Sonatenhauptsatzform

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JoeSunnex
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Hallo zusammen,

ich schreibe nächste Woche eine Klausur (Klasse 12) in Musik über die Sonatenhauptsatzform, die wir gerade mal 20 Minuten besprochen haben und es einfach vollkommen an mir vorbeigegangen ist.

Besprochen haben wir sie am Beispiel der 5. Sinfonie von Beethoven, an der das 1. Thema, sowie die Exposition (da Wiederholungszeichen) leicht erkennbar ist. Die Überleitungsgruppe erkenne ich jedoch nicht, genauso wenig wie das 2. Thema. Die gleichen Probleme äußern sich im Bestimmen der Durchführung und Reprise.

Könntet ihr mit mir zusammen mit mir ein weiteres bekanntes Beispiel für die SHS analysieren (wenn es geht könntet ihr mir die Noten + Tondatei per PN schicken :))

Wäre euch sehr dankbar, denn ich stehe wirklich auf dem Schlauch.

Grüße
Joe
 
Eigenschaft
 
Der satz ist so klar gegliedert, dass du die lösung inzwischen selbst gefunden haben dürftest. Zwei hinweise: das seitenthema moduliert normalerweise in die dominante, in moll auch gern in die paralleltonart (entscheide!), die reprise erklingt nach all den modulationen der durchführung wiederin der haupttonart und dürfte kaum zu überhören sein.
Vergrleiche die rhythmik des hauptthemas mit der des seitenthemas!
Kaum ein takt, in dem dieses markante motiv nicht vorkommt, was dem satz eine nie dagewesene geschlossenheit gibt.
Detailfragen?
 
Danke Günter, aber ich muss dir dazu noch sagen, dass meine ehemalige Schule mit Schwerpunkt Musik ständig Kunst und Musik im Wechsel unterrichtete und ich vor zwei Wochen noch nicht einmal wusste, was Akkorde sind. Deswegen sind Modulationen für mich böhmische Dörfer.

Analysiere gerade den 1. Satz der Sonate "facile" KV 545 von Mozart, der hoffentlich der SHS entspricht (http://www.klavier-noten.com/mozart/kv-545-1.htm).
Hier mal meine Analyse:

Exposition: 1 - 28
-> 1. Thema : 1 - 4
-> Überleitungsgruppe: 5 - 13
-> 2. Thema : 14 - 17
-> Schlussgruppe : 22 - 28

Durchführung: 28 - 54

Reprise: 55 - 71

Ist das soweit richtig - ich habe wirklich keine Ahnung von der Materie und das ist frustrierend, selbst die Ansicht von Dr. Keym hilft kaum...
 
Kleine korrektur: die durchführung beginnt nach der wiederholung takt 29 und die reprise takt 42, allerdings irregulär nicht in der haupttonart.
Ein wenig lernst du vielleicht bei der prozedur, fachaudrücke kannst du bei google nachschlagen.
Eine modulation verlässt die haupttonart vorübergehend, was du an zusätzlichen kreuzen oder been (akzidentien) erkennst. Das seitenthema verwendet ein kreuz, d.h. es hat eine modulation nach G-Dur stattgefunden, die reprise hat ein b, es wurde nach F-Dur moduliert. Das sind die hauptfunktionen jeder tonart, dominante und subdominante genannt.
Dir fällt vielleicht auf, dass das seitenthema bei der reprise nicht moduliert, das ist die regel, nach den wilden modulaltionen der durchführung soll ruhe einkehren.
Im übrigen ist dieses musikstück ein lebendiger organismus, wo alles am rechten fleck ist, eine kunstvolle komposition, sie verfolgen zu können, erhöht den genuss.
Sollte dein interesse geweckt werden, setze ich den dialog gern fort.

Die von dir verlinkte wiedergabe ist mechanisch abgeklimpert, man kann das werk auch schön spielen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo :)

Meine Fragen beziehen sich auf die Sonatenhauptsatzform.

Die Sonatenhauptsatzform gibt die Form des Hauptsatzes einer Sinfonie bzw einer Sonate an, aber meine Frage ist: Wieso gibt es so eine "bestimmte" Form? Soll man mit Musik nicht eine gewisse Freiheit haben, die in dem Fall durch die Sonatenhauptsatzform beschränkt wird? Zwar sind die eigentlichen Melodien die gespielt werden unterschiedlich, doch die Form des Stückes bleibt beibehalten.

Eine globale Frage wäre: Wieso gibt es in der Musik bestimmte Schemen?

Mit freundlichen Grüßen

CaBri
 
Hallo CaBri,

die Sonatenhauptsatzform ist eine von vielen möglichen Strukturen in der Musik. Sie ist ausgesprochen sinnvoll für komplexe Themen und bietet nach der Vorstellung der Motive in der Durchführung die gewünschte "Freiheit". Es gibt viele andere Strukturen, allerdings auch Musikstile, deren völlige Auflösung der Struktur zum Prinzip erklärt wurde (z.B.: Stockhausen, vordergründig betrachtet).

Doch Deine eigentliche Frage ist sehr grundsätzlicher Natur und ich denke, sie lässt sich nur auf einer sehr abgehobenen Ebene beantworten:

Wieso gibt es in der Musik bestimmte Schemen?

Im Gegensatz zum Geräusch zeichnet sich Musik durch Ordnung aus. Tonhöhe, Rhythmus, Harmonie sind essentiell für Musik wie auch das gelegentliche Durchbrechen dieser Ordnung. Im Zeitalter des Barock wurde nicht nur in der Musik, auch in der Malerei oder in der Architektur ein besonders großer Wert auf "Ordnung" gelegt. Das wilde, natürliche Geräusch wurde gezähmt, der Natur entrissen und dem Zivilisatorischen untergeordnet. Im Gegensatz dazu ist der Verzicht auf Strukturen als Rückkehr zur ursprünglichen Wildheit zu werten. Auf dieser metaphorischen Ebene betrachtet lautet daher die Antwort auf die Frage: Geräusche zu ordnen und in Schemen zu fassen ist das, was Musik erzeugt. Ohne Schema gibt es keine Musik. Schema bedeutet hier bereits das Einhalten eines Tempos, das Einhalten bestimmter Töne oder Tongruppen.

Vermutlich zielt Deine Frage aber auf übergeordnete Schemen im Aufbau komplexerer Werke: Bluesschema, Lied - Songschema (Strophe, Refrain, Bridge...), Techno-Flow oder auch Sonatenhauptsatzform. Ich glaube, dies sind alles Schemata die es Komponisten, Musikern sowie auch den Zuhörern erlauben, sich in der Musik zu orientieren, Erwartungshaltungen aufzubauen und entsprechend dann auch "erlöst" oder überrascht zu werden. Es ist halt ungemein praktisch und der großen Mehrheit gefällt es so. Man könnte so ein Schema auch mit einem Tisch vergleichen: alles was da drauf steht ist gut sichtbar und ohne Mühe zu greifen. Die gleiche Anzahl an Dingen die sonst auf dem Tisch stehen, im ganzen Raum zu verteilen, führt zu Mühe und Mehraufwand. Zu Ostern für die Kinder mal ganz lustig, im Alltag aber kaum zu ertragen.
 
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Die Sonatenhauptsatzform ist kein Schema, sondern eine Form. Diese Form hat sich historisch entwickelt und wurde von den bedeutendsten Komponisten in immer neuer Art und Weise bearbeitet und weiterentwickelt.

Was ist eine Form? Nimm einmal einen Klumpen Ton. Kannst Du aus einem Klumpen Ton einen Kaffee trinken? Nein! Nun forme diesen Klumpen Ton solange, bis die Form einer Tasse entsteht und stelle ihn dann in den Keramik-Brennofen zum brennen und glasieren. Danach kannst Du einen Kaffee daraus trinken.

So wie es in der Keramik Tassen, Teller, Vasen, Büsten, Statuetten oder ganz freie Skulpturen gibt, so gibt es in der Musik Menuette, Märsche, Gavotten, 12-Takte-Blues, 32-Takte Jazzstandardform AABA, Freejazz oder eben die Sonatenhauptsatzform. Die Freiheit schränkt das so wenig ein wie die Form der Tasse: Man kann ja schmale, breite, hohe, niedrige, dickwandige, dünnwandige, riesige, ganz kleine, rote, gelbe, violettrosa gesprenkelte oder sogar Tassen mit Löchern im Boden machen, wo der Kaffee herauslaufen würde. Man kann Tassen übrigens aus Ton, Porzellan, Glas, Holz, Aluminium, Kunststoff, Pappe, Knochen, meinetwegen sogar aus Stroh oder aus einem alten Schuh machen.

So kann man Sonaten für Streicher, Klavier, Sänger, verzerrte E-Gitarren, Topfdeckelorchester oder Schiffshupen komponieren.

Der Phantasie sind da überhaupt keine Grenzen gesetzt.

Viele Grüße,.
McCoy
 
Vielen Dank für Eure Antworten :)
 
Hallo Leute,

ich habe hier ein Zitat:

In der Aufklärung ging es vor Allem um einen literarischen Appell an den Verstand. Im Sturm und Drang wurde das Gefühl in den Mittelpunkt gerückt. In der Klassik sollte nun ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl entworfen werden.

Mein Aufgabe ist nun zu beantworten, inwiefern sich in dieser These eine Entsprechung in der klassischen Sonatenhauptsatzform findet.

Mein Ansatz sieht bisher wie folgt aus:
In der Exposition der Sonate werden zwei unterschiedliche Themen vorgestellt, welche sich gegenüberstehen. Dabei hat das erste meist einen vom Rhythmus bestimmen, dramatischen, "männlichen" Charakter, während das zweite eher eine weichere, fließende Melodie besitzt, einen "weiblichen" Charakter. Nun kann man das "männliche" Thema mit dem literarischen Appell der Aufklärung vergleichen, welches dem "weiblichen" Thema, das man mit dem Gefühl der Sturm und Drang Epoche vergleichen kann, gegenübersteht. Durch die Bestärkung des zweiten Themas in der Exposition "rückt das Gefühl [sozusagen] in den Mittelpunkt". In der Durchführung wird durch motivisch-thematische Verarbeitung versucht ein Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl herzustellen, was in der Reprise durch den Tonartwechsel des zweiten Themas in die Tonika erreicht wird.

Was sagt ihr dazu? Ist die Interpretation richtig, oder bin ich auf dem falschen Dampfer?

Viele Grüße,
Junior
 
Ich vermute, dass dein Lehrer/Dozent genau das hören möchte.
Unabhängig vom Unterricht solltest du dich nicht zu sehr in solche Bedeutungszuschreibungen hineinsteigern, davon gibt es nämlich richtig viele, und sie alle sind ziemlich schwammig und halbwahr.
 
Hallo Junior95 - willkommen im Musiker-Board!

In der Aufklärung ging es vor Allem um einen literarischen Appell an den Verstand. Im Sturm und Drang wurde das Gefühl in den Mittelpunkt gerückt. In der Klassik sollte nun ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl entworfen werden.

Mein Aufgabe ist nun zu beantworten, inwiefern sich in dieser These eine Entsprechung in der klassischen Sonatenhauptsatzform findet.

Der Begriff der Aufklärung enstammt der Philosphie (mit handfesten politischen Folgen), "Sturm und Drang" ist eine literarische Epoche, "Klassik" kann ebenso eine literarische Epoche sein (Weimarer Klassik) oder eine musikalische Epoche (Wiener Klassik).

Die Sonatenhauptsatzform ist ein musikalischer Gegenstand.

Du nimmst hier Begriffe aus unterschiedlichen kulturellen und geistesgeschichtlichen Herkünften zusammen. Das kann meiner Meinung nach nicht gut gehen, bzw. der Erkenntnisgewinn ist gleich Null, weil ganze Epochen oder philosphische Strömungen nicht als Begründung füreinander dienen können und keine eindeutige Ursache-Wirkung-Relationen sinnvoll sind. Zum Beispiel:

Nun kann man das "männliche" Thema mit dem literarischen Appell der Aufklärung vergleichen, welches dem "weiblichen" Thema, das man mit dem Gefühl der Sturm und Drang Epoche vergleichen kann, gegenübersteht.

Das kann man so nicht vergleichen, würde ich sagen. Die Aufklärung ist eine Strömung ab ca. 1730, die das Selbstverständnis des Menschen grundsätzlich betrifft. Eine ihrer musikalischen Auswirkung könnte möglicherweise die Wiener Klassik mit der Sonatenhauptsatzform insgesamt sein, das könnte man untersuchen. Aber das Hauptthema einer SHF als Entsprechung der Aufklärung zu nennen, geht IMHO am Kern der Sache vorbei.

"Sturm und Drang" sind dagegen alleine schon Begriffe, die mehr einer männlichen Begriffswelt entsprechen, schon von daher fällt mir eine Zuordnung zum Seitenthema einer SHF schwer. Ich kann mir aber denken, dass du z.B. durch Lotte in Goethes Werther auf diesen Zusammenhang kommst. Da spielen Emotion und Gefühl eine große Rolle, keine Frage. Aber das ist Literatur, keine Musik. In der Musikwissenschaft wüsste ich nicht, dass "Sturm und Drang" als Epoche irgendwo eine Rolle spielt. In der Musik ist es vielmehr das Zeitalter der Romantik.

Harald
 
Die vorangegangene verstandesbetonte Aufklärung fand ihre Gegenbewegung im Sturm und Drang (ca. 1765 bis 1785). Letztere begann mit Klopstock und fand schließlich in den Werken junger Literaten (u.a. Herder, Goethe) ihren Höhepunkt.

Auf die Komponisten der Zeit des Sturm und Drangs wirkten sicherlich die Gedanken der Zeit ein: z.B. aus den anderen Künsten und der Philosophie
Insofern wäre es interressant, zu untersuchen, wie sich die Musik in dieser Zeit änderte.

In der Musikwissenschaft wüsste ich nicht, dass "Sturm und Drang" als Epoche irgendwo eine Rolle spielt.

Hierzu folgendes:

Der gefühlsbetontere Empfindsame Stil, welcher die eher streng geregelte Barockmusik ablöste, fand genau in der Zeit des Stum und Drangs seinen Höhepunkt. C.P.E. Bach, ein Hauptvertreter, schrieb:

"Aus der Seele muss man spielen, und nicht wie ein abgerichteter Vogel!" in:
"Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen" (1753) und wurde als "Klopstock unter den deutschen Tonsetzern" bezeichnet (hier erwähnt).

C.P.E. Bach steht im Bereich der Musik der (literarischen) deutschen Empfindsamkeit - Klopstock, Herder und dem jungen Goethe - gegenüber und nimmt viele Stileigentümlichkeiten, die in der Literatur folgten, schon vorweg (nach Wikipedia).

Die Klassik war zur Zeit des Sturm und Drang bereits etabliert -man sollte sich immer die Gleichzeitigkeit verschiedener Strömungen vor Augen halten -, doch bemerkenswerterweise schrieb Haydn in der Zeit ungewöhlich viele Sinfonien die in Moll stehen und betonte einen dramatischen Ausdruck (Quelle).

Die typische Musik des "Sturm und Drang" würde man heute unter "Vorklassik" einordnen. Unter "Klassik" würde man im Allgemeinen einen "emotional und rational gleichgewichtigen Darstellungswillen" in einem Kunstwerk verstehen.

Nun kann man das "männliche" Thema mit dem literarischen Appell der Aufklärung vergleichen...

Ob man das "männliche" Thema mit dem literarischen Appell der Aufklärung vergleichen kann erscheint mir etwas zweifelhaft, denn einem männlichen Prinzip könnte auch "Sturm" oder gar "Attacke" (Agression) zuordnen.

Eines kann man wohl feststellen: In der Klassik wird versucht, ein Gleichgewicht gegensätzlicher Prinzipien darzustellen. In der Sonatenhauptsatzform wurde die Form gefunden, welche dieses Gleichgewicht darstellen kann.
(Die Form für ein rationales Prinzip würde man vielleicht eher einer barocken Fuge zuordnen.)

Viele Grüße

Klaus
 
Man muss auch mal anmerken, dass Begriffe wie "Sonatenhauptsatzform" und "männliches" und "weibliches" Thema heute nur noch selten verwendet werden. Meist weil sie irreführend sind, oder weil man in der Musikwissenschaft inzwischen einheitlichere Begriffe verwendet. Man würde heute eher von "Sonatensatzform" sprechen (beim anderen Begriff bekommen manche Theoretiker einen Koller). Und männliche und weibliche Themen benutzt heute auch niemand mehr. Weil es eben so ein schwammiger Begriff ist und nach neuerem Stand der Forschung nicht mehr wirklich zutrifft.
 
Mein Ansatz sieht bisher wie folgt aus:
In der Exposition der Sonate werden zwei unterschiedliche Themen vorgestellt, welche sich gegenüberstehen. Dabei hat das erste meist einen vom Rhythmus bestimmen, dramatischen, "männlichen" Charakter, während das zweite eher eine weichere, fließende Melodie besitzt, einen "weiblichen" Charakter. Nun kann man das "männliche" Thema mit dem literarischen Appell der Aufklärung vergleichen, welches dem "weiblichen" Thema, das man mit dem Gefühl der Sturm und Drang Epoche vergleichen kann, gegenübersteht. Durch die Bestärkung des zweiten Themas in der Exposition "rückt das Gefühl [sozusagen] in den Mittelpunkt". In der Durchführung wird durch motivisch-thematische Verarbeitung versucht ein Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl herzustellen, was in der Reprise durch den Tonartwechsel des zweiten Themas in die Tonika erreicht wird.
Klingt gut... aber stellt man sich mal vor wie Mozart beim Komponieren einer Sonate diesen Gedankengang verfolgt und in Notenform zu Papier bringt, dann... naja ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen.

Der Sonatensatz dient in erster Linie dazu, die Musik allgemein verständlicher zu machen. Im großen und ganzen wissen wir ja was passiert. Es gibt 2 Themen, die machen ihre Entwicklung durch und dann gibts ein Happy End auf gleicher Tonstufe. Und wahrscheinlich beherbergt jeder komponierte Sonatensatz grundlegende Abweichungen. Ich glaube wirklich das Grundprinzig ist es die Musik einfach poppiger zu machen. Das Bürgertum mehr einzubeziehen und einen Schritt weg vom Hof. Und weg vom harmonischen Virrwarr des alten Stils. Klarheit in der Melodik, der Harmonik, der Form. Das ist für mich der Grund für den Sonatensatz.
Sozial-historisch könnte man die Verbindung knüpfen, dass ja nun auch der Adel vermehrt seine Zurschaustellung des Prunks zurückfährt. Mit aufkommendem Bürgertum kommt das Nützliche in den Fokus, der Überfluss-lebende Adel ist nicht mehr die einzige Zielgruppe und tritt beiseite. Da würde ich noch mit mir reden lassen :D
 
Ich würde eher von kontrastierenden themen sprechen, die in der durchführung "dialektisch" (auch so ein geborgter begriff) verarbeitet werden. Die reprise kommt dem wiedererkennungs-effekt entgegen und rundet den sonatensatz ab. Es herrscht auch hier eine strikte ökonomie (5. Beethoven, 1. satz!) des verwendeten materials.
Durch die anlage mehrerer sätze, die ebenfalls untereinander kontrastieren, ergab sich die möglichkeit einer instrumentalen "großform", die dem damaligen bedarf entsprach, so erfolgreich, dass sie das ganze 19.jh. beherrscht. Eine rolle spielt auch die erfolgte durchsetzung von Dur und moll, denn ein sonatensatz ist eigentlich eine erweiterte kadenz, auch die überschaubare 8taktige periode mit harmoniewechsel setzte sich durch.
Einem musikalisch/harmonisch/formalen phänomen ist mit leihgaben aus philosophie und literatur nicht beizukommen, aber nach einer phase des "monismus" (ein herrscher, eine religion, eine krönende kuppel über einem gebäude, die monothematischen präludien und fugen) regt sich ein neuer geist des pluralismus. Aber von Haydns frühen sonaten und sinfonien führt ein roter faden über Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Bruckner, Mahler zu Schostakowitsch, an dem man die veränderung der verhältnisse ablesen kann.
Die sonate oder sinfonie eröffnete den komponisten neue perspektiven und ausdrucksmöglichkeiten, die orchester wurden größer, die konzertsäle auch, es bedurfte der dirigenten, um alles zusammenzuhalten, nur um auch ganz banale dinge zu erwähnen. .
 
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