Hallo,
ich würde gerne in der Lage sein, schneller picken zu können. Im Genre Metal ist das immer von Vorteil. Zum einen will ich einige Songs spielen können, die ein hohes Tempo haben, zum anderen möchte ich auch eigene Ideen verwirklich, wobei mir jedoch die Fähigkeiten fehlen.
Wie kann ich lernen schneller zu picken? Sollte ich nur die Songs wiederholen, die ich spielen will und mit der Zeit das Tempo erhöhen(das hat bisher nicht sonderlich gut geklappt)?
Oder gibt es andere Methoden? Manche meinten, ich solle so lange spielen, bis ich es im Unterarm spühre, jedoch passiert das eig. nie. habt ihr vllt tipps?
Im Anhang ist noch eine GP5 Datei mit Riffs, die ich gerne spielen würde (Edifice of Tyranny ist natürlich extrem, aber es geht in die Richtung, die ich gerne spielen würde : P)
€: Übrigens, wie steht es mit Saiten und Picks? Gibt es da Möglichkeiten, etwas an Geschwindigkeit rauszuholen?
Danke im Voraus.
Hi,
also zunächst einmal gilt was bereits gesagt wurde: wenn Du erst 6 Monate Gitarre spielst, dann hast Du noch eine längere Übungsstrecke vor Dir, um ein gutes Niveau zu erreichen
Deshalb musst Du da erst einmal viel Geduld mit Dir selbst haben und Dir eine gewisse Beharrlichkeit zu regelmässigem und richtigem Üben aneignen (falls Du diese nicht ohnehin schon hast).
Davon einmal abgesehen gibt es aber ein paar Dinge, die für schnelles Spielen hilfreich sind, die jetzt erst einmal nix mit der Häufigkeit des Üben zu tun haben. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die anfangen Gitarre zu spielen bzw. in ein konkretes Speedproblem mit ihrer existierenden Technik gelaufen sind:
1. Härtere Picks sind in aller Regel besser für einen schnellen und präzisen Anschlag. I.d.R. sind diese auch etwas dicker. Ich meine als Richtwert alles ab 1mm aufwärts ist okay und dann Geschmackssache. Ich selbst spiele ein Dunlop JP Jazz III (1,5 mm).
2. Material und Größe des Picks ist eher Geschmackssache und nicht so wesentlich wie der Härtegrad des Picks. Ich persönlich bevorzuge JP pick was kleiner ist als die Standard-Tropfenform, aber größer als ein reguläres Jazz III. Wenn Du Metal spielst, dann solltest Du eine jedoch ein Material wählen was einen geringeren Verschleiss aufweist: ULTEX-Material von Dulop ist ganz gut. Tortex hatte ich zuvor, was aber m.E. schneller verschleisst.
3. Das Pick sollte eine gute Spitze haben. Das verbessert die Gleifähigkeit über die Saiten und die Präzision des Spiels.
4. Die Pickhaltung ist ebenfalls wichtig für schnelles und präzises Spielen:
- Pick zwischen Daumen und angewinkeltem Zeigefinger. Zeigefinger ist in etwa parallel zum Daumen. In dieser Haltung sitzt jedes Pick - egal welches Material - betonfest und verrutscht nicht.
- Wenn möglich das Pick soweit wie es geht Richtung Handgelenk bzw. den Daumen über das Pick überlappen lassen. Das schafft einen sehr kurzen Hebel und unterstützt damit schnelles Spiel.
- Pickspitze sollte nur geringfügig unter dem Daumen hervorschauen. Ca. 3mm ist ein guter Wert. Kleine Picks sind dafür auch besser geeignet. Mit dieser HAltung lassen sich dann durch seitliches Drehens des Daumen auch sehr einfach Pinch-Harmonics erzeugen.
- Mit der besagten Pickhaltung (zwischen Daumen und seitlich aufliegend auf dem zeigefinger) ergibt sich fast schon normal eine Schräghaltung des Picks zur Saite in einem 30-45 Grad Winkel. Ein Saitenanschlag in einem solchen Winkel
hilft enorm bei schnellem Spielen. Insbesondere bei Tremolo-Picking wie bei Metal üblich.
5. Es gibt sehr bekannte Gitarristen, die eine andere Pickhaltung (3-Finger oder Pinzettengriff) haben und schnell spielen können: Steve Moerse, Pat Metheney, Paul Gilbert als Beipeiele. Das belegt, dass es da grundsätzlich keine Absolutheit gibt.
ALLERDINGS: für Anfänger bzw. Fortgeschrittene, die ein Speed-Problem haben, sollten sich m.E. an der "Lehrbuch-Variante" (wie beschrieben) orientieren. Das ist eben die anerkannt beste Haltung für schnelles Spiel (Ausnahmen bestätigen die Regel).
6. Der Anschlag der Saiten erfolgt bei Riffs und Solo Parts im wesentlichen aus dem Handgelenk und nicht aus dem Arm. Das gilt insbesondere für das Tremolo-Picking.
7. Bei Riffs und Soloparts sollte die Schlaghand eine Fixierung haben: ich lege das Handgelenk mit der Pulsseite auf mein FR-Tremolo. Das Handgelenk wandert dann je nach Saitenanschlage rauf bzw. runter. Es gibt aber andere Varianten wie z.B. das Abstützen mit dem kleinen Finger. In jedem Falle sollte bei schnellem, präzisem Spiel die Schlaghand nicht frei über die Saiten donnern, sondern eine Art von Fixierung haben.
8. Als Übung für Metal finde ich das Tremolo-Picking als Einstieg sehr hilfreich. Dabei kannst Du gezielt die Schlaghand in punkto geschwindigkeit trimmen. Übungen findest Du im Internet.
9. Alternate Picking und Economy Picking solltest Du beides gezielt üben und zwar soweit bis Du gar nicht überlegen musst, bei welchen Riff Du welche Picking Technik anwendest. Es wird viel über Altenate Pickunf versus Economy Picking diskutiert, so als ob das eine Entweder-Oder Spieltechnik wäre. Das ist m.E. großer Quatsch, weil in der Realität Riffs und Solos gespielt werden, wo man mitunter in einem längeren Part zwischen Economy Picking, Alernate Picking, Sweep Picking, Hammer-Ons und Pulls-Offs wechselt wie es gerade so kommt.
Zu diesen techniken findest Du jede Menge Übungen im Internet. Beide Picking Techniken solltest Du für schnelles und präzises Spielen beherrschen.
10. Übe mit irgendeinem Taktgeber: Drummaschine, Metronom oder Playback. Ich finde Drummaschinen und Playbacks persönlich musikalischer. Speed kann man aber gezielt mit steigender Taktgeschwindigkeit steigern:
Mit einem BPM-Wert beginnen wo du das Riff sicher und fehlerfrei soielen kannst. Dann in Schritten +20 / -10/ +20 / erhöhen.
EDIT 22.4.14 (noch nachträgölich eingefallen):
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11. Schnelles Picking auf einer Saite ist deutlich einfacher als Riffs über mehrere Saiten. Der Wechsel zwischen den Saiten ist immer der Bremsfaktor beim schnellen Picking. Daher solltest Du gezielt - nahdem Du schnelles (Tremolo-)Picking auf einer Saite drauf hast - spezielle Übungen machen, die den Wechsel zwischen 2 Saiten betreffen.
Z.B. kannst Du eine Lage der C-Dur Tonleiter auf der H + E-Saite auswählen: 12. Bund H-Saite (H-C-D Töne) und 12. Bund E-Saite (E-Ton) auf- und absteigend spielen. Das sind insgesamt vier Töne. Langsam beginnen und in der Geschwindigkeit steigern. Diese Übung geht am besten mit einem Wechserlschlag (Alternate picking).
Die von Dir angesprochene Saitenauswahl hat m.E. keinen Einfluss die Spielgeschwindigkeit. Gleichwohl kann es sein, dass Du mit einem speziellen Set bzw. einer bestimmten Stärke einfach besser klar kommst.
Hier ein gutes Video was ein paar der genannten Dinge anders erläutert bzw. weitere Ergänzungen in englischer Sprache zu dem Thema hat. M.E. ncht alles so im Detail korrekt wie z.B. die Aussage, dass ALLE guten Shredder-Gitarristen nur dicke Picks spielen, aber das Video fast schon viel wesentlich in komprimierter Form zusammen:
http://www.mikephilippov.com/GuitarPicking.php
Ingesamt ist es aber so, dass Du zwar mit Pickauswahl, Pickhaltung, etc. einiges an Geschwindigkeit herausholen kannst. Der Hauptanteil des Schnellen Spielens wird aber durch regelmässiges (tägliches) Üben erzeugt (mindestens 30 Minuten - besser eine Stunde). Ich schätze dass, dass so eher 80-90% deines Speeds ausmacht. Und das braucht Zeit. Erste Verbsserungen kann man i.d.R. nach ein paar Wochen in der Geschwindigkeit und der Präzision erkennen.
Gruß wolbai