Hallo Bösmensch (klingt ja finster
),
wie du Skalen übst scheinst du zu wissen, und dass das die wichtigste Grundlage ist, ist dir auch klar.
...zur Umsetzung: Ich würde mir an deiner Stelle einfach nach und nach ein paar Jazzstandards aneignen, und zwar gründlich und systematisch (am besten auch auswendig).
Also:
- Erstmal analysieren, welches Tonmaterial in welchen Takten anwendbar ist.
- Dann einfach mal Skalen und Akkorde nacheinander spielen, dass sich die Finger mal dran gewöhnen.
- Guidetone-Lines schreiben. Also die Funktionstöne (Terzen, Septimen) herausarbeiten und sich daran anhalten. Um die Guidetones herum ganz sparsam mit den jeweiligen Scales improvisieren. Besonders die Unterschiede zwischen zwei Takten herausarbeiten!
- Die Melodie abändern. Von der Melodie ein bisschen abweichen, und wieder rein finden. Langsam weiter und länger abweichen... dabei nie die Übersicht für die Form verlieren!
- Analysieren, wo man eventuell gehörte oder geübte Licks einbauen kann. Z.B. II- V7 I Licks. Diese ganz bewusst und zum richtigen Zeitpunkt setzen. (Ein Lick pro Chorus reicht am Anfang) Den Rest des Chorus ganz simpel mit Akkordtönen "auffüllen".
- Am besten ein paar Chorusse von einem guten Musiker über diesen Standard transkribieren. Dabei hören und analysieren, wie die Akkorde miteinander verbunden werden.
- Einen "perfekten Chorus" schreiben und spielen. Dabei am besten eigenes Material mit den Ideen kombinieren, die man von anderen Musikern (bewusst oder unbewusst) übernimmt.
- Zu guter Letzt: Alles oben gelernte "vergessen" (weil's idealerweise mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist) und spielen!
...das ist viel Arbeit, aber wenn man's so angeht, kann man einen Standard zu "seinem Eigenen" machen. Und wenn man das mit (Hausnummer) fünf Standards gemacht hat wird man draufkommen, dass sich die harmonischen "Wendungen" wiederholen und in anderen Songs wieder finden. Mit der Zeit wird es immer einfacher, sich einen neuen Song zu erarbeiten.
Zur Praxis des Übens: All diese Sachen kann man ganz ohne Begleitung (und damit ohne Zeitdruck) üben. Wichtig ist dabei die Selbstdisziplin, dass man in der Form bleibt und Takte nicht auslässt, ausdehnt oder verkürzt.
Dann, wenn man keine Mitmusiker hat mit denen man gemeinsam an Songs arbeiten kann (sowas ist ja rar heutzutage), mit Playalongs arbeiten. "Band in a Box" ist hier m.M. empfehlenswert, weil man das Tempo frei wählen kann... auch wenn das "künstlerisch" natürlich Defizite hat. Auch "Jamey Aebersold" Playalongs sind ganz gut, künstlerisch ein bisschen hochwertiger, dafür halt unflexibler.
Ich hoffe das hilft, und wenn's noch Fragen gibt: Her damit!
Lg, Sebi.
PS: An die Moderation; Ich hab' mal hier geantwortet, vielleicht wird das hier ja zu einer Art "Sammelthread"?