Hi Nyne,
ich habe mich mal ne Weile intensiv mit Existenzgründung beschäftigt und war auch mal in dieser Richtung unterwegs.
Wenn Du das nebenberuflich machen willst, im Sinne von: Du hast einen Haupterwerb, den Du auch weiter verfolgen willst und der dafür sorgt, dass Du auf einer guten Grundlage stehst, kannst Du Dein ganzes Vorhaben schon wesentlich entspannter angehen. So habe ich jedenfalls Deine Grundsituation verstanden.
Weiterhin: das, was Du nebenberuflich machen willst, folgt dem Muster: Warum nicht sein Hobby zum Geschäft machen bzw. warum da nicht mindestens zu Null rauskommen?
Zumindest kennst Du Dich in dem, was Du da zum Geschäft machen willst, schon etwas aus, hast Kontakte, ein Grundequipment.
So weit alles okay.
Weiterhin verstehe ich Deine unterschiedlichen Fragen (beats verkaufen, Platte produzieren+verkaufen, Tonstudio vermieten, andere Bands produzieren) so, dass da einige Varianten zur Verfügung stehen. Auch das ist im Sinne einer Flexibilität nicht schlecht.
Du merkst allerdings anhand der unterschiedlichen Antworten hier, dass die unterschiedlichen Tätigkeiten auch unterschiedliche Konsequenzen haben und somit eine bewußte Auswahl getroffen werden will. Ansonsten stehst Du entweder in einem Jahr noch so da wie jetzt oder hast Dich vielleicht schon vergalloppiert: zuviel investiert, das Falsche angeboten, Dir geht die Puste aus etc.
Was aus meiner Sicht die ersten Schritte für Dich sind:
> Schau nach Seminaren, workshops, Kursen für Existenzgründer. Da bekommst Du die Grundlagen mitsamt Komplettüberblick und Du wirst auf Dinge gestoßen, um die Du Dir vielleicht jetzt noch keinen Kopf machst, die aber wichtig sind. Wenn Du auf Angebote triffst, die nahe zu der Musikbranche liegen, umso besser, muss aber nicht sein. Nimm zunächst mal Angebote, die nichts oder wenig kosten.
> Parallel dazu schaust Du Dich, falls noch nicht geschehen, auf WEB-Seiten für Existenzgründer um, da gibt es mehrere. Die Inhalte sind im Wesentlichen die gleichen, schau einfach, was Dir am ehesten zusagt. Es gibt da jede Menge Checklisten, Infos und sowas wie einen Businessplan, den Du Dir bitte gut zu Gemüte führst. Das ist der Kern, um den es geht - und wenn Du sowas nicht hast oder nicht ausfüllen kannst, ohne Dich bitte selbst zu besch***en, dann tritt erst mal drei Schritte zurück.
= Du wirst erstens merken, woran Du alles denken musst, zweitens wirst Du ein Gefühl dafür entwickeln, ob und wo Du da Unterstützung bekommst bzw. brauchst und Du wirst merken, dass es einen gewissen Aufwand bedeutet, so was zu machen. (Sage ich später noch was zu.)
> Parallel kannst Du bitte schon mal folgendes machen: Du hast "Kunden", die das, was Du tust, mehr oder weniger für umsonst bekommen haben. Schätze jetzt mal bitte realistisch (!) ein, ob und was die bereit wären, zu zahlen. Recherchier mal ein bißchen, was die Konkurrenz für vergleichbare Produkte und Dienstleistungen nimmt. Und leider bewegst Du Dich in einem Markt, wo sich auch Leute tummeln, die das, was Du quasi legal und offiziell anbieten willst, schwarz oder zu Dumpingpreisen anbieten. Die sind auch Deine Konkurrenten.
= Du bekommst eine realistische Vorstellung von möglichen Einnahmen, denen zeitliche Aufwände (Deine Arbeitszeit) und Kosten (Anschaffungen und Investitionen, Raummiete etc.) gegenüberstehen. Du bekommst ein Gefühl dafür, in welchem finanziellen Rahmen sich das abspielen wird (Stichwort: Hobby/Liebhaberei versus Geschäft).
Du bekommst darüber auch eine Vorstellung (und das ist sehr wichtig), dass bei einer nebenberuflichen Tätigkeit (egal jetzt ob gewerblich oder nicht) noch etliche Tätigkeiten hinzukommen, die Du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hast: Rechnungen stellen, Dich darüber schlau machen, Bücher führen, Kunden akquirieren, Werbung betreiben, Angebote erstellen, Dich mit Gesetzen, Bestimmungen und Regelungen beschäftigen etc.
Möglicherweise wird es an dieser Stelle schon etwas eng: Wenn die Arbeitswoche mit Arbeit draufgeht und ein Tag des Wochenendes mit den Tätigkeiten, die Du verkaufen kannst und mindestens ein halber Tag des Wochenendes mit Tätigkeiten, die Du machen musst (siehe oben), aber für die Du nichts bekommst, dann bleibt für Freizeit, Freundin, Familie etc. recht spärlich Zeit.
Mag sein, dass das aber eh Dein Ding ist und Du nix anderes willst: Dann nichts wie näher ran und rein in die Realität (siehe die drei Schritte). Du wirst schlauer werden. So oder so. Bleibt gar nicht aus. Deine Entscheidung wird fundierter sein und Du wirst wissen, wovon Du redest.
Und das ist auch gut so. Alle, die mit Leuten im geschäftlichen Bereich reden und handeln, gehen davon aus, dass die wissen, was die tun. Die stehen nämlich selbst dafür gerade. Alles, was Du jetzt umschiffst oder anderen überläßt, ist also etwas, das Dir später auf die Füße fallen kann.
Übrigens: Es gibt natürlich Leute, die so etwas machen, was Du vorhast und die damit ganz zufrieden sind und gut damit fahren. Die haben sich alle mit dem oben Genannten befaßt, ihre eigenen Erfahrungen gemacht und sich dann entschieden.
Herzliche Grüße und viel Erfolg!
x-Riff