bumi
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Da ich bei meiner neuen Band in einer eigenen, isolierten Kammer sitze und somit vom Rest der Band abgeschnitten bin, stand ich vor rund einem Jahr vor der Entscheidung: Kopfhörer oder In-Ear? Im Proberaum lag noch der allseits beliebte Vic Firth SIH 1, dessen Sound mir allerdings überhaupt nicht zugesagt hat. Nach meinem Geschmack war da alles viel zu dünn und vor allem die Gitarren zu wenig differenziert - ich konnte meist nicht wirklich raushören, was meine Mitmusiker da eigentlich genau spielten. Dementsprechend musste etwas neues her und stand nach langem hin und her vor 2 Optionen die zur Auswahl standen: ein beyerdynamic DT-770 Pro oder eine äquivalente In-Ear Lösung.
Im Shop meines Vertrauens suchte ich nach einer entsprechenden Beratung, aber leider stand die entsprechende Abteilung kurz vor ihrer Auflösung und das verbliebene Personal sprühte nicht gerade vor Motivation. Ich hatte einzig die Möglichkeit die Shure SE215 anzutesten, deren Sound mich aber nicht überzeugen konnte.
Also wieder nach Hause - nicht schlauer als zuvor - und nochmals in Foren und Google stöbern. Letztendlich bestellte ich blind und war extrem darauf gespannt wie sich diese Kopfhörer nun hinter meinen Drums machen würden. War dies meine ersehnte Offenbarung?
Kommen wir zuerst jedoch zu was anderem:
Meine Gründe für In-Ear
- Herkömmliche Kopfhörer drücken mir nach einiger Zeit auf die Ohren, bzw. den Schädel. Ich hatte schon mehrere Stunden mit dem DT-770 gespielt und dabei leider das selbe festgestellt
- bei heftigen Kopfbewegungen hatte ich oftmals das Problem, dass die Hörer nicht mehr da sassen wo sie eigentlich sollten
- das Gewicht machte sich mit der Zeit negativ bemerkbar
- Die Abschottung mit In-Ear ist für mich ein Plusfaktor
- IEM schmiegen sich subtiler ins Ohr und sind auch live nicht sofort zu sehen
- dank kleinem Etui sehr simpler, sicherer Transport für Live-Gigs
Verarbeitung
Wer bereits Produkte von Shure in den Händen hielt, der weiss dass man hier für den geforderten Preis auch eine entsprechende Leistung erhält. So machen die Gehäuse einen absolut soliden Eindruck und dürften selbst so einige Stürze problemlos überstehen. Einzig der Übergang zu den Röhrenstäbchen ist ein wenig filigraner, sollte aber bei normaler Beanspruchung ebenfalls standhalten.
Durch ein spezielles Anschlussverfahren lassen sich die angeschlossenen Kabel um 360° rotieren, was die Montage am Ohr stark vereinfacht. Die Kabelführung oberhalb der Ohrmuscheln ist nebenbei auch kevlarverstärkt, was gleichzweitig Stabilität und Flexibilität verspricht. Das Kabel kann nach den eigenen Wünschen gebogen und verformt werden, ohne dass Kabelbrüche zu erwarten sind.
Lieferumfang
Die Shure SE425 kommen in einem halbharten Stoffetui daher und sind somit für den Transport im Rucksack ordentlich geschützt. Mit im Lieferumfang befindet sich noch ein vergoldeter 6.3mm Adapter sowie insgesamt 8 verschiedene Aufsätze für den Gehörgang. Darunter dürfte sich eigentlich für jedes Ohr ein passendes Exemplar finden lassen.
Tragekomfort
Als eine der subjektivsten Komponenten ist es natürlich schwierig, den Tragekomfort passend zu bewerten. Ersteinmal sollte man sich im Klaren darüber sein, ob man In-Ear-Hörer grundsätzlich mag oder nicht. Ich für meinen Teil empfinde die 08/15 Ohrstöpsel von Handy, MP3-Player & co. als sehr unbequem und trage deshalb unterwegs immer Bügelkopfhörer. Hinter den Drums jedoch gebe ich den IEMs klar den Vorzug, da diese beim Spielen einfach weniger verrutschen können und ich mich somit freier bewegen kann.
Hat man die Shure SE425 erst einmal ordentlich in den Gehörgängen platziert, benötigt es ziemlich viel dass sich diese von dort wieder verflüchtigen. Schweiss und Kaubewegungen können diesen Vorgang beschleunigen, doch grundsätzlich sitzen die Dinger sehr fest ohne störend zu sein. Die verschiedenen Aufsätze sind zum Grossteil sehr bequem und passen sich der Form eures Gehörganges an.
Zu Beginn braucht es sicher eine gewisse Eingewöhnungszeit bis man Gefallen am Fremdkörper im Ohr findet, doch nach einigen Stunden bemerkt man die Ohrhörer fast gar nicht mehr und auch das Montieren in den Ohren geht schneller von der Hand als man zunächst denkt.
Sound
Den Klang der Shure SE425 kann man eigentlich nur als sehr trocken bezeichnen. Wer auf Bass aus ist ist hier ganz klar falsch - die 425er wummern nicht, sondern bringen Bassisten und Kickdrum präzise, trocken und definiert rüber. Gerade wenn man klassisches Monitoring gewohnt ist oder seine Musiksammlung via MP3 geniesst, so ist der Umstieg auf die IEMs eine nicht zu unterschätzende Hürde. Ich erinner mich wie ich anfangs dachte "das klingt ja voll scheisse", bis ich mich daran gewöhnt hatte und mich darauf konzentrieren konnte wozu die SE425 eigentlich gedacht sind: Feinheiten. Wer beim Musizieren gerne detailgenau hören will was seine Bandkollegen eigentlich spielen, der findet sich hiermit am richtigen Platz wieder. Die Wiedergabe ist so präzise, man kann die einzelnen Anschläge an den Saiten förmlich vor seinem geistigen Auge sehen. Hier verschwimmt nichts, sämtliche Instrumente sind klar differenzier- und ortbar. Wer sich mit dem Klangbild einmal angefreundet hat, möchte es nicht mehr missen oder umtauschen.
Einzig beim Genuss der privaten Mp3-Sammlung ist Vorsicht geboten: ordentliche Ohrhörer wie die Shure SE425 decken jede noch so kleine Unebenheit der Aufnahme oder der Abmischung auf - und alles mit geringer Bitrate klingt tatsächlich so richtig scheisse. Mit FLAC oder noch besser direkt ab CD jedoch entfaltet sich auch hier ein absolut grossartiges Klangbild. Wer Klassik, Jazz oder auch Metal mit den 425ern hört, wird erstaunt sein wie sich Musik eigentlich anhören kann und möglicherweise auch sollte. Wer erwartet dass einem beim Musik hören oder machen die Ohren von druckvollen Bässen und krachenden Gitarren weggeblasen werden, der ist hier falsch - bei Shure dreht sich alles um furztrockene, langweilige Präzision. Ein Faktor, den man erst zu schätzen lernen muss.
Fazit
Wer sich mit der SE-Serie von Shure beschäftigt, wird irgendwann feststellen, dass die etwas teureren Modelle nicht einfach zwingend besser klingen, sondern vor allem anders. So Sind die SE315 z.B. um einiges basslastiger, werden in diesem Punkt aber von den SE215 nochmals übertroffen. Das klanglich ausgewogenste Modell sind sicher die SE535, mit über 500€ aber auch entsprechend teuer. Die verbauten 3-Wege-Treiber zeigen jedoch auch klar den Unterschied zu den mit rund 270€ einiges günstigeren SE425. Diese verfügen nur über 2-Wege-Treiber und schwächeln somit ein wenig in den Mitten - Höhen sowie Bässe werden allerdings absolut präzise wiedergegeben. Somit dürften gerade Schlagzeuger damit sehr zufrieden sein, sind für sie die Mitten in den meisten Fällen nicht allzu wichtig. Doch spätestens wenn man einzelne Doublebass Schläge in schnellen Passagen problemlos unterscheiden kann und nebenbei auch noch die Bassline klar heraushört, wird man die Vorzüge dieses Produktes zu schätzen wissen.
Wer es sich leisten kann, sollte unbedingt zum Flaggschiff SE535 greifen - für alle anderen (Drummer) stellen die SE425 allerdings eine erschwingliche Alternative mit ausgewogenem, wenn auch nicht ganz perfektem Klangbild dar.
Technische Daten
- Lautsprechertyp: Zweiwege High-Definition MicroDrivers
- Empfindlichkeit: 109 dB SPL/mW
- Impedanz: 22 Ω
- Übertragungsbereich: 20 Hz - 19 kHz
- Kabellänge: 162 cm
- Eigenschaft