...ich habe die meisten Verstärker gebraucht gekauft.
Ich bin kein Techniker, lediglich Musiker.
Kann also sein, Technikern kommen da andere Ideen und Herangehensweisen.
Bei alten Geräten ist es immer vorteilhaft, sie vor Kauf zu hören und einen Kurzcheck zu machen.
Der besteht im wesentlich aus wenigen Funktionschecks,
mit denen ich gut gefahren bin bisher:
Anschalten (und natürlich Box VORHER anschließen), etwas warten
Gitarre anschließen
Hörlautstärke einstellen
alle KlangRegler von 0-vollanschlag bewegen und Geräusche wahrnehmen, mit Gitarrensignal und ohne
Endstufe voll aufdrehen (auch wenn es der Verkäufer vielleicht kritisch findet, notfalls auch ohne Signal)
Vorstufe voll aufdrehen
auf knistern und spotzen achten, auch im Ruhezustand, also ohne Signal bei aufgedrehter Lautstärke
Verkaufsgespräch weiter führen, dumme Fragen stellen und so, dabei Amp anlassen und hören ...
Nase gebrauchen: irgendwelche unangenehm stechenden oder verbrannten Gerüche?
mal behutsam auf den Amp klopfen mit der flachen Hand von oben oder der Seite, (falls Hallspirale drin ist: abdrehen vorher)
Geräusch dabei beachten
(sollte es sehr schnell sehr still werden, begleitet von einem plo-doing: schnell den Netzschalter aus, gerade bei hängenden Röhren
),
mikrophonisch rückkopplungsartig singende Geräusche deuten auf fehlerhafte Vorstufenröhren.
mal einen Blick auf die Röhren werfen, gleiche verbaute Röhrentypen mit unterschiedlicher Helligkeit deuten möglicherweise auf Probleme
mal rundum Hand anlegen, Wärmeentwicklung abtasten (außen, an der Chassis, aber nicht an den Röhren, klar
)
wenn alles knisterfrei und ruhig bleibt (abgesehen möglicherweise von einem dezenten (!) Brummen und leichten Rauschen), und das so bleibt, sollten keine gravierenden Probleme vorliegen.
knisternde Poties bei Potibewegung sind immer ein Grund, den Preis herunter zu handeln, selten aber ein echtes Problem.
ebenso Geräusche bei Buchsen/eingesteckte Stecker-Berührung (Kontaktprobleme)
am Ausgang sind sie denn schon kritischer, da sie Folgeschäden hervorrufen können, also auch da mal wackeln.
aufffäliges Brummen ist eher mit Vorsicht zu genießen.
auffälliges Rauschen dürfte eher ein Designfehler sein.
je nach dem geforderten Preis würde ich eventuell auch darauf bestehen, mal einen Blick auf die ausgebaute Chassis zu werfen (beim Marshall Top Rückwand ab, 4 Schrauben von unten, also kein sehr aufwendiger Akt) und schauen, ob da nur Staub ist, oder auch irgendwelche getrockneten Flüssigkeitsspuren oder andere Schmierereien zu sehen sind, und wie es um Rostspuren bestellt ist. Das gibt zumindest Hinweise auf die Umgebung, in der das Gerät seine bisherige Lebenszeit verbringen musste, bei Auslaufspuren um Elkos auch welche auf Schäden, geschwärzte Stellen aller Art, gerne um Kontakte herum, sind auch immer ein kritischer Punkt.
Ich würde mich der Bastelgeräte-Warnung prinzipiell anschließen, laufen die og. Tests aber problemfrei, sollte eine zusätzliche Buchse oder andere sichtbare Umbauten keinen Hinderungsgrund darstellen. jedenfalls nicht für ein Gerät zum Gebrauch.
Ganz grundsätzlich: immer den Verkäufer viel erzählen lassen, kurze Fragen stellen, viel und genau hinhören...
Trotz aller möglichen Gefahren ist ein 20-30 Jahre alter oder gar älterer Amp im funktionsfähigen Zustand die Mühen in der Regel wert.
Ich würden niemandem davon abraten.