Hallo Norbert,
habe auch gerade noch mit der reduzierten Mehrwertsteuer eine Mollenhauer Denner Comfort-Tenor in Birnbaum gekauft. In der Tat war es die ersten vier Tage schwer für mich darauf zu spielen. Die Comfort-Klappen muss man nämlich erst einmal gewohnt werden! Die G-Klappe für die linke Hand fällt kaum weiter auf, aber die Klappen für die rechte Hand machen es zunächst einmal überhaupt nicht besser. Ich war dementsprechend enttäuscht, weil die tiefen Töne einfach nicht klappen wollten.
Ich spiele schon einige Jahrzehnte mehr oder weniger Flöte, hatte aber nur in der Schulzeit Gruppenunterricht. Meisten spiele ich Irish Folk, aber auch sonst alles, was mir nicht zu schwer erscheint (also zu schnell ist). Tatsächlich habe ich kurze, dickliche Finger, die inzwischen vom vielen Getippe bei der Arbeit auch noch ziemlich strapaziert sind.
Meine erste greifbare Tenorflöte fand ich auf einem Flohmarkt. War total kaputt, ist aber erst von mir und dann von Mollenhauer wieder weitestgehend auf Vordermann gebracht worden. Aber es war klar, dass daraus kein super Instrument mehr wird. Dafür war sie viel zu mitgenommen. Aber ich konnte erstmals sämtliche Löcher schließen! Nach einigen Recherchen fand ich dann heraus, dass Huber die wohl kürzesten Tenorflöten ohne Klappen baut. Also habe ich mir eine aus Palisander gekauft. Man gönnt sich ja sonst nix. - Im Vergleich zu Birnbaum klingt Palisander sehr "hart" und prägnant. Es ist eher eine Solo-Flöte, nicht so sehr für das Spiel miteinander. Trotzdem konnte ich nur eingeschränkt lange spielen, weil es weiterhin für meine Finger zu anstrengend war. Besonders nach den schnellen Passagen und mehr als ein oder zwei Stunden Spiel, brauchen meine Hände wieder Ruhe. Darum habe ich zwischenzeitlich Querflöte gelernt. Sehr entspannend für die Finger, gleiche Tonlage wie Tenor und eine echte Herausforderung bei der Tonerzeugung
Dieses Jahr war es dann soweit, dass ich mir den Comfort-Tenor noch einmal angeschaut habe. Einen Blockflötenbaukurs bei Mollenhauer hatte ich irgendwann auch schon gemacht. Die Alternative zum Comfort-Tenor wäre daher gewesen, an die Huber wenigstens eine G- und eine F-Klappe anbringen zu lassen. Aber dabei kann es passieren, dass die Flöte es nicht überlebt, was bei einer Huber Tenor aus Palisander schon ein ziemliches Drama wäre! Also habe ich kurzerhand den Comfort-Tenor aus Birnbaum bestellt. Was für ein Hammer-Klang! Obwohl die Flöten noch überhaupt nicht eingspielt ist, zeigt sich jetzt schon ihr Potential. Nur meiner rechten Hand ging es absolut nicht besser. Fast die Finger verbogen habe ich mir! Aber aufgeben gibt's bei mir nicht und nach drei Tagen ging mir endlich ein Licht auf, was zu tun ist.
Es ist simpel. Man braucht für den Comfort-Tenor für die rechte Hand eine komplett andere Handhaltung als für eine Blockflöte üblich. Zumindest ich, mit meinen kurzen dicklichen Fingern. Statt die Löcher mit der Fingerspitze (halt vorne, ich hoffe, Ihr wisst, was ich meine) zu schließen, legt man den Zeigefinger locker über die F-Klappe und prägt sich dann ein, wie Mittel- und Ringfinger die Löcher schließen können. Das ist bei mir mit tatsächlich das zweite bzw. dritte Fingerglied. Dann passt der kleine Finger noch knapp auf die C-Klappe (vordere Hälfte) und die Hand ist so locker wie ich sie zum Spielen benötge. Zum Schließen der Löcher das mittlere bzw. dritte Fingerglied (also das zur Handfläche hin) zu benutzen ist nicht ganz ohne. Dass Leute so Thin-Whistle spielen, habe ich schon oft gesehen, aber Blockflöte?! War mir jedenfalls bisher nicht geläufig. Fazit: Jetzt ist auch die rechte Hand voll entspannt und meiner Tenorflöten-Karriere steht nix mehr im Wege. Aber es ist wirklich eine starke Gewöhnung, weil zumindest ich nicht so einfach fühlen kann, ob die Löcher jetzt zu sind oder nicht. Wenns nicht klingt, dann kommt irgendwo Luft durch, wo keine durchkommen darf. Mir ist auch schon passiert, dass ich bei der Denner versehentlich das Daumen-Loch nicht geschlossen hatte! Das liegt viel höher, als ich es bisher kenne. Es braucht eben Zeit, bis man sich an ein neues Instrument mit anderen Abmessungen gewöhnt und dazu nur die paar Minuten täglich zum Einspielen hat.
Ich denke, das ist auch Dein einzige Problem. Du musst die rechte Handhaltung ändern. Irgendein Loch wird schlicht nicht zu sein. Dann funktiniert auch kein tiefer Ton. Halt genauso wie das früher bei uns als übenden Kindern mit den Sopranflöten war. Kann mich gut erinnern, wie unser Lehrer uns immer anwies, jetzt alle Finger ganz, ganz fest auf die Löcher zu drücken, um es ins Gehirn zu bekommen, so dass wir nicht mehr darüber nachdenken mussten. Es liegt vermutlich nicht an der Flöte, denn die Denner spricht äußerst einfach und passgenau an. Viel einfacher als die Huber. Am einfachsten spielt sich natürlich das alte Schätzchen vom Flohmarkt, aber die hat leider kein "F" mehr (jedenfalls keins, was halbwegs hinnehmbar wäre) und kann nur noch Fis.
Wenn meine Finger lang genug wären, würde ich definitiv keinen Comfort-Tenor spielen wollen. Es ist tausendmal leichter, einfach die Löcher ordentlich mit den Fingern zu schließen, wie man es üblicherweise bei Blockflöten macht.
Bin gespannt, wie Du nun weitermachst. Mich hat es erstaunt, dass ich auf die andere Handhaltung für rechts tatsächlich nirgendwo einen Hinweis entdecken konnte. Vermutlich sind die Hände der meisten Menschen einfach groß genug und brauchen die zusätzlichen Klappen eigentlich gar nicht.
Viele Grüße
Erdwesen