Rockin'Daddy
Mod Emeritus
Hi Leute!
Ich wollte Euch mal kurz an meinem letzten Projekt teilhaben lassen.
Eigentliches Ziel war, meinem Fender HRD ein neues Gewand zu spendieren, da der von mir bevorzugte 15"er
einfach kaum Platz in dem originalen Gehäuse hatte. Außerdem hatte ich das ewige "black Tolex/silver Front" nach 10 Jahren
irgendwie satt.
Mein eigentlicher Plan Massivholz (also kein simples Leimholz aus dem Baumarkt) zu verwenden, wurde bereits im Ansatz
durch verschiedene Kontras zerschlagen:
-teilweise unglaublich teuer (Kalifornische Pinie mit AA-Maserung 18mm stark z.B. ca. 118 Euro pro qm2)
-nicht besonders strapazierfähig, bzw. bruchfest
-teilweise wirklich schwer (Buche, Bubinga etc.)
Somit fiel meine Wahl wiedereinmal auf Gabun-Sperrholz:
-sehr günstig (ca. 25 Euro pro qm2)
-sehr schön gemasert
-sehr hart und zäh
mit diesem Werkstoff habe ich bereits andere Cabinets gebaut und war mit dem Ergebnis immer zufrieden.
Aber leider wird dieses Sperrholz seit neuestem (zumindest hier in Berlin) nur noch als Platte verkauft (nicht im Zuschnitt).
Was soll ich mit einer 250x150cm großen Gabunplatte?
Somit fiel auch diese Planung ins Wasser.
Also blieb mir eigentlich nur noch Birken-Multiplex. (Pappel ist nochmal weicher und sieht noch grausamer aus)
Pro:
-ebenfalls zäh und sehr resonant
-lässt sich besser verarbeiten als Gabun oder Massivholz
-im Zuschnitt erhältlich (also kein geeiere mit Gehrungssäge und/oder Stichsäge)
Kontra:
-nicht besonders schön gemasert
-relativ weich
-mit 50 Euro pro qm2 wieder etwas teurer
-Multiplex zu lasieren/beizen sieht eigentlich immer bescheiden aus
Also mußte ich einen Kompromiss zwischen Optik und Preis machen.
Der von mir gewünschte hellbraune Nußbaumton war nicht mehr umzusetzen, da die Maserung extrem unauffällig und selten schön war. Ich beschloss also, der ganzen Sache einen "antiken" Touch zu verpassen und besorgte mit sogenannte "Antik-Lasur" vom Tischler. Damit soll das Ergebniss aussehen wie ein in die Jahre gekommenes Stück Musikgeschichte.
Wie das alte Röhrenradio von Oma! Nur eben noch als Fender erkennbar.
Weiterhin sollte das Gehäuse superstabil sein und auch dem harten Einsatz aushalten können.
Wenn also jemand die Bilder sieht und sich denkt "man hätte sich das aber auch leichter machen können", sage ich "ja, hätte man, aber so traue ich der Geschichte wenigstens einige Jahre zu....".
Also habe ich mir die benötigten Teile besorgt und alles in meinen Bastel/Probekeller verfrachtet.(falls es gewünscht wird, mache ich gerne eine Teileliste)
Das Gehäuse wurde per Flachdübelfräse und Holzleim mit Spanngurten montiert. Der Ausschnitt für das Panel grob mit der Stichsäge ausgesägt.
Nach dem Abtrocknen gab es eine Schleiforgie mit Schwingschleifer und Kopierfräser (vorrausgesetzt eine Schablone für das Panel)
Neben der Abtrockenzeit des Lackes hatte ich ja Zeit für das Baffleboard. Dieses besteht in diesem Fall aus 12mm Multiplex mit den unvermeidlichen Leisten, damit der Frontbespannstoff nicht auf dem Baffle aufliegt. Dieses wird dann Schwarzmatt lackiert, um eine einheitliche Optik mit dem eingebauten Speaker zu erreichen. (Ansonsten sieht man den Speaker durch den Stoff, das ist nicht so schick.)
Nach dem Abtrocknen des Lackes wurde das Baffle mit dem Frontbespannstoff per Tacker verbunden.
Das ist immer eine heikle Angelegenheit, da dies unter Spannung geschieht und ständig kontrolliert werden muß, um da optisch nicht völlig aus der Reihe zu tanzen. (Wer das schonmal gemacht hat, weiß wovon ich rede)
Kleiner Tipp am Rande: sollte der Stoff nach dem Bespannen leichte Wellen aufweisen kann man als Notlösung mit einem normalen Haushaltsfön aus angemessener Distanz über den Stoff (der ist ja eigentlich aus Kunststoff) gehen. Der Kunststoff zieht sich so minimal zusammen und spannt sich nochmals.
Und schon geht's wieder zum Gehäuse.
Mit dem Radienfräser für die Oberfräse wurden die Kanten verrundet. Jetzt heißt es schleifen, schleifen, schleifen.......
Aber das auch nur mit relativ feinem Papier (240er) um ein Durchschleifen auf die nächste Lage zu vermeiden.
Da Multiplex ja aus mehreren Schichten besteht, darf man /sollte man nicht in die nächste Schicht schleifen, da das katastrophal ausschaut.
Ist mir aber leider trotzdem passiert. Man sieht es in den Bildern hinten, unten, links am Versteifungsbrett. Aber Gott sei Dank ist die Lasur sehr dunkel, so daß es nachher kaum auffällt.
Wenn also alles komplett plan geschliffen ist und sich keine Ecken und Kanten mehr zeigen, wird sich auf die Lasur vorbereitet.
Das bedeutet, einen Eimer heißes Wasser und einen Kunststoffschwamm (Spülschwamm).
Das Gehäuse wird mit dem feuchten Schwamm gewässert. Nicht unter Wasser setzen, aber doch deutlich feucht machen.
Dadurch öffnen sich die Poren im Holz und die Fasern stellen sich auf. Nach dem Trocknen wird diese rauhe Oberfläche nur leicht mit 240er Papier geglättet. Ohne Schwingschleifer!!! Nur die Fasern brechen.
Das wird dann zwei Mal wiederholt, bis man sicher sein kann, daß mir das bei der Lasur nicht mehr so extrem passiert.
Für den Anstrich muß die Oberfläche tiptop in Ordnung sein. Bei schlechter Vorarbeit hilft die beste Lasur und die größte Motivation nix meht. Das ist entscheidend für das Resutat. Wer da schlampt hat schon verloren.
In meinem Falle hat die Vorbereitung knappe zwei Tage in Anspruch genommen.
Die Lasur wird ebenfalls in drei dünnen Schichten mit einem Lasurpinsel aufgetragen. Immer mit der jeweiligen Trockenzeit (ca. 12 Stunden) und einem leichten Zwischenschliff per Hand dazwischen.
Meine Antik-Lasur ließ sich übrigens ganz beschissen verarbeiten. Da hätte es wahrscheinlich auch jede Lasur aus dem Baumarkt getan. Das Ergebnis unterscheidet sich kaum von den von mit bereits gebauten Cabs, bei denen ich normale Lasur verwendet habe.
Eigentlich sollte das Ganze ja etwas verwittert und abgegriffen aussehen. Aber ist es mir zu gleichmässig geworden. Naja, das nächste Mal wird's schicker. Ich brauche ja schließlich auch noch eine passendes 15"er Cab mit den gleichen Maßen, auf das ich dieses Monster draufstellen kann.
Bilder gibt's im Anhang!
Wenn es Fragen gibt, immer los.
Ich wollte Euch mal kurz an meinem letzten Projekt teilhaben lassen.
Eigentliches Ziel war, meinem Fender HRD ein neues Gewand zu spendieren, da der von mir bevorzugte 15"er
einfach kaum Platz in dem originalen Gehäuse hatte. Außerdem hatte ich das ewige "black Tolex/silver Front" nach 10 Jahren
irgendwie satt.
Mein eigentlicher Plan Massivholz (also kein simples Leimholz aus dem Baumarkt) zu verwenden, wurde bereits im Ansatz
durch verschiedene Kontras zerschlagen:
-teilweise unglaublich teuer (Kalifornische Pinie mit AA-Maserung 18mm stark z.B. ca. 118 Euro pro qm2)
-nicht besonders strapazierfähig, bzw. bruchfest
-teilweise wirklich schwer (Buche, Bubinga etc.)
Somit fiel meine Wahl wiedereinmal auf Gabun-Sperrholz:
-sehr günstig (ca. 25 Euro pro qm2)
-sehr schön gemasert
-sehr hart und zäh
mit diesem Werkstoff habe ich bereits andere Cabinets gebaut und war mit dem Ergebnis immer zufrieden.
Aber leider wird dieses Sperrholz seit neuestem (zumindest hier in Berlin) nur noch als Platte verkauft (nicht im Zuschnitt).
Was soll ich mit einer 250x150cm großen Gabunplatte?
Somit fiel auch diese Planung ins Wasser.
Also blieb mir eigentlich nur noch Birken-Multiplex. (Pappel ist nochmal weicher und sieht noch grausamer aus)
Pro:
-ebenfalls zäh und sehr resonant
-lässt sich besser verarbeiten als Gabun oder Massivholz
-im Zuschnitt erhältlich (also kein geeiere mit Gehrungssäge und/oder Stichsäge)
Kontra:
-nicht besonders schön gemasert
-relativ weich
-mit 50 Euro pro qm2 wieder etwas teurer
-Multiplex zu lasieren/beizen sieht eigentlich immer bescheiden aus
Also mußte ich einen Kompromiss zwischen Optik und Preis machen.
Der von mir gewünschte hellbraune Nußbaumton war nicht mehr umzusetzen, da die Maserung extrem unauffällig und selten schön war. Ich beschloss also, der ganzen Sache einen "antiken" Touch zu verpassen und besorgte mit sogenannte "Antik-Lasur" vom Tischler. Damit soll das Ergebniss aussehen wie ein in die Jahre gekommenes Stück Musikgeschichte.
Wie das alte Röhrenradio von Oma! Nur eben noch als Fender erkennbar.
Weiterhin sollte das Gehäuse superstabil sein und auch dem harten Einsatz aushalten können.
Wenn also jemand die Bilder sieht und sich denkt "man hätte sich das aber auch leichter machen können", sage ich "ja, hätte man, aber so traue ich der Geschichte wenigstens einige Jahre zu....".
Also habe ich mir die benötigten Teile besorgt und alles in meinen Bastel/Probekeller verfrachtet.(falls es gewünscht wird, mache ich gerne eine Teileliste)
Das Gehäuse wurde per Flachdübelfräse und Holzleim mit Spanngurten montiert. Der Ausschnitt für das Panel grob mit der Stichsäge ausgesägt.
Nach dem Abtrocknen gab es eine Schleiforgie mit Schwingschleifer und Kopierfräser (vorrausgesetzt eine Schablone für das Panel)
Neben der Abtrockenzeit des Lackes hatte ich ja Zeit für das Baffleboard. Dieses besteht in diesem Fall aus 12mm Multiplex mit den unvermeidlichen Leisten, damit der Frontbespannstoff nicht auf dem Baffle aufliegt. Dieses wird dann Schwarzmatt lackiert, um eine einheitliche Optik mit dem eingebauten Speaker zu erreichen. (Ansonsten sieht man den Speaker durch den Stoff, das ist nicht so schick.)
Nach dem Abtrocknen des Lackes wurde das Baffle mit dem Frontbespannstoff per Tacker verbunden.
Das ist immer eine heikle Angelegenheit, da dies unter Spannung geschieht und ständig kontrolliert werden muß, um da optisch nicht völlig aus der Reihe zu tanzen. (Wer das schonmal gemacht hat, weiß wovon ich rede)
Kleiner Tipp am Rande: sollte der Stoff nach dem Bespannen leichte Wellen aufweisen kann man als Notlösung mit einem normalen Haushaltsfön aus angemessener Distanz über den Stoff (der ist ja eigentlich aus Kunststoff) gehen. Der Kunststoff zieht sich so minimal zusammen und spannt sich nochmals.
Und schon geht's wieder zum Gehäuse.
Mit dem Radienfräser für die Oberfräse wurden die Kanten verrundet. Jetzt heißt es schleifen, schleifen, schleifen.......
Aber das auch nur mit relativ feinem Papier (240er) um ein Durchschleifen auf die nächste Lage zu vermeiden.
Da Multiplex ja aus mehreren Schichten besteht, darf man /sollte man nicht in die nächste Schicht schleifen, da das katastrophal ausschaut.
Ist mir aber leider trotzdem passiert. Man sieht es in den Bildern hinten, unten, links am Versteifungsbrett. Aber Gott sei Dank ist die Lasur sehr dunkel, so daß es nachher kaum auffällt.
Wenn also alles komplett plan geschliffen ist und sich keine Ecken und Kanten mehr zeigen, wird sich auf die Lasur vorbereitet.
Das bedeutet, einen Eimer heißes Wasser und einen Kunststoffschwamm (Spülschwamm).
Das Gehäuse wird mit dem feuchten Schwamm gewässert. Nicht unter Wasser setzen, aber doch deutlich feucht machen.
Dadurch öffnen sich die Poren im Holz und die Fasern stellen sich auf. Nach dem Trocknen wird diese rauhe Oberfläche nur leicht mit 240er Papier geglättet. Ohne Schwingschleifer!!! Nur die Fasern brechen.
Das wird dann zwei Mal wiederholt, bis man sicher sein kann, daß mir das bei der Lasur nicht mehr so extrem passiert.
Für den Anstrich muß die Oberfläche tiptop in Ordnung sein. Bei schlechter Vorarbeit hilft die beste Lasur und die größte Motivation nix meht. Das ist entscheidend für das Resutat. Wer da schlampt hat schon verloren.
In meinem Falle hat die Vorbereitung knappe zwei Tage in Anspruch genommen.
Die Lasur wird ebenfalls in drei dünnen Schichten mit einem Lasurpinsel aufgetragen. Immer mit der jeweiligen Trockenzeit (ca. 12 Stunden) und einem leichten Zwischenschliff per Hand dazwischen.
Meine Antik-Lasur ließ sich übrigens ganz beschissen verarbeiten. Da hätte es wahrscheinlich auch jede Lasur aus dem Baumarkt getan. Das Ergebnis unterscheidet sich kaum von den von mit bereits gebauten Cabs, bei denen ich normale Lasur verwendet habe.
Eigentlich sollte das Ganze ja etwas verwittert und abgegriffen aussehen. Aber ist es mir zu gleichmässig geworden. Naja, das nächste Mal wird's schicker. Ich brauche ja schließlich auch noch eine passendes 15"er Cab mit den gleichen Maßen, auf das ich dieses Monster draufstellen kann.
Bilder gibt's im Anhang!
Wenn es Fragen gibt, immer los.
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