Ich fang' mal mit der grundsätzlichen Frage an!
3. Wie seht Ihr die Chancen jemals gespielt zu werden?
In offenen Kanälen und kleinen Privatstationen ist die Chance noch einigermaßen. Aber auch viele so genannte lokale Privatsender haben sich inzwischen eine dominante Klangfarbe verpasst (Oldie, Schlager, Volkstümlich) und sind dadurch für No-name-Produkte irrelevant geworden.
Falls Du es trotzdem versuchen willst und Deine CD keinen LC-Code hat (den kriegt man vielfach am einfachsten über "sein" Tonstudio, weil viele Studios eigene Labels angedockt haben!), müsstest Du auf jeden Fall eine schriftliche Sendeerlaubnis beilegen, weil die Sender den bürokratischen Aufwand nicht betreiben, um im BEST CASE eine Sendeerlaubnis erst einzuholen.
Ganz schwierig sind natürlich die großen Privatstationen und - leider! - auch viele der öffentlich-rechtlichen Sender, die eigentlich einen Kulturauftrag haben. Die Sendungen, wo (ich kenne Deine Stilrichtung jetzt leider nicht) durchaus auch mal Eigenproduktionen oder schräges Neues on air gehen kann, sind sehr ausgedünnt worden (hier in Bayern wird z.B. demnächst die Kultsendung ZÜNDFUNK in eine digitale Jugendwelle abgeschoben.
PRINZIPIELL aber stellt sich die Frage: ist Dein Song überhaupt "Radio tauglich". Das kann zum einen eine technische Komponente sein. Viel mehr aber ist es eine qualitative, sprich passt es zur Klangfarbe der jeweiligen Frequenz.
Wir haben mal für ein Buch, das in den Neunzigern erschienen ist vier - inhaltlich noch immer gültige! - Interviews mit Radiomachern aus den Perspektiven
gemacht. Lies Dir die vielleicht mal durch.
UND: wie machen seit ein paar Jahren Musikbranchenworkshops, wobei ein Thema lautet: "Muss meine Musik ins Radio?". Da ist Justus Fischer, der Musikchef von ANTENNE BAYERN (war früher u.a. bei WDR/Eins live ) für uns als Dozent in Süddeutschland unterwegs und erläutert zum einen die Wege ins Radio. Zum anderen können die Workshopteilnehmer aber auch ihre CDs mitbringen und dann gibt es eine Liveabhörsitzung, wo Justus ein realistisches Bild der Radiotauglichkeit und evtl. anderer Perspektiven artikuliert.
Die nächsten Workshops finden aber erst heuer im Herbst statt - und vielleicht bist Du ja auch gar nicht aus Bayern...?
1. Wie lang sollte der Song maximal sein?
3:00 bis 3:30
2. Was sollte im Anschreiben alles drin stehen?
Schon die Musikindustrie beschwert sich seit Jahren, dass ihre Bemusterung der Neuveröffentlichungen nicht mehr oder kaum gehört werden bzw. sich im Programm wiederfinden. Um wie viel schwerer hat es dann erst eine Blindbewerbung eines No-names - ohne Rundfunkpromoter...? Um über einen Brief zu einem Erstkontakt zu kommen, muss man schon sehr viel Glück haben.
4. Woher weiss man, ob man gespielt wurde?
Falls Dir Dein Tonstudio den LC-Code hat benutzen lassen, ist darüber eine Kontrolle auch nicht möglich, falls über diese LC parallel auch andere VÖs on air sind. Bei kleinen Privatsendern ist das i.d.R. eine Sache des persönlichen KOntakts zum Musikredakteur - da kommt man (falls die Klangfarbe identisch ist) auch meistens per Telefon ran.
ABER: wenn es einmal im Radio gespielt wird...was bringt Dir das dann? Viel wichtiger wäre es z.B. über diesen Weg den Kontakt zum "Offenen Kanal" oder "Szene-Radio" aufzubauen, um das ggf. zu einem TI oder sonstigen Feature auszubauen. Man muss sich halt einen entsprechenden Anlass suchen: Release-Party, Showcase, Vorbericht zu einem besonderen Konzertereignis....es gibt vieles, was man sich hier ausdenken könnte....
Über Hilfe würde ich mich riesig freuen!
Helfen kannst Du Dir hier sicherlich nur selbst. Und zwar am besten dadurch, dass Du Dir eigene Kontakte aufbaust. Ich kann Dir nur ein paar Informationswege aufzeigen. Aber vielleicht ist Dir das ja auch etwas behilflich.
lg.