Kurze Fragen, lange Antwort.
Vorab sicherheitshalber:
Wenn die zerrende Vor- und Endstufe des Amps sowie ggf. schön gequälte Speaker für die Erzeugung von Klang und Zerre gebraucht werden, haste "verloren". Da ist eine klang- und zerrneutrale Veränderung der Lautstärke ohne sehr großen Aufwand nicht mehr möglich.
Früher war das noch relativ normal, aber ich glaube, heutzutage spielt kaum noch jemand mehr so E-Gitarre.
Oder nur ganz große Stars auf ganz großen Bühnen. Denn das ist selbst mit vermeintlich kleinen Amps laut -
für heutige Verhältnisse und Empfindungen wohl zu laut.
(Ich liebe es, aber ich könnte heute wohl auch in keiner Band mehr glücklich werden bzw. die nicht mit mir.)
Vorab Nummer 2:
Wenn es wirklich ausschließlich um lauter/leiser geht, Klangcharakter wie auch Zerrintensität aber gleich bleiben sollen, sollte "die Lösung" ja möglichst klangneutral sein.
Damit wäre das Vol-Poti der Gitarre für meinen Geschmack raus.
Zudem verliert mensch dann die Möglichkeit, das Vol-Poti an der Gitarre für subtile Klangänderungen innerhalb Lead- oder Rhythmussound benutzen zu können.
Es ist zudem schon eine Kunst bzw. erfordert jahrelange Routine, beim Vol-Potis schnell und zuverlässig das richtige Setting zu erwischen.
Vol-Poti (und womöglich noch einkanaliger Amp, der "selbst zerrt") ist halt old-school, kostet auch nix extra, ich "habe so gelernt" (wir hatten ja nix) und mag das.
Aber wenn es also ausschließlich um schnell und sicher abrufbare Lautstärkeunterschiede geht, sind andere Herangehensweisen praktischer.
Ok, nun aber:
Grundsätzlich würde ich mit zwei Herangehensweisen experimentieren:
a) der Leadpegel steht, wenn das gesonderte Geräte ausgeschaltet ist.
Sprich, das gesonderte Geräte "macht" den Nicht-Lead-Pegel per Absenkung.
b) der Leadpegel entsteht, wenn das gesonderte Geräte eingeschaltet wird, nämlich per Anhebung.
Mit Ersterem können etwaige Rausch/Brummprobleme gemildert oder vermieden werden.
Klanglich kann das jeweils subtil unterschiedlich klingen - richtig ist, was am besten gefällt.
Wenn Vorstufe, Endstufe und Speaker nicht am Klang-Zerr-Bild beteiligt sind, kannst Du alle Gerätearten von Pedalen als an die letzte Stelle vor dem Amp einsetzen.
Anything goes: EQ-Pedal, Booster oder Volume-Pedal.
Aber hinter alle anderen Pedale.
Denn ein Boost vor Zerrpedalen macht noch mehr Zerre, ändert womöglich den Klang, aber ggf. nicht mehr wirklich lauter.
Das dürfte das ein, was Du selbst schon festgestellt hast.
Ganz fies kann es werden, wenn Du andere Pedale als Verzerrer pegelmäßig übersteuerst - im schlimmsten Falle machst Du sie kaputt.
Umgekehrt: Eine Pegelabsenkung vor Zerrpedalen macht automatisch weniger Zerre, verändert meist den Klang und dann isses auch schon egal, dass es wenigstens leiser wird.
Wenn die Vorstufe des Amps selbst an Klangformung und Zerre beteiligt ist, muss die Lautstärkeveränderung dahinter erfolgen. Sonst passiert wieder das oben Beschriebene.
Zerrende Vorstufen oder Zerrpedal reagieren auf Pegelunterschiede am Eingang sehr ähnlich.
Dann also Lautstärkeveränderung hinter der Vorstufe, also im Einscheifweg.
Wer hat, der kann.
Auch hier sind alle Pedaltpyen möglich.
Wenn Du sie im Einschleifweg benutzen willst, brauchst Du allerdings zwei ausreichend lange Kabel, damit das Pedal vorn am Bühnenrand liegen kann. Kabelwege, Steckverbindungen, Klangverluste können Stress machen - Versuch macht kluch.
Und gute, robuste Stecker sowie Kabel machen das Leben leichter.
Sonderlocke 1: Fein ist für sowas ist genrell ein "Pedal", in dem sich nichts weiter als ein hochwertiges(!) Volume-Poti plus An(Poti aktiv)/Aus(Poti gebypassed)-Fussschalter befindet (sowie natürlich den beiden Buchsen In/Out). Das ist technisch gesehen das Gleiche wie ein Vol-Pedal, aber mit den zwei andoc abrufbaren "Festeineinstellungen" 100% und -xy%.
Ich nenne das mal Volume-Schalter.
Nachteil: gibt's meines Wissens nicht fertig zu kaufen.
Vorteile: billig zu basteln, braucht keinen Strom, ist blitzschnell und präzise in der Bedienung.
Das lässt sich sowohl vor dem Amp als auch im Einschleifweg benutzen,
So ein passiver Volume-Schalter kann im Betrieb mehr oder weniger knacken.
Aber auch da gibt's Abhilfe mit ein, zwei zusätzlichen bauteilen.
Ich weiss allerdings nicht mehr, wie das genau funktioniert.
Sonderlocke 2, extrachic: bei manchen Amps mit seriellen Einschleifwegen, die am Send/Ausgang den Signalweg auftrennen, kann eine Lautstärkeabesnkung auch noch einfacher erreicht werden.
Nämlich dadurch, dass am Return/Eingang des Einschelifweges ein Poti eingesetzt wird, über welches der heissen Leiter auf Masse gelegt wird. Je nach Potistellung wird's halt mehr oder weniger leise.
Ebenfalls eine passive Lösung (kein Strom erforderlich, kann nur Absenkungen).
Auch sowas kannste/musste wie den Volume-Schalter selbst basteln und sparst sogar noch eine Buchse sowie das zweite Kabel zum Bühnenrand.
Habe ich früher mit einem Marshall JCM 800 und einem MESA Boogie ausprobiert, mit dem Marshall dann auch benutzt.
Lief tadellos, kostete wenig, keine Batterie - genau meine Welt.
Bis ich irgendwann auf einen Fender-Amp ohne Einschleifweg umgestiegen bin.
Da habe ich dann einen Boss GE-7 vor dem Amp benutzt.
Wie würde ich das also machen?
Ich würde für Vor-dem-Amp und im Einschleifweg in jedem Fall was Passives, Batteriefreies wie Vol-Pedal oder Vol-Schalter bevorzugen.
Der Nicht-Lead-Rhythmus-Sound entsteht dann per Absenken.
Grund: ich habe ein mieses "Batterie ist leer, Netzgeräte spinnen rum"-Kharma.
Strom darf bei mir nur brauchen, was nur "aktiv" funktioniert: EQ, Zerrer, Delay, Wahwah, ggf. Hall.
Aus oben genannten Gründen wäre es wohl der Vol-Schalter.
Wobei ein Vol-Pedal zusätzlich schicke Schweller- und Tremoloeffekte erlaubt,
wenn Du geschickte Füße hast ...
Und nur der absoluten Vollständigkeit halber:
EQ-Pedale finde ich schon auch chic, kannste halt an Pegel und Frequenzen herumschrauben.
Reine Booster (oder, old-school wieder Treble Booster ) sind auch cool, kannste Röhrenvorstufen anblasen.
Es ist halt ein weites Feld.