Hallöchen, J.I.
prinzipiell ist deine Idee mit den Stereoschienen als Seilreiter gut und so problemlos machbar - vorausgesetzt, dass du in der richtigen Raumhöhe und Bühnentiefe zulässige Montagemöglichkeiten findest. Erfahrungsgemäß ist das leider eher selten.
Wenn du selbst Montagepunkte setzen kannst, bitte unbedingt angemessen (über)dimensionieren, ein über Spannschlösser gespanntes Drahtseil auch kleinen Durchmessers entwickelt erstaunliche Zugkräfte. (Du hörst dich zwar an, als machst du das nicht zum ersten Mal, aber aufgrund der vielen Mitleser kann man die notwendigen Sicherheitshinweise nicht oft genug geben.)
Kannst du keine Punkte setzen, bleibt meist nur, ein Seil in der benötigten Raumtiefe zu spannen und die richtige Höhe über Abhängen von diesem Seil einzustellen - hier kommt jetzt mein V ins Spiel. Ein mit Seilklemmen ans Trageseil montiertes Drahtseil-V in dessen hängender Spitze das Mikro sitzt, hängt eben sehr stabil und kann sich nicht verdrehen, nur vor und zurück schwingen. Indoor ist das aber kein Problem, ist das Seil mal ausgependelt, bleibt es ruhig und stabil in Position.
Ein Anschlagpunkt des Seil-Vs kann fixiert werden, also mit mindestens 2 dingerechten Standardseilklemmen, der 2. Anschlagpunkt mit deutlichem Seilüberstand bleibt erstmal nur provisorisch fixiert, das Mikro wird mit Klemme auf einem geeigneten Seilreiter in die hängende Spitze des Vs montiert.
Als Ersatz-Seilreiter können zum Beispiel einfache Montageblechstreifen aus dem Baumarkt dienen, bewährt sind Fünflochbleche. Jeweils durch die äusseren zwei Löcher das Drahtseil fädeln, mittig die Mikroklemme anschrauben. Durch die Durchfädelung (und Schwerkraft) wird der Reiter ausreichend fixiert und man kann sich das Tapen sparen.
Jetzt kann die richtige Höhe ermittelt werden und durch Variation der Drahtseillänge am provisorisch fixierten Anschlagpunkt eingestellt werden.
Ist die Höhe eher niedrig und ein ausreichend hohes Stativ vorhanden, geht es einfacher und schneller, die richtige Höhe mit Mikro auf Stativ zu ermitteln und dann die ermittelte Höhe am V einzustellen.
Hängt das Mikro richtig, kann der provisorische Anschlagpunkt fixiert werden, eben auch mit mindestens zwei dingerechten Seilklemmen, der Drahtseilüberstand kann abgeknipst werden oder aufgerollt und oben fixiert werden.
Wichtig bei der gesamten Drahtkonstruktion: alle scharfen Knicke vermeiden und durch Kauschen und gegebenenfalls über eingesetzte Ketten-Notglieder entlasten. Wird irgendwo ein Übergang über andere nichtmetallene Tragemittel hergestellt - z.B. von Hängepunkten über Rundschlingen auf das Seil - dann unbedingt zusätzlich von Metall auf Metall mit Safety sichern (im Beispiel von Hängepunkt auf das Seilende).
Das Kabel zum Mikro unbedingt unten in Nähe der Klemme nochmal am Drahtseil-V zugentlasten und in lockerer Schleife zum Mikro anschliessen um das Mikro noch gut ausrichten zu können. Klar, mit gespannten Kabel oder zuviel Kabelgewicht auf dem Mikroanschluß gibt es keine Ausrichtung mehr. Mikro in der Klemme mit angeschlossenem Kabel in den Schwerpunkt schieben, auch das erleichtert das Ausrichten.
Wenn du den Chor nicht zur Verfügung hast, aber weißt, wie und wo er steht, kannst du die richtige Mikroposition ganz in Ruhe auch mit Hilfe eines kleinen Lautsprechers ermitteln.
Gut ist dabei mindestens ein Helfer, geht aber auch ohne. Entweder einfach die Box auf den Boden legen oder idealerweise auf einem Stativ in ca. Kopfhöhe des Chores positionieren und mit irgendeinem bekannten Signal im gesamten Singbereich füttern (z.B. bandbegrenztes Rauschen oder A cappella-Gesang von CD). Jetzt die Box vom Zentrum in die Ecken das abzudeckenden Chorpositionsfeldes rücken und das Mikrosignal abhören (und/oder aufnehmen) - klar, das Signal sollte zum Rand hin höchstens geringfügig leiser und unpräsenter werden als es sich im Zentrum anhört. So läßt sich auch sehr schön die richtige Addition der (in deinem Fall zwei) Mikros raushören und die Ausrichtung zueinander optimieren. Gleiches gilt für optimale Bühnentiefe und Tiefenausrichtung der Mikros (um den Pegelverlust durch grösseren Mikroabstand zwischen 1. und hinterster Chorreihe auszugleichen, wenn nötig)...
Erfahrungsgemäß fehlt vielen Chören leider die Geduld bei der optimalen Mikropositionierung angemessen zu helfen, daher habe ich mir dieses Verfahren mit Box als Arbeitsentlastung und -optimierung entwickelt.
Kennst du die Mikros wirklich gut, kannst du das gesamte Verfahren natürlich sehr stark verkürzen. Ich habe beispielsweise von allen häufig von mir verwendeten Mikros für Aufnahmeflächen statt Einzelnahquellen Excelberechnungstabellen, die die richtige Höhe, Tiefe und Ausrichtung praxisgerecht genau auswerfen.
In deinem Fall würde ich ev. einen leichten Pegel- und Höhenverlust zu den Ecken in Kauf nehmen, der Chor bleibt trotzdem "intakt" und gut durchhörbar, aber die anderen Quellen werden optimal ausgeblendet.
Papierbahn vor Wand ist als Hintergrund natürlich nicht ideal, hilfreich vor allem für die Unterdrückung der Becken wäre noch möglichst dicker und mehrfach gefalteter Bühnenvorhang zwischen Papierhintergrund und Wand, wenn du das ermöglichen kannst (z.B. Molton mit dreifacher Stoffbreite, also 3m Stoff auf 1 Meter Wand).
Bleibt es bei dem Set-Up mit nur Papier vor Wand, vermeide bei der Positionierung der Band, insbesondere des Schlagzeugs, eventuelle Spielgelschallquellen an Papier und Wand in die Mikros. (Einfallswinkel ist Ausfallswinkel...)
Ciao, Deschek