Was meinst du mit "durch das Interface schleifen"?
Der Sinn von Re-Amping Boxen erschließt sich nicht auf den ersten Blick, denn natürlich kann man seinen Amp auch direkt mit dem zuvor aufgenommenen Signal auf Line Level aus seinem Interface füttern. Warum also nochmal so eine Kiste dazwischen hängen?
Ganz nüchtern technisch betrachtet ist es sogar das bessere System, das Signal auf Line Level (also ohne RA Box) zu verwenden, denn durch die niedrigere Impedanz ist das ganze stabiler und weniger störanfällig; allerdings war eine direkte, technisch optimierte Sichtweise noch nie die Stärke der Saitenhelden.
Daher: ein Gitarrenamp (bzw Preamp) als hochohmiges System bekommt seinen eigentlichen Klang und das dynamische Zerrverhalten erst in Verbindung mit dem Gitarren Pickup, der selber eben auch recht hochohmig ist und nur ein sehr "filigranes" Signal ausgibt, welches an einem niederohmigen Eingang weitgehend zusammenbrechen und jegliche Brillianz verlieren würde (deswegen soll man hierfür DI Boxen verwenden).
Im Umkehrschluß bricht ein direktes Line Signal eben an einem Amp garnicht zusammen, sondern bleibt über das gesamte Spektrum stabil, was dazu führt dass der Amp mit dem Line Signal "schärfer" klingt und die Zerrgrenze weniger dynamisch anspricht. Das ist auch ein wichtiger Grund, wieso die "harte Fraktion" unter den Gitarristen meist aktive Tonabnehmer bevorzugt.
Man kann also zusammenfassen, dass man ein Signal, das von einer Gitarre mit aktiver Elektrik/PUs aufgenommen wurde, ganz gut auch ohne RA Box re-ampen kann. Wenn man aber im Original eine Gitarre mit passiven PUs/Elektrik benutzt hat, wird man nur mit der Impedanzwandlung per RA Box ein authentisches Signal aus dem Verstärker bekommen. Technisch notwendig ist das alles nicht, eher eine Geschmacksfrage.