Ich habe Klavierspielen auf eine etwas seltsame Art und Weise (mehr-oder-minder) gelernt...
Ich habe mit einem Yamaha Keyboard angefangen (Den vollständigen Produktnamen könnte ich dir nicht mehr sagen, tut mir Leid - Aber es wird vielleicht auch gar nicht mehr hergestellt.)
Einzige interessante Features: 61 Tasten, Anschlagdynamik*. (Davon abgesehen 254 Klänge, von denen viele völlig unbrauchbar waren; Begleitautomatik; allerdings keine Leuchttasten.).
Damit habe ich eine Weile Privatunterricht genommen, bis es mir einfach zu langweilig wurde ich zu üben aufgehört habe, und schließlich auch den Unterricht aufgegeben habe (nach etwa ein bis anderthalb Jahren seriöser Arbeit und einer ziemlich langen Zeit des übungslosen Herumlungerns).
Die Grundlagen waren allerdings gelegt: Ich konnte dann Noten (seeehr langsam) lesen, hatte grundlegende Dinge über Handhaltung erfahren und genügend Stücke gespielt, um mir meine Fingersätze ganz gut selber überlegen zu können (zumindest gut genug, um meinen bisherigen Herausforderungen gerecht zu werden).
*Starker Druck auf eine Taste bewirkt durch Anschlagdynamik einen lauten, geringer Druck einen leisen Klang.
Ich habe eine Weile lang einfach die Stücke geklimpert, die ich eben konnte, und das ziemlich schlecht. Dann habe ich kurz nach Sylvester letzten Jahres endlich ein neues Instrument bekommen: Das Clavinova CLP-115. Diese Klavier-Imitation (ein D-Piano) kommt dem "richtigen" Instrument wesentlich näher als so ein Keyboard: 88 Tasten (genausoviel wie beim Klavier), Anschlagdynamik, beschwerte Tasten (also nicht so weich wie bei den meisten Keyboards), drei Pedale.
Damit übe ich seitdem, und die 950 Euro Kaufpreis (Wir haben es um 50 Euro ermäßigt bekommen, weil bei Ebay en Klaviergeschäft zu diesem Zeitpunkt das Gerät eben zu 950 Euro (statt 999) anbot.) haben sich enorm gelohnt: Ich spiele viel regelmäßiger und habe mich wesentlich verbessert. Ich übe alleine und bin mit dieser Lösung sehr zufrieden: Ich habe nicht den Stress, jeden Samstag irgendetwas geübt haben zu müssen, und ich kann mir meine Stücke selbst (nach Geschmack) aussuchen.
Ich kann damit leben, dass ich Lautstärkenangaben so auslege, wie es mir gerade passt, und dass ich ziemlich schlecht vom Blatt spielen kann, und insofern passt mir diese Lösung hervorragend.
An die schwereren Tasten habe ich mich nach ein paar Wochen gewöhnt (und seitdem fällt es mir wesentlich leichter, an echten Klavieren zu spielen) und mittlerweile könnte ich mir auch nicht mehr vorstellen, auf das rechte Pedal zu verzichten. Im Moment spiele ich einige Stücke aus dem Soundtrack des Films "Le fabuleux déstin d'Amélie Poulain" (dt. "Die wunderbare Welt der Amélie" (glaube ich)), die von Yann Thiersen komponiert wurden. Laien finden generell, dass ich "schön" spiele (wenn auch nicht überragend). Was das jetzt genau wert ist, kann ich nicht abschätzen, aber vielleicht gibt es euch einen Eindruck davon, was ich erreicht habe.
In Bezug auf bisherige Hinweise und Fragen kann ich also Folgendes sagen:
- Leuchttasten sind mit Lehrer zu Beginn sicherlich nicht notwendig.
- Man kann von einem Keyboard ohne Pedale und mit weichen Tasten auf ein Klavier umsteigen, auch wenn es nicht unbedingt leicht fällt.
- Regelmäßiger Klavierunterricht kann auf Dauer sehr lästig sein, und es ist angenehm, seine Stücke selbst wählen zu können.
Ich denke, es ist eine persönliche Entscheidung, wie weit man mit dem Instrument gehen möchte. Ich möchte es hobbymäßig betreiben, und auf dem Niveau, was das Übungspensum erlaubt, dass ich zu erbringen bereit bin. Dafür braucht man nicht lange Unterricht gehabt zu haben (Wenn man seriös arbeitet und als älterer Jugendlicher / Erwachsener anfängt wahrscheinlich noch bedeutend weniger als ein Jahr.): Dieser sollte lediglich (spiel)technische und theoretische Grundlagen schaffen und festigen (Man sollte Noten lesen und Fingersätze entwerfen können.).
Abschließend möchte ich noch zwei Dinge hinzufügen:
1. Ein Clavinova ist letztlich im Vergleich zu einem richtigen Klavier (und im Vergleich zu einem Flügel erst Recht) ein Spielzeug - Ein nützliches, schönes Spielzeug, aber ein Spielzeug. (Zu dieser Erkenntnis binich gelangt, nachdem ich in einer Ferienwohnung einmal 3 Wochen lang an einem richtigen Klavier üben konnte.) Deswegen werde ich mir auf Dauer sicherlich ein nicht-elektronisches Instrument kaufen. Vielleicht ist der Zwischenschritt über das Clavinova nicht sinnvoll. Es hat bloß drei Vorteile: Im Verhältnis zum Keyboard stellt es einen Fortschritt in Richtung Klavier dar; es ist noch wesentlich billiger als ein Klavier; und man muss es nie stimmen lassen.
2. Was ich oben beschrieben habe, ist lediglich der Weg, den ich in Bezug aufs Klavierspiel beschritten habe. Ob das für jemand anderes erstrebenswert ist, muss jeder selbst bewerten - Deswegen habe ich so klar geschrieben, was ich erreichen will und erreicht habe; wer wirklich sehr gut Klavier spielen möchte, dem ist wahrscheinlich zu einem anderen Weg anzuraten.