Skalen vs. Einfach so spielen?

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H2pq
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Hi,

in einschlägiger Literatur wird typischerweise behauptet, über diese oder jene Akkordverbindung sei dieses oder jenes Tonmaterial zu spielen. Soweit sogut. Nun meine eigentliche Frage: Wenn man improvisiert, sollte man sich dann seiner harmonischen Umgebung im klaren sein, speziell jetzt so denken, hier diese Tonleiter, da diese usw. An sich finde ich das noch nicht problematisch, wenn es sich auch nicht gut anfühlt. Ich spiele typischerweise einfach so aus dem Bauch heraus... habe ein Gefühl (manchmal auch nicht... Giant Steps..) wo die Reise in etwa hingehen wird. Mir ist klar, dass ich aus dem Gebrauch von Skalen noch auf Ideen kommen könnte, die ich so nicht von alleine bekommen würde, weil sie so nicht für mich natürlich wären. Nun also die Frage an die guten Jazzer unter euch:
Denkt ihr wirklich an die Skalen mit beim Improvisieren, oder übt ihr die Skalen separat und schaut dann eher pathologisch was davon den Weg in euer Spiel findet?
Gibt es vielleicht einige unter euch, die auch irgendwann einmal nur so aus dem Bauch heraus gespielt haben, nun aber erfolgreich ihr Solospiel auch "theoretisch" auffassen?

Grüsse
 
Eigenschaft
 
Wie sagte doch mal Chick Corea himself in nem Interview? Beim Üben denkt er sich ganz bewußt etwas aus und berücksichtigt das theoretische Gerüst, beim Spielen auf der Bühne schaltet er den Kopf auf Minimalbetrieb. Genau so wird wohl der richtige Weg aussehen. Ich persönlich denke selbst auf der Bühne noch sehr viel an die Skalen, das ist bei mir noch nicht ganz automatisiert. Bei Stücken, die ich aber mittlerweile zum tausendsten mal spiele, improvisiere ich aber auch nur noch nach Gehör.
 
das ärgerliche an dem ganzen theorie- und regelkram ist meistens, daß man ihn - wenn man's denn wirklich kapieren will - solange lernen und üben muß, bis man ihn draufhat. das erfreuliche daran ist, daß man ihn danach "vergessen" oder auch nach gutdünken damit verfahren kann.

sicher ist es möglich, ohne kenntnis von regeln zu musizieren, zu zeichnen, zu malen, zu fotografieren - überhaupt: zu gestalten. manchmal kommen dabei auch wirklich erstaunlich gute dinge heraus. der haken daran ist: sie lassen sich kaum wiederholen, weil sie meist zufällige ergebnisse sind.

was mir an regeln wie skalen (beim zeichnen: anatomie, perspektive, licht) wirklich gut gefällt, ist eines: wenn du sie kennst und verinnerlicht hast, dann kannst du absichtlich und richtig gut gegen sie verstoßen, sie brechen - spaß dabei haben, und den auch noch beliebig oft wiederholen. leider steht vor diesem spaß das lernen der regeln. böse welt ...

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p.s.: selbstverständlich gibt es ausnahmen. eines meiner lieblingsbeispiele ist der komponist und pianist thelonious monk: soweit bekannt ist, hatte der sich nie um regeln geschert und einfach das gespielt was ihm als richtig vorkam. zu seiner zeit (zumindest am anfang seiner karriere) warfen ihm viele vor, rhythmisch und harmonisch "falsch" zu spielen. monk hat das überhaupt nicht interessiert - er wußte was er tat, und er hat deswegen nach seinen eigenen regeln weitergespielt. aber wie gesagt, das sind wenige ausnahmen, die außerdem einer extremen beharrlichkeit bedürfen - und das kann ein verdammt steiniger weg sein.
 
Hi,

danke schonmal für die Antworten! Bitte versteht mich nicht falsch, ich will hier keinesfalls irgendwelche Ausreden finden mich mit Harmonielehre nicht beschäftigen zu müssen. Ich beschäftige mich damit - und es hat mir auch im praktischen schon SEHR viel gebracht! Mir geht es wirklich um nichts anderes als herauszufinden, was ihr/woran ihr _DENKT_ wenn ihr spielt, speziell wenn ihr improvisiert!

Grüsse
 
@frankNfurter

Nichtsdestotrotz hatte Monk die "Regeln" gefressen. Stücke wie Round Midnight erscheinen mir ein bisschen zuuu ausgefuchst um Zufallstreffer zu sein.

@TedBickertWinkel

Beim Improvisieren spiele ich die Melodien nach, die ich in meinem Kopf höre. Gedacht wird dabei nicht.
 
Bei mir ist Improvisieren schon auch eine Theoriefrage, allerdings live weit weniger als beim Üben/im Proberaum. Und: Je mehr Routine man im Anwenden von Skalen/Arpeggios hat, umso weniger hat man sie beim Improvisieren bewusst im Kopf. Das ist voralllem auch Übungssache.
 
auch wenn das hier das jazz forum ist und ich eigentlich keinen jazz spiele, so improvisiere ich doch eigentlich immer.
ohne skalen zu kennen könnte ich mir nicht vorstellen gut zu improvisieren (als gitarrist und früherer keyboarder). am anfang vom gitarre spielen hab ich das gemacht und es kam auch einiges gute dabei heraus, aber auch viel zu viele hässliche zwischentöne :D.
wie hier schon gesagt: einmal lernen, dann nicht mehr dran denken.
darum: skalen (bzw. tonleiter)+etwas harmonielehre allgemein lernen+erfahrung+viel musik hören und aufsaugen, dann steht der selbstverwirklichung per improvisation nichts im wege :).
 
hi zusammen,

ja, ich finde die theorie extrem wichtig. aber, wenn du improvierst, mußt du ja automatisch wissen, in welcher tonart das lied ist, bzw. welche kadenzen zugrunde liegen. nur dann kannst du treffend oder "richtig outside" spielen. das wissen um die tonart reicht dann schon. der rest (welche skala, welcher bund, welche arpeggios etc.) muss dann automatisch und ohne viel grübeln kommen. geht natürlich erst nach ordentlicher übung.

skalen übe ich stumpf auf und ab in allen lagen und versuche mir natürlich deren anwendungsgebiete zu merken. dann schieb ich eine jazz-playback-cd in den player und versuche los zu hotten. meistens klappt´s! :great:

matt
 

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