[Sammelthread] Erfahrungen mit anderen anderen Lyric-Workshops

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Hallo,

falls ihr Erfahrungen mit anderen Workshops gemacht habt - ob offline oder online - könnt ihr die hier posten.

Bitte verfasst euren Bereicht möglichst neutral und wenn möglich auch mit Textbeispielen.

Eigenwerbung und Veranstaltungshinweise werden gelöscht.
 
Eigenschaft
 
Hallo zusammen,

dann mache ich mal den Anfang: Ich nehme gerade an einem kostenlosen englischsprachigen Kurs zum Thema Songwriting auf coursera teil, den ich nur wärmstens empfehlen kann.

Angeboten wird der Kurs vom Berklee College of Music, Kursleiter ist Pat Pattison, der dort Professer für Songwriting ist. Die Teilnahme ist komplett kostenlos, man kann allerdings auch ca. 40 US$ für den "Signature Track" bezahlen und erhält dafür - falls man besteht, dazu unten mehr - ein sogenanntes "verified certificate", das von Berklee ausgestellt ist. Nimmt man am kostenlosen Kurs teil, erhält man lediglich eine Teilnahmebestätigung von coursera, die sich als PDF herunterladen läßt. Mir persönlich hat sich der Sinn des Signature Track nicht erschlossen, inhaltlich bekommt man exakt den selben Kurs und wird auch sonst nicht bevorzugt oder anders behandelt.

Erstmal zum Technischen: Der Kurs erstreckt sich über 6 Wochen. In jeder Woche gibt es ca. 60-80 Minuten Videomaterial, aufgeteilt in Lektionen von ca. 2 bis ca. 22 Minuten Länge, die meisten Lektionen liegen so bei 10 bis 15 Minuten. Ausnahme ist die 5. Woche, die insgesamt die umfangreichste ist, hier gibt es 14 Lektionen mit insgesamt fast 3 Stunden Laufzeit. Die Lektionen sind immer ab Montag spät abends deutscher Zeit verfügbar.

Zusätzlich zu den Lektionen gibt es sogenannte "Quizzes", das sind multiple choice Fragebögen, die Inhalte der jeweiligen Woche abfragen. Dabei beziehen sie sich zum Teil auch auf Songs, die man auf die angesprochenen Aspekte hin analysieren soll. Die Songs habe ich alle auf Youtube gefunden, teilweise musste ich etwas suchen, bis ich eine in Deutschland zugängliche Version entdeckt hatte. Für die Fragebögen hat man beliebig viele (genau genommen: 100) Versuche, es handelt sich also weniger um eine Prüfung als um ein Instrument zur Selbstüberprüfung, ob man die angesprochenen Aspekte verstanden hat. Abgabescgluß für die Fragebögen ist jeweils der Sonntag abend deutscher Zeit nach dem Erscheinen der jeweiligen Lektion, man hat dafür also 6 Tage Zeit.

Als drittes Element gibt es die sogenannten "peer review assignments". Hier muß man eine Art Hausaufgabe einreichen, die dann von den Mitschülern bewertet wird. Dementsprechend muß (bzw. sollte) man natürlich auch die Aufgaben der Mitschüler bewerten und Feedback dazu abgeben. Dafür bekommt man fünf Mitschüler zugelost, die man bewerten muß - wenn man möchte, kann man auch mehr bewerten, wenn man weniger (oder gar keine) Bewertungen abgibt, bekommt man 20% Abzug auf seine eigene Note. Die peer review assignments sind aus meiner Sicht - neben den Videos - der interessanteste Teil des Kurses. Die Aufgaben sind sehr gut gewählt, ich habe aus der Bearbeitung jeder einzelnen Aufgabe eine Menge gelernt und auch das Korrigieren und Kommentieren der Arbeiten von anderen ist sehr lehrreich. Gleichzeitig muß man aber auch sagen, daß es sich um ein gewisses Lotteriespiel handelt: Der Kurs hat sehr viele Teilnehmer (genaue Zahl weiß ich nicht, aber sicherlich einige tausend oder zehntausend) aus allen Ecken der Welt mit den unterschiedlichsten Niveaus, was sowohl englische Sprachkenntnisse als auch Verständnis, Engagement und Motivation angeht. Es kann einem also durchaus passieren, daß man wenig, kein oder wenig hilfreiches Feedback oder eine nach dem eigenen Verständnis zu niedrige Note erhält. Das scheint viele Teilnehmer enorm zu frustrieren, zumindest finden sich im Kursforum relativ viele Beschwerden dazu. Mich selbst hat das weniger gestört, die "Note" ist für mich nicht wichtig und einen Lerneffekt hat eigentlich jeder Kommentar gehabt - und wenn es nur war, daß ich darüber und über meine Arbeit nachgedacht und beschlossen habe, daß ich dem Kommentar nicht zustimme. Der Umfang der Aufgaben ist unterschiedlich, man muß immer etwas schreiben und in den späteren Wochen auch eine Aufnahme abliefern (per SoundCloud link). Ich schreibe im inhaltlichen Teil noch mehr dazu. Abgabeschluß für die eigenen Aufgaben ist Donnerstag abend, 10 Tage nach Veröffentlichung der Lektion, für die Abgabe der Bewertungen hat man dann nur bis zum darauffolgenden Sonntag, also lediglich drei Tage Zeit. Das ist teilweise etwas knapp, aber da die Alternative wäre, weniger Zeit für die eigenen Aufgaben zur Verfügung zu haben, m.E. in Ordnung.

Letztes Element des Kurses ist das bereits erwähnte Forum, in dem sich die Teilnehmer austauschen können. Das empfinde ich als sehr hilfreich, die Atmosphäre ist größtenteils freundlich und hilfsbereit und ich habe dort teilweise gutes Feedback zu meinen Arbeiten bekommen, während die noch im Entstehen waren.

Zum Abschluß des technischen Teils noch ein paar Worte zur "Benotung": 40% der Punkte bekommt man für die Fragebögen, die restlichen 60% ergeben sich aus der durchschnittlichen Note für die peer review assignments, wobei die schlechteste Note nicht berücksichtigt wird. Wenn man insgesamt mindestens 70% der Punkte erreicht hat, bekommt man die oben erwähnte Teilnahmebestätigung ("statement of accomplishment") bzw., falls man sich fürs Bezahlen entschieden hatte, das "verified certificate".

Jetzt zum Inhaltlichen: Der Kurs präsentiert nach Pats eigenen Worten weniger Regeln als vielmehr Werkzeuge, die man dann nach Belieben anwenden kann - oder eben nicht. In der ersten Woche wird mit den sogenannten "three boxes" eine Methode vorgestellt, wie man aus einer Songidee ein Songkonzept machen kann - indem man sich Gedanken über die Entwicklung der Idee macht und sich selbst ein paar Fragen zum Song beantwortet. Außerdem wird auf die Wahl der Erzählperspektive für den Song eingegangen und die Schüler ermutigt, damit zu experimentieren und unterschiedliche Perspektiven für eine Idee auszuprobieren. Hausaufgabe dieser Woche ist die Entwicklung einer eigenen Songidee (oder eines von vier vorgegebenen Titeln) nach der Methode der "three boxes".

In der zweiten Woche wird dann Pats zentrales Konzept der "prosody" eingeführt. Damit ist das harmonische Zusammenspiel aller Elemente eines Songs gemeint, grob gesagt also die Idee, daß die Form zum Inhalt passen muß. Pat unterteilt Ideen hier grob in zwei Kategorien - "stable", also harmonisch, in sich ruhend, abgeschlossen, und "unstable", also instabil, nach Auflösung verlangend, weiterdrängend, fragend - und untersucht, wie sich diese beiden Stimmungen durch technisch-formale Aspekte des Textes unterstützen lassen. In der zweiten Woche werden hierfür die Aspekte Zeilenanzahl und Länge der Zeilen eines Abschnitts untersucht. Hausaufgabe ist es, eine "unstable" Strophe und einen "stable" Refrain zu schreiben. Ab dieser Woche kann man seinen Aufgaben auch eine optionale Aufnahme beifügen, wenn man möchte.

In der dritten Woche werden Reimschemata und Reimtypen vorgestellt, untersucht und in die Skala "stable" - "unstable" eingeordnet. Das Spektrum der Reimtypen reicht hier vom perfekten Reim bis zum lediglich schwachen phonetischen Anklang, der immer noch gerade so eine Verbindung herstellt. Hausaufgabe dieser Woche ist es, einen "stable" Vers und einen "unstable" Refrain zu schreiben.

In der vierten Woche kommt dann der Aspekt der Rhythmik dazu. Es wird über betonte und unbetonte Silben gesprochen und darüber, wie man diese einem Rhythmus zuordnen und dabei die natürliche Struktur der Sprache erhalten kann. In dieser Woche gibt es auch vier Videos aus einer von Pats "master classes", in denen er mit einer Songwriterin live an deren Text arbeitet und durch gezielte kleine Änderungen in der Tat erstaunliche Verbesserungen erzielt. Faszinierend anzusehen. Hausaufgabe dieser Woche ist, in der Aufgabe der Vorwoche betonte und unbetonte Silben zu identifizieren und den Text dann zu einem Rhythmus zu setzen. Hier ist das Abgeben einer Aufnahme zu ersten Mal Pflicht.

In der fünften Woche wird dann eine Technik vorgestellt, sich für eine Songidee ein Arbeitsblatt mit phonetisch und inhaltlich passenden Worten zusammenzustellen, bevor man mit dem Schreiben des eigentlichen Textes beginnt. Anschließend wird dann in den Lektionen ein kompletter Song entwickelt - ausgehend vom Titel über die Entwicklung, das Arbeitsblatt, das Schreiben des Textes und die Rhythmisierung bis zur Vertonung. Hausaufgabe dieser Woche ist es, das mit einer eigenen Songidee ebenfalls zu machen. Diese Woche ist sehr umfangreich, aber am Ende steht man mit einem kompletten eigenen Song da.

Die sechste Woche beginnt erst morgen, dementsprechend kann ich dazu noch nichts sagen. Laut Übersicht geht es um Aspekte des Vortrags und den Feinschliff am Song der fünften Woche - den Bericht hierzu reiche ich nach.

Ich bin mit wenig Erwartungen in den Kurs gegangen - aus reiner Neugier und weil ich eine Songidee im Hinterkopf habe, die ich gerne verwirklichen möchte. Vor dem Kurs hatte ich noch nie einen Song geschrieben. Der Kurs hat mich dann überrascht und extrem begeistert - keines der vorgestellten Konzepte ist revolutionär, teilweise fallen sie in die Kategorie "stimmt, hätte ich auch selber draufkommen können", aber sie werden extrem gut, sympathisch, humorvoll und vor allem auch systematisch präsentiert, wodurch das Ganze nach meinem Empfinden deutlich mehr als die Summe der Teile ist. Ich kann also jedem nur empfehlen, sich den Kurs anzuschauen.

Der nächste Durchgang des Kurses beginnt im Oktober, man kann sich jetzt schon registrieren. Wenn man möchte, kann man sich auch noch für die laufende Session registrieren, für die peer review assignments kommt man dann zwar zu spät, aber man kann sich zumindest die Lektionen schon mal anschauen (lassen sich auch runterladen). Ich würde aber auf jeden Fall empfehlen, an einer aktiven Session von Anfang an teilzunehmen.

Um das ganze noch etwas zu illustrieren, hier mein Songtext für Woche 5:

Sail at Dawn

the scent of tar and seaweed on the salty western breeze
the shouts of men and the seagulls' longing caw
busy feet and hauling hands
as decks are scrubbed and holds are loaded
dusk is closing in
she'll sail at dawn

I wonder where good fortune and the ever changing wind
will let them set their feet on foreign shores
unknown lands, uncharted straits
whole new worlds that might be waiting
dusk is closing in
they'll sail at dawn

bridge/chorus
stow your gear and batten down the hatches
have another drink and watch the sunset
tomorrow night will find us
many miles away
get your seaboots on we'll sail at dawn

life is just a journey on an endless open sea
you never know which way the wind may blow you
golden beaches, bitter gales
trim your sheets and feel the spray
take the helm
and sail at dawn

bridge/chorus
stow your gear and batten down the hatches
have another drink and watch the sunset
tomorrow night will find us
many miles away
get your seaboots on we'll sail at dawn

take the helm
we'll sail at dawn

Abgabetermin ist erst Donnerstag, es handelt sich also um eine Arbeitsfassung, die sich noch ändern kann, aber ich denke, als Textbeispiel taugt es schon mal. Ich habe eine Aufnahme davon auf SoundCloud, unter dem account sind auch meine Aufnahmen für die vorangegangenen assignments zu finden, die Texte stehen jeweils in den Kommentarfeldern der tracks. Ich gehe davon aus, daß ich bei der Oktobersession noch mal dabei sein werde, vielleicht treffe ich ja ein paar von Euch dort wieder.
 
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Jetzt die Preisfrage(n):

Abgesehen von der Teilnahmebestätigung bzw. des optionalen kostenpflichtigen Zertifikates: Was bietet der Kurs, was zum dieses Forum inkl. WS hier nicht bietet? Inwieweit ist er auch für Songwriter tauglich, die nicht in Englisch schreiben?
 
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Hallo antipasti,

danke für Deine Fragen! Die zweite ist relativ leicht beantwortet: Ich gehe jetzt mal davon
aus, daß Du insbesondere auf Songwriter abzielst, die auf Deutsch schreiben - andere
Sprachen kenne ich selbst nicht gut genug, um darüber eine Aussage treffen zu können. Für
Leute, die auf Deutsch schreiben, ist der Kurs meines Erachtens auf jeden Fall geeignet:

Die inhaltlichen Aspekte bezüglich bspw. der Entwicklung von Songideen sind relativ
sprachunabhängig, da sehe ich gar kein Problem in der Übertragung.

Was die sprachlichen Aspekte angeht, sind sich Englisch und Deutsch nach meiner Meinung
ähnlich genug, daß auch hier eine Übertragbarkeit gegeben ist: Die Reimschemata und
Reimtypen funktionieren im Deutschen genauso wie im Englischen. Auch die Ausführungen zum
Sprachrhythmus sind direkt übertragbar: Der ist im Englischen zwar anders als im Deutschen,
aber die Aussage, daß der melodische Rhythmus eines Liedes sich am "natürlichen" Rhythmus
der gesprochenen Sprache orientieren sollte, gilt hier wie dort. Auch die Technik, sich mit
Hilfe von Thesaurus und Reimwörterbuch ein Arbeitsblatt zu erstellen, läßt sich genauso im
Deutschen anwenden.

Zu Deiner ersten Frage muß ich etwas weiter ausholen: Wie oben geschrieben, bin ich eher
zufällig auf den Kurs gestoßen. In meinem letzten Irlandurlaub bin ich über eine
historische Geschichte gestolpert und hatte sofort das Gefühl: Da müsste man ein Lied
drüber schreiben. Ich hab dann auch immer mal wieder drüber nachgedacht, bin aber nicht so
recht weitergekommen. Ende letzten Jahres bin ich dann über einen Freund auf coursera
gestoßen und war von der Plattform begeistert: Kostenlose Kurse zu allen möglichen Themen
auf anscheinend recht hohem Niveau. Ich habe dann einen Kurs zur Klimaerwärmung und einen
zur Programmierung von Android-Apps gemacht - und mich eben auch, ohne allzu große
Erwartungen, für den Songwritingkurs angemeldet, der mich dann extrem begeistert hat.

Warum schreibe ich das so ausführlich: Um klar zu machen, warum sich mir die Frage "Was
bietet der Kurs mehr als der Workshop im Musiker-Board?" so nicht gestellt hat und
eigentlich auch nach wie vor nicht stellt. Ich war auf ein tolles Angebot im Web gestoßen,
das mir persönlich einen neuen musikalischen Aspekt eröffnet hat, und wollte das gerne mit
dem Musiker-Board teilen. Auf der Suche nach dem richtigen Ort dafür bin ich dann auf das
"Eigene Texte"-Forum gestoßen und habe den hier schon lange bestehenden Workshop eigentlich
erst durch Deinen Sammelthread und Deine obige Frage so richtig wahrgenommen. Ich habe die
Abschnitte 1 und 2 des hiesigen Workshops inzwischen gründlich und den Rest quergelesen und
muß erst mal sagen: Wow! Hut ab! Ein wirklich toller Workshop mit vielen wertvollen Tips,
den ich sicher noch bis zum Ende aufmerksam lesen werde. Vielen Dank an die Autoren, die
sich damit so viel Mühe gemacht haben.

Ich würde den coursera-Workshop auch keinesfalls als Konkurrenz oder Gegenvorschlag
anbringen wollen oder als "besser" bezeichnen - ich denke vielmehr, daß beide Workshops
sich wunderbar ergänzen können. Hierzu ein paar Aspekte:

  • Inhaltlich gibt es naturgemäß einiges an Überschneidungen. Ich denke aber, daß bei
    einem so komplexen und auch subjektiven Thema jeder Autor/Lehrer seine ganz eigene
    Herangehensweise hat. Pat Pattison hat - genau wie die Autoren des hiesigen Workshops -
    sehr viel über Songtexte nachgedacht und dabei einige gute Ideen gehabt und Techniken
    entwickelt, die er in diesem Kurs vermittelt. Die mögen teilweise den Ideen und Techniken
    im hiesigen Workshop ähneln und nur auf eine andere Art vermittelt werden, teilweise mögen
    sie ganz anders sein, identisch sind sie mit Sicherheit nicht - und stellen insofern eine
    Ergänzung dar. Songwriting ist m.E. sowohl eine Kunst als auch ein Handwerk und ein gut
    gefüllter Werkzeugkoffer kann auf keinen Fall schaden. Warum also nicht die Werkzeuge aus
    beiden Angeboten einpacken?
  • Die Form ist eine ganz andere. Der hiesige Workshop ist im Wesentlichen ein Text, den
    man wie ein Buch durcharbeiten kann. Es gibt einige Hinweise zu möglichen Übungen oder
    Experimenten aber, soweit ich bis jetzt gesehen habe, keine klar umrissenen Aufgaben im
    engeren Sinne. Der Zeitplan ist individuell und frei. Der coursera-Kurs besteht hingegen
    aus Videolektionen, die durch konkrete Aufgaben und Fragebögen ergänzt werden. Zu den
    Aufgaben gibt es einen festen Zeitplan mit Abgabeterminen. Das sind m.E. zwei komplett
    unterschiedliche Lernformen - manchen mag die eine besser liegen, manchen die andere und
    manche mögen aus beiden etwas herausziehen können.
  • Der community-Aspekt ist - bedingt durch den Zeitplan - ein anderer. Im dortigen Forum
    hat man - während des Kurses - die Möglichkeit sich mit sehr vielen Leuten auszutauschen,
    die gerade die gleichen Lektionen gehört haben und an den gleichen Aufgaben sitzen wie man
    selbst. Das macht den Austausch dort einerseits natürlich thematisch eingeschränkter,
    andererseits aber auch einfacher, weil lange Erklärungen wegfallen können, und
    fokussierter. Hier ist der Austausch freier, es werden vielleicht auch umfangreichere oder
    weitere Aspekte eingebracht, dafür fehlt eben dieser Aspekt des gemeinsamen gleichzeitigen
    Arbeitens an einer Lernaufgabe. Beides hat Vor- und Nachteile und ergänzt sich m.E. mal
    wieder recht gut. Eine Konkurrenz zum Musiker-Board sehe ich da übrigens nicht: Die
    Diskussionen auf coursera bleiben größtenteils recht nahe am Kursthema und wären hier
    ohnehin nicht besonders gut aufgehoben. Außerdem ist das dortige Forum nur während der
    Kursdauer aktiv und wird danach sehr schnell sehr ruhig.
Uff, das ist wieder ein ganz schön langer Text geworden - Deine Frage hat mich wirklich zum
Nachdenken gebracht und ich hoffe, ich konnte einigermaßen klar machen, warum ich den
coursera-Kurs wärmstens empfehle ohne ihn in irgendeiner Form als Konkurrenz zum hiesigen
Workshop zu sehen, für den ich wirklich sehr dankbar bin und auf den ich mich auch schon
freue - der coursera-Kurs geht in die letzte Woche, aber das Lernen geht ein Leben lang...
:)
 
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Ich habe das auch nicht im Sinne von "Was ist besser" gemeint. Eher so mit dem Hintergrund, was man denn hier noch anders machen kann.

Mir selbst gefällt ja das Individuelle und Direkte an diesem Lyrics-Forum, gerade für Fortgeschrittene. Dadurch können auch Aspekte berücksichtigt werden, die eben nicht allgemein anwendbar sind: Regionale Eigenarten bzw Lokalkolorit, Sprachwitz, Lakonie etc... und daurch wird ein Text für mich erst interessant.
 
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Ups, wie die Zeit vergeht - ich muß mich entschuldigen, daß ich meinen Abschlußbericht zur 6. Woche so lange schuldig geblieben bin. Ich bin relativ kurz nach Ende des Kurses in Urlaub gefahren, hab's vorher nicht mehr geschafft, und danach war irgendwie immer was anderes. Sorry! Dafür kann ich gleich noch mal kurz meinen Eindruck mit etwas mehr Abstand schildern.

Erst mal zur 6. Woche: Inhaltlich ging es um Phrasierung. Pat bezeichnet Phrasierungen, die auf betonten Stellen einsetzen, als "front heavy" und ordnet sie der Kategorie "stable" zu, solche, die auf unbetonten Stellen einsetzen, als "back heavy" und entsprechend "unstable". Er gibt einige Beispiele dafür und demonstriert das dann an einem Song, den er mitgeschrieben hat. Zuerst zeigt er die erste Aufnahme, mit der er nicht zufrieden war, und dann mehrere Überarbeitungen, in denen er letztlich nur die Phrasierung geändert hat. Am Schluß kommt m.E. tatsächlich eine bessere Aufnahme heraus.

Hausaufgabe in der 6. Woche ist dann die Anwendung dieses Konzepts auf den eigenen Song aus der 5. Woche. Das hat mir persönlich nicht so viel gegeben. Irgendwie bin ich, wenn ich versucht habe quasi "nach Rezept" vorzugehen, immer bei Phrasierungen gelandet, die meinem Gefühl eher entgegen liefen. Ich mag meinen Song nach wie vor sehr, habe ihn auch fest in mein Repertoire aufgenommen, die Phrasierung bleibt aber im wesentlichen die aus der 5. Woche.

Insofern fiel die 6. Woche für mich persönlich etwas ab - interessant war die Demonstration an Pats Song aber auf jeden Fall. Und am Rande kommt noch eine interessante und vor allem amüsante Theorie darüber vor, warum wir keine Musik machen würden, wenn es keine Löwen gäbe. :)

Insgesamt bin ich von dem Kurs auch mit etwas Abstand noch extrem begeistert. Die Videos sind sehr angenehm anzusehen, bieten viele interessante Ideen und Anregungen, die auf eine Art präsentiert werden, die mich sehr anspricht. Das Arbeiten an den Hausaufgaben und der sehr intensive Austausch im dortigen Forum während der 6 Wochen (zumindest war das bei meinem Durchgang so) machen das Kurserlebnis recht intensiv und führen zumindest bei mir für diese Zeitdauer zu einem recht fokussierten und intensiven Arbeiten. Und am Schluß steht man mit einem fertigen Song da - in meinem Fall mit meinem ersten!

Weitere Songs habe ich seit dem Kurs noch nicht geschrieben. Ich habe zwei Themen in der Pipeline, aber da es sich dabei quasi um "historische" Ereignisse handelt, muß ich da erst noch ein wenig recherchieren.

Als Gesamtfazit kann ich den Kurs nach wie vor nur wärmstens empfehlen. Neue Sessions fangen etwa alle drei Monate an, die aktuelle nähert sich gerade dem Ende der ersten Woche, da könnte man also durchaus noch einsteigen, die nächste startet dann am 13. Oktober.

Ich fände es spannend, wenn jemand von Euch hier seine eigenen Erfahrungen zum Kurs teilen würde.
 
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Auch wenn die Resonanz eher mager ist, noch mal ein kurzes Update. Seit neuestem ist der Kurs auch "on demand" verfügbar, man kann also jederzeit einsteigen und ihn in seinem eigenen Tempo durcharbeiten. Welchen Einfluss die fehlenden Abgabefristen auf die Kurserfahrung haben, ob das Diskussionsforum genauso hilfreich ist, wenn nicht alle zur gleichen Zeit an den gleichen Aufgaben sitzen, und ob trotzdem weiterhin Aufgaben mit peer review enthalten sind, weiß ich nicht - vielleicht mag das ja jemand von Euch ausprobieren und berichten.

Die neue URL zum Kurs ist https://www.coursera.org/learn/songwriting
 
Seit ich selbst wieder vermehrt eigene Songtexte auf Deutsch schreibe, beobachte ich auch wieder den Markt stärker. Ich habe mittlerweile den Eindruck gewonnen, dass Songtexte sich immer ähnlicher werden und mir dabei immer häufiger "klingt wie Malen nach Zahlen" in den Sinn kommt, wenn ich auf neuere Deutsche Texte achte. Die Grenze zwischen Singer-Songwriter, Pop und Schlager wird immer verschwommener, die gleichen Bilder und Metaphern tauchen immer wieder auf.

Ich glaube, dass auch Songwriter-Workshops einen Teil dazu beitragen. Daher tendiere ich inwischen wieder eher zum Credo: Lieber schlecht selbstgemacht als gefällig, aber austauschbar nach professionellem Coaching.

EDIT:

Das kann natürlich auch ein ganz allgemeiner Trend sein, da Musik immer weniger zur Identifikation/Orientierung dient. Es muss also nicht nur an den Workshops liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessanter Gedanke. Ich beobachte zwar "den Markt" so gut wie gar nicht, habe aber trotzdem zumindest eine Ahnung, was Du meinst. Inwiefern Workshops dazu beitragen, hängt sicher auch von den einzelnen Workshops und deren Ausrichtung ab. Um beim Beispiel zu bleiben: Der von mir verlinkte und empfohlene geht nur wenig auf Inhaltliches ein und versucht eigentlich mehr, einem Handwerkszeug für den Umgang mit der Sprache und den Aufbau der Songtexte an die Hand zu geben. Das empfinde ich als sehr nützlich und sehe auch nicht auf Anhieb, wie das zur Austauschbarkeit führen sollte. Ich schaue hier regelmäßig ins Unterforum "Eigene Texte" und genauso regelmäßig verlasse ich neue Threads wieder, bevor ich den geposteten Text überhaupt zu Ende gelesen habe - einfach, weil der Umgang mit der Sprache so schlampig und ungekonnt ist, daß da m.E. überhaupt kein guter Text bei rauskommen kann. Insofern würde ich es durchaus begrüßen, wenn sich gerade im Amateurbereich einige Leute auch mal gründlicher mit der Sprache, in der sie schreiben, und deren Möglichkeiten beschäftigen würden.
 
Der von mir verlinkte und empfohlene geht nur wenig auf Inhaltliches ein

Ich finde, gerade am Inhalt kann man am besten behilflich sein, ohne die Sprache zu verbiegen.

und sehe auch nicht auf Anhieb, wie das zur Austauschbarkeit führen sollte

Naja, zB:

versucht eigentlich mehr, einem Handwerkszeug für den Umgang mit der Sprache und den Aufbau der Songtexte an die Hand zu geben.

Handwerk beinhaltet aber doch irgendeine wiederholbare, reproduzierbare Methode. Wenn ich als Maurer einen Lehrling ausbilde, werde ich die effektivste Art, mit dem Hammer umzugehen, an ihn weitergeben.

bevor ich den geposteten Text überhaupt zu Ende gelesen habe - einfach, weil der Umgang mit der Sprache so schlampig und ungekonnt ist, daß da m.E. überhaupt kein guter Text bei rauskommen kann.

Das wiederum kann ich gut nachvollziehbaren. Allerdings braucht es da meist eher einen Deutschkurs als einen Songwriting-Workshops.


Naja - ist ja auch egal. Ich wollte nur kundtun, dass man in unserer Workshop-, Seminar- und Coachinggesellschaft ruhig auch mal wieder mehr die eigene Intuition und Sinne trainieren könnte. Im Grunde findet man alles, was man braucht, überall - wenn auch ungeordnet. Viele müssen nur lernen, die Antennen dafür zu entwickeln und die Eindrücke zu ordnen. Da wird sich zuviel auf andere verlassen.
 
Ich finde, gerade am Inhalt kann man am besten behilflich sein, ohne die Sprache zu verbiegen.

Das ist sicher nicht falsch, erfordert aber m.E. ein gezieltes Eingehen auf einen bereits vorhandenen Inhalt. Und das kann ein (vorgefertigter Internet-)Workshop sicher nicht leisten.

Wenn ich als Maurer einen Lehrling ausbilde, werde ich die effektivste Art, mit dem Hammer umzugehen, an ihn weitergeben.

Bestimmt, ja. Da sehe ich aber nichts Schlechtes dran. Es muß ja nicht jeder neue Maurer erst mal mit leeren Händen im Steinbruch anfangen und sich ohne Hilfestellung bis zur Erfindung des Hammers vorarbeiten.

Dürer z.B. hat den Holzschnitt revolutioniert - dabei hat er mit Sicherheit Techniken angewandt, die er in der Goldschmiedausbildung bei seinem Vater erlernt hat. Was der Maurerlehrling mit dem Hammer macht, bleibt also ihm überlassen - er wird ihn aber zumindest nicht mehr am falschen Ende anfassen.

Was Dein Fazit angeht: Da bin ich hin- und hergerissen. Möglicherweise kommt das auch darauf an, ob man Workshops oder ähnliches als Hilfestellung beim oder als Ersatz für das Entwickeln der Antennen und Ordnen der Eindrücke begreift und nutzt.
 
Dürer z.B. hat den Holzschnitt revolutioniert - dabei hat er mit Sicherheit Techniken angewandt, die er in der Goldschmiedausbildung bei seinem Vater erlernt hat.

Dürer, Mozart, usw - die würde ich nicht jetzt in einen Topf mit einem Popsongtexter schmeißen. Dass jeder Künstler - egal, ob durchschnittlich begabt oder genial, sein Handwerk bzw seine Kunst früher erlernt haben musste, steht außer Frage.

Ich habe die Popkultur aber immer als Alternative zur akademischen Kunst gesehen - wenn nicht sogar als Auflehnung dagegen. Und das hat sich halt erledigt.

Aber ich wiederhole mich. Daher halte ich jetzt den Mund bzw die Finger still und geh in die Sonne, solange sie noch scheint. ;)
 
Und das hat sich halt erledigt.

Ganz so düster würde ich das jetzt nicht sehen. :) Aber ich verstehe, was Du meinst - und glaube, unsere Ansichten sind gar nicht so weit auseinander, wie sich das hier vielleicht anliest. Ich bin auch kein Freund von Texten, denen man ihre Herkunft aus dem VHS-Kurs kreatives Schreiben meilenweit gegen den Wind anmerkt. Aber ein bißchen Hilfestellung nehme ich ab und zu gerne an.

Viel Spaß in der Sonne! :cool: Hier scheint sie schon nicht mehr... :-(
 

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