Lieber Jongleur...
Und jetzt meine Annahme dahinter: Gerade WENN ein Text authentisch ist, in einer bestimmten ehrlichen Intention schwingt, bringt er auch etwas im Inneren des Zuhörers zum Klingen. Das kann ich natürlich nicht aus Erfahrung sagen, vielleicht ist es naiv. Aber ich glaube daran. ....Was meinst du dazu?
Ich könnte Dir natürlich Recht geben. Und auf Grund des netten Tonfalls möchte ich das eigentlich auch sehr gern.
Aber Du hast mir da eine Rechnung mit mehreren Unbekannten präsentiert.
Authentische (?) Absichten (?) des Textes = Inneres Klingen (?) des Zuhörers (?)
Authentisch: Lies mal spaßeshalber hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Authentizität ... und Du wirst schnell erkennen, dass der Begriff "authentisch" unser Problem mehr verwässert als aufhellt.
Die meisten verstehen darunter nur "Ehrlichkeit" oder "Aufrichtigkeit". - Ich verstehe darunter auch Selbstbewußtsein der eigenen Stärken und Schwächen UND vor allem ein
geradlinig konsequentes Handel
n, welches sich aus dem Seiner-Selbst-Bewusst-Sein ergibt.
Authentische Figuren kennen wir aus Filmen genügend. Schauspieler wie Robert de Niro oder Sylvester Stallone - aber auch Woody Allen oder Stromberg fallen mir da auf Anhieb ein.
Ich meine einen authentischen Menschen erkennst Du nicht an seiner Aufrichtigkeit (wer will die überprüfen) - sondern eher am Tonfall, an der Gestik, am Blick, am Gang, an den Worten... weil es alles irgendwie besonders...ähm... oder wenigstens merkwürdig rüber kommt. Eben nicht so stromlinienförmig, wie wir Anderen unser Leben verbringen.
Und so ist das auch bei den Autoren. Figuren erfinden, die sich selber gegenüber ehrlich, anderen gegenüber aufrichtig, selbstbewusst und folgerichtig sind, ist eine Herausforderung, die ein Leben lang geübt werden muss, um nicht unter dem gesellschaftlichen Druck ins Ungefähr(lich)e zurück zu fallen.
Dagegen fallen mMn private Recherchen über die eigene Gefühlswelt ab. Jeder Mensch neigt zur permanenten Selbstbeweihräucherung. Mich nervt das schnell. Bei mir. Bei anderen.
Absicht::
Ich glaube, unerfahrene Autoren wissen wenig über ihre Absichten - was sie nicht am erfolgreichen Schreiben hintern muss (siehe authentisch).
Viele Schreiblehrer empfehlen aber das Suchen nach der eigenen "Prämisse", um sich anschließend konsequent an diese Prämisse zu halten und andere Absichten aus dem Text zu eliminieren. Ich teile diese Ansicht. Weil es den Text klarer macht, wenn man herausbekommt, ob man mit den Text den Verflossenen zurück erobern möchte oder statt dessen Tatsachen schaffen will, die eine Reunion nun erst recht unmöglich machen usw...
Unklarheiten über die Absichten fallen mir immer sofort ins Auge... In diesem Forum bei 9 von 10 Texten. Ich hab dieses wichtige Thema wirklich nur minimal angeritzt.
Inneres Klingen- Ich nehme an, Du meinst positive Gefühle?
Mit den Gefühlen ist das wie mit der Authentizität. Jeder redet drüber... aber die Wissenschaft ist sich völlig uneins, was damit gemeint sein könnte.
Und was ist mit Texten, die die Welt sarkastisch darstellen? Wie "klingt" das dann beim Zuhörer?
Nein- ICH meine, der größte Feind des Schreibers ist seine Sehnsucht nach Ruhe und Anerkennung. Ich werde immer erst wach, wenn ich beim Schreiben etwas zu formulieren beginne, bei dem ich ins Fettnäpfen trete. Zunächst ins natürlich eigene! JEDER Sachverhalt läßt sich nett ausbalanciert ... aber auch provozierend einseitig ausdrücken. Und wenn ICH vor Formulierungen zurückschrecke, die doch eigentlich raus müssen, DANN ahne ich adäquate Vorgänge beim Empfänger meiner Botschaft.
Zuhörer: 1000 Zuhörer = 1000 verschiedene Welten.
Ob ich eine erregende Zeile gefunden habe, merke ich daran, dass eine andere Stimme in mir sagt: Das kannst Du doch nicht machen. Und dann denke ich darüber nach, wie die sprechende Person aussieht, was sie repräsentiert und ob ich ihn/ sie mag. Eine gute Aussage findet mMn garantiert Widerspruch. Darum geht es. Der Bildzeitung genauso wie den meisten Dichtern. behaupte ich mal.
Du schreibst, du richtest dich vor allem nach dem Effekt, den ein Text beim Zuhörer auslöst. Was genau hast du als Faktoren erkannt, die einen Text "ankommen" lassen?
Sind das übrigens Deine Beine auf dem Atavar?....
....frage ich mal rhetorisch und bin mir recht sicher, an welche Zeile meiner langen Antwort sich die meisten Lesern am ehesten erinnern werden
Lg