Nun denn, hier mein Text, um die Soundbeispiele kümmere ich mich morgen:
Auf der Suche nach gebrauchten Pickups bin ich in der IBucht auf folgenes Angebot gestoßen: Piezo-Pickup zum Einbau für knapp 14 Euro. Das hat mich dann doch interessiert und das Spielzeug meines kleinen Sohnes ist meist teurer. Was dann per Brief ankam, kam mir sehr bekannt vor: Ein Piezo-Schallgeber, Durchmesser 2 cm, an eine billige Klinkenbuchse gelötet. Ich hab das Teil gleich mal bei Conrad rausgesucht, es kostet 66 Cent bei Abnahme von 10 Stück. Bei Conrad gabs auch das Datenblatt und da war von 6400 Hz Resonanzfrequenz die Rede. Damit kann man diese irre lauten Alarmtöne erzeugen. Ich hab das Teil erstmal mit 5 m Klinkenbabel direkt in die Stereoanlage gesteckt und etwas darauf rumgekratzt und geklopft. Hat gut funktioniert, kein Brummen, kein Rauschen. Dann mit Doppelklebeband auf die Decke meiner Redwood D3 geklebt. Das Ergebnis war enttäuschend, ein greller schriller Sound fast ohne Bässe mit der Resonanzfrequenz als Sahnehäubchen obenauf.
Ich hatte in einem früheren Leben mal was mit Akustik zu tun, weswegen mir die Ursache des Übels sofor klar wurde. Mal kurz den Finger auf den Pickup gedrückt und schon waren die Bässe da, zusammen mit den Rückkopplungen. Piezos reagieren auf Druck und wo sollte der ohne Gegendruck, d.h. Masse herkommen ! Bei tiefen Frequenzen schwang das leichte Teil einfach mit der Decke mit, ohne ein Signal zu erzeugen. Bei höheren Frequenzen kam dann doch noch die Massenträgheit ins Spiel und es gab ein Signal.
Also hab ich in der Bastelkiste nach einer geeigneten Masse gesucht. Die Wahl fiel auf eine Wasserhahndichtung aus Hartgummi. Mit der angeklebten Dichtung klang alles schon wesentlich besser. Der Sound war nicht mehr so schrill und es gab auch so etwas wie Bässe. Schon erstaunlich was so ein kleines "Gummi" ausmachte.
Ein natürlicher Sound war so trotzdem noch nicht zu erzielen, dazu hätte es noch viel mehr Masse gebraucht und die kann man nun mal nicht auf die Gitarrendecke packen.
Das Ganze war theoretisch ein Hochpassfilter mit 6dB/Octave. Wenn man also einen umgekehrten Tiefpassfilter dagegensetzen würde, wäre alles wieder im Lot.
Jedes Aufnahmeprogramm hat mindestens einen Equalizer an Bord und was dann nach kurzen Rumprobieren aus den Boxen kam, war meine Redwood wie sie leibt und lebt. Das klang überhaupt nicht nach Pickup, sondern nach Mikrofon. Selbst der wirklich gute B-Band_3.2 meiner TX40 kam da nicht ran. Ich habe dann Vergleichsaufnahmen mit einem Kondensatormikrofon gemacht (AOI ECM1050) die das bestätigt haben. Wenn die Filterung stimmt, kommt der 66_Cent Piezo recht nahe an das Mikro ran. Der Piezo klingt etwas härter, etwa so, als hätte man etwas Presence aufgedreht. Ich hoffe ich kann die Beispiele hochladen.
Bevor jetzt alle in Jubel ausbrechen, für Live-Auftritte taugt das Ding sicher nicht, wegen der Rückkopplungen. Aber für Recording ist das eine interessante Alternative zu eingebauten Pickups oder Mikrofonen. Vorteil: klingt wie ein Mikro, aber die Gesangsstimme ist nicht mit drauf. Beim Abmischen ein unschätzbarer Vorteil. Und die Gitarre bleibt auch unverändert, abgesehen von Resten des Klebebands.
Ich habe mir inzwischen einen Vorrat dieser Piezos zugelegt (s.o.) und der Gummi wurde durch eine Haube aus 2K-Kleber ersetzt. Wäre das Ganze jetzt noch schwarz, sähe es teureren Produkten nahmhafter Hersteller irgendwie sehr ähnlich. Ein Schelm, der ......... Keine Ahnung ob bei denen evtl. ein Frequenzfilter mit drin ist. Durch die individuelle Filterung klingt das 1_Euro System wahrscheinlich besser. Ein anderes weniger verbreitetes System klebt den Pickup mit einer Art Kaugummi an die Decke. So kann man hohe Frequenzen auch dämpfen!
Für alle Spielkinder eröffnet sich hier ein weites Feld: Um mehr Masse zu kriegen, hab ich mal eine 8er Mutter aufgeklebt. Das Ergebnis konnte man echt als hävie Metel bezeichnen. Die Mutter hat sich voll in den Sound eingebracht.
jetzt gute Nacht