Singen, Gefühl, das Leben, das Universum...

maimai2894573289hf
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Ich hoffe, es ist bei euch auch so, dass ihr nicht singen könnt, solange ihr im Inneren sehr unharmonisch seid bzw. wenn bei MIR die Vocals wirklich gut und harmonisch klingen, dann nur, wenn ich das im Inneren auch selber bin/mich so fühle (WÄHREND dem Singen). Ich habe auch von vielen Sängern gehört, dass sie sich während dem Singen in einer sehr angenehmen Gefühlswelt befinden, ja, die fast schon überirdisch schön ist (Unabhängig davon, ob man jetzt mit seinen Vocals Wut oder eher negative Emotionen ausdrückt).

Bei mir ist es allerdings so, dass meine Gefühle mich eher kontrollieren, anstatt dass ich SIE kontrolliere. Wenn es mir z.B nicht so gut geht oder ich gestresst bin, fällt es mir sehr schwer, mich auf die Gefühle beim Singen zu konzentrieren. Dann singe ich nur meine momentanen, dekonstruktiven Gefühle bzw. ich singe OHNE jegliches, wirkliches Gefühl der Schönheit und Harmonie und am Ende kommen zwar dennoch die richtigen Töne raus, da ich kein Problem mit Töne treffen hab, allerdings ist das Grundkonstrukt der Stimme einfach nur unschön.

Kann mir jemand weiterhelfen und eventuell seine eigenen Erfahrungen mit mir teilen?

Danke,
lg
 
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Hallo @maimai2894573289hf und Herzlich Willkommen im Board :hat:

Grundsätzlich kann ich bestätigen, dass die ... hmm ... sagen wir äußeren Umstände eine Auswirkung auf meinen Gesang haben. Am Wochenende kann ich viel geschmeidiger singen als unter der Woche Abends, wenn ich buchstäblich "mit so 'nem Hals" von der Arbeit kommen. Hat aber eher was mit Spannung / Entspannung zu tun, die sich auf die Halsmuskulatur überträgt und weniger mit Gefühlen. :nix:

Die übliche Bandbreite der Gefühle dagegen hat bei mir nur wenig Einfluß. Das mag natürlich daran liegen, dass meine übliche Gefühlsbandbreite einfach nicht so groß ist. Wenn ich singe, dann singe ich eben und dann spielen Gefühle keine Rolle. Ich habe allerdings noch nicht probiert in einer extremen Gefühlssituation zu singen, z.B. während mir " so richtig zum Heulen ist" (mit entsprechendem Kloß im Hals) oder mit einer Stinkwut, z.B. 2 Minuten nachdem ich mich gerade mit meiner Frau gezofft habe - käme wohl bei ihr auch nicht sonderlich gut an :D . Möglicherweise hätte ich da auch Probleme :nix:

Was ich bestätigen kann: wenn ich singe trägt das sehr zu meinem Wohlbefinden bei :)

LG Robert
 
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Dann singe ich nur meine momentanen, dekonstruktiven Gefühle bzw. ich singe OHNE jegliches, wirkliches Gefühl der Schönheit und Harmonie

Ein Profi muss jedes Gefühl jederzeit abrufen können - egal, wie es ihm tatsächlich geht.

Ein Nichtprofi aber darf sich einfach die passenden Song zu seinem Gefühlszustand aussuchen. Wenn du also destruktiv gestimmt bist, sing keine Song voller Schönheit und Harmonie, sondern was dreckiges, was zu deiner Stimmung passt.

Oder interpretiere einen Song deiner Stimmung entsprechend.
 
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Bei mir ist es allerdings so, dass meine Gefühle mich eher kontrollieren, anstatt dass ich SIE kontrolliere.
Das ist unpraktisch.

Ich schließe mich da weitgehend @drowo an. Wenn ich abends totmüde in der Probe bin und wie ein nasser Kartoffelsack auf dem Stuhl hänge, geht es halt einfach nicht so gut wie nach einer schönen Sporteinheit, wo mein ganzer Körper zwar aktiviert, aber doch entspannt genug ist. Musik machen ist aber bei mir ein wunderbares Mittel, um runterzukommen und mich wieder wohler zu fühlen.
Wenn du also destruktiv gestimmt bist, sing keine Song voller Schönheit und Harmonie, sondern was dreckiges, was zu deiner Stimmung passt.
Finde ich eine gute Idee. Man kann das ja dann bei Bedarf zur Harmonie überleiten.
 
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Hat aber eher was mit Spannung / Entspannung zu tun, die sich auf die Halsmuskulatur überträgt und weniger mit Gefühlen. :nix:

Naja, ich seh's halt so. Wenn ich sehr negative Gefühle hab, dann kann ich ja kaum meine Halsmuskulatur entspannen, bzw. ich bin an sich einfach nicht entspannt, oder wenn ich meinen Körper entspanne (Auch meine Halsmuskulatur), verbessert sich auch gleich meine Gefühlswelt, zumindest ist das bei mir so. Ich glaube schon, dass es bei jedem auch so zusammenhängt. Körper und Psyche sind ja sehr verbunden miteinander.


Die übliche Bandbreite der Gefühle dagegen hat bei mir nur wenig Einfluß. Das mag natürlich daran liegen, dass meine übliche Gefühlsbandbreite einfach nicht so groß ist. Wenn ich singe, dann singe ich eben und dann spielen Gefühle keine Rolle. Ich habe allerdings noch nicht probiert in einer extremen Gefühlssituation zu singen, z.B. während mir " so richtig zum Heulen ist" (mit entsprechendem Kloß im Hals) oder mit einer Stinkwut, z.B. 2 Minuten nachdem ich mich gerade mit meiner Frau gezofft habe - käme wohl bei ihr auch nicht sonderlich gut an :D . Möglicherweise hätte ich da auch Probleme :nix:

Was ich bestätigen kann: wenn ich singe trägt das sehr zu meinem Wohlbefinden bei :)

LG Robert

Ich weiß ja nicht, aber gehört es nicht dazu, dass man als ein wirklich guter Sänger eine enorme Gefühlsbandbreite besitzt, deren Gefühle man dann auch genauso ausdrücken kann, wie man in dem Moment will? "Wenn ich singe, dann singe ich eben und dann spielen Gefühle keine Rolle.".

Gefühle sind meiner Meinung nach das A und O bei einem guten Lied, Gefühle in einer Stimme sind der Grund, wieso ich bei manchen Liedern Gänsehaut bekomme oder mir die Tränen kommen. Also nur MEINE Meinung, jeder darf und kann singen, wie er will, es gibt kein richtig und falsch :D es ist ja auch alles eigentlich Geschmackssache bei der Musik


Ein Profi muss jedes Gefühl jederzeit abrufen können - egal, wie es ihm tatsächlich geht.

Wie kann ich das am besten Lernen?
 
Wie kann ich das am besten Lernen?

Wenn man etwas richtig gut und routiniert kann, kann man es immer. Vielleicht minimal schlechter als bei bester Tagesform, aber das fällt nicht so stark ins Gewicht. Zumindest nicht für das Publikum.

Das heißt: du musst einfach deine Performance derart verbessern, dass du dich auf sie verlassen kannst und weniger auf deine Laune oder den Zufall.

Das "Gefühlsproblem" haben imho auch überwiegend Leute, die mehr für sich selbst singen und weniger für ein Publikum oder in einer Band. Denn wenn man mit Menschen musikalisch interagiert, tritt die eigene Stimmung etwas mehr in den Hintergrund.

Gefühle sind meiner Meinung nach das A und O bei einem guten Lied

Das mag sein. Aber es geht bein Singen nicht darum, dieses Gefühl währendessen zu haben, sondern darum, es zu transportieren. Es notfalls auch nur zu simulieren
 
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Das mag sein. Aber es geht bein Singen nicht darum, diese Gefühl währendessen zu haben, sondern darum, es zu transportieren. Es notfalls such nur zu simulieren

Wenn ich es aber nur "simuliere", hab ich dann nicht genau das gleiche Problem wie ein Schauspieler, der nicht schauspielern kann? Was einen Schauspieler authentisch macht, IST doch, dass er die jeweiligen Emotionen und Gefühle tatsächlich in dem Moment erlebt bzw. produziert und nicht nur so "tut". Wenn ein Schauspieler die Emotionen nur "vorspielt", dann ist das echt extremst unauthentisch und ich z.B bei schlechten deutschen TV Sendungen, kann da einfach nicht mitfühlen, weil es da auch NICHTS zum mitfühlen GIBT.

Ich habe mir schon Interviews von Schauspielern angesehen, die meinten, dass ihnen während dem Schauspielern (Bei extremen, traurigen Szenen) sogar der Kotzreiz kam, da sie all diese Gefühle und Emotionen bei sich hervorgerrufen haben.

Ich meine, nur weil ich ein Gefühl von Trauer produziere, muss ich ja nicht gleich wirklich traurig sein.. Ich kann ja nachher in meinen normalen, eigentlichen Zustand wechseln, aber ich sollte doch als wahrhafter "Künstler" in der Lage sein, diese Emotionen tatsächlich zu spüren, sonst macht es doch nichts zur Sache.

Ich denke, ob beim Schauspielern oder Singen, es ist das gleiche Prinzip.

Korrigiert mich, aber das sind so meine Gedanken dazu..
 
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Wenn du recht hättest, müsste eric clapton jedesmal, wenn er tears in heaven singt, in Tränen ausbrechen, da er das Lied für seinen verstorbenen Sohn geschrieben hat.

Bei dem Vergleich mit den Schauspielern geht es darum, den Zugang zu finden und der kann sicher authentisch sein. Aber danach muss das Spiel routiniert werden. Sonst müsste der Theaterschauspieler jedesmal kotzen, wenn er diese bestimmte Szene spielt.

Wenn du einen Song einstudierst, musst du ebenfalls zunächst das Gefühl finden. Wenn du das gefunden hast und diesen Song 400 mal gesungen hast, wird das anfängliche Gefühl zur automatisierten Performance. Jederzeit reproduzierbar.

Ich nehme an, dass du dir jederzeit ein Butterbrot schmieren kannst. Warum kannst du das? Weil du es schon zigtausende Male gemacht hast. Du weißt, was du tust.
 
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Was einen Schauspieler authentisch macht, IST doch, dass er die jeweiligen Emotionen und Gefühle tatsächlich in dem Moment erlebt bzw. produziert und nicht nur so "tut".
Naja schon, das sehe ich so wie Du. Nur, die SchauspielerInnen/SängerInnen müssen ihre Gefühle so weit beherrschen, dass sie eben nicht auf der Bühne das Kotzen anfangen. Oder so heulen, dass sie nicht mehr singen können. Klar müssen sie die Gefühle reproduzieren können, aber eben nur so weit, dass sie sie darstellen können.
 
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Ich fasse meinen Sermon noch mal in einem Satz zusammen:

Wenn dein Befinden verhindert, einen Song zu performen, heißt das vermutlich, dass du noch nicht weißt, wie du diesen Song singen willst, kannst, solltest

Nun weiß ich ja nicht, was und warum du singst. Eigene Songs? Cover? Alleine? In einer Band oder einem Chor? Und wer beurteilt dich überhaubt? Du selbst?

Das eigene Urteil ist besonders am Anfang nichts wert. Ob man einen Song gefühlvoll singt, kann man kaum selbst beurteilen. Denn auch die Selbstwahrnehmung ist eben stimmungsabhängig.
 
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Das ist vielleicht ein wesentlicher Kern der Professionalität, sei es bei Musikern oder Schauspielern: Die Gefühle, die gerade im Stück im Zentrum stehen, angemessen und überzeugend ausrücken zu können, ihnen also Ausdruck zu geben. Eben nicht, in diesem Moment selber diese Gefühle zu haben.
Alles andere wäre auch hinderlich, zum einen, weil man in Gefühlsduselei abrutschen könnte, weil man zu viel Energie verbraucht, und weil man schlimmstenfalls den oft schnell wechselnden Gefühls-Ausdrücken in einem Stück nicht flexibel folgen kann. Ein langsamer Satz kann traurig sein bzw. klingen, der nächste Satz kann aber in einem extremen Kontrast dazu überschwänglich fröhlich sein. Von den wechselnden Gefühls-Momenten einer Opern-Rolle ganz zu schweigen. "Rolle" ist hier zudem ein gutes Stichwort: wir spielen auf der Bühne eine "Rolle", nicht unbedingt uns selber (wobei das natürlich auch der Fall sein kann, vor allem, wenn man z.B. eigene Sachen spielt).

Um eine möglichst große Bandbreite an Gefühlen darstellen zu können, ist ein eigenes intensives Gefühls-Erleben, das Erfahren von Gefühlen am eigenen Leib auf jeden Fall eine wichtige Voraussetzung.
Wer den Ausdruck von Trauer darstellen können will, muss wissen, wie sich Trauer anfühlt. Das muss allerdings immer noch nicht heißen, dass man alles auch wirklich selber erlebt haben muss, um den angemessen Ausdruck zu finden. Man muss es nur wissen. Als Beispiel dafür möchte ich den Krimi-Autor nennen, der auch die Figur des Mörders entwerfen muss und den Schauspieler, der einen Mörder spielt. Beide müssen aber auf gar keinen Fall selber schon mal einen Mord begangen haben, um den Text angemessen zu schreiben bzw. die Rolle angemessen darstellen zu können.
Empathie ist hier das Stichwort.
 
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Schön zusammengefasst @LoboMix

Ich ergänze: profanerweise ist es oft fast wichtiger, die Klischees von Gefühlen zu kennen als die Gefühle selbst. Und dafür reicht Beobachten. Auch sich selbst.
 
Zwar bin ich kein Sänger, aber: Es könnte hilfreich sein, Dir einen Charakter, eine Rolle für die Bühne auszudenken. Wenn ich auf die Bühne gehe, betritt nicht grumpy ol' Johannes K. die Bühne, sondern fun dude Mr. Johnny Prosecco. Mein alter ego erlebt, durchlebt, erleidet im Lauf einer Show natürlich auch oft ein Wechselbad der Gefühle, insbesondere mit der Band, in der wir komplett selbstkomponierte Musik spielen, die mir unendlich am Herzen liegt. Aber ich kann mir das immer noch aus einer gewissen inneren Distanz aus ansehen und bin nicht ganz so stark davon betroffen als wenn das alles mir passieren würde.
 
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Als ich @antipasti s ersten Beitrag gelesen habe, dachte ich erst "Was schreibt der Gute denn da, so hat sie das doch gar nicht gemeint !?". :confused:
Beim Weiterlesen wurde mir klar, :guilty: dass ich derjenige war der nix kapiert hatte :D

@maimai2894573289hf Die Kollegen hab im Prinzip alles Wichtige und Richtige dazu gesagt, nur würde ich gerne noch ein Missverständnis zwischen uns beiden ausräumen :)
Ich weiß ja nicht, aber gehört es nicht dazu, dass man als ein wirklich guter Sänger eine enorme Gefühlsbandbreite besitzt, deren Gefühle man dann auch genauso ausdrücken kann, wie man in dem Moment will? "Wenn ich singe, dann singe ich eben und dann spielen Gefühle keine Rolle.".
Ja klar, Gefühle zu transportieren gehört natürlich zum Singen dazu, sogar bei mir ;-) . Aber meine Gefühle welche ich noch 10 Sekunden vor dem Song hatte, spielen keine Rolle weil ich das Gefühl des Songs 'rüber bringen muss und nicht das welches ich zufällig gerade habe. Wie @antipasti so treffend schrieb ist das natürlich eine "Simulation" bei der man sich der Klischees bedient.

Ich versuche mein (Musical-) Repertoire von ca 1,5h wenigstens einmal die Woche am Stück durchzusingen. Dabei sind die unterschiedlichsten Emotionen zu transportieren: zarte Liebesduette, überhebliche Prahlerei, Nachdenklichkeit, Verzweiflung, tosende Wut ... bis hin zu Suizidgedanken, Wahnsinn und Schizophrenie. Also alle paar Minuten eine neue Gefühlswelt, manchmal 2-3 Emotionen wechselnd im gleichen Song. Diese Gefühle kann man unmöglich "in Echt" innerhalb einer so kurzen Zeitspanne haben :nix:

Ich unterstütze diese simulierten Gefühlswelten dann nicht nur stimmlich, sondern auch mit entsprechender Gestik und Mimik - obwohl mir keiner zusieht. Das hilft tatsächlich ... aber letzten Endes ist das alles nicht echt :nix:

EDIT: ich bin auch ganz froh darüber, dass es nicht echt ist - insbesondere im Zusammenhang mit Suizid und Schizophrenie :D

LG Robert
 
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Das eigene Urteil ist besonders am Anfang nichts wert. Ob man einen Song gefühlvoll singt, kann man kaum selbst beurteilen. Denn auch die Selbstwahrnehmung ist eben stimmungsabhängig.


Ich merke das doch während dem Singen, ob ich und welche Gefühle ich im Moment spüre. Du meinst nur "gefühlvoll", gefühlvoll kann alles sein. Traurig, Fröhlich etc. ob ich überhaupt ein Gefühl während dem Singen hab, sollte ich doch spüren können, oder etwa nicht?
Oder ich glaube, du hast dich falsch ausgedrückt
Und klar ist Selbstwahrnehmung stimmungsabhängig, aber sollte man da nicht auch versuchen, das soweit zu lernen, dass man jederzeit z.B beim Nachhören der Aufnahme objektiv nachfühlen/spüren kann?
Gefühle sind natürlich subjektiv, wenn allerdings jemand traurig ist und man einigermaßen an Empathie besitzt, sollte man das auch wahrnehmen/fühlen können.


Das ist vielleicht ein wesentlicher Kern der Professionalität, sei es bei Musikern oder Schauspielern: Die Gefühle, die gerade im Stück im Zentrum stehen, angemessen und überzeugend ausrücken zu können, ihnen also Ausdruck zu geben. Eben nicht, in diesem Moment selber diese Gefühle zu haben.
Alles andere wäre auch hinderlich, zum einen, weil man in Gefühlsduselei abrutschen könnte, weil man zu viel Energie verbraucht, und weil man schlimmstenfalls den oft schnell wechselnden Gefühls-Ausdrücken in einem Stück nicht flexibel folgen kann. Ein langsamer Satz kann traurig sein bzw. klingen, der nächste Satz kann aber in einem extremen Kontrast dazu überschwänglich fröhlich sein. Von den wechselnden Gefühls-Momenten einer Opern-Rolle ganz zu schweigen. "Rolle" ist hier zudem ein gutes Stichwort: wir spielen auf der Bühne eine "Rolle", nicht unbedingt uns selber (wobei das natürlich auch der Fall sein kann, vor allem, wenn man z.B. eigene Sachen spielt).

Um eine möglichst große Bandbreite an Gefühlen darstellen zu können, ist ein eigenes intensives Gefühls-Erleben, das Erfahren von Gefühlen am eigenen Leib auf jeden Fall eine wichtige Voraussetzung.
Wer den Ausdruck von Trauer darstellen können will, muss wissen, wie sich Trauer anfühlt. Das muss allerdings immer noch nicht heißen, dass man alles auch wirklich selber erlebt haben muss, um den angemessen Ausdruck zu finden. Man muss es nur wissen. Als Beispiel dafür möchte ich den Krimi-Autor nennen, der auch die Figur des Mörders entwerfen muss und den Schauspieler, der einen Mörder spielt. Beide müssen aber auf gar keinen Fall selber schon mal einen Mord begangen haben, um den Text angemessen zu schreiben bzw. die Rolle angemessen darstellen zu können.

Empathie ist hier das Stichwort.

Du weißt aber schon, was Empathie bedeutet?
Die Spiegelneuronen im Gehirn sorgen dafür, dass man etwas, was ein anderer erlebt, tatsächlich auch selber FÜHLT, also nachempfindet in dem Moment. Wenn jemand traurig ist und grad weint, dass man es FÜHLT..

"wir spielen auf der Bühne eine "Rolle", nicht unbedingt uns selber"

-ich habe oben folgendes geschrieben: "Ich meine, nur weil ich ein Gefühl von Trauer produziere, muss ich ja nicht gleich wirklich traurig sein.. Ich kann ja nachher in meinen normalen, eigentlichen Zustand wechseln, aber ich sollte doch als wahrhafter "Künstler" in der Lage sein, diese Emotionen tatsächlich zu spüren, sonst macht es doch nichts zur Sache."

Und klar, sollte man deswegen nicht auf der Bühne das Kotzen anfangen. Aber ich erlebe, dass es sehr möglich ist, gewisse Emotionen einfach nur so zu produzieren, obwohl ich sie nicht wirklich in dem Moment habe. Ich muss mich z.B nur auf Traurigkeit konzentrieren und schon spüre ich sie. Ich kann sie durch Konzentration intensivieren oder abklingen lassen. Dass sollte mich doch davon abhalten und auch andere Sänger davon abhalten auf der Bühne zu kotzen bzw. das ist doch die Professionalität an der Sache?

Du meinst, man muss nur wissen, wie sich Gefühle anfühlen, dass man diese aber nicht in dem Moment z.B während dem Singen tatsächlich fühlt, sondern nur RÜBERBRINGT durch die Stimme, eventuell auch die Mimik, Körperhaltung?

Aber wie ich oben bereits geschrieben habe, ich z.B als ein ziemlich sensibler Mensch und als ein Empath spüre das SOFORT, wenn gewisse Gefühle nicht tatsächlich gespürt/gefühlt werden vom Sänger/Schauspieler.

Schön zusammengefasst @LoboMix

Ich ergänze: profanerweise ist es oft fast wichtiger, die Klischees von Gefühlen zu kennen als die Gefühle selbst. Und dafür reicht Beobachten. Auch sich selbst.

-Aber wie ich oben bereits geschrieben habe, ich z.B als ein ziemlich sensibler Mensch und als ein Empath spüre das SOFORT, wenn gewisse Gefühle nicht tatsächlich gespürt/gefühlt werden vom Sänger/Schauspieler.



@maimai2894573289hf Die Kollegen hab im Prinzip alles Wichtige und Richtige dazu gesagt, nur würde ich gerne noch ein Missverständnis zwischen uns beiden ausräumen :)

Ja klar, Gefühle zu transportieren gehört natürlich zum Singen dazu, sogar bei mir ;-) . Aber meine Gefühle welche ich noch 10 Sekunden vor dem Song hatte, spielen keine Rolle weil ich das Gefühl des Songs 'rüber bringen muss und nicht das welches ich zufällig gerade habe. Wie @antipasti so treffend schrieb ist das natürlich eine "Simulation" bei der man sich der Klischees bedient.

Ich versuche mein (Musical-) Repertoire von ca 1,5h wenigstens einmal die Woche am Stück durchzusingen. Dabei sind die unterschiedlichsten Emotionen zu transportieren: zarte Liebesduette, überhebliche Prahlerei, Nachdenklichkeit, Verzweiflung, tosende Wut ... bis hin zu Suizidgedanken, Wahnsinn und Schizophrenie. Also alle paar Minuten eine neue Gefühlswelt, manchmal 2-3 Emotionen wechselnd im gleichen Song. Diese Gefühle kann man unmöglich "in Echt" innerhalb einer so kurzen Zeitspanne haben :nix:

Ich unterstütze diese simulierten Gefühlswelten dann nicht nur stimmlich, sondern auch mit entsprechender Gestik und Mimik - obwohl mir keiner zusieht. Das hilft tatsächlich ... aber letzten Endes ist das alles nicht echt :nix:

EDIT: ich bin auch ganz froh darüber, dass es nicht echt ist - insbesondere im Zusammenhang mit Suizid und Schizophrenie :D

LG Robert


-Ich meine, nur weil ich ein Gefühl von Trauer produziere, muss ich ja nicht gleich wirklich traurig sein.. Ich kann ja nachher in meinen normalen, eigentlichen Zustand wechseln, aber ich sollte doch als wahrhafter "Künstler" in der Lage sein, diese Emotionen tatsächlich zu spüren, sonst macht es doch nichts zur Sache.
-Aber wie ich oben bereits geschrieben habe, ich z.B als ein ziemlich sensibler Mensch und als ein Empath spüre das SOFORT, wenn gewisse Gefühle nicht tatsächlich gespürt/gefühlt werden vom Sänger/Schauspieler.

"Also alle paar Minuten eine neue Gefühlswelt, manchmal 2-3 Emotionen wechselnd im gleichen Song. Diese Gefühle kann man unmöglich "in Echt" innerhalb einer so kurzen Zeitspanne haben"

Nicht wirklich selber haben, aber produzieren?

Zitat von oben -> (Sorry, bin zu faul, zum Schreiben) Und klar, sollte man deswegen nicht auf der Bühne das Kotzen anfangen. Aber ich erlebe, dass es sehr möglich ist, gewisse Emotionen einfach nur so zu produzieren, obwohl ich sie nicht wirklich in dem Moment habe. Ich muss mich z.B nur auf Traurigkeit konzentrieren und schon spüre ich sie. Ich kann sie durch Konzentration intensivieren oder abklingen lassen. Dass sollte mich doch davon abhalten und auch andere Sänger davon abhalten auf der Bühne zu kotzen bzw. das ist doch die Professionalität an der Sache?



Wie gesagt, vielleicht ist es bei anderen Menschen nicht so und es juckt niemanden, ob jemand etwas nur rüberbringt oder wirklich produziert, fühlt, rüberbringt, abklingen lässt und in seinen normalen Zustand wechselt. Bzw. vielleicht merkt niemand den Unterschied.

Aber ich werde mir noch einige Interviews anschauen von Sängern/Schauspielern/Künstlern, weil es mich wirklich interessieren würde, was andere dazu meinen, vor allem Leute, die Millionen von Menschen berühren. Ich wollte das eigentlich die ganze Zeit machen, aber ich bin ein Profi der Prokrastination.
 
Kannst du - wie schon mal gefragt - ein bisschen was zu deinem Background preisgeben? Es ist sehr schwer, zu antworten, wenn man nicht weiß, mit wem man spricht..

Deine Frage ist keine Grundsatzfrage. Eine erfahrene Operndiva wird deine Frage anders meinen als eine Anfängerin, die sich allein ausprobiert.
 
Wie gesagt, vielleicht ist es bei anderen Menschen nicht so und es juckt niemanden, ob jemand etwas nur rüberbringt oder wirklich produziert, fühlt, rüberbringt, abklingen lässt und in seinen normalen Zustand wechselt. Bzw. vielleicht merkt niemand den Unterschied.
Wenn das Gehörte den/die Hörer überzeugt und berührt, wenn die in der Musik ausgedrückten Gefühle sich dem Podium mitteilten, dann darf man den Auftritt als gelungen bezeichnen. Besser geht es ohnehin nicht.
Wie der ausführende Künstler/die Künstlerin es bewerkstelligte, vor allem auch in Hinsicht auf den Ausdruck der emotionalen Aspekte, wird man schwerlich herausfinden, wenn man nicht die Gelegenheit hat, ein fast schon intimes Interview mit ihr/ihm führen zu können - und diese/r dann auch ehrlich antwortet. In dieser Hinsicht würde ich bei manchen ´offiziellen´ Interviews besonders von "Showgrößen" ein gewisses Misstrauen walten lassen, denn mancheine(r) aus diesem Kreis begibt sich auch und gerade in solchen Situationen in eine sehr bewusst kontrollierte Rolle, da er/sie ja bestrebt ist, in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild von sich aufrecht zu halten. (Mir fallen dazu spontan insbesondere manche Interviews von André Rieu ein, den ich als genau den Typ ansehe, der ein sehr bestimmtes und sorgfältig konstruiertes Bild von sich in der Öffentlichkeit präsent haben und halten will.)

Was ich dazu hier schrieb, sind eigene Erfahrungen zu dem Thema und Erfahrungen, die ich in Zusammenarbeit und im Austausch mir näher bekannter Kolleginnen und Kollegen gemacht habe.
Dazu kommen noch ganz intensiv die Vertiefungen, die ich im Zusammenhang mit der "Dispokinesis für Musiker" (begründet von G.O. van de Klashorst) zur Emotionalität bei Musikern gemacht habe und dem Wesen einer gut "disponierten" Form, vor allem auch als Künstler auf einer Bühne. Denn wie ich schon schrieb, kann ein problematischer Umgang mit seiner eigenen Emotionalität und der Anforderung, in seiner Berufsausübung als professioneller Musiker dem emotionalen Gehalt der aufgeführten Musik Ausdruck zu geben, zu einem kräftezehrenden, sozusagen "Kampf" ausarten, bei dem die Aufführung schließlich nicht gelingt und das Publikum möglicherweise unangenehm berührt. Oder eben "Gefühsduselei", die zwar ein bestimmtes Publikum durchaus anzusprechen vermag, der Musik selber aber Unrecht, wenn nicht sogar Gewalt antut. (Hier kommt mir die eine oder andere Aufführung des Pianisten Lang Lang in den Sinn, bei der er meiner Meinung nach die Musik nur als Vehikel benutzte, sich, sein Ego, seinen ´Genius´, bzw. eben seine persönliche Emotionalität darzustellen.)
 
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Ich merke das doch während dem Singen, ob ich und welche Gefühle ich im Moment spüre.
Klar merkst du in dem Moment ob und welches Gefühl DU hast, aber worauf @antipasti hinaus wollte ist: du kannst als Anfänger(in) kaum beurteilen ob diese so auch beim PUBLIKUM ankommt.
ich z.B als ein ziemlich sensibler Mensch und als ein Empath spüre das SOFORT, wenn gewisse Gefühle nicht tatsächlich gespürt/gefühlt werden vom Sänger/Schauspieler.
Wirklich? Und wie verifizierst du das? :gruebel:
Ich glaube dir schon, dass du als Empath die transportierten Emotionen des Songs in dir spürst als ob es deine eigenen wären. Aber ob das die echten Gefühle des Sängers sind oder das perfekte Schauspiel eines Profi kannst du meiner Meinung nach nicht unterscheiden - und ganz gewiss nicht nachprüfen. Einfach nur zu postulieren "Ich bin Empath, ich kann das!" ist genauso gehaltvoll wie wenn ich sage "Nö, kannst du nicht!" :nix:
Nicht wirklich selber haben, aber produzieren?
produzieren habe ich nicht geschrieben - es war von transportieren die Rede ;)
Ich muss mich z.B nur auf Traurigkeit konzentrieren und schon spüre ich sie.
Wie passt dieser Satz jetzt zu deinem ersten Posting, bzw. zum Titel des Threads? :confused: Ich dachte eigentlich bei dir ...
.... ist es allerdings so, dass meine Gefühle mich eher kontrollieren, anstatt dass ich SIE kontrolliere
Aber vielleicht hast du dich ja nur ...
... falsch ausgedrückt
:nix:
Aber ich werde mir noch einige Interviews anschauen von Sängern/Schauspielern/Künstlern, ... , vor allem Leute, die Millionen von Menschen berühren.
Nur zu, aber was erwartest du dir davon? Das jemand der von seinem Image lebt sein Innerstes öffnet und der Welt "die Wahrheit" zeigt? Es gibt im SHOW-BUSINESS nicht nur Leute wie Klaus Kinski. Denk über die beiden Teile des fett gedruckten Begriffs mal separat nach: Es ist eine Show und es geht ums Geschäft. Immer. Je berühmter und erfolgreicher der Künstler, desto wahrer wird diese Aussage.

Glaubst du im Ernst, ich hätte das was ich ob geschrieben habe in einem Interview gesagt, wenn mein Einkommen von der Wahrnehmung meines Publikums abhängen würde????
Ich hätte eher folgendes gesagt: "Wenn ich einen Song interpretiere, dann tauche ich völlig ein. Manchmal fällt es mir schwer die Emotionen wieder abklingen zu lassen, es ist wie ein Sog, der mich mit der Musik, den Emotionen und meinem Publikum eins werden läßt ..." usw

Um nochmal auf deinen Eingangspost zurückzukommen:
Ich hoffe, es ist bei euch auch so, dass ihr nicht singen könnt, solange ihr im Inneren sehr unharmonisch seid
Muß ich für mich verneinen. Ich singe sobald es Zeit zum Üben ist, ich auf der Bühne stehe oder in der DAW die RECORD Anzeige leuchtet. Und ich kenne ein paar Leute die ihr Brot damit verdienen (ich nicht) und es genauso machen. :coffee:
Kann mir jemand weiterhelfen und eventuell seine eigenen Erfahrungen mit mir teilen?
Das mit den Erfahrungen mitteilen haben ich und andere versucht, :hat:
aber ich fürchte beim Weiterhelfen bin zumindest ich gescheitert :nix:

LG Robert
 
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OK, noch ein Versuch :) Ich würde dir wirklich gerne helfen, weil ich glaube dass du dich da unnötig in etwas reinsteigerst.

Nachdem du in deinem anderen Thread nach Hörproben gefragt hast: bitte schön. Confrontation aus Jekyll & Hyde (hatte ich hier ohnehin schon mal eingestellt)
https://soundcloud.com/user-590914163/confrontation-v0

Gespielte Niedergeschlagenheit, gefakte Schizophrenie (ich singe beide), unechte Überheblichkeit, Bedrohung, Angst, Verzweiflung .... alles nur Gaukelei :)
Jetzt wirst du sicher sagen "Na klar, hab ich (Empath) sofort erkannt" - nachdem ich das aber schon vorher verraten hatte, zählt das nicht :engel:

Glaubst du irgendein Darsteller der das Abend für Abend, 6 Tage die Woche, in 500 Shows auf die Bühne bringt durchlebt diese Gefühle in dem Moment wirklich?
Und - erwartet das überhaupt jemand im zahlenden Publikum? Das Publikum erwartet unterhalten zu werden (show business) und diesen Anspruch versuchen Künstler, unter anderem auch ich, zu erfüllen.

Jetzt bist du dran: erzähl ein bisschen mehr von deinem Background, wo du Schwierigkeiten siehst mit dem Ausdruck von Emotionen in einem konkreten Song ... wenn möglich auch mit einer Hörprobe :)

LG Robert
 
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Wie gesagt, vielleicht ist es bei anderen Menschen nicht so und es juckt niemanden, ob jemand etwas nur rüberbringt oder wirklich produziert, fühlt, rüberbringt, abklingen lässt und in seinen normalen Zustand wechselt. Bzw. vielleicht merkt niemand den Unterschied.
Transportieren. Produzieren ein Stück weit auch, aber eben nur ein Stück weit, sonst sind wir bei dem Thema, von den Gefühlen kontrolliert zu werden.
Bist Du eigentlich männlich oder weiblich?
Glaubst du irgendein Darsteller der das Abend für Abend, 6 Tage die Woche, in 500 Shows auf die Bühne bringt durchlebt diese Gefühle in dem Moment wirklich?
Ein Stück weit. Ich halte es für ausgeschlossen, sich in die Körperhaltung des (Grund-)Gefühls zu begeben und dabei ein anderes Gefühl zu fühlen, Stichwort Embodiment. Ich nutze das auch ganz bewusst, wenn ich schlecht drauf bin (und gerade drandenke...) Natürlich nicht ganz, wobei Schizophrenie ja streng genommen kein eigenes Gefühl ist, sondern verschiedene Grundgefühle (Angst, Wut?) auslöst. Und auf die Grundgefühle kann man wieder zurückgreifen.
Jetzt bist du dran: erzähl ein bisschen mehr von deinem Background, wo du Schwierigkeiten siehst mit dem Ausdruck von Emotionen im Song ... wenn möglich auch mit einer Hörprobe :)
Unterschrieben. Ich finde es unfair, andere um Hörproben zu fragen und selber keine zu geben. Und da ich gerade keine online habe, werde ich mich zurückhalten.
 

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