Serenelli-Akkordeon selbst stimmen

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Hallo Leute,
habe ein Serenelli-Akkordeon vom Flohmarkt vor längerer Zeit erstanden und bin gerade am selbst stimmen. Erfolge meines tuns sind schön hörbar. Es sind auch viel bessere Stimmplatten als die Standard-Hohner-Platten der Atlantics u. Co. .Viel saubere und wohlklingende Töne. Welche könnten das sein? (1 Schrägstrich eingestochen,von Hand genietet)
Habe eine Frage: Auf den Fotos sind vom Stimmer, ob von Erststimmung oder nachher oberhalb vom unteren Drittel, fast in der Mitte waagerechte Schleifspuren angebracht.
Denke, das diese zur Tieferstimmung gehören. Ist das effektiver als direkt oberhalb vom Plattenniet? Oder wie verhält sich das?
Danke euch.
 
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Welche könnten das sein? (1 Schrägstrich eingestochen,von Hand genietet)

Hallo Atlantperator

Von der Machart her könnten es Stimmplatten von Sabbatini sein, siehe mein Foto als Beispiel von Borsini: Form der Stimmzunge, dunkler Ansatz beim Niet, Schrägstrich oben rechts auf Platte neben der Zunge.

Die Lederventile sind vermutlich nicht original, denn die sind leicht zu breit und borden sich auf der Nachbarzunge seitlich auf. Auch das Kratzen in der Mitte bis an den Zungenrand scheint mir eher ein nachträgliches Umstimmen zu sein (würde ich so nicht machen um den scharfen Rand nicht zu verletzen).

Ansonsten ein schönes Akkordeon bei dem sich jede Verbesserungsarbeit lohnt.

Gruß / Hermann
 

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Hallo Atlantperator,

Aus der Form der Stimmzunge (breiter Zungenfuß) und der Art, wie der Nietkopf malträtiert wurde, kann man schließen, das die Stimmplatten sehr wahrscheinlich Tipo a Mano sind - also schon mal gar nicht schlecht. Auf den Hersteller kann man so aber noch nicht schließen.

Der Schrägstrich auf der Stimplatte ist kein Herstellerkennzeichen, sonder eine Kennzeichnung an sich. Ist häufig zu finden, aber kein muss. Es gibt solche Platten mit 1, 2 und 3 Schrägstrichen. Was das genau bedeutet , bin ich mir nicht 100% sicher, aber ich hab schon in mehreren Instrumenten festgestellt, dass die meist chorweise sortiert auftreten. Von daher vermute ich ganz stark, dass das bei neuen Stimmplatten die Vorstimmung bedeutet. Die Stimmplatten werden ja nicht fertig gestimmt verkauft, sondern nur vorgestimmt auf ca. 3 Cent oder so. Und um dem Instrumentenstimmer die Arbeit etwas zu erleichtern, werden die auch entsprechend der Schwebetonlage auf einen typischen Tremolowert vorgestimmt sein - und zur Unterscheidung mit 2 oder 3 Strichen gekennzeichnet.

Das hat zwei Vorteile - erstens benötigt der Stimmer weniger Aufwand, um auf den Endwert zu stimmen und zweitens ist die Tonstabiltät um so größer, je weniger an der Stimmplatte verändert wird. Der Stimmer muss also hinterher auch nicht mehr mit so großen Abweichungen rechnen, wenn er das Instrument nach ein paar Tagen im 2 Durchgang kontrolliert und nachkorrigiert.

Bei Reparaturen, wenn eine Stimmplatte gewechselt werden muss ist das egal, denn für eine Stimmplatte ist das dann von der Zeitersparnis unwichtig und von der Lagerhaltung her wird sich kein Reparaturbetrieb die Stimmplattensätze auch noch nach Vorstimmung für Schwebeton auf Lager legen - das rentiert einfach nicht. Der Reparateur nimmt einfach den Ton (egal wie vorgestimmt ) und stimmt den Rest nach.

Wo und wie nun die Stimmzungen bearbeitet werden, um die Stimmung zu korrigieren, das ist nun die eigentliche Kunst! Es gibt keinen festen Wert, wo die Spuren angebracht werden, denn es hängt immer auch von der Grundschliffform der Zunge ab, wieviel korrigiert werden muss und wie die Tonkonstanz der Zunge insgesamt aussieht. (gut- letzeres kann man mit einfachen Mitteln nicht nachmessen und wird drum auch im Normalfall nicht berücksichtigt).

Die Zungen in deinen Bildern dürften sehr wahrscheinlich bereits im Mittenbereich dünner ausgeschliffen sein. Wenn du nun im Mittenbereich was wegfeilst oder ritzt, dann bewirkst du hier große Änderungen, weil eben die Zunge hier schon relativ dünn ist. Also musst du in dem Bereich entweder sehr vorsichtig zu Werke gehen, oder die Feilstelle in dickere Bereiche verlagern - dann wirds wieder unempfindlicher. Weil meist nach Gehör bei mittlerer Lautstärke gestimmt wird, legt man dann die Feilbereiche in Bereiche, wo man sich sicher wähnt. Also zum tiefer Stimmen nach hinten zum Niet und zum höher Stimmen zur Spitze hin.

Natürlich könnte man auch weiter in die Mitte der Zunge gehen zum nach stimmen - Nur hat das dann auch Querwirkungen auf das andere Ende der Stimmzunge und wenn man nicht genau weiß, was man da tut, kann es passieren, dass man bei mittlerer Lautstärke prima gestimmt hat und die Zunge dann aber bei Crescendo unerwünschte Tondrift aufweist. Wer keine Möglichkeit hat die Zunge über den gesamten Druckbereich zu vermessen, geht dann eben auf Nummer sicher und stimmt in Bereichen, die weniger Auswirkungen auf die anderen Bereiche produzieren (und nimmt dann halt eventuelle kleinere Tondrift billigend in Kauf)

Wenn man sich sehr viel Mühe machen will, kann man aber auch zumindest ab der Diskantmitte die höheren Töne so auskorrigieren, dass die keine Tondrift mehr aufweisen! (iss aber sehr Mühsam und macht ganz sicher kein Instrumentenstimmer, der sein Geld mit Stimmen verdienen muss, weil die zeit kein Mensch bereit ist zu bezahlen!)

Aber egal, wie du stimmst, du musst auf alle Fälle ganz stark darauf auchten , dass du immer flächig arbeitest. Also immer nur ganz wenig und immer auf einen längeren Bereich abtragen. Beim Feilen also immer einen breiteren
 
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Danke maxito u. Musikatz,
Beim Piccolo-Chor gehts auf die komplette 4" Tonleiter und man kommt nicht um das neu einwachsen herum, da ich mit dem Zungenheber sonst die dünnen
Zungen verbiege. Die sind übrigens auf Messingplatten genietet. Die Ventile im Baß sind alle mit Stahlfedern gestützt, schnarren teilweise aber trotzdem, werde ich mir
selbst basteln müssen, ohne viel Geld zu investieren. Das Verdeck ist auch Marke Eigenbau.:hat:
 
a wolltest Du doch sicher quer sagen.....

Danke für den Hinweis!

Selbstverständlich sollte dies quer heißen. (habs oben bereits ausgebessert)

Also nochmals in Kürze:

mit der Feile geritzt wird immer in Längsrichtung , keinen zu kurzen Strich. Aber nie quer zur Zunge ritzen!

Gruß, maxito
 
Die Ventile im Baß sind alle mit Stahlfedern gestützt, schnarren teilweise aber trotzdem, werde ich mir
selbst basteln müssen

Hallo Atlantperator

Betreffend „Schnarren“ der Ventile habe ich mal einen Versuch gemacht, siehe Foto. Anstelle der originalen Kunststoffventile mit Aufdoppelung als Verstärkung (siehe links u. rechts) habe ich aus sehr weichem Leder ein Ventil eingesetzt das eine Metallfeder zur Stabilisierung erhielt. Dieses Spezialventil war praktisch „lautlos“ und sehr schnell in der Bewegung (auf und zu).

Es blieb aber bei diesem Versuch, weil ich den riesigen Aufwand scheute, vor allem innenliegende Ventile sind eben nicht so einfach zugänglich und ersetzbar.

Dies als kleine Anregung, weil du von Ersetzen der Ventile gesprochen hast.

Gruß / Hermann
 

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Hallo Musikatz,
mit den Federn ist ja ne tolle Sache, wo gibts denn so was ?
 
Hallo Atlantperator

Das Spezialventil habe ich von einem mir bekannten Akkordeonbauer erhalten.
Es gibt einige Händler für Akkordeon-Ersatzteile.
Beispiel siehe hier: http://www.acmuton.de

Freundlicher Gruß
Hermann
 
Hallo Musikatz,
hatte gedacht, dass du die Feder einfach zweckentfremdet von sonst irgendwo her hast, vieleicht vom Uhrmacher.
Danke für den Link.
 
Hallo,
habe inzwischen meine Stimmarbeiten abgeschlossen.
Hatte erst gedacht, dass die Ventile schnarren, aber nach Einbau 4 neuer Ventile hat es immer noch geschnarrt. Bis ich gemerkt habe, dass die Stimmplatten geklappert haben.
Also war das Wachs brüchig. Messer über dem Bunsenbrenner heiß gemacht und dann an allen Stimmplatten entlang gefahren, so das die Platten neuen Kontakt hatten, hat prima geklappt. Mal gucken für wie lange, denn das Wachs ist ja schon alt u. brüchig.
Bei den großen zwei Chören habe ich das gleiche Spiel gemacht, aber zusätzlich neues Wachs drüberlaufen lassen, denn die Italiener haben auch ein bisschen mit dem Wachs gespart, es war also noch genügend Plart für neues.
Ich war eben zu faul alle Platten zu säubern und neu einzuwachsen. Die Arbeit hat sich gelohnt, denn jetzt kann ich schön drauflosspielen.
:rofl: Traut euch auch an sowas, denn so braucht Ihr nicht zu irgendeinem "Akkordeonschuster" zu gehen und eine Menge Geld loswerden !
 
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