Sextakkorde in der Pop(ular)-Musik

turko
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In der Popularmusik (wo genau man auch immer deren Grenzen ziehen möge ..., gemeint sind jetzt und hier alles aus Rock, Funk, R&B, „normaler Pop“, ...) ist ja der Sextakkord ein weitgehend unbekanntes Wesen. Ausnahmen bestätigen diese „Regel“: Das unverwechselbare am ehemaligen ABBA-Sound ist die ausgiebige und gekonnte Verwendung von sextakkordischen Akkordverdingungen. Auch bei Queen findet sich hin und wieder einer ... aber sonst : Absolut nichts. Vielleicht mit Ausnahme eines immer wieder mal auftauchenden III mit Terz im Bass, nach VI hin wandernd ...

Ich möchte das eigentlich weder tiefer erläutern noch werten noch sonstwie weiter untersuchen ... mich interessiert nur folgendes:

Wer kann mir weitere Songs oder Stellen aus Sons aus dem genannten Bereich nennen, in dem sextakkordische Akkordverbindungen eine tragende Rolle spielen. Was ist Euch zu diesem Thema aufgefallen bzw. in Erinnerung ?

Ich würde mich auf diesbezügliche neue Hörerfahrungen sehr freuen.

Thomas
 
Eigenschaft
 
Hi,

auf der Gitarre gespielte D-Dur-Sextakkorde (der Daumen greift auf der Tiefen e Saite ein fis, ansonsten sieht er aus wie ein normaler D-Dur aus) laufen mir eigentlich relativ häufig über den weg. Schau dir z.b. Radiohead an, die benutzen den z.b. gerne wenn ich mich recht erinnere. Ich glaube in Exit Music kommt einer vor. Ansonsten fällt mir gerade Don Mclean ein. Oh my what a sahme heißt das Lied glaube ich. Habe jetzt leider keine Zeit genauer nachzuforschen. Ich hoffe ich konnte dir trotzdem irgendwie behilflich sein.

Gruß
 
Die von Dir genannten Beispiele kenne ich nicht, werde ich mir aber zu Gemüte führen. Danke dafür.

Aber ich glaube, wovon DU sprichst, das ist quasi ein "instrumentaltechnischer Sextakkord" ... einfach ein instrumentales Voicing. Was ich meinte, waren "kompositorische Sextakkorde" , also solche, die schon in der Komposition anglegt sind ...

LG, Thomas
 
In Popballaden finde ich Sextakkorde schon recht häufig. Whitney Houston, Mariah Carey, Christina Agiulera, Joshua Kadison, Musical-Popballaden... da gibt es viele Songs, wo in den Songbüchern und auf den Aufnahmen der Bass die 3.Stufe des Akkordes spielt. Ich erinnere mich da an Situationen, wo die Basslinie einen kompositorisch geplanten Gegensatz zur Melodie erzeugt, ganz ähnlich eines Kontrapunkts.

Ich gehe mal auf konkrete Titelsuche.

Harald
 
Ich möchte das eigentlich weder tiefer erläutern noch werten noch sonstwie weiter untersuchen ... mich interessiert nur folgendes:

Wer kann mir weitere Songs oder Stellen aus Sons aus dem genannten Bereich nennen, in dem sextakkordische Akkordverbindungen eine tragende Rolle spielen.

Hi Thomas,

ich fühle mich bei diesem Thread in zweifacher Hinsicht an das frühere interessante Thema Die HARMONISCH besten Songs ... ? erinnert.

- Besser als eine lange Liste von Songs (oder nur vage Angaben) wären Beispiele, die analytisch betrachtet werden (damaliger Vorschlag von Cudo).

- Mir fällt, damals wie heute, zuallererst Salty Dog von Procol Harum ein. Den Song hatte ich seinerzeit ausführlich analysiert.

Unter dem Aspekt der Sextakkorde wäre hinzuzufügen: Durch die Terz im Bass wird eine Labilität im Akkord erzeugt, die wirkungsvoll eingesetzt werden kann:

Code:
Fm/Ab              Fm               Fm7
Explore the ship   replace the cook

...

E                Em6/G                 B/F#     
A twisted path   our tortured course   And no one...


(Sextakkord = Terz-Sext-Akkord)

Der Quartsext-Akkord wird sogar als Dissonanz (Auffassungsdissonanz) gehört und wird im o.g. Song ebenfalls sehr effektvoll eingesetzt:

Code:
B/F#                 F#
Across the straits   around the horn


Die Quinte (im Beispiel F#) im Quartsext-Akkord labilisiert den Song sogar dermaßen, daß man die erklingenden Töne des Dur-Akkords (im Beispiel B) nicht als B hört, sondern als F# mit Vorhalt (Quartsext) vor dem Terzquintakkord.


Auch bei den Beatles wird man fündig. Hier zwei Sextakkorde hintereinander, allerdings als Durchgang:

Code:
F     C/E G7/D C Bb  F/A  [B]|[/B] G     F    C
텟     텠  텠   텟 텠  텠   [B]|[/B] 텟    텟    텞

(Let it be)
Stelle: http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=RdopMqrftXs#t=131s


Viele Grüße

Klaus

P.S.: Mich würden natürlich auch die Songs (Stellen) interessieren, die Dich konkret beeindruckt hatten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die von Dir genannten Beispiele kenne ich nicht, werde ich mir aber zu Gemüte führen. Danke dafür.

Aber ich glaube, wovon DU sprichst, das ist quasi ein "instrumentaltechnischer Sextakkord" ... einfach ein instrumentales Voicing. Was ich meinte, waren "kompositorische Sextakkorde" , also solche, die schon in der Komposition anglegt sind ...

LG, Thomas

Hi,
viele dieser Sextakkorde sind glaube ich keine Instrumentaltechnischen. Schau dir z.b. den letzten Part von Paranoid Android an. Nach dem ersten cm kommt ein G-Dur-Sextakkord der glaube ich eher druch den chromatischen Abstieg der Bassstimme an dieser Stelle in Spiel kommt.
gruß
 
In der Popularmusik (wo genau man auch immer deren Grenzen ziehen möge ..., gemeint sind jetzt und hier alles aus Rock, Funk, R&B, „normaler Pop“, ...) ist ja der Sextakkord ein weitgehend unbekanntes Wesen. Ausnahmen bestätigen diese „Regel“: Das unverwechselbare am ehemaligen ABBA-Sound ist die ausgiebige und gekonnte Verwendung von sextakkordischen Akkordverdingungen. Auch bei Queen findet sich hin und wieder einer ... aber sonst : Absolut nichts. Vielleicht mit Ausnahme eines immer wieder mal auftauchenden III mit Terz im Bass, nach VI hin wandernd ...

Ich möchte das eigentlich weder tiefer erläutern noch werten noch sonstwie weiter untersuchen ... mich interessiert nur folgendes:

Wer kann mir weitere Songs oder Stellen aus Sons aus dem genannten Bereich nennen, in dem sextakkordische Akkordverbindungen eine tragende Rolle spielen. Was ist Euch zu diesem Thema aufgefallen bzw. in Erinnerung ?

Ich würde mich auf diesbezügliche neue Hörerfahrungen sehr freuen.

Thomas

Hi Thomas,

gute Idee. Interessieren Dich diesbezüglich auch Standards? Habe mal geblättert und unter Buchstabe A und B diese gefunden.

A Child Is Born (Bb)
achildisborn.jpg

A Fine Romance (C)
afineromance.jpg

At Long Last Love (C)
atlonglastlove.jpg

Basin Street Blues (Bb)
basinstreetblues.jpg

Bewitched Bothered And Bewildered (C)
bewitchedbothered and bewildered.jpg
 
Ich danken Euch allen für Eure Beiträge.

Das Beispiel von Claus muß ich mir erst zu Gemüte führen, um was dazu sagen zu können ...

Die Beispiele von Dir, Cudo, gehen schon in die von mir gemeinte Richtung, aber sie betreffen, wenn ich das richtig überblickt habe, mit Ausnahme von "A child is born" absolute musikalische Standardsituationen, die auch üblicherweise so (als Sextakkordprogression) gespielt werden.

Mein Interesse galt in meinem Eröffnungsposting eher Situationen, in denen eine ganze Phrase oder Passage sextakkordisch gestaltet wird, und nicht nur ein Akkordübergang, zumal ein Akkordübergang, der IMMER so gespielt wird, wie Cmaj7 - G/B - Am ...

Ich meinte eher sowas wie das hier ... (die Stellen von 0:26 bis 0:30):

http://www.youtube.com/watch?v=SI9ctKdDoE0

LG, Thomas
 
ah ok sorry hat ein wenig gedauert, aber jetzt hab ichs gerafft. Allerdings fällt mir dazu leider spontan nichts ein.
 
Zu Queen und Abba müssen aber unbedingt noch die Beatles, die sogar noch andere Stellungen als Sextakkord und Grundstellung verwenden. ;)
Aber andererseits frage ich mich, wie ergiebig es bei Popmusik ist, das zu untersuchen, da er ja an und für sich auch schon uralt ist. Dass man ihn jetzt seit ein paar Jahrzehnten auch in der Popmusik verwendet halte ich nicht für bahnbrechend erkenntnisreich.
 
Aber andererseits frage ich mich, wie ergiebig es bei Popmusik ist, das zu untersuchen, da er ja an und für sich auch schon uralt ist. Dass man ihn jetzt seit ein paar Jahrzehnten auch in der Popmusik verwendet halte ich nicht für bahnbrechend erkenntnisreich.

Das kommt darauf an, worauf Du Deine Begierde der Erkenntnis richtest ... freilich wirst Du nichts grundsätzlich Neues über Sextakkorde lernen ...
aber mir ging es darum, Beispiele dafür selbst zu liefern und geliefert zu bekommen, wie dieses in der Popmusik unübliche Konstrukt in modernem Gewande funktionieren kann ...
 
Da fällt mir spontan ein "Toledo" von Elvis Costello und Burt BAcharach. Das geht direkt im Intro mit G6 los und dann auch noch mehrmals in den Strophen und dann noch Dm6 bei dem "You hear her Voice"-Part.

Was ich im BEzug auf Sextakkorde mal gehört habe ist, daß sie früher gebräuchlicher als Septakkorde waren aber ich weiss leider nicht mehr genau warum und obs überhaupt stimmt.
 
Hi Thomas,

ich weiß noch immer nicht genau was Du suchst, da das Quincy Jones Beispiel eigentlich auch nicht so außergewöhnlich ist.

Hier noch ein paar Beispiele die meinem Empfinden nach ebenso interessant sind:

Casa Forte (Dm)
casaforte.jpg

Cheek To Cheek (C)
cheektocheek.jpg

Con Alma (C)
conalma.jpg

Dolphin Dance (C)
dolphindance.jpg

Falling Grace (C)
fallinggrace.jpg
(Bei Falling Grace kommen noch mehr Sextakkorde vor.)



P.S.

Hi Lowman,
das sind Akkorde mit Sixte Ajoutee die Du da zitierst.
 
@CUDO II

Oha! Hab das gerade mal nachgesehen und das war mir gar nicht bewusst, daß man mit Sextakkord die erste Umkehrung meint. Ok aber dann weiß ich echt auch nicht was er sucht weil dann gibts da ja ewig viel.
 
Ich muß gestehen, ich habe einen "erweiterten" Begriff des Sextakkordes gemeint.

In MEINER (sicherlich FALSCHEN) Definition, bzw. in meinem Denken, geht es (mir) hier, um es einmal anders zu formulieren, einfach um Akkordfolgen, die von einer logisch konsistenten Bass-Linie getragen werden, wobei die Basstöne jeweils NICHT die Akkord-Grundtöne sind.

Was ich meine, sind Sachen, wie das oben verlinkte AiNoCorrida:
D moll: (Hm7b5 - C/Bb) - (F/A - Fm/Ab) - (Gm) - (A7#9b13)

Oder ABBA, Waterloo:
C-Dur: ( C ) - ( Dsus4/C D/C ) - ( G/B F/A ) - (C/G G )

Nach meiner Empfindung sind solche Dinge in der Popmusik recht selten, obwohl es natürlich keine harmonischen Neuheiten im eigentlichen Sinn sind. Aber es wird selten davon Gebrauch gemacht. In diesem Kontest so selten, daß es einem sofort ins Auge und ins Ohr springt, wenn man so etwas hört.
Und nach Stellen in der Popmusik, wo derartiges passiert, habe ich gesucht und gefragt.

LG, Thomas
 
Der Abgang bei Ai No Corrida (0:26 bis 0:30):

http://www.youtube.com/watch?v=SI9ctKdDoE0

höre ich so:

| A/C# D/C | G/B Bbo7 | A-7 etc.

Cheek to Ckeek oder Basin Street ist doch in etwa diesem Bereich was den Sound betrifft.

Oder schau mal hier:

Vem P'ra Roda (F) von Tania Maria
vempraroda.jpg

Die chromatische Basslinie geht noch weiter - durch's ganze Stück. Wegen Copyright kann ich nicht mehr darstellen.
 
@turko:

darf man fragen, welche Umstände dich dazu bewegen diese Nachforschungen anzustellen?
 
Der Abgang bei Ai No Corrida (0:26 bis 0:30):

http://www.youtube.com/watch?v=SI9ctKdDoE0

höre ich so:

Du hast wie immer recht. Ich hatte schon wieder - unbemerkt - die Transponier-Taste an meinem Keyboard eingeschaltet ...

- - - Aktualisiert - - -

darf man fragen, welche Umstände dich dazu bewegen diese Nachforschungen anzustellen?

Darf man. Es ist das jahrelange Zuhören der "Radio-Musik", gepaart mit dem Erkennen der Auffälligkeit, daß diese harmonische Spielwiese in der Popmusik wenig frequentiert wird . Nun wollte ich entsprechende "Gegenbeispiele" kennenlernen ...
 
ah ok, ich hör nicht viel radio, aber wahrscheinlich ist das was du suchst wirklich nicht all zu oft im populären radio zu finde.
 
Ich glaube nicht, dass der Sextakkord in der Popmusik besonders selten ist. Wenn er in den Akkord-Griffbildern (die eh meist nur Vereinfachungen sind) nicht auftaucht heißt das noch lange nicht, dass er auch nicht da ist.

Wenn man einen Song als Partitur versteht, dann hat man auch einen Sextakkord, wenn die Stimme in der Melodie sich durch die Sexte bewegt. Und das dürfte relativ häufig der Fall sein. Von daher...
 

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