Hallo Atlantperator,
Aus der Form der Stimmzunge (breiter Zungenfuß) und der Art, wie der Nietkopf malträtiert wurde, kann man schließen, das die Stimmplatten sehr wahrscheinlich Tipo a Mano sind - also schon mal gar nicht schlecht. Auf den Hersteller kann man so aber noch nicht schließen.
Der Schrägstrich auf der Stimplatte ist kein Herstellerkennzeichen, sonder eine Kennzeichnung an sich. Ist häufig zu finden, aber kein muss. Es gibt solche Platten mit 1, 2 und 3 Schrägstrichen. Was das genau bedeutet , bin ich mir nicht 100% sicher, aber ich hab schon in mehreren Instrumenten festgestellt, dass die meist chorweise sortiert auftreten. Von daher vermute ich ganz stark, dass das bei neuen Stimmplatten die Vorstimmung bedeutet. Die Stimmplatten werden ja nicht fertig gestimmt verkauft, sondern nur vorgestimmt auf ca. 3 Cent oder so. Und um dem Instrumentenstimmer die Arbeit etwas zu erleichtern, werden die auch entsprechend der Schwebetonlage auf einen typischen Tremolowert vorgestimmt sein - und zur Unterscheidung mit 2 oder 3 Strichen gekennzeichnet.
Das hat zwei Vorteile - erstens benötigt der Stimmer weniger Aufwand, um auf den Endwert zu stimmen und zweitens ist die Tonstabiltät um so größer, je weniger an der Stimmplatte verändert wird. Der Stimmer muss also hinterher auch nicht mehr mit so großen Abweichungen rechnen, wenn er das Instrument nach ein paar Tagen im 2 Durchgang kontrolliert und nachkorrigiert.
Bei Reparaturen, wenn eine Stimmplatte gewechselt werden muss ist das egal, denn für eine Stimmplatte ist das dann von der Zeitersparnis unwichtig und von der Lagerhaltung her wird sich kein Reparaturbetrieb die Stimmplattensätze auch noch nach Vorstimmung für Schwebeton auf Lager legen - das rentiert einfach nicht. Der Reparateur nimmt einfach den Ton (egal wie vorgestimmt ) und stimmt den Rest nach.
Wo und wie nun die Stimmzungen bearbeitet werden, um die Stimmung zu korrigieren, das ist nun die eigentliche Kunst! Es gibt keinen festen Wert, wo die Spuren angebracht werden, denn es hängt immer auch von der Grundschliffform der Zunge ab, wieviel korrigiert werden muss und wie die Tonkonstanz der Zunge insgesamt aussieht. (gut- letzeres kann man mit einfachen Mitteln nicht nachmessen und wird drum auch im Normalfall nicht berücksichtigt).
Die Zungen in deinen Bildern dürften sehr wahrscheinlich bereits im Mittenbereich dünner ausgeschliffen sein. Wenn du nun im Mittenbereich was wegfeilst oder ritzt, dann bewirkst du hier große Änderungen, weil eben die Zunge hier schon relativ dünn ist. Also musst du in dem Bereich entweder sehr vorsichtig zu Werke gehen, oder die Feilstelle in dickere Bereiche verlagern - dann wirds wieder unempfindlicher. Weil meist nach Gehör bei mittlerer Lautstärke gestimmt wird, legt man dann die Feilbereiche in Bereiche, wo man sich sicher wähnt. Also zum tiefer Stimmen nach hinten zum Niet und zum höher Stimmen zur Spitze hin.
Natürlich könnte man auch weiter in die Mitte der Zunge gehen zum nach stimmen - Nur hat das dann auch Querwirkungen auf das andere Ende der Stimmzunge und wenn man nicht genau weiß, was man da tut, kann es passieren, dass man bei mittlerer Lautstärke prima gestimmt hat und die Zunge dann aber bei Crescendo unerwünschte Tondrift aufweist. Wer keine Möglichkeit hat die Zunge über den gesamten Druckbereich zu vermessen, geht dann eben auf Nummer sicher und stimmt in Bereichen, die weniger Auswirkungen auf die anderen Bereiche produzieren (und nimmt dann halt eventuelle kleinere Tondrift billigend in Kauf)
Wenn man sich sehr viel Mühe machen will, kann man aber auch zumindest ab der Diskantmitte die höheren Töne so auskorrigieren, dass die keine Tondrift mehr aufweisen! (iss aber sehr Mühsam und macht ganz sicher kein Instrumentenstimmer, der sein Geld mit Stimmen verdienen muss, weil die zeit kein Mensch bereit ist zu bezahlen!)
Aber egal, wie du stimmst, du musst auf alle Fälle ganz stark darauf auchten , dass du immer flächig arbeitest. Also immer nur ganz wenig und immer auf einen längeren Bereich abtragen. Beim Feilen also immer einen breiteren