Seltsame Notation im Wechselbass

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Ich hatte gestern wieder Unterricht und habe ein neues Lied bekommen "Trompetenecho" Das ist ein Volksmusik Rumstata.
Mein Lehrer meinte die Bässe brauchen wir nicht machen, das sind alles Wechselbässe und die kann ich eh. Also haben wir uns mit der rechten Seite intensiv beschäftigt. Ich habe auch garnicht auf die Bässe geachtet. Zu Hause dann dachte ich mir ich gucke mir mal die Bässe an und nun stehe ich da mit einem riesen Fragezeichen auf der Stirn und brauche bitte mal Hilfe.

Das Lied ist im 4/4 Takt und damit die Bässe jeweils eine viertel Note. Der 1. Teil des Liedes ist in C dur. Da ist notiert ein C, drunter steht C, also C Bass, das ist klar, aber dann kommt ein g und drunter steht ein c????? Dann kommt ein G und wieder ein g, da steht dann nichts mehr drunter. Klar ist , dass ich C und G Bass wechsle, aber womit? Mit C dur oder mit G dur? Bisher habe ich C/G Bässe immer mit C Akkorden gewechselt. Ist das immer so? Oder ist das nur häufiger so und ich habe halt immer die erwischt? Warum sollte man C/G nicht auch mit G Akkorden wechseln?
Oder ist das einfach nur anders herum notiert? Wenn ein Akkord mit nur 1 Note notiert ist, dann war es bisher immer ein C für einen C Akkord, vielleicht hat man nur die obere Note genommen, C Dur (c e g) ?
Da wiederum gegen spricht der 2. Teil, der ist in F dur. Da steht ein f und drunter steht F, die nächste Note ist ein a, dann kommt ein c und wieder ein a. Also Bässe F/C und womit wechsle ich die? Da steht nichts von wegen 7 oder m, dem nach müsste es dur sein. Zum einen greift sich das ziemlich blöd F/C mit a dur gewechselt und zum anderen würde a dur ja auch nicht in die Tonleiter passen, das müsste ja moll sein (a b d). So ein Griff würde mich zwar nicht erschüttern, denn ich hatte auch schon Lieder da habe ich F/D mit d moll gewechselt, aber kann das sein?
Und wenn es f dur ist und die obere Note notiert ist, dann müsste da ein c stehen.
Ich will jetzt auch nicht irgend einen Blödsinn üben.
Ich verstehe einfach nur Bahnhof?
Kann mir einer helfen?

Gruß grollimolli
 
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Hallo grollimolli,

es ist möglich, dass es sich um eine vereinfachte Notation handelt, bei der die Akkorde (also auf 2 und 4) vereinfacht als irgendwelche Einzelnoten mit Hals nach unten notiert sind, ohne dass die notierte Note den Grundton des Akkords darstellt. Dies habe ich schon in einigen Büchern so gesehen.
Um welche Version des Trompetenechos (Bearbeitung/Verlag) handelt es sich denn?
 
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Danke, das kann sein.
Ich habe nur eine Kopie von dem Lied das ist von V.S. Avsenik.

Würde das denn bedeuten, dass ich beim 1. Beispiel C/G Bass mit c dur wechsle?
 
Hallo grollimolli,

ich vermute mal, Dein Lehrer hat nur vergessen, Dir das mit dem Humptata- Wechselbass mal prinzipiell zu erklären. Dazu muss man ein ganz, ganz klein wenig in die Harmonielehre eindringen.

Ich versuche es mal am Beispiel eines C-Dur-Teils eines Stückes: bei einfachen Teilen wie dem 1. Satz des Trompetenechos kommen im Wesentlichen nur 2 Harmonien/ Akkorde vor. Das sind der C-Dur-Akkord (das nennt man auch die Tonika) - so fängt das Trompetenecho an. Dann kommt als 2. Harmonie der G-Dur- oder G7-Akkord vor (das nennt man auch die Dominante). Die Dominante ist in jeder Tonart von der Tonika (im Beispiel also c) aus gerechnet der Akkord, dessen Grundton mit der Tonika eine Quinte (5-Ton-Intervall) bildet (im Beispiel also c und höhergelegenes g). Und manchmal, aber nicht im 1. Satz des Trompetenechos, kommt noch als 3. Akkord der F-Dur-Akkord vor (das nennt man die Subdominante). Die Subdominante bildet mit der Tonika stets ein 4-Ton-Intervall.

Mit diesen 3 Akkorden verdienen viele Musiker, nicht nur Akkordeonisten, aber auch diese, ihr tägliches Brot. Das System gilt für jede Tonart. Zum Beispiel ist in F-Dur (vgl. 2. Teil des Trompetenechos) die Tonika eben f, die Dominate c und die Subdominate b. In der Tonart G-Dur ist die Tonika eben g, die Dominante d und die Subdominate c. An diesem System orientiert sich auch die Belegung der Bassknöpfe an einem Standardbass-Akkordeon.

Welcher der 3 Akkorde in welchem Takt der passende ist, kann man ohne Noten ganz einfach testen, indem man zu dem betreffenden Melodiebogen die 3 Akkorde ausprobiert. Mit einiger Übung hört man das dann ohne zu probieren. Soviel zum Prinzipiellen.

Nun zum Humptata: auf das 2. und 4. Viertel im 4/4-Takt wird als Akkordtaste immer der Akkord gedrückt, der der jeweiligen Harmonie in dem betreffenden Takt entspricht. Im Beispiel c-Dur-Akkord-Taste in allen Takten, die die Tonika-Harmonie haben. Das ist ganz wichtig und war wohl eines Deiner Probleme. Regel: Akkord-Taste immer entsprechend der Harmonie in dem betreffenden Takt - und zwar unabhängig davon, was als Grundbass gespielt wird.

Als Grundbass auf das 1. und 3. Viertel wird dann in der einfachsten Version immer der Tonika-Ton gedrückt, im Beispiel also der C-Grundbass. Spielt man nun Wechselbass, dann drückt man auf das 1. Viertel den C-Grundbass, auf das 3. Viertel den G-Grundbass, belässt aber gem. obiger Regel auf dem 2. und 4. Viertel den c-Dur-Akkord. Entsprechend geht das in Takten mit der Subdominanten-Harmonie und der Dominanten-Harmonie. Bei Takten mit der Dominanten-Harmonie nimmt man oft anstelle des Dur-Akkordes auf 2. und 4. Viertel den Septime-Akkord. Spiel das mal auf Deinem Akkordeon ohne die rechte Hand und denke Dir die Melodie des Trompetenechos dazu.

Das kann man jetzt anwenden, ohne die Buchstaben-Hilfen unter den Bassnoten zu lesen. Entscheidend ist eben nur, ob zu dem betreffenden Takt die Tonika-, die Subdominaten- oder die Dominanten-Harmonie gehört. Dann, und da hat Dein Lehrer völlig Recht, läuft das links nach Schema.

Viele Grüße

morino47
 
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:D Dass ich das nochmal hören darf!!! Danke für diese ausführliche Erklärung! Besonders im dritten Absatz habe ich auf diverse Witze gewartet - "Hey F Dur ist doch schon die Subdominante" und so...

Aber im Ernst, im Horst, nee also ernsthaft:

Vielleicht hättest Du noch das Wort "Quintenzirkel" erwähnen sollen:
Der Bass ist im Quintenzirkel geordnet: je eine Bassreihe höher klingt jeweils eine Quinte höher. Quinte=5.
Also z.B. C+5=G, G+5=D oder anders herum:
C-5=F, F-5=Bb

Der Wechselbass stellt nun jeweils die Quinte des Grundtons dar. Also:
Wenn Du in C Dur spielst, darfst Du zur Abwechslung auch mal im Bass die obere Quinte (G) und die ganz virtuosen auch mal die Terz (E) spielen. Denn der Dur Dreiklang besteht aus Grundton Terz und Quinte. Warum soll dem Bass also verboten werden, diese auch zu spielen?

Wechselbass bedeutet nur, dass der Bass wechselt, während die Harmonie gleich bleibt. So gibt es im Jazz dann sogar den Walking Bass, der eben nicht nur C und G spielt, sondern alle Leitereigenen und sogar noch andere Leittöne - er geht halt spazieren und läßt keine Ecke aus, es sei denn es stinkt irgendwo... :D

Zum Trompetenecho: Normalerweise ist der erste Takt ja in Deinem Fall C Dur. Spiel doch aus Spass mal im ersten Takt
C CDUR , G GDUR, C CDUR, G GDUR und im zweiten Takt dann G GDUR, D DDUR (oder moll), G GDUR, D DDUR (oder moll)...

Wenn es Dir gefällt, dann wäre das mal was neues!
Ich finde man sollte alle Fehler machen, die nur möglich sind, so lernt man am besten und stellt fest, welchen Sinn Regeln ergeben. Manchmal sind Regeln nämlich auch doof.
 
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Tausend Dank!!! Ich habe natürlich schon was von Harmonien und Tonarten gehört, aber manchmal stehe ich auf der Leitung. Mir ist jetzt richtig ein Licht aufgegangen, Dank Euch!
Ich habe eben den 1. und 2. Teil mit Bässen gespielt und das passt. Ist noch zu langsam und stockend, aber mit der Übung kommt das schon. Den 3. und 4. Teil habe ich ohne Bässe gespielt, das liegt aber daran, dass die rechte Hand noch nicht so richtig funktioniert.

Gruß grollimolli
 
:D Dass ich das nochmal hören darf!!! Danke für diese ausführliche Erklärung! .

Hi Oove,

freut mich, dass Du es genossen hast, endlich mal wieder von den Grundwahrheiten der Akkordeon-Musik gelesen zu haben ;-) . Um die Sache nicht zu sehr aufzublasen, habe ich mir oben den Quintenzirkel bewusst verkniffen.

Aber hast Du schon mal das Trompetenecho mit Walking-Bass probiert? 3 Takte mit jeweils halben Noten, jeden 4. Takt mit Viertelnoten. Macht einen guten Groove, ist eben keine Oberkrainer-Musik mehr.

Viele Grüße

morino47


PS: Mit C+5=G habe ich ein arithmetisches Problem. Wenn ich auf meinem Tastenakkorden von C aus 5 Ganztontasten nach oben (dh. in Richtung der höheren Töne) gehe, dann komme ich zum A. Ich rechne nämlich so: C+0=C, C+1=D, C+2=E, C+3=F, C+4=G, C+5=A. Deshalb habe ich oben auch Fünftonintervall geschrieben. Das ist nämlich das Merkwürdige: Um ein Fünftonintervall (Quinte) zu bekommen, darf man nur 4 Töne weitergehen. Aber das kennst Du ja alles, ich will eben nur auf diese Merkwürdigkeit hinweisen.
 
Ich rechne nämlich so: C+0=C, C+1=D, C+2=E, C+3=F, C+4=G, C+5=A.
Du musst andersrum rechnen:
1=C, 2=D, 3=E, 4=F, 5=G (der erste Ton zählt mit). Und es sind keine Ganztonschritte, sondern Schritte innerhalb der Tonleiter (da ist auch mal ein Halbtonschritt dazwischen).

Gruß,
INge
 
Hallo INge,

ich bin ja ganz bei Dir. Wenn man (z.B. auf der C-Dur Tonleiter, Halbtöne mal außen vor) vom 1. Ton (z.B. C) zum 5. Ton (also dem G) kommen will, dann geht man unstrittigerweise nur 4 Töne weiter, bzw. zählt nur 4 Töne dazu. Der 1. und der 5. Ton der Tonleiter bilden eben nach allgemein eingeführter Sprechweise ein 5-Ton-Intervall, die Quinte, obwohl der Abstand nur 4 Töne ist. Das ist "merkwürdig" im eigentlichen Wortsinn.

Viele Grüße

morino47
 
ich bin ja ganz bei Dir.
Das habe ich durchaus vermutet :D
Ich wollte nur die richtige Abzählweise darstellen, damit ein Anfänger, der möglicherweise auf diese Postings stößt, nicht nur Deine verwirrende Zählart findet. Natürlich ist das Ganze "merkwürdig", aber es ist halt nun mal so ... :gruebel:

Gruß,
INge
 
Gerade bei dem "Trompetenecho" bietet sich die Variante an, beim Mittelteil auf Schlag 1 und 3 die Melodie in den Bass zu legen. (G - E - C - A - C - A - H - A usw.) Auf Schlag 2 und 4 kommt der passende Akkord im Diskant. Beim Vortrag Bässe kurz oder lang ? Ausprobieren. - - Als Boogie? Na, das wäre mal eine Herausforderung!
Gruß akkotue

Übrigens: Humptata?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallihallo,

mal was anderes: es ist ja super, dass so viele kreative Ideen für das Trompeten-Echo (demnächst im Swing-Style) da sind. Und auch die Erklärung zum (Quint)-Wechselbass. Schön auch, dass es grollimolli geholfen hat.

Von daher bin ich jetzt vielleicht zu egoistisch, aber wirklich ne Idee, weshalb da in der Notation ein g notiert ist, wo aller Wahrscheinlichkeit nach ein cdur-Akkord "hingehört" bzw. zumindest passen würde hat jetzt noch keiner geliefert, oder? Kennt sich einer mit Gitarre aus? Könnte da vielleicht irgendeine komische Gitarrenbegleitung stehen; vielleicht eine Art Tabulatur oder so?

Wilde Spekulation, aber ich bin halt neugierig. Schade, dass es wohl nicht gehen dürfte, die betreffende Notenzeile hier zu veröffentlichen...

@grollimolli: wenn du dir die Notation zwischenzeitlich erklären kannst, dann nichts wie her mit deinen Erkenntnissen. Bitte.

Die verschiedenen Notationen interessieren mich halt. Aber: Es könnte sich hier auch ganz einfach um einen Fehldruck handeln. Das kommt bei Noten jetzt ja auch nicht so selten vor.

Grüße, Schabernakk
 
Ich komme gerade von meiner Akkordeonstunde und kenne nun des Rätsels Lösung. Das sind Keyboard Noten, wohl eher altertümliche. Heut zu Tage drücken die irgend einen Knopf und die Wechselbässe gehen mehr oder weniger von alleine. Aber Früher haben die die nicht mit Akkorden gespielt wie wir, sondern mit nur einem Ton. Die wechseln also das C und G mit dem g (eine Oktave höher) und damit mit nur einem Ton aus unserem Akkord (c e g). Das erklärt auch das mein 2. Beispiel, da spielen die F und C mit a gewechselt, also den mittleren Ton unseres Akkords (f a c).
Ich habe mich nur beschwert, dass er mir das auch hätte sagen können. Dann bin ich schon so brav und achte auf die Noten und nicht auf das was drunter steht und dann passt das nicht mal.
Dafür habe ich dann eine ausführliche Erklärung bekommen.

Gruß grollimolli
 
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Also meiner Meinung nach sollte ein guter Akkordeonunterricht mit dem dazugehörigen Notenmaterial (Literatur) erfolgen.
Eventuelle Erklärungen gehören da ebenfalls mit einbezogen um solche Verwirrungen zu vermeiden.

Gruß a mano
 
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Genau darüber habe ich mich ja auch beschwert, er hatte es wohl vergessen, weil wir so vertieft auf die rechte Seite waren. Im Regelfall bekomme ich auch immer Erklärungen.

Gruß grollimolli
 

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