Selbstbau E-Piano (Reeds oder Tines & Pickups)

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Hey ihr lieben!
Der Thread hier ist ja schon wieder eine Weile inaktiv, ich hoffe trotzdem, dass ich hier vielleicht ein paar antworten finde. :)

Ich bin dabei mir mein eigenes E-piano zu bauen bzw ein altes Klavier zu einem E-Piano umzubauen und habe ein paar fragen.
Ich habe überlegt, ob ich wie beim Rhodes eine Art "Stimmgabel" mit Stimmstab einbaue oder wie beim Wurlitzer die Reeds bzw. Zungen und habe mich für letzteres entschieden.
Mein bisheriger Plan war, die Zungen mit Rhodes-artigen Tonabnehmern zu kombinieren, allerdings bin ich mir nicht sicher wie gut das funktionieren würde.
Beim Wurlitzer ist ja am Ende jeder Zunge ein Stück Lötmittel, dass je nach Tonhöhe größer oder kleiner ist und ich weiß nicht genau wie das den Klang beeinflussen würde wenn ich Rhodes Tonabnehmer benutze, weiß dazu vielleicht jemand mehr als ich?

Was mich auch noch interessiert ist das, was ich hier in diesem Thread gelesen habe.
Im Electra sind die Zungen selbst magnetisch bzw magnetisiert und nicht die Tonabnehmer, richtig?
Wie genau funktioniert das und wäre das vielleicht eine alternative für mich, wenn ich die Teile selbst bauen muss oder ist das für mein Amateur-Können zu schwierig?

Ich sehe das ganze Projekt eher als interessantes Experiment, dementsprechend muss das Ergebnis nicht perfekt sein.
Ich würde mich sehr über ein paar Antworten von euch freuen!

Liebe Grüße,
Mikko
 
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Hallo Mikko,

gut 3 1/2 Jahre ist es her dass ich mich damit beschäftigt habe. Und seitdem bin ich mit meinem Hohner auch nicht weitergekommen. Es steht noch hier rum und ich muss mich irgendwann wieder mal ransetzen und Zeit investieren. Weggeben möchte ich das gute Stück auch nicht, da hier mein Opa und mein Vater vor gut 60 Jahren drauf gespielt haben.

Aus meiner damaligen Erfahrung heraus kann ich dir nur sagen, dass es sich bei den Reeds um eine spezielles Federstahlmaterial handelt, welches heutzutage als Rohmaterial aufgrund seiner notwendigen Eigenschaft nicht so leicht zu besachaffen sein dürfte. Ich gehe stark davon aus, dass das Material gestanzt ist. D. h. "sägt" man sich die reeds zurecht, verändert man, u. a. durch Hitze die magnetische (vielleicht auch die atomare?) Struktur. Viele Flexversuche mit Dremel oder ähnlichem habe ich benötigt um genau das herauszufinden. Good to know könnte sein, dass jeder Reed zunächst gleich ist. Der Unterschied besteht aber an den kleinen, bronzefarbenen Gewichten die man auf die Spitze setzt/klebt. Die Masse dieser Gewichte bestimmt die Schwingfrequenz und damit auch den Ton und muss durch Schleifen angepasst werden. Ich würde sagen es gibt zwischen den Tönen Unterschiede im Gramm, vielleicht sogar milligramm Bereich. Des Weiteren ist aus meiner Erfahrung heraus das Schleifen/Pfeilen mit einer Stahlpfeile suboptimal. Gefeilt habe ich an einem eingebauten reed. Hintergedanke war, zwischen kleineren Pfeilaktionen den Ton anzuschlagen, um so das Piano zu stimmen. Somit bin ich natürlich auch den benachbarten Reeds zu nahe gekommen und gefühlt klang das Piano in dem Bereich hinterher komplett schief. Seitdem habe ich auch nichts mehr dran gemacht.

Also ein Rhodes oder wie in meinem Falle ein Hohner Elektra, oder zumindest den Mechanismus der Tonerzeugung nachzubauen, erfordert das richtige Material und das richtige Werkzeug. Wenn de das hast, brauchste nur noch Liebe :ROFLMAO: ... sonst wirds :poop:

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.
 
Danke für die schnelle Antwort!

Ich denke beim produzieren der Reeds werde ich die Wurlitzer Methode benutzen, dort sind die Gewichte an der Spitze aus Lötmittel und das ist definitiv einfacher zu beschaffen. :)
Ich bin tatsächlich auf ein Video gestoßen, wo jemand die Reeds aus Handsägeblettern hergestellt hat, und das klang erstaunlich gut 😆
Im Grunde ist nur noch die Frage, wie ich die Tonabnehmer-Sache angehe, das ist leider das Gebiet von dem ich nicht sonderlich viel mehr verstehe, außer dass Schwingungen im Magnetfeld eine Spannung herstellen.
Weiß hier vielleicht jemand mehr über die Tonabnehmer im Wurlitzer oder aus dem Hohner Electra?

Liebe Grüße und danke nochmal!
 
Denke man muß sich hier etwas mit dem Begriff Stimmzungen auseinandersetzen


Wenn diese aus Stahl gefertigt werden und mit kleinen Gewichten zur Realisierung
der richtigen Tonhöhe versehen sind, bringt ein Blick auf die Spieluhren mit ihren
Walzen und Stahlstiften zur Tonauslösung sicher einige Ideen.
Wichtig ist hier die Unterseite dieser Kammzungen. dort befinden sich
Verdickungen deren Größe und Form die Tonhöhe der Zunge bestimmen
Natürlich alles in etwas größerem Maßstab als bei den Spieluhren , dennoch gleiches
Prinzip.
Der Tonabnehmer ist auch kein großes Geheimnis und hier reicht ein Blick
auf Gitarrenpickups . Auch die mechanischen Tonewheelgeneratoren alter Hammonds
arbeiten nach gleichem Prinzip. Als Kern der Abnehmerspule dient hier ein kleiner
Stabmagnet.

Die Tonauslösung erfolgt entweder durch die mechanisch angestoßene Zunge oder
durch Luftdruck / Unterdruck beim Akkordeon oder der Rotation des Tonwheelrades mit seinem am Umfang aufgeprägtem Profil.
Akkordeon und Tonwheelgenerator erzeugen jedoch Dauertöne und keinen perkussiven Ton.
 
Vielleicht kann @FantomXR Inputs geben?
 
Gern! :)

Zuerst sollte man Wissen, dass die Klangerzeugung im Wurlitzer 200(A) ganz anders funktioniert als bei einem Rhodes.
Bei einem Wurli ist an den Reeds eine DC-Spannung von 150-180V angelegt. Die Tonabnehmer-Platten (sind ja keine einzelnen für jeden Ton) liegen dabei auf Masse. Das ganze kann man sich in etwa wie einen Kondensator vorstellen, der aufgeladen wird. Wird nun eine Taste angeschlagen, gibt es Spannungsänderungen. Das ist das, was wir hören.
Ein Rhodes hingegen hat 73 einzelne Pickups / Single Coils. Durch Anschlagen eines Tines verändert sich das Magnetfeld des Pickups und das ist das was wir hören.

Bei einem Hohner Pianet hingegen finden wir Reeds mit Pickups. Also eine Mischung aus beidem. Und ja, bei einem Pianet würde ich auch auf Federstahl tippen. Bei einem Wurli kommt aber anderer Stahl zum Einsatz. Ggf. hat @Jenzz hier nochmal einen Hinweis.

Hab jetzt noch nicht so ganz verstanden, worum es bei diesem Projekt hier geht. Soll ein vorhandenes Klavier umgebaut oder ein neues Instrument gebaut werden? CP70 wäre ja so ein Kandidat für ersteres.

Ansonsten schau mal bei Youtube. Da gibt es einen schönen Kanal von Dean Coyle. Der hat einige interessante Experimente bzgl. DIY E-Piano gemacht.
 
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Aloha .-)

Vereinfacht kann man sagen:

Rhodes funktioniert quasi wie eine E-Gitarre, also ein System, welches auf Magnetismus und dessen Auswirkung auf Spulen (Pickup) und die Beeinflussung durch in der Nähe befindliches Metall (Tines) basiert.

Wurlitzer basiert auf einem kapazitiven System, genau wie ein Kondensatormikrofon:

Die Reeds stellen quasi die 'eine Seite' des Kondensators dar, die geschlitzte Elektrode (wo, wie schon von @FantomXR gesagt 150-180 DC als Polarisationsspannung draufliegen) die 'andere Seite'. Schwingen die Reeds durch das bespielen, so ändert sich dadurch entsprechend die Kapazität des ganzen 'Gebildes', und das kommt dann als kleine Signalspannung hinten raus. Das Ganze ist natürlich sehr empfindlich für Störungen, daher wird das Signal dann mit Antennenkabeln weitergeführt oder aber ein Preamp sitzt direkt auf dem Pickupsystem.

Das Lötzinn auf den Reeds dient in erster Linie als Gewicht, um die Stimmung einzustellen.

Was für DIY günstiger ist, ist schwer zusagen, ich würde das davon abhäöngig machen, welche Materialien besser / leichter zu beschaffen sind und wie es mit den vorhandenen Werkzeugen / Maschinen aussieht.

Jenzz
 
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Jednefalls ein sehr spannendes Projekt, könnte a la long was für die Startseite sein. :)
 
Zu Gegenständen wo Metalle schwingen um einen Ton zu erzeugen
gehören auch die alten Wanduhren oder Tischuhren aus den 50ern
mit ihrem Schlagwerk und den Klangstäben
Sowas kann man u U auch auf Flohmärkten günstig erstehen, was durchaus
für erste Versuche ausreichen dürfte.
 
@happyfreddy : Guter Tip !!
 
Für die Realisierung eines elektrischen Tonabnehmers
muß man schon sehr kleine Magnete verwenden
etwa folgende Größe scheint mir hier passend zu sein


Mit nur 0,5mm Scheibendicke kann man diese in einem entsprechend eingesägten
Schlitz vorn am Schlagwerkstab einkleben
Ist der Schlagwerkstab aus magnetischem Material kann der Magnet auch am Kern der
Pickupspule untergebracht werden. Es genügt sogar wenn der Magent am rückseitigen Ende
angebracht wird. Die Spitze des Metallkern der Pickupspule kann man dann zurechtfeilen
wie es bei den Rodes aussieht.
Als Pickupspulen eignen sich durchaus solche aus kleinen Relais die man dazu passend
zerlegt.
Einen provisorischen Test kann man zb mit einem Eisen Zahnrad ( Modellbau) mit 100 Zähnen
durchführen. Die Spule wirkt dann als Tonabnehmer vor dem drehenden Zahnrad.
Drehzahl = Tonhöhe ; Abstand zueinander = Amplitude des Tonsignals
 
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Hey ihr lieben, ich sehe jetzt erst eure ganzen Beiträge, vielen Dank dafür schon mal!
Hab jetzt noch nicht so ganz verstanden, worum es bei diesem Projekt hier geht. Soll ein vorhandenes Klavier umgebaut oder ein neues Instrument gebaut werden? CP70 wäre ja so ein Kandidat für ersteres.
Ersteres. Ich hab Zugriff zu einem alten Klavier von Freunden und habe quasi vor die Saiten mit Reeds auszutauschen und Pick-ups zu installieren.
Danke für die Aufklärung über die bzw. den Wurli Pick-up!

Auf die Idee gekommen bin ich durch ein Projekt von jemanden auf Youtube, der sein ganz eigenes E-Piano baut.
Der macht auch die Pick-ups selber und inspiriert sich hierbei an den Rhodes Pick-ups (Video dazu hier verlinkt).

In einem anderen Video wo ein Fan davon ebenfalls sein Projekt zeigt erzählt dieser, dass er Sägeblätter für Handsägen als Reeds benutzt 😆
Das klingt tatsächlich erstaunlich gut, ich schätze aber mal dass der Sustain dabei nicht sehr lang ist, die scheinen etwas weich zu sein (Hier das Video dazu).

Für die Realisierung eines elektrischen Tonabnehmers
muß man schon sehr kleine Magnete verwenden
etwa folgende Größe scheint mir hier passend zu sein
In dem Video an dem ich mich orientiere (ersteres) benutzt der Herr Stabmagnete.
Das sind jetzt auch keine sehr langen aber ich schätze mal verschiedene Magnete werden einen sehr unterschiedlichen Ton produzieren, richtig?
Wie stark sollten die Magnete für die Pick-ups sein?
Ich werde mir mal verschiedene bestellen und hören, welche ich klanglich am meisten mag.


Die meisten Ressourcen und Videos behandeln die Rhodes Mechanik und dessen Pick-ups deswegen werde ich vermutlich etwas ähnliches machen.
Es gibt tatsächlich ein E-Piano, dass die beiden Welten von Wurlitzer und Rhodes vereint in dem es Reeds benutzt aber Pick-ups wie Rhodes verwendet (Video hier).
So oder so ähnlich würde dann meine Variante auch aussehen, nur halt mit Hammermechanik aus Holz.

Ich denke auch mal, dass ich die Dämpfermechanik in dem Klavier umbauen muss, wegen der unterschiedlichen längen der Reeds.
So wie ich das aus verschiedenen Quellen verstanden habe, haben sie beim Wurli verschiedene Blanko-Reeds (wie hier z.B.) und steuern den Pitch durch die Gewichte, richtig?
Die Technik müsste doch immer noch funktionieren wenn ich Rhodes Pick-ups benutze, oder?
Das Gewicht beeinflusst ja sicherlich die Frequenz, in der sich die Reeds hin und her bewegen und dementsprechend den Ton, oder?

Ich freue mich mehr von euch zu hören, nochmal danke euch allen für euren Input!
Liebe Grüße
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ansonsten schau mal bei Youtube. Da gibt es einen schönen Kanal von Dean Coyle. Der hat einige interessante Experimente bzgl. DIY E-Piano gemacht.
Hab den Satz völlig überlesen 😆
Ja, der hat mich wie erwähnt erst dazu inspiriert!
 
Hey, danke für die Videos!
Hab mir jetzt mal ein paar Magnete zum austesten bestellt in verschiedenen Breiten und Längen.
Kupferdraht kommt gleich hinterher. 😄

Bin ab Donnerstag wieder zuhause und kann anfangen mit den ersten Tests, sobald ich das Klavier umpräpariert habe.
Falls sich dann schon Erkenntnisse ergeben, gebe ich Bescheid!

Liebe Grüße!
 
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