Hallo Johnybravo,
ich glaube nicht, dass es dafür nur eine gültige Antwort gibt. Grundsätzlich ist man auch nach 30 Jahren an einem Instrument "immer noch am Lernen", nur eben auf anderem Niveau. "Beherrschen" ist auch so ein relativer Begriff. So gesehen dürfte man nie ein zweites Instrument anfangen. Wenn Du das Gefühl hast, mit der Gitarre läuft's gut, die regelmäßige Übezeit macht sich positiv bemerkbar und trotzdem hast Du noch reichlich Zeit übrig – dann nichts wie ran ans Saxophon.
Wenn Du Dir die Übezeit mit der Gitarre teilen musst, kann es kompliziert werden, weil dann auf beiden Instrumenten nichts recht weiter gehen wird was vermutlich zu vermehrtem Frust führt. Ein brauchbares Saxophon ist auch durchaus eine Kostenfrage. Ein 250€ "Symphonie Sax mit Hoch Fis" aus dem Baumarkt brauchst Du Dir gar nicht erst anzusehen. Dazu kommt (hoffentlich) persönliche Begleitung beim Lernen, also zumindest Musikschule oder erfahrener Saxer an der Seite, wenn's schon nicht Unterricht vom Profi ist. "Sax für Dummies" und ein paar Video Lektionen bringen Dir nicht bei, wie Du mit Atmung, Lippen, Zunge und dem ganzen Körper spielst ohne Dir selber im Weg zu stehen. Da braucht's jemanden der Dir live beim Spielen zuschaut und Dich nötigenfalls korrigiert. Das Feedback ist wichtig. Lernen musst Du es sowieso selber, das nimmt Dir kein Lehrer ab.
Ich lerne seit 8 Jahren Saxophon und spiele regelmäßig im Musikverein für mich anspruchsvolle Stücke, die natürlich intensiv geübt werden müssen. Nebenher habe ich vor einigen Monaten begonnen Klavier zu lernen. Das klappt einigermaßen, weil ich beim Sax aus dem Gröbsten raus bin und ich die täglich verfügbare Übezeit zu 2/3 dem Klavier widmen kann. Weniger am Sax zu üben würde mich deutlich zurück werfen, weil die Lippenmuskulatur sonst schlapp macht und die Kontrolle verloren geht.
Das ist aber sehr individuell, meine Erfahrung muss nicht Deine sein. Ich bin auch 30 Jahre älter und wahrscheinlich lerne ich auch nicht mehr ganz so leicht wie Du.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Abwechslung an den Instrumenten insgesamt die Flexibilität bei beiden erhöhen wird. Die beiden Instrumente belasten auch den Körper unterschiedlich. Du könntest also an täglich eine halbe Stunde Sax Übung (mehr wird am Anfang ohnehin nicht gehen) leicht noch eine halbe oder ganze Stunde Gitarre dran hängen. Die halbe (besser ganze) Stunde am Sax solltest Du aber unbedingt fix einplanen.
Ach ja, nur zur Sicherheit: Sax ist LAUT im Gegensatz zur Gitarre. Das kannst Du also nur dort üben, wo Du gefahrlos laut sein kannst. Wird im Überschwang gern mal vergessen.