Schafe können sicher weiden Bach

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Sommersprosse
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Hallo,:)
kennt jemand von euch eine religiöse Textversion der Arie 'Schafe können sicher weiden' aus der Jagdkantate von Bach.
Den ersten Teil 'Schafe können sicher weiden, wo ein guter Hirte wacht' kann man gut in der Kirche singen, aber wenn es heißt: 'Wo Regenten wohl regieren, kann man Ruh' und Frieden spüren,
und was Länder glücklich macht.' Da passt es nicht so ganz in einen Gottesdienst. Gibt es da eine Variante?:gruebel:
Ich würde es gerne in einem Themengottesdienst musizieren, in dem ich auch schon 'Er weidet seine Herde' aus dem Messias singen werde.
 
Eigenschaft
 
Das passt doch gut, waren kirchen doch immer gehorsame diener der jeweiligen regenten, und niemand wird daran anstoß nehmen.
Heute wirkt es freilich eher wie eine parodie.
 
Wenn es paßt, könnte man daraus einen Aufhänger für eine Predigt machen, über das Ideal des guten Hirten und den Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit.
 
Ich weiß nicht, was die Pfarrerin aus dem Thema machen will und ironisch will ich es auch nicht singen. In Zeiten der Demokratie passt es heute weniger
 
Auch gewählte Regierungen sind angetreten, den Nutzen des Volkes zu mehren und Schaden von ihm zu wenden. Ob sie die Interessen des "Stimmviehs" wirklich vertreten, steht auf einem anderen Blatt, der Vortrag kann das Ideal (im historischen Rahmen) beschreiben.
 
@Benno_8
Natürlich hast du recht, auch gute demokratische Regierungen machen 'Länder glücklich'. Nur kann ich der Pfarrerin nicht vorschreiben, darüber zu predigen. Ihr Thema wird der Hirte sein, der für seine Schäfchen sorgt, außerdem geht es um eine Taufe in dem Gottesdienst.

Effjott hat mir mittlerweile einen guten Textvorschlag gemacht, :) Danke! :) ich glaube von ihm erdacht, den ich wohl verwenden werde.
"...Wo das Gute wird regieren, kann man Ruh´und Frieden spüren und was Menschen glücklich macht..."
diese Variante ist inhaltlich nah am Orginal und dennoch offen.
Die Arie ist zu schön und ich habe die restlichen Musiker beisammen, ich will mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen!
 
Bach selbst hatte ja auch wenig Bedenken, Musik aus profanen Werken für geistliche Stücke wieder zu verwenden. Vielleicht könnte auch "...Wo Beschützer wohl regieren..." gut passen, kommt auch von den Vokalen her dem Original näher.
 
Gute Idee:great:
 
Ich könnte ja jetzt hier mit Luthers Zwei-Reiche-Lehre anfangen, aber das lese man selbst nach, wenn man daran interessiert ist ;)
Fakt ist, dass das zum theologischen Konzept von Bach gar nicht so schlecht passt und sicher ist, dass Bach ein großer Theologe war und seine Texte daher auch immer theologisch passend gewählt hat.
 
War Bach wirklich ein theologe, oder hat er nicht kritiklos die oft schwülstigen, zum mindesten "barocken" (im eigentlichen sinne) texte seiner zulieferer vertont ?
Auch seine briefe und widmungen triefen von untertanengeist, man vergleiche briefe von Telemann oder Händel, um nicht in die falle zu tappen und den zeitgeist voll dafür verantwortlich zu machen.
 
War es Kritiklosigkeit oder Souveränität, mit der Bach aus banalen Texten, devoten "heidnischen" Allegorien oder konfessionellen Abweichungen, die dem politischen Kalkül des Landesherren entsprachen, musikalisch überzeugende Aussagen schaffen konnte?
 
Ist natürlich als Atheist immer einfach über religiöse Texte zu hetzen, aber wenn man den Zusammenhang von Text und Musik betrachtet, man nehme als Beispiel einfach mal die h-moll Messe, dann ist doch augenscheinlich, dass er die Intention des Textes und dessen Feinheiten verstanden und musikalisch umgesetzt hat.
Mag ja sein, dass er auf der kirchlichen Ebene nicht so kritisch war, aber er hatte eindeutig mehr Sachverstand als ein Haydn, da fehlt jeglicher Zusammenhang.
Man muss ja keine religiöse Musik komponieren, aber wenn man es tut, dann soll dort auch feststellbar sein, dass sich der Komponist mit dem Text auseinandergesetzt hat.
 
Oh, oh, oh! Wieviel an Bachscher geistlicher musik entstand im parodieverfahren, Bach wie auch Händel (der hatte eine große musikaliensammlung und schreckte auch vor fremden werken nicht zurück) griff auf weltliches und schon vorhandenes zurück, wenn es eilig war, die h-moll-messe ist ein gutes beispiel, auch für die motivation. Seine werke beweisen vielmehr, dass es eine "religiöse" musik nicht gibt, das sind nur die texte, die er oftmals tanzsätzen unterlegt.
Es gibt viele legenden, eine episode ist verbürgt und dokumentiert: er wurde vor den Rat der Stadt Mühlhausen zitiert mit dem vorwurf, während der predigt die orgelempore verlassen zu haben, um sich in der nahen weinstube gütlich zu tun. Wie ich musiker kenne, und ich kenne viele - - - !
Sechs jahre lang drängte es ihn nicht zu kirchenmusik, und später in Leipzig erfüllte er seinen vertrag.
Wer in Bach einen frömmler sieht, irrt. Er diente einem bigotten fürsten in Weimar, das er im streit verließ, einem reformierten/weltlichen hof in Köthen, von dem er sich ungern trennte und sorgte als Thomaskantor für die musik in beiden hauptkirchen. Dem katholischen dresdener hof empfahl er sich vergebens mit besagter messe. Er diente also vielen herren und hatte keine skrupel, die texte seiner musik zu ändern, wenn nur das versmaß stimmte. Die Bildzeitung hat er freilich nicht vertont! Das geht auf meine kosten, aber als jemand, der fast sein gesamtes klavierwerk im répertoire hat und täglich daraus spielt, glaube ich, mir diesen scherz erlauben zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht war Bach nicht der Frömmste unter den Christen, aber er war, auch wenn es seine Arbeit war, doch sehr eifrig und verstand sich auch auf die musikalische Interpretation der Texte zum Beispiel einem Crucifixus das gleich den Hammerschlägen am Kreuz artikuliert wird, einem in Terzen (3er-Schritten für die Dreifaltigkeit) auf steigenden Et resurexit oder einem Sanctus bei dem er mit Oktavierungen arbeitet um damit den Himmel und die Erde anzuzeigen und das sind sicherlich nur die geringsten musikalischen Umsetzungen seiner Musik. Da gibt es so viel theologisches zu entdecken in Bachschen Werken, dass es völliger Unsinn wäre zu behaupten er wäre nicht jemand gewesen, der da mit Sachverstand drangegangen ist.
Sicherlich ist bei den über 1000 Werken auch die ein oder andere freie Komposition dabei und sicherlich musste Bach eben angesichts seiner vielen Kinder auch gucken, wo das Geld bleibt und konnte daher nicht rein kirchlich arbeiten, sondern war auch auf seinen Stand bei Hofe angewiesen, aber dadurch seine theologische Arbeit schmälern zu wollen halte ich für übertrieben.
Großen Respekt habe ich allerdings vor dir, wenn du tatsächlich sein gesamtes Klavierwerk zustande bringen kannst ;)
 

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