbstironie als Mittel um beim Gegenüber Identifikation und Betroffenheit auszulösen, Tabus lösen ohne Tabus zu übergehen ,
das können nicht viele

Er kann das
Tristan Brusch

Traut euch und hört euch da durch
 
Intelligente Texte, die ziemlich zynisch sind und zum Nachdenken anregen findest Du auch bei "Das Lumpenpack". Das ist eine relative junge Band, die sich an den Ärzten orientiert. Ich poste mal hier ein Beispiel, bei dem man ruhig mal genau auf den Text hören darf. Weitere Vorschläge von denen: "Dolce Wohnen", "Einfache Gefühle"



Provokativ im Sinne von "zum Denken anregend", keinesfalls Grenzgänger zur Verletzung von Persönlichkeitsrechten, aber gut beobachtet und die haben ein Talent, den Finger in Wunden zu legen.
 
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Alligatoah. Kein Porno-Gangster, aber dafür ziemlich intelligenter "Rap". Und ey, wenn's der Junge singt geht's schon fast als Kunst durch.
 
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Vielen Dank für Eure Überlegungen und auch Tipps.
Rammstein kam mir auch in den Sinn, wobei ich nicht alles für eine lyrische Meisterleistung halte, aber im Bandkonzept (Darstellung live und in Musikvideos) funktioniert es tatsächlich mega gut. Letztlich haben die Jungs auch eine gesunde Portion Humor und es wirkt nicht so schrecklich pathetisch.

Grenzüberschreitungen - außerhalb der genannten Persönlichkeitsrechte - sind ja manchmal auch Geschäftsprinzip, wobei die stumpfe Provokation hinsichtlich des Erfolgs erstaunlich gut funktioniert - leider kein Kompliment für die Mehrheit der Konsumenten ;-)
 
Knorkator :) Und die sind angesichts dieser Zeit auf ihrem neuen Album "Sieg der Vernunft" deutlich ernsthafter geworden.

Anspieltipps
Ihr habt gewonnen
Die Welt wird nie wieder sein, wie sie vorher war
Tut uns leid.

Frühere Anspieltipps
Die Narrenkappe
Wenn mir einer was will

Aber auch so tolle eingängige Lieder wie
Hardcore
Weg nach unten

Leider ist bei youtube nicht mehr verfügbar, was Serdar Somuncu über die These, Hip Hop sei Kunst sagte.


Ich probiere es mit meinen Worten:
Ich finde, vieles ist nicht Kunst, sondern nur eine Behauptung von Kunst. So etwas ist dann auch nicht von der Kunstfreiheit gedeckt.

Bzw, wenn mir weisgemacht werden soll, Scheiße sei Kunst, dann mache ich den Umkehrschluss, dass in dem Fall die Kunst scheiße ist.

Ich schließe mit einem Zitat von Karl Valentin:
"Dazu ist alles gesagt. Nur noch nicht VON allen."
 
Zuletzt bearbeitet:
Man denke an Beuys...

Aber letztlich bewegt man sich dann wieder in einer elitären Diskussion, die auch keine Wahrheiten produzieren wird.
Am Ende vermute ich, dass die eigene "kulturelle Sozialisation" sehr stark beeinflusst, was einen anspricht. Und populäre Kunst nutzt die Erkenntnisse, was die Masse positiv wie negativ oder auch verstörend anspricht. Der Künstler entscheidet dann, wie er das nutzt.
Bedeutend für mich ist, ob er das bewusst entscheidet und einsetzt oder in seinen Fähigkeiten so limitiert ist, dass er gar nicht anders kann.

Auf das Thema bezogen:
Wenn mir nur Herz-Schmerz-Reime und Metaphern a la "du bist mein Stern" einfallen und meine Lust an Provokation sich auf die plakative Schilderung von Sexualakten oder so "mutigen" Statements wie ACAB beschränken, dann ist das für mich höchst langweilig.
 
Ja, verstörendes mag ich durchaus, habe die DVD Kinski Jesus Christus Erlöser.

Was mich stört ist, wenn es diesen Spielraum gibt und ein Gericht entscheiden muss, vergeht Zeit, in der die mutmaßliche Hassrede oder worum immer es auch geht, schon wirken kann und im Raum steht bzw eine Aufmerksamkeit erreicht wird.
 
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Welche Bands kennt ihr, die über die üblichen Grenzen und Themen gehen, die auch mal schwarzen Humor zeigen und sich etwas "trauen", ohne stumpf dabei zu werden.
Die Texte und Musik von Knorkator könnte da rein passen...
 
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